Klage der Brüder am Rick um ihre scheidenden Freunde Barkow und Schimmelmann 1777. Da kommt er her in allen seinen Wehen, Der bange finst're Klagetag. Schon lange sah'n wir ihn – ein fernes Wetter – stehen, Und ahnten Blitz und Schlag. Und strömten Seufzer, daß sein Falkenflügel Gehemmt, und seiner Faust das Schwert Entrungen würd'! – Umsonst! Schon schwärzet Wald und Hügel Die Wolke, d'rinn er fährt. Sein Morgenroth ist trüb' und bleich gestaltet, Und seines Odems Frost verdirbt – Des Frühlings Erstgeburt, das Veilchen, halb entfaltet, Fühlt seinen Hauch und stirbt. Und gräbertrüb' – zween Sterne, von Gewittern Und Nebeln rund umdunkelt – stehn Die Jünglinge, die uns sein Kommen raubt, und zittern Vor seiner Flügel Wehn – – Was stehet ihr, ihr Jünglinge, und zittert, Daß ihr uns lassen sollt? – Verlaßt Uns nicht. Der Morgen weht so kalt. Die Eiche splittert, Von wildem Sturm gefaßt. Verlaßt uns nicht. Gedenkt der Maientage, Die ihr mit uns so froh genoßt. Sie fliehn. Ihr laut Gejauchz verwandelt sich in Klage, Und Jugendgluth in Frost. Gedenkt der Freuden, die im Jubelkreise Ihr öfters uns entgegen sangt, Wo ihr, entbrannten Aug's, nach echter deutscher Weise, Das volle Kelchglas schwangt. Gedenk', o goldgelockter Freund, der Wonne In deines Mädchens Minneblick – Wie Maienfrühroth sanft, wie Glanz der Sommersonne. Gebietend strahlt ihr Blick. Gedenk', o du, deß Geist mit Flammenblicke Der Wahrheit Heiligthum durchflog, Der Schätze, die du grubst, der Blumen, die am Ricke Dein Fleiß herauf erzog. Noch braus't, wie Bergstrom, der das Feld beschwemmet, So wild, so frei eu'r Herz dahin. Da, wo ihr hingeht, schnaubt die Sklaverey, und hemmet Des Jünglings stolzen Sinn. Verlaßt uns nicht! – Noch steht ihr bleich und trübe? Und klagt des Schicksals Steifsinn an, Klagt, daß sein Felsenwort euch von den Freunden triebe? – So gehet, gehet dann! Der sey nicht edel, sey nicht werth des Namens, Den eure Freundschaft ihm geschenkt, Der nicht mit Seelendrang und Wärme eures Namens, Ihr fernen Edlen, denkt! Der werde, wie er euch vergaß, vergessen, Der nicht mit klärerem Gesicht Im Freudenzirkel, wo auch ehmals ihr gesessen, Von euch mit Freuden spricht! Heut' aber klagen wir gerührt und bange Um euren Hinschied, schämen nicht Der Thränen uns. Denn – selbst des Helden braune Wange Entehrt die Thräne nicht! Ihr wandelt hin, und jedem eurer Tritte Strömt heiß ein Heer von Seufzern nach, Und wird zum Genius, und leitet eure Schritte Durch jeden Erdentag. Wir aber wandeln mit gesenktem Blicke An unsern Strand zurück, und Der Rauscht uns entgegen, klagt: »Der Herrlichen am Ricke, Sind Zweene weniger!!«