An Lichtenthal Auf dem Cäcilienberge. 1846. Und wieder hier! – Ist es zum letztenmal? Der kranken Augen bald erloschner Strahl Sieht kaum noch deinen blauen Himmel blinken, O du mir einst so licht gewesnes Tal. So laß nur, um zu stillen meine Qual, Mich in die Waldnacht deiner Berge sinken! Als ich mich so von Haus und Menschen stahl Hin, wo aus deines frommen Klosters Hallen Gesänge auf zur nahen Waldnacht schallen, Mit meinem Kummer hier allein zu wallen, Geschah's, daß plötzlich hell mein Auge sah. Und sieh! ein lichtes Wesen stand mir nah, Das sprach, wie einer Harfe leis Verhallen: »Ich bin, laß dir mein tröstend Wort gefallen, Des Berges Heilige – Cäcilia. Kleinmütiger! verzweifle länger nicht! Geht dir das äußere Auge auch verloren, Der Sänger ist zum innern Schaun geboren – Die Klänge der Natur – auch sie sind Licht. Die Quellen rauschen und die Vögel singen, Ton aus Metallen und aus Steinen bricht, In Farb' und Bildern wird dein Geist ihn bringen!« Die Heilige verschwand; melodisch Klingen Von Bäumen, Quellen, Vögeln hob mit Macht Das Herze mir, ich stieg zu Tal, das lacht Wie ehmals freundlich mir im Sonnenstrahl. Ja, laß auf deine Matten sanft mich sinken, Einatmen tief, aus mächtigem Pokal Von Morgen- und von Abendgold, mein Tal! Den Heilborn deiner milden Luft zu trinken.