Die Braut Unberufen zum Scherz, welcher im Liede lacht, Nicht gewöhnet zu sehn Knidia's Götterchen, Wollt' ich Lieder, wie Schmidt singt, Lieder singen, wie Hagedorn. Schon glitt, zärtliche Braut, meine verlorne Hand Nach Anakreons Spiel, rann es, wie Silberton Durch die Saiten herunter, Vom hinfliegenden blonden Haar; Von dem Kuss, der gerauht, halb nur empfunden wird, Von der süsseren Lust eines gegebenen; Von dem frohen Gelispel Unter Freunden und Freundinnen, Wenn die schnellre Musik in die Versamlung sich Ungestümer ergiesst, Flügel der Tänzer hat, Und das wildere Mädchen Feuervoller vorüberrauscht; Von der bebenden Brust, welche sich sanft erhebt, Nicht gesehen, will seyn, aber gesehen wird: Und von allem, was sonst noch Durch die Lieder zur Freude lockt. Doch mit Blicken voll Ernst winket Urania, Meine Muse, mir zu, gleich der unsterblichen, Tiefer denkenden Singer, Oder, göttliche Fanny, dir! Singe, sprach sie zu mir, was die Natur dich lehrt! Jene Lieder hat dich nicht die Natur gelehrt; Aber Freundschaft, und Tugend Sollten deine Gesänge seyn! Also sprach sie, und stieg zu dem Olymp empor. Aber darf auch ihr Ernst, bey dem Geräusch der Lust, Bey den blühenden Minen, Leises Trittes vorübergehn? Ja! du hörest mich, Braut, und dein gebildet Herz Mischt zur Freude den Ernst, fühlt so die Freude mehr! Du verkennest das Lächeln In dem Auge der Tugend nicht! Wenn die Lippe nicht mehr blühet, die Wange nicht, Wenn der sterbende Blick sich in die Nacht verliert, Wenn wir unsrer Verlangen Thorheit weis' und verachtend sehn; Wenn, wo sonst uns der Lenz auch zu der Blume rief, Da, bey unserem Grab' Enkel und Enkelin, Uns vergessend, sich lieben: Dann ist, Freundin, die Tugend noch! Jene Tugend, die du kennst, und bescheiden thust, Die den, welchen du liebst, neben dir glücklich macht, Die dem Auge der Mutter Heimlich Thränen der Freud' entlockt.