2 An einen Freund Du, der so lang im Herzen mich geborgen Mit allen meinen grämlichen Gebrechen, Mit meinen hastig immer neuen Schwächen, Mit allen meinen wunderlichen Sorgen; Die Hand verzeihend botest jeden Morgen, Wenn ich die Nacht vorher mit blindem Stechen, Mit ungerechtem, vorwurfsvollem Sprechen Dir schnitt ins Herz, so treu und unverborgen: Nicht um zu spähn nach Tadel oder Lobe, Will ich dir diese Lieder übersenden, Die zagend unter meiner Hand verblassen! Nein, nur zur letzten, schweren Freundesprobe: Ich muß mich gegen deinen Glauben wenden – Wirst du mich darum endlich doch verlassen?