An Herrn Geheimen Rath Buchholz an seinem Geburthstage (Den 30ten des Heumonats 1761.) O Freund! dem Kinde des Fürsten, In Gold und Purpur gehüllt, Ist nicht der Donner vernehmlich, Der von den Wällen herab Mit frölich brüllender Stimme Sagt, daß dem Volke sein Heyl Gebohren worden. Tief schlummert Der kleine sterbliche Gott; Sieht nicht an stolzen Pallästen Die flammigten Freuden, die hoch In Myriaden von Lampen, Ihm brennen und seiner Geburt! Er liegt – ein künftiger Herrscher; Kennt nicht die glänzende Last, Und das Gefolge der Sorgen, An Cron und Scepter geknüpft! Von ihm erwarten die Länder Glückseligkeiten und Schutz. Sein warten Arbeit und Unlust Und der unseelige Krieg! Er wächst dem Ruder entgegen Tritt an die Spitze des Staats. Von ihm entfliehen die Freuden Ihm fehlt die nächtliche Ruh! Auf seine wandelnde Tritte Sehn tausend, spähen ihn aus. Ihn loben einzelne Weisen, Und eine thörigte Welt Weiß Fehler, tadelt den Herrscher Der auf erhabenem Sitz Noch nicht ein Engel geworden! Ach! immer bleibt er ein Mensch! Wir alle kommen zur Mühe, Ins flüchtge Leben herab. Weit von dem Sitze der Fürsten Bringt neue Plagen der Tag. Du auch vom Weibe gebohren, Die nicht unedel, und nie Stolz, hochgebiethend gewesen, Du kamst zu Sorgen und Last! Zwar herrschte goldener Friede Als du die Sonne gegrüßt! Der Landmann säete mit Hoffnung, Und mähete Weitzen für sich. Der Hof verblendete Fremde, Und in dem Schoosse der Ruh Versteckten Juwelen den König Und seinen müßigen Rath! Du kamst dem grösseren Enkel Zum Dienst – ein werdender Mensch, Bestimmt zu wichtigern Lasten Als nie dein Vater sie trug! Fünfmahl schon haben am Stocke Dem Wintzer Trauben gereift, Seitdem des Vaterlands Thräne Die Rückkunft Friedrichs begehrt. Ihn ruft der sprechende Canzler, Und der einstimmige Mund Der Senatoren. Ihn fodert Dein Herz stillseufzend zurück. Er kömmt, wenn unter der Decke Von weissem flockigtem Schnee, Sich eine künftige Erndte In jungen Saaten verbirgt. Vermehrt sind seine Provinzen; Das ferne Indien wünscht Ihm Glück, und theure Geschenke Bringt der sich bückende Mohr! Ja, Freund! dann sitzest du näher An dem erhabnerem Thron, Greifst hoch ans Ruder. O! zähle Der häuslichen Freuden dann mehr. Mit frommem Stolze des Ahnherrn Frohlächelnd, siehe umher Auf Kinder deiner Erzeugten; Und alle ahmen dir nach!