Der Tod 1779. Kommst du bald, du dunkle ernste Stunde, Die zu meinen Vätern mich hinüber ruft? Hergesehnte, hergeweinte Stunde, Braut des langen Schlummers, und der engen Gruft? – Kommst du einst zu mir, du grause Stunde, Trost des Jammervollen, und des Christen Lust; Blutet mir die heiße Todeswunde Einstens aus der fliegenden gepreßten Brust – O wie wird sich dann der stolze Jüngling schmiegen, Alles Erdenwesens müd' und satt! O wie ruhig wird der wilde Schwärmer liegen, Wie ein abeschlachtet Lamm so matt! Seine Kraft wird sich zum Grabe neigen! Löwengrimmig wird des Mörders Wuth Sein Gebein zerbrechen, seinen Nacken beugen, Durstig saufen sein gegeißelt Blut! Um sein letztes todumduftet Lager Werden abgehärmt die Freunde stehn! Werden um ihn jammern: Bruder! Bruder! Bald laut heulen, bald in stummen Harm vergehn! Leiser wird sein Odem werden! Bleicher sein entstellt Gesicht – Sterben werd' ich, und im Schooß der Erden Ruhe finden, die mir hier gebricht! – Aber daß in jener grausen Stunde Mir nicht Kraft, im Kampf nicht Muth vergeh', Daß mich nicht die letzte heiße Stunde Allzu grimmig niederschmettere; Dazu hilf, Erbarmer! Hoch von oben Sende mir des Himmels Vorgefühl, Vorgeschmack der Seligkeiten droben, Und die Grabesruhe still und kühl! Fege ab von meiner Menschenseele Allen Sündenwust und Sündenweh, Daß ich frei von aller Erdenfehle Grad' hinauf zu meinem Vater geh'! Läutre mich, wie Gold im Feuertiegel! Würg' in mir die Schlange Sinnlichkeit! Ha! so flieg' ich mit Elias Flügel Durch den Orionendonner hoch hinauf zur Seligkeit!