Feuer-Idylle 1 Wild hallt der Schrei der Glocken durch die Nacht, Und Schüsse dröhnen von des Berges Wacht; In allen Gassen tönt's: es brennt! es brennt! Und jeder angstvoll an sein Fenster rennt. Der erste Blick: Ist es in unserm Haus? Der zweite mindert schon den Schreck und Graus, Wenn weit, o weit die wunderschöne Glut Behaglich dort am fernen Himmel ruht! Nun strömt der Neugier Bächlein ungehemmt, Und ungewaschen wohl und ungekämmt, Der ohne Strümpfe, jener ohne Schuh', Läuft alles nun dem seltnen Schauspiel zu. Und manchem ehrlichen Philister bangt, Es könnte enden, eh er angelangt; Auch der Poet, er watschelt mit hinaus Und sendet seinen Kennerblick voraus. Da wallt vom Berg mit ungebrochnem Lauf Die eine Flamme hell zum Himmel auf; Von Feuerlilien ein gewalt'ger Strauß: So blüht und sprüht das alte Bauernhaus. Es ist die allerschönste Maiennacht; Von Gold durchwirkt, tiefblau der Himmel lacht. Eng zwischen Gärten voller Frühlingsflor Klimmt der Poet zur Feuerstätt empor. Da sitzt der helle Geist auf seinem Raub Und macht den morschen Kram zu Asch und Staub; Umsonst belästigt ihn der Menschenschwarm, Er wehrt ihn ruhig ab mit glühem Arm. Es brennt der Hof dem reichen Bauersmann, Der nie genug sehn und erhalten kann; Längst hat der Sohn ein neues Haus begehrt, Wogegen sich der Alte stets gewehrt. Nun steht er da und schlottert jämmerlich, Weiß nicht zu raten noch zu helfen sich; Doch alle sind in guter Sicherheit, Kein Nachbarhaus gefährdet weit und breit. Drum laßt uns keck ein wenig näher gehn, Die heiße Wirtschaft besser zu besehn, Zu lesen in des Feuers Angesicht Und was es heimlich mit den Sternen spricht!