Zur Erntezeit 1 Das ist die üppige Sommerzeit, Wo alles so schweigend blüht und glüht, Des Juli stolzierende Herrlichkeit Langsam das schimmernde Land durchzieht. Ich hör ein heimliches Dröhnen gehn Fern in des Gebirges dämmerndem Blau; Die Schnitter so stumm an der Arbeit stehn, Sie schneiden die Sorge auf brennender Au. Sie sehnen sich nach Gewitternacht, Nach Sturm und Regen und Donnerschlag, Nach einer wogenden Freiheitsschlacht Und einem entscheidenden Völkertag! 2 Es deckt der weiche Buchenschlag Gleich einem grünen Samtgewand, So weit mein Auge reichen mag, Das hügelübergoßne Land. Und sachte streicht darüber hin Mit linder Hand ein leiser West, Der Himmel hoch mit stillem Glühn Sein blaues Aug drauf ruhen läßt. Mir ist, ich trag ein grünes Kleid Von Sammet, und die weiche Hand Von einer schweigsam holden Maid Streicht es mit ordnendem Verstand. Wie sie so freundlich sich bemüht, Duld ich die leichte Unruh gern, Indes sie mir ins Auge sieht Mit ihres Auges blauem Stern. Uns beiden ist, dem Land und mir, So innerlich, von Grund aus, wohl – Doch schau, was geht im Feldweg hier, Den Blick so scheu, die Wange hohl? Ein Heimatloser sputet sich Waldeinwärts durch den grünen Plan – Das Menschenelend krabbelt mich Wie eine schwarze Wolfsspinn' an!