Versunkene Stadt bei Müsen. 174a. Mündlich. Beim Dorfe Müsen liegt eine klüftige Stätte oben auf dem Berge, die nennt man Almerich (Altenberg); dort soll vor alters eine Stadt dieses Namens gelegen haben, die durch die Gottlosigkeit ihrer Bewohner untergegangen ist. Denn durch die großen Silbermassen, welche man dort aus den Gruben geschafft, waren die Leute so reich und zugleich so übermüthig geworden, daß sie zuletzt sogar so weit gingen, aus Weckenteig Pflugräder zu machen oder ihren Kindern aller Art Spielwerk daraus zu bereiten und dergleichen mehr. Da kam eines Tags ein Vögelchen geflogen, das hub an zu sprechen und sagte ihnen, die Stadt werde untergehen, und da sie es in ihrem Uebermuth nicht glauben wollten, verkündete es ihnen, daß am andern Tage ein Wolf zusammen mit einer Schafheerde friedlich durch die Stadt ziehen werde. Aber sie waren zu verstockt und ließen sich selbst durch den Eintritt dieses Wahrzeichens nicht stören; da versank am nächsten Morgen die Stadt mit Mann und Maus in die Tiefe. Vgl. Baader, Badische Sagen, Nr. 72. Zu den Pflugrädern aus Weckenteig und dem Spielwerk vgl. Lyncker, Heßische Sagen, Nr. 252; Entweihung des Brots kommt als Grund des Untergangs auch vielfach in andern Sagen vor, so z.B. bei Baader, Badische Sagen, Nr. 48; Wolf, Zeitschrift, II, 345, Nr. 34; vgl. auch unten zu Nr. 333 b; eine Braut, die über Brotlaiber geht, um ihren Hochzeitstaat nicht zu beschmuzen, versinkt in die Erde; Baader, Nr. 66.