Das Gehör An Hegewisch, den Blinden. Es tagt nicht! Kein Laut schallt! Wer entschlöss sich schnell hier? wen erschreckte nicht Das Graunvolle der Wahl? Doch sie sey dein Schicksal; du erköhrst doch Blindheit? Des Gehörs Verlust Vereinsamt, und du lebst Mit den Menschen nicht mehr. Wenn du also kein Gott bist: so wählst du recht, Willst blind seyn, und entfliehst Den nur Sterblichen nicht. »Sehr ernst ist der Gedanke von dieser Wahl, Versenkt tief mich in Schmerz, In zu trübes Gefühl! Doch was Wahl? Es umringt schon den ahndenden, Schon wehdroht mir die Nacht!« Das Licht schwand: doch entbehrst du das freundliche Wort des Geliebten nicht; Nicht Stromfall, noch den Schlag Der geflüchteten Wolke, die donnernd sich wälzt, dass die Hütte bebt, (Ein Graun Zagenden nur) Und lautwirbelnd Sturmwind' an Felsenklüften herbrausen! nicht Waldgeräusch Von Mayluft, die dich labt; Noch das frohe Gesing am verhohlnen Nestbau; nicht den süssen Reiz Der Tonkunst; und gewann Die Dichtkunst dein Herz auch, nicht den Reihen, in welchem sie schwebt, nachdem Der Inhalt ihr gebeut: Entbehrst nicht die Bezaubrung, wenn beydo, darreichend die Schwesterband, Durch Eintracht sich erhöhn, Und gelehriges Ohres, entzückt, die Drommet' und das Horn vernimt Der Nachhall im Gebirg. Wer taub dann ihn gewahrt in der Freude, den Blinden, der trübt den Blick Vor Mitleid mit sich selbst. Und du möchtest das Wundergebäude, worin die geregte Luft Zum Laut wird, den du liebst, Wie gesunken dir denken, zerstöret, dass nun sich ihr Wallen dir Umsonst naht, und wie stumm Dir zerfliesst; ah zerstört Gehörgang, die erklingende Grotte, drin Den Ambos, und von ihr Zu dem Munde den Weg, und an ihrem Gewölbe die Fäserchen, Sie Aufhalt des Getöns, Dass es sanft sich verliere; die feineren Saiten, sie sind gestimt Dem Anwehn, das sie rührt; (Wie Windemen nicht allen gestimt) den Vorsaal, wo es netzend rint, Emporwallt, wie der Quell; Die gebogenen Röhren, der Schnecke Gewinde, die Scheidewand, Das ganze Labirinth?