Tafelgüter Herr Stoßenwolf von Gevaudan, Der Bischof, sitzt bei Tische; Er bietet seinen Gästen an Die allerschönsten Fische. Das Haupt des Ebers stellt sich dar, Untadelig geraten; Dann aber folgen, Paar auf Paar, Absonderliche Braten. Zwei Hasen kommen ohne Kopf Auf Silber angefahren, Marmotten sind im güldnen Topf, Doch schwanzlos zu gewahren. Dem Birkhuhn fehlt ein Flügel hier, Ein Schenkel dort dem Hahne: Mit arg zerzauster Federzier Schaun traurig die Fasane. Dem jungen Reh ist das Genick Verdreht und ganz zerschmissen Und, wie mit Klaun, ein gutes Stück Vom Ziemer weggerissen. Doch alles ist mit feiner Kunst Bereitet nach der Sitte; Der König Heinrich schlürft den Dunst, Vom Frankenreich der Dritte. Er schlürft und ißt sich schweigend satt; Doch als er nun gegessen, Ruft er: »Ich glaub, der Teufel hat Vor uns zu Tisch gesessen!« Der Bischof lacht: »Vergebung, Sire! So schlimm ist's nicht beschaffen! Nur meine Jäger naschen mir Von allem, was sie raffen! Die Adler sind's im Bergrevier; An jenen Felsenkronen Hängt Horst an Horst, wo dienstbar mir Die wilden Vögel wohnen. Bei jedem Nest klebt an der Wand In Ritzen still ein Bauer, Mit einem Knüppel in der Hand, Und hält sich auf der Lauer. Ist dann das Wildbret eingetan Vom alten Adlerpaare, So macht sich jener flugs daran, Sobald nur fort die Aare. Er kapert von dem blut'gen Stein Das Beste mir zuhanden; Zuweilen fällt ein Bäuerlein Sich freilich auch zuschanden. Damit die Brut nicht flügge wird, Schließt man sie fest am Felsen, Bis sich ein neu Geschlecht gebiert Mit nackten Hungerhälsen Und rastlos fliegen ab und zu Die Alten um die Nahrung. So üben wir in aller Ruh Des Nutzens kluge Wahrung.« Da schreit der König Sausewind Und schlägt sich an die Hüften: »Hie zeigt es sich, was Pfaffen sind! Wir schinden nur das Menschenkind, Doch sie den Aar in Lüften!«