Mythen Ibykos Ich hasse das Weib. Sie hat die Erdkugel auseinandergerissen in zwei Brüste, Zwei Hälften, die kein Töpfer mehr zusammenkittet. Ihre Haare sind schlammiges Moos Aus dem Teiche der Trübsal. Ihr Ruf ist der Ruf der brünstigen Unke. Ihre Beine stahl sie der Gazelle, Ihren Schoss einer fleischfressenden Pflanze, Ihre Ohren der Spitzmaus. Ihre Augen dem Maulwurf, als er schlief. – Ibykos bin ich aus Rhegium, Wohl erfahren in sanftem und wildem Melos. Polykrates dem Tyrannen Sang ich die Liebe der delphischen Knaben, Und Samos lächelte meinem Gesang. Der Helden gedacht ich In chorischen Liedern, Enkomien sann ich Und Hyporchemen dem Apoll Und zur Kythara und Flöte Die heiligen Nomen. Eros Der Kypria hitziger Sohn Hat mein Herz verwundet. Es rinnt das Blut Und tränkt die Frühlingserde Und düngt die Sommererde, Dass reicher reife Der kydonische Apfelbaum, Um den die feldblumenduftenden Dryaden spielen Und die bocksgerüchigen Satyrn. O komm, Knabe, Dem der Flaum die Oberlippe noch nicht verunziert, Springe, Du thrakisches Füllen! Auf deiner nackten braunen Haut Spiegelt sich lüstern die Sonne. Der Wind wühlt in deinem Gelock. Dem matt ins Gras Sinkenden Öffnet die Erde den jungfräulichen Schoss. Du liebst sie. Dein Same befruchtet sie, Und eure Kinder werden die Welt beherrschen.