Untergehende Liebe Abend war's, ich stand am Ufer, Wo die Wellen freudig rauschten Und, vom Süden her gewaltig Hergeeilt, am Strand erschäumten. Violett war ihr Gewand, Doch sie trugen rote Kronen, Die von Haupt zu Haupt sie warfen, Klangvoll ineinanderfließend. Durch der Wolken wildes Jagen, Einsam, sah der Abendstern, Glänzend, wie der Schönheit Auge, Groß erglühend, wie die Sehnsucht. Und ich sagte zu den Wellen: »Noch so laut und fleißig seid ihr? Doch ich seh nicht, was ihr schaffet, Denn kein Segel ist zu finden, Weil es Nacht wird und die müde Sorgenvolle Woche hingeht!« Und sie riefen laut erbrausend: »Feierabend ist's, wir tanzen Eben noch für uns ein Tänzchen! Wie der Hirt den Schnitterinnen Abendlich den Reigen bläset, Also spielt der wilde Bruder Uns, der heiße Föhn, zum Tanze, Und er darf uns alle küssen! In der Freiheit, in der Freude Schlagen wir für uns ein Stündchen! Wollt ein Schiff uns jetzt befahren, Müßt es untergehn und brechen! Und wir raten dir nicht minder: Freiheit gib auch du den Wellen Deines Blutes einmal wieder, Laß das Schifflein untergehen Mit dem schweren goldnen Bilde, Mit der ungeschlachten Schiff'rin, Die dein wogend Herz befährt Schon so lang und es bedrückt! Laß die Furcht und laß die Hoffnung In empörter Flut versinken Und erfreue dich der Freiheit!« Ach! die allzutreuen Wellen Meines unterjochten Blutes Wollen es nicht sinken lassen; Immer taucht empor es wieder, Triumphierend fährt's empor, Schiff und Bild, ach, Schiff und Götzin! Einzig hilft, es rasch entheben Und es in der Luft erwürgen! Also tat ich in der Nacht, Still in einer Frühlingsnacht. Einen schwachen Seufzer hört ich, Deutlich, wie aus weiter Ferne; Denn von den Betörten endlich Auch einmal vergessen werden Tut den Vielgeliebten weh, Und sie fühlen's in der Ferne.