Geistergruß Ich sah ein holdes Weib im Traum Auf rotem Laube sitzen Wohl unter einem bereiften Baum, Der tät wie Silber blitzen. Er blitzte wie Silber und Kristall In lieblicher Wintersonne; Leis rauscht' der Wind, wie Demantenfall Perlt's von des Baumes Krone. Und auch der Schönen wallendes Haar Sah weiß wie Schnee ich prangen; Denn ach, wie manches liebe Jahr Ist schon ins Land gegangen! Doch blühte noch ihr Antlitz fein Gleich weißen Rosenauen, Im Aug der alte Sternenschein Und rot der Mund zu schauen. »Wo kommst du her, wo gehst du hin?« Sprach ich mit sanftem Beben; »Bist selig? Bist du Büßerin? Wo lebst du nun dein Leben?« Sie lächelte mild am selben Ort, Auch hab ich sie nicken sehen; Sie sprach ein halb gehauchtes Wort, Das konnt ich nicht verstehen. Des Reifes Flocken fing sie dann, Die fallenden, unverdrossen Und bot mir die Juwelen an, Die auf der Hand zerflossen. Drauf stieg der Nebel aus dem Tal, Empor aus Fluß und Weihern, Verhängend rasch des Waldes Saal Mit seinen dichten Schleiern. Ich sah sie zwischen die Bäume hinein Tief in den Schatten gehen Und ihres Haares Silberschein In Düsternis verwehen. Noch hat es hier, noch hat es dort Wie Augenglanz gefunkelt; Zuletzt war die Erscheinung fort Und auch der Traum verdunkelt.