Klage der Magd Nun ist der Lenz gekommen, Nun blühen alle Wiesen, Nun herrschen Glanz und Freude Auf Erden weit und breit; Nur meine böse Herrin, Sie keift und zetert immer Noch wie in der betrübten Und kalten Winterzeit! Wenn ich am frühen Morgen Mit aufgewachtem Herzen Im Garten grab und singe, Die Welt mir freundlich blickt, Wirft sie mir aus dem Fenster Die ungefügen Worte, Daß rasch in meiner Kehle Das kleine Lied erstickt. Und wenn mein Vielgeliebter Am Hag vorüberwandelt Und ein paar warme Blicke Mir in die Seele warf, Höhnt sie am Mittagsmahle, Daß ich am untern Ende Das Auge nicht erheben Und mich nicht rühren darf, Daß hungernd ich, mit Tränen, Das Essen stehenlassen Und mich hinweg muß wenden Voll Scham und voll Verdruß Und weinend im Verborgnen Die Rinde harten Brotes Mit all den harten Reden Hinunterwürgen muß. Sogar wenn ich am Sonntag Will in die Kirche gehen Und mir ein armes Bändchen Am Hals nicht übel steht, Vergiftet sie mir neidisch Mit ungerechtem Tadel Die wochenmüde Seele, Das tröstliche Gebet. Mag selber sie nur beten, Daß ihre eignen Kinder Nicht einmal dienen müssen, Wenn ihr das Glück entschwand Und sie als arme Mutter Wird um die Häuser schleichen, Wo jene sind geschlagen Von böser Herrenhand!