Der Jüngling von Nain 1787. Das Haupt gesenkt, die Wange lilienbleich, Saß Zidli staar und stumm. In halbverwehrter Töne Gewimmer trug man ihn, den Einzigen der Söhne, Ins freundenlose Todtenreich. Dumpf hallte noch der Träger letzter Tritt Der Mutter in das Ohr, und perlenhelle Thränen Entstürzten ihrem Aug'. »So – ewig du mein Sehnen,« Rief Zidli, »wallst du mit? Du wallest mit, und wie ein stablos Rohr Der Wüste beuget mich der Sturmwind grasser Schmerzen, Der Wandrer tritt auf mich mit mitleidlosem Herzen; Denn nimmer hebst du mich empor.« Sie sank zurück. Der Lippen Purpurroth Erblich. Ihr letzter Laut erstarb. Und düstres Schweigen Umhüllt sie, öde Ruh', und lebensmüdes Neigen Hinab in Nacht und Grab und Tod. Indessen war bei schwuler Sommerluft Der Feierleichenzug bis vor das Thor gekommen. Ein Chor von Jünglingen, von Jungfrau'n und von frommen Wallfahrern wallte mit zur Gruft. Hoch ragte sie in weißem Leichgewand Empor, den Schlaf umkränzt, die schöne Jünglingsleiche – Ich mag, ich mag nicht sehn der Wangen Schauerbleiche, Nicht sehn die lebenlose Hand. Und hold und hehr, von Jüngern rings umdrängt, Naht Jesus Christus sich voll Hoheit und voll Milde. Er sieht die Leiche, sieht die Mutter, hört das wilde Gejammer, das die Wolken sprengt. Sein göttlich Herz zerschmilzt. Sein nasser Blick Schau't flehend himmelan. Er heißt die Träger stehen, Und ruft den todten Funken aus der Himmel Höhen Aus seines Vaters Schooß' zurück. Der Funke kehret – glimmet – lodert – sieh! In helle Flammen auf – der Todte lebt! Ich sehe An seiner Mutter Hals ihn stürzen! – Wonne! Wehe! Schweig, Saitenspiel, du singst es nie! Die Schaaren staunen! starren! – Plötzlich stürmt Der Freude Donnerruf empor zum Himmelbogen. Der wilde Jubel ras't und braust, wie Meereswogen, Wenn sie die Kraft des Orkans thürmt.