Der Narr des Grafen von Zimmern Was rollt so zierlich, klingt so lieb Treppauf und -ab im Schloß? Das ist des Grafen Zeitvertrieb Und stündlicher Genoß: Sein Narr, annoch ein halbes Kind Und rosiges Gesellchen, So leicht und luftig wie der Wind, Und trägt den Kopf voll Schellchen. Noch ohne Arg, wie ohne Bart, An Possen reich genug, Ist doch der Fant von guter Art Und in der Torheit klug; Und was vergecken und verdrehn Die zappeligen Hände, Gerät ihm oft wie aus Versehn Zuletzt zum guten Ende. Der Graf mit seinem Hofgesind Weilt in der Burgkapell, Da ist, wie schon das Amt beginnt, Kein Ministrant zur Stell; Rasch nimmt der Pfaff den Narrn beim Ohr Und zieht ihn zum Altare; Der Knabe sieht sich fleißig vor, Daß er nach Bräuchen fahre. Und gut, als wär er's längst gewohnt, Bedient er den Kaplan; Doch wenn's die Müh am besten lohnt, Bricht oft der Unstern an: Denn als die heil'ge Hostia Vom Priester wird erhoben, O Schreck! so ist kein Glöcklein da, Den süßen Gott zu loben! Ein Weilchen bleibt es totenstill; Erbleichend lauscht der Graf, Der gleich ein Unheil ahnen will, Das ihn vom Himmel traf. Doch schon hat sich der Narr bedacht, Den Handel zu versöhnen: Die Kappe schüttelt er mit Macht, Daß alle Glöcklein tönen! Da strahlt von dem Ciborium Ein goldnes Leuchten aus; Es glänzt und duftet um und um Im kleinen Gotteshaus, Wie wenn des Himmels Majestät In frischen Veilchen läge: Der Herr, der durch die Wandlung geht – Er lächelt auf dem Wege!«