Weisheit des Winters Strenger Winter! kalter Weiser! schonest weder Kraut noch Gras! Was du nur berührst, du Frost'ger! wandelst du in starres Glas. Bunte Blüten, grüne Blätter, die der milde Sommer gab, Schlägst du, weil du's nicht geboren, mit den harten Fäusten ab, Rufest stolz: »Ich hab' dem Flusse klar geführet den Beweis, Daß er gar zu wäßrig fließe, daß er werden soll zu Eis. Nachtigall, dem läpp'schen Vogel, der naiv-dumm sang bei Nacht, Rief ich zu: Du Abgeschmackter! hab' zum Schweigen ihn gebracht. Auch der Lerche, die durchs Fliegen himmelhoch das Fleisch verlor, Sagt' ich kalt: Laß deinen Wahnwitz! und sie kommt nicht mehr hervor. Und der Sonne, die getrieben tolles Wesen mannigfalt, Sah ich streng nur ins Gesichte, und sie ward verständig kalt, Läßt nicht mehr den Regenbogen, den phantastischen, erglühn: Denn ich hab' ihr klar bewiesen, daß der ohne Zweck und Sinn. Auch dem Donner in den Wolken sagt' ich ohne alle Scheu: (Und er schweigt) – daß er nichts anders als ein kind'sches Spucken sei. Also kam durch mein Bestreben in die Welt nun Zeit und Maß, Ha! beim alten tollen Leben wär' sie bald erstickt in Gras.« Strenger Winter! Rezensente! mache dich nicht allzu weiß! Sieh! auch dir wird einstens brechen in der Brust das harte Eis! Fluß wird fließen, Vogel singen, Sonne warm und segnend sein, Luft wird regnen, Donner rollen, aber du wirst nimmer schrein.