Delphi Schöne des Mays begeisterte sie, in des Griechen Tage zurück sich zu dichten; und ihr Spiel war Manches jener Olympiaden, Welches verschwand, und noch ist! Manches, was Freud' in Tempe einst war, was in Elis Palmen erwarb durch den Wettlauf und durch Lieder: Hergang auch aus Homers Gesängen Zauberten sie bis zu sich. Jetzo umgab sie heiliges Graun in dem Tempel Delphi. Da sass auf dem Dreyfus, von des Lorbers Opferdufte bewölkt, die schöne Priesterin, sträubendes Haars, Feurig den Blick; und Antwort erscholl dem Befrager. Aber nun hob sie mit Eil sich von dem Dreyfuss. Komt, ihr sehet ihn leer, und jetzo Fraget die Priesterin euch! »Gehen wir nicht vielwegig zurück? und wie lange Dauret es noch, dass, verwildert in der Irre, Wir uns lächeln? dass wir den Krebsgang Träumen zu Geniusflug? Werden wir nicht noch kennen die weise Vollendung Griechischer Kunst? und den Ausschmuck in der neuern? Nie gewahren, wie hoch der Wage Vollere Schale sich hebt? Sondern noch einst vom Schönen die Art, des Bewunderns Müde, was all vor Bezaubrung in der Art sey? Schönheit giebt das Gesetz! zu Ausart, Wenn sie nicht huldigt, wird Art. Wenn er verkent den Lorber, der mehr dem Dictator War, wie Triumph; wird zur, Ahndung ihm nicht Scham glühn? Denn wen nant' ich! so gross war Zesar, Dass er nur Brutus nicht glich! Sehn wir nicht einst, wo gleichen sich darf, wer nur nachahmt, Gar die Gestalt von dem Urbild noch verwahrlost, Der dem Griechen, da sey die vollste Bühne der Lächerlichkeit? Sehen noch einst, wo gleichen sich darf, wer nur lernet, Gar den Erguss des Erfinders noch mit Schlamm trübt', s' Kind dem Manne, da rag's von hohen Ohren, nicht leerer, hervor? Wird sich der Schwatz nie enden, der Philosophie heisst? Werden dafür die Ergründung, wo nicht Abgrund Ist, Stillschweigen an ihm das Haupt nie Heben, und herschende seyn? Klimmen wir nie hinauf zu der Höh, wo nur wenig Wahres, hier Spross, da Beschatter, dem Orkan steht, Und wohin du dem dichtverwachsnen Wald' ohne Blut nicht entrinnst? Wenn sein Gesetz, sein Leben hinab vor dem Richtstuhl Herscher, er selbst durch ein neues noch verurtheilt; Ehrt' ihn da nicht zu spät die reinste Ehre der Obergewalt? Sank er nur hier? Noch wirket es fort; wird wie Waldbrand Lang' es noch glühn, das Verkennen, das Verspotten Seiner Deutschen, und ach des Glaubens? Zauderer gruben den Brand Lässiges Arms ab, lehnten sich oft auf den Spaden, Drangen nicht tief: und so kam's denn, und hinüber Leckt' es über den Kindergraben, Lodert' in andres Gebüsch. Sieht er so scharf, wie uns Neuern es gleisst, die erstaunten, Einen, wie ihn, auf dem Throne zu erblicken? Zeigt, wenn fester Entschluss das Herz ihm Stählet, der Stolz ihn entflamt, Tiefe diess auch des Denkens? diess etwa den Geist auch Dess, der nicht erbt die Beherschung, die schon da ist; Nein, Beherschung entwirft, ein Zesar, Wandelt in That den Entwurf? Oder gar dess, der denkender forscht, und nicht misstrent Gutes, und Geist? nicht um Land spielt mit des Bürgers Leben, da sich nicht thört, nicht wähnt, Ruhm Wasche vom Würfel das Blut? Ehre wüsch' ab das schreckliche Blut? Sie verewigt's! Und ist es dann, wenn das Heer halb ins Gefild strömt, Nur unschuldig? nicht auch, wenn Bäche Rinnen, das Fähndel nicht droht? Rannen nicht viel der Bäche, da sie, die Erobrung Raste? nicht mehr, da Erfolg war, was Erfolg seyn Musste, Krieg, der beynah stets trächtig, Schlacht dann, und Seuche dann warf? Lorber des Führers dorret nicht weg, wenn ein Krieg auch Vor dem Gericht der Aurele, sich zur Schmach, steht: Doch die strahlendste Feldherrngrösse Schaffet den Scheusal nicht um! Schön ist, und gut der Spruch des Gerichts der Aurele, Weise: Kein Krieg kann gerecht seyn, so den tiefen Grund legt ewiges Kriegs. Betüncht ihn, Gleisst ihn; er wird nicht gerecht! Gränzet es weit, das blutige Recht; nicht die Nothwehr Hab' es allein! die Veredlung des Jahrhunderts Sey euch Schwärmenden nichts, Throngottheit Alles; er wird nicht gerecht! Friede beascht jetzt schlummernde Glut: doch Erobrung Wird nicht verziehn! und so bald sich mit der Zeiten. Wechsel wirbelt ein Sturm; verfliegt die Asche, wird Flamme die Glut! Sah er vielleicht allein nicht vorher, was vor Aller Aug in der Fern unverhüllt lag, der Erobrung Jammererndte? nicht hundertfältig Sprossen Gebein aus Gebein? Himmel! er sah's, und that doch, er that, was Entsetzen Herschenden ist, die des Volkes, und die eigne Majestät nicht entweihn, er that es, Streute die schreckliche Saat! Tempe umrauscht sie wieder; doch geht die erhabne Priesterin, nur in der Reih mit, will des Tanzes Nicht, ist trübe, wiewohl den Flöten Echo gelehriger horcht; Frohes Gelüft die Staude beweht, und sein Leben Hauchet, was sprosst, und sein Leben, was der Blumen Kelche füllet; zuletzt entlasten Diese Gedanken ihr Herz: Feyert die Helden! Marmor und Erzt sey der Helden Ewiges Maal! nicht der Marmor, und das Erzt nicht, Mehr belohne, die Freude weine Denen, die Friedrich verzeihn! Ach aus dem Grabe kehr' ich zurück, und mit Goldschrift Schreib' ich ans Maal der Erhabnen ... Die Entzückung Irrt mich, sie haben kein Maal! ihr Lohn sind Thränen! ich weine sie mit! Aber erscheint auch einer, dem nicht die Verzeihung Selige Pflicht ist, vernim du der Aurele Zweyten Spruch: Wer erneut, dem fluche Selber der Siegende nach!