Abschied von Wonna 1777. Du, o Theure meiner Seelen, Meine auserkorne Braut, Die nach so viel bitterm Quälen Mir die Liebe selbst vertraut; Die aus einer Welt von Schönen Sich mein Herze auserkor, Und die mir vor allen Söhnen Dieser Erde Treue schwor – Hier, ach! in der trauten Stunde, Wo ich Lieb' aus deinem Aug', Und aus deinem Honigmunde Paradieseswonne saug'; Wo an deiner Rosenwange Meine heiße Wange strebt, Und mit immer stärkerm Drange Meine Brust an deiner bebt; Wo dein Hauch mit leisem Fluge Mich umsäuselt, und mein Geist Sich bei jedem Odemzuge In den deinigen ergeußt. Hier, ach! in das Meer der Wonne Fleußt ein Tropfen Bitterkeit: Wie den Glanz der Mittagsonne Wolkendunkel überstreut. Dämm'rung sinkt vom Himmel nieder. Noch, du Liebe, bin ich hier. Zwar die Dämm'rung kommt wol wieder – Aber ich nur nicht mit ihr. Eh' noch mit der gold'nen Locke Eos durch die Himmel fährt, Stürmt die dunkle Abschiedsglocke, Stößt in meine Brust ein Schwert. Und das Seelenschwert im Busen, Muß ich deinem Aug' entfliehn, Darf nicht mehr an deinem Busen, Nicht an deinen Lippen glühn. Hin, wo Oceane stürmen, Wo sich hoch vom weißen Strand Ueberschnei'te Berge thürmen, Werd' ich einsam hingebannt. – – Aber stürmten gleich der Meere Zwanzig tausend vor mir hin; Riss' gleich eine ganze Sphäre Mich von dir, o Lieblinginn – Brüllt, ihr Meere, heult, ihr Winde; Meine Wonna liebt mich doch! Braus't herauf, des Abgrunds Schlünde, Meine Wonna lieb' ich doch. Ewig bleibt die Engelreine Meiner Seele angetraut. Ewig bleibet Wonna meine Auserkorne theure Braut.