155. Ein anderes sehr zerlumpt aussehendes Erdmännlein siedelte sich in einem Schleifkotten an und schliff daselbst allnächtlich Meßer oder was gerade vorlag. Der Eigner des Kottens hatte es einst um Mitternacht belauert und sein Treiben entdeckt; da ihn der lumpigen Kleidung jammert, so läßt er einen hübschen grauen Anzug machen, hängt denselben in den Kotten und legt sich abermals zum Lauern auf den Balken. Um die zwölfte Stunde kommt der Kleine, findet und bewundert den Anzug. Als er sich darauf hineingekleidet und das Zeug trefflich paßend gefunden hat, tanzt er durch den Raum und ruft: »Hm, soll der Junker schleifen?« Bald nachher ist er abgezogen und hat sich nie wieder sehen laßen. Vgl. unten Nr. 161, 163, 164. Eine noch andere Faßung gibt Woeste in Wolf, Zeitschrift, I, 458. – Die Verscheuchung der Zwerge durch hingelegte Kleider und Schuhe ist ein ungemein häufig vorkommender Zug; vgl. Grimm, Mythologie, S. 453; und weitere Nachweise zu Nr. 161. Wie hier dient auch in Brotterode der Geist in einer Schleifmühle; Bechstein, Sagenbuch, Nr. 477, vgl. Nr. 867.