Klage 1777. Du liebst mich nicht – O Gott, wie traf mein Herz mit schmetterndem Gewicht, Wie traf mit wilder Mörderkraft Die Zeitung mich: Verschmäht ist deine Leidenschaft! Unsäglich hab' ich dich geliebt – Mein Herz hat nah' und fern nach dir gestrebt, gesehnet, Mein Auge heimlich dir gethränet, Und jede Nerve sich nach dir gespannt, gedehnet – Fürwahr, ich hab' unsäglich dich geliebt. Noch jetzt sogar, Noch jetzt, zerreißt mein wundes Herz Die Leidenschaft um dich mit jedem Höllenschmerz, Und tausend Mahl hab' ich in schwarzen Stunden Verdammter Geister Qual um dich, um dich empfunden. Zwar hab' ich auch in stillern Augenblicken, Mit süßerm seeletrauerndem Entzücken, Um dich geweint!! Und sieh! Nicht ganz unselig ist der Mann, Deß Auge nur noch weinen kann! Doch ach! in wenigen Sekunden Ist diese Dämmerung aus meiner Seele schwunden, Und öd' und schwarz, Wie Gräber, stand vor mir der stumme große Schmerz, Und Eine lange Mitternacht Hab' ich um dich verwälzt, verseufzet und verwacht. Mit hellgeschliff'nem Feuerschein Lud oft mitleidig mich mein Stahl zum Tode ein. Gefaßt, geblößt, gezückt hab' ich ihn, doch sofort Gedacht' ich dein, und fuhr um dich zu leben fort! Denn wehe mir! Noch unzertrennlich hängt mein ganzes Herz an dir. Ich saug' aus deinen Blicken Den Tod! Ich schlinge mit rasendem Entzücken Den Gift von deiner Wangen Blumenroth. Du aber wandelst stolz und heiter Vor meiner Qual vorbei, und bist Erfreut ob meinem Schmerz, siehst ihn, und wandelst weiter, Zufrieden, daß mein Stolz herab erniedrigt ist – – Ich kann's nicht tragen – Mit wilden Schlägen Empört sich mein Herz. Ich kann's nicht fassen, Ich will dich hassen, Und meinen Schmerz. Noch Einen Tag, So will ich dir enteilen, Von deinen Pfeilen Verwund't und bis zum Tode schwach. Doch diese tiefen Wunden, ach! Wird keiner Ferne Kraft, kein fremder Boden heilen – – Es flieht, den Stahl im Busen, Das Reh den Platz, wo es der Pfeilschuß trifft. Es fliehet, blutet, rennt, trägt fort den Tod im Busen, Stürzt, blutet, ächzt und stirbt auf fremder Trift.