An Palemon, zu seinem Geburtstage 1762. O du! den die Natur zusammen setzte Von Zärtlichkeit und von Verstand Dir lächle dieser Tag, der vormahls sich ergötzte Als er dich anzublicken fand. Er kommt geschmückt mit goldnem Sonnenkleide, Ist lauter Blumen-Cranz, und sieht Dein Antlitz weggewandt von einer Welt voll Freude Und fragt dich, wo dein Frühling blüht? Dort an der Spree, wo sanft getriebne Wellen Still und verschwiegen sind wie du Blüht jugendlich dein Lenz und volle Rosen schwellen Auf Lippen deinen Wünschen zu. Dort wandelt sie, zu der du hingerissen Von ewig starken Banden flogst, Und alle die das Herz sonst auszuforschen wissen Mit unbeflammtem Blick belogst. Die Liebe saß verdeckt in deiner Seele, Und, Freund! bey ihr beschwör ich dich Wie man Empfindungen tief in der Brust verheele Dies nachzuahmen, lehre mich! Auch lehr ein Gott mich deine Liebe singen Wenn Mond und Sterne niedersehn, Wenn Hymen über dir wird seine Fackel schwingen, Und Abend-Lüfte Kühlung wehn.