Die Sterne 1776. Hast du wol eh' die Sterne gesehn? – Ihr'r ist so wunder viel. Ihr Gesicht ist herrlich anzuschau'n, Auch gar zu herrlich und hehr! Ich bin manche liebe liebe Nacht Hinaus gegangen, und hab' Die große Gotteskraft beschau't In seinem Sterngebäu. Jetzt eben – es ist nach Mitternacht – Ich bin hinaus gewest, Zu denken an mein Mädchen daheim – Ich konnt' nicht denken dran. Ich mußte denken an Gott, den Herrn, Den Sternbaumeister so groß. Ich mußte knien, mußte heiß Anbeten den großen Mann. Du Großer – Großer – – Wie ist Dein Nam'? Er ist die Liebe. (Mir hat's Dein freundlicher Jünger Johannes gesagt; Den Jünger hab' ich lieb.) Du bist die Liebe – Du Liebesgott, Wie sing' ich Dir dann. Wie fleußt Mein Herz Dir aus, das voll ist, voll Von Deinem Sterngebäu? Die Nacht, die ist so klar. Es ist Der Himmel so blau. Der Mond Steht nicht daran. Das Blaue hindurch Blinkt mehr denn Mondenschein. Viel tausend tausend Sterne sind's, Die blitzen klein und groß Das schöne Dunkelblau hindurch – Das machte Gott, der Herr!! Ich steh' und schau' empor, und schau' Die Sternlein all'. Sie steh'n Da oben so die Kreuz und Quer, So wild und doch so wahr Und schön geordnet. – Fürwahr! Das muß Ein großer Meister seyn, Ein großer weiser Baumeister – Er hat's Auch gar zu herrlich gebau't. – – Dort steht ein Stern, ist groß und hell, Und brennt und leuchtet sehr – Hast du wol eh' den Stern geseh'n? Er ist so werth des Aug's. Dort, denk' ich, mag's wol seyn, wo nun, Wie mir Freund Asmus sagt, Rabbuni Jesus sein Wesen hat Mit seinen Jüngern all'. Rabbuni, Du großer Wundermann, Der Du den klaren Stern Dort hoch bewandelst, blick' auf mich Mit Deinen Jüngern all'. Blick' her, wie hier im bereiften Gras Ich niederknie vor Dir, Und bete: Du seyst, Wundermann, Dem Sternbaumeister so lieb! – Auch steht vom hellen Stern nicht weit Ein andrer Stern. Er sieht So trüb', so trüb'. Sein Antlitz ist So röthlich dunkel und doch Dabei so lieblich. Ich muß ihn stets Anseh'n mit leisem Schau'r. Denn sieh! mich ahnt's, als wandeln dort Die Lieben, die ich verlor! Der Lieben, die ich verloren hab', Der sind schon viel. Ich hatt' Eine Mutter sanft und liebevoll Und mild' und menschenhold. Die hatt' mich immer so lieb. Sie hat Zwölf Monden mich gesäugt An ihrer Brust, auf ihrem Schooß Vier Frühlinge geherzt. Vier Frühlinge waren um. Da starb Meine Mutter!! Sanft und süß Schläft nun im Tempel Gottes ihr Leib. Den klagend milden Geist, Den trugen weg vom Jammerthal, Wo stets ihr Auge geweint, Drei heil'ge Engel, sanft und schön, Zum trüblich milden Stern. Auch hab' ich eine Schwester gehabt. Sie war noch klein. Sie hat Mit ihrem dreijährigen blauen Aug' Die Sternlein selten geseh'n. Da kam ihr Engel schon. Er gewann Sie lieb, und nahm sie mit. Sie entschlief auf unsrer Mutter Schooß, Und schläft zur Rechten ihr. Auch die mich liebten, denen ich's Oft sagt': Ich bin dir gut, Auch derer sind viele todt, gewelkt In ihrem Morgenblühn!! – Doch getrost! sie wallen oben nun Im trüblich milden Stern, Und lächeln mir herab, sind mir Noch gut, und lieben mich! – – Ihr Lieben, gehabt euch wohl, bis ich Euch wieder seh'. Ich seh' Doch bald euch wieder? Mir wird die Zeit Hienieden schon zu lang!! Hienieden ist doch nicht Freud'. Es ist Nur Tand und Augenschein. Die ew'ge Freudensonne brennt Bei euch da oben. – So sprach Ich in dem Nachtspaziergang. Es schoß Nordaufwärts hell ein Schein, Weiß, strahlend, herrlich anzuschau'n, Mir ward so hehr. Mir ward, Als wär's Elias Wagen, als führ' Ich schon hinauf zu Dir, Du großer Rabbuni, als grüßt' ich euch, Ihr lieben Todten all'!