Has von Überlingen Es war der Has von Überlingen, Der scheut' den Märzen wie den Tod; Denn in die Glieder fühlt' er dringen Mit ihm des Alters leise Not. Wann nun die Morgenlüfte wehten Nach letzten Hornungs Mitternacht, Sah man ihn vor die Türe treten Wie einen Krieger auf die Wacht. Den Krebs geschnallt um Brust und Rücken, Auf grauem Kopf den Eisenhut, Umschient die Glieder ohne Lücken: Das schien ihm für den Märzen gut! Den langen Degen an der Seite, Die Halmbart in beschuhter Hand, Erwartet' er den Feind zum Streite, Bis sich erhellten See und Land. »Hei, falscher Mars! willst du es wagen? Dir sag ich ab und biete dir, Auf Hieb und Stoß gerecht zu schlagen Ums teure Leben, jetzt und hier! Willst du an Herz und Mark mir greifen, Du Tückebold, so komm heran! Ich lehre dich ein Liedlein pfeifen, Du findest einen Martismann!« Fuhr dann dem Alten rauh entgegen Ein Staubgewölk im Sonnenschein, Ein Schauer auch von Schnee und Regen, So hieb und stach er mächtig drein. Denn in dem Duste sah er drohen Den Gegner mit gezücktem Speer; Drum schlug er, bis der Spuk entflohen, Und blickte siegreich um sich her. Ein Trunk von goldnem Rebenblute Erquickt' ihn nach bestandnem Streit, Und er genoß mit frohem Mute Des Frühlings neue Herrlichkeit. So ging es denn nach seinem Willen; Er schlug den Märzen Jahr um Jahr, Bis einst am ersten Tag Aprillen Sein tapfres Herz gebrochen war.