Joseph von Kurz Prinzessin Pumphia [Titel] Eine neue Tragœdie, Betitult: Bernardon Die Getreue Prinzeßin Pumphia, Und Hanns-Wurst Der tyrannische Tartar-Kulikan, Eine Parodie in lächerlichen Versen. Nebst einer Kinder-Pantomime, Betitult: Arleckin Der glücklich gewordene Bräutigam. Personen Actores. Pumphia, eine Prinzeßin aus Persien. Kulican, Befehls-haber der Tartarey. Cyrus, König von Persien. Faustibus, der Pumphiä heimlicher Gemahl. Sigelvax, des Cyrus Groß-vezier. Mortong, des Kulicans Groß-vezier. Miketey, der Pumphia Sohn. Soffocles, des Kulicans Welt-weiser. Pinxi, ein Hauptmann des Kullicans. Viele Persische und Tartarische Soldaten. 6. Götzen-pfaffen, und viele weisse Knaben, welche in dem Tempel erscheinen. Avertissement Avertissement. Ich unterfange mich auf eine Art, die noch niemalen mein Brauch ware, zum allererstenmal mit einer Brüh-heissen Pastette, welche kürzlich aus dem Back-ofen meines Gehirnes heraus gekommen, eine unterthänige Kost darzureichen. Ich kann nicht läugnen, daß ich den Teig davon schon vor etlichen Monaten zu machen angefangen; allein, da mir diese Kocherey etwas langweilig fürkam, so schwure ich bey dem grossen Freß- und Saufgott Porcolentus keine mit Versen gefüllte Pastette mehr zu verfertigen, sondern wie gewöhnlich bey meinen Prosai schen, und extemporir ten Ollapotri en, welche doch meistentheils von einem ziemlichen Geschmack seynd gefunden worden, zu verbleiben; absonderlich, da mir nach der Zeit die alte Megera, und der falsche Freund Momus aus Boßheit Eßig, und Galle in meine Pastetten-sosse geschüttet, in der Meinung, mir dieselbe gänzlich zu verderben. Ich wurde auch dadurch so unruhig, daß, wann der vortrefliche Mund-koch des grossen Jupiters mich durch seine Güte nicht aufgemuntert hätte, so würde meine Pastette kein Mensch gesehen, gerochen, noch gekostet haben, und ich denke, dieses wäre recht gut für mich gewesen, dann durch diese Unterlassung hätte ich mich nicht der Bluts-freundschaft des beständig tadlenden Momus ausgesetzet, welches in der Welt meisten theils Menschen seynd, welche man unter die Tag-diebe zehlet, und keine andere Verrichtung haben, als anderer Leute ihre Schriften zu critisi ren; allein Messieurs! Ich will mich für diesesmal in etwas in voraus explici ren. Ich habe ein Original geschrieben, ich habe mich an keine Sclaven-mäßige Ubersetzung gebunden, ich habe das Thema, und die Verse selbsten gemacht, und ich nenne dieses kleine Werk eine Critique, oder Parodie, über die sonst von vielen Teutschen Trouppen sehr übel vorgestellten Tragœdien. Genug, unser Hanns-wurst stellet dabey den Kulican, und ich, welcher sonst die lustigen Caracteurs agire, die Prinzeßin Pumphia vor, und alle Spropositi, welche darinen erscheinen, werden genugsam denen, die von einem feinen, und guten Geschmack seynd, zeigen, wohin meine Comœdie, oder Tragœdie ziehlet. Schließlich sage ich, daß sich meine Critique nicht so gut wird lesen lassen, als man sie auf dem Theater wird sehen, und hören können, dann ich habe das Vergnügen unter einer Gesellschaft auserlesener Acteurs zu seyn, welche meistens ihre Rollen ausnehmend gut vorstellen. Die Straffe meiner Ubernehmung in Verfertigung dieses Werkes habe ich mir schon selbst dicti ret, weilen mein armer Cörper durch einen acht Ellen weiten Strick-rock, und einen schweren Frauen-kleid ohne dies durch etliche Stunden genugsam wird gequälet seyn. Ich wünsche, und hoffe einen gnädigen Befall, und empfehle mich dem geneigten Leser zu Gnaden. Joseph Kurtz, Comicus Bernardon. 1. Akt 1. Auftritt Erster Auftritt. Das Theater stellet durchaus ein Lager vor, inwendig läst sich unter Trompeten, und Paucken ein Lärm von streitenden Soldaten hören; es lauffen etliche Persische Soldaten über das Theater, alsdann kommet König Eyrus, und sein Feld-herz Sigelvax ganz ängstig nachgeloffen. Lauft doch ins Henkers Nam nicht alle gar davon. Lauft geschwind ab. Nein Herr, ich lauffe nicht, dein Feld-herz stehet schon. Lauft auch ab. Es entstehet abermal ein grosser Lärmen, dann kommen 4. Buben, 2. als Tartarn, und 2. als Perser gekleidet, diese halten ein Combattement; die Tartarn überwinden die Persier, welche als todt auf der Erden ligen bleiben, die Tartarn aber, bey entstandenen Lärmen, lauffen davon. 2. Auftritt Anderter Auftritt. Kulican, und sein Feld-herz Mortong, nebst etlichen Buben, welche tartarische Soldaten vorstellen, alle haben die blosse Säbel in der Hand. Hört nur zu morden auf, genug ist Blut vergossen, Was noch von Feinden da, sind für uns Kinder-possen. So hast du Kulican, auch dieses Reich bekriegt, Nu! Nu! so gehts schon an, das heiß ich recht gesiegt; Ich kan als Sieger jetzt auf tausend Leichen gehen, Zeigt auf die 2. todte Buben. Der Wahl-platz ist bedeckt, man kan darauf nicht stehen, Hier ligt des Cyrus Macht, hier schwimmt der Perser Blut, Gebt mirs zu sauffen her, zu kühlen meine Wut. Beherzte Tartarn! Freund! ihr Brüder! tapfre Leute! Er umarmet alle. Empfanget euern Lohn, hier nehmet eure Beute. Du Mortong Groß-vezier! du Ursach meiner Ruh! Sey jetzt auf dich bedacht, und greif aufs Beste zu. Zeigt auf die todten Soldaten. Herr! ist das nicht zu viel für meine schlechte Thaten? Nein, nein, greif du nur zu, alsdann erst ihr Soldaten. Die tartarischen Buben wollen plündern, der Vetzier aber stost sie fort, nimmt denen Todten die Kleider, und läst den Uberrest denen Soldaten, welche sich mit denen Schuhen deren Todten müssen begnügen lassen. Verlangst du nichts davon? Herr! soll nichts deine seyn? Mir gib die Kleider her, das andre bleibet dein. Nihmt die Kleider unter seinen Arm. O Großmut ohne Ziel, o Güte sonder gleichen, Hat 2. Casquet; küst Kulican die Füsse. An Gnade werde ich wol keinem Helden weichen. Hebt den Vezier auf. Ich sehe auch das Wol von meinem Unterthan Weit lieber, glaubt es mir, als wie mein Eignes an. Die Buben haben den Kulican die Hand geküst. Denn Göttern seye Dank, die diesen Schatz mir geben, Jetzt brauch ich weiter nichts, ich kan schon ehrlich leben. Nun habt ihr euer Glück durch meine Huld gemacht, Jetzt seyd auch auf mein Glück, und auf mein Wol bedacht. Ach Freunde helffet mir, ach last mich nicht verderben! Helft meiner Raserey, sonst muß ich sicher sterben. Du schönes Götter-bild Prinzeßin Pumphia! Nur blos aus Lieb zu dir, ist Kulican jetzt da. Doch still, was sehe ich; o Himmel! mein Verlangen, Mein Wünschen, und mein Ziel kommt eben hergegangen, Last sehn; betrüg ich mich, Kulican nimmt ein Perspectiv aus dem Sack, und siehet damit in die Mitte der rechten Seiten. Ach nein, es ist mein Kind, Kulican ist ganz frölich, gibt das Perspectiv dem Vetzier. Schau, sag, ob die nicht schön? sonst sag ich, du bist blind. dieser haltet das Perspectiv für das Aug, und schaut ganz vorne an die rechte Seiten, und schreyt. Potz tausend Safframent, das muß ich selbst gestehen, Daß dies die Schönste ist, die ich noch hab gesehen. Die lohnt sich wol der Müh, die man für sie gemacht. ernsthaft. Gib mir mein Perspectiv. Greift darnach. gibt es nicht her. Das hätt ich nie gedacht. Soll man in Persien dergleichen Schönheit finden? Gib mir mein Perspectiv. Will es wieder haben. gibt es wieder nicht her, sondern hat es beständig vor das Aug gehalten. Das kann ich nicht ergründen. nimmt das Perspectiv mit Gewalt. So laß nur wieder aus. Mein Herr! erlaube doch, Wills Perspectiv wieder haben. Guck du wo anderst hin, geh! sag ich, eh dich noch Mein Zorn den Augenblick in Staub, und Koht verkehre. Kulican greift an den Säbel. Halt, Herr! ich gehe schon, und danke für die Ehre. Begib dich in das Feld? Mortong neiget sich, und gehet ab. Ich geh aufs neu in Streit, Und hoff das schöne Herz der Pumphiä zur Beut. Verbirgt sich, doch im Abgehen hat er allezeit auf die rechte Seiten gesehen, als wann Pumphia daher käme. 3. Auftritt Dritter Auftritt. Pumphia, Diese kommet ganz hinten an der linken Seiten heraus. Grausamer Anblick von Verwundten, und von Todten, Sie sind vom Blut so roht, wie Krebse, die gesotten. Schlägt dann des Himmels Zorn nur allzeit auf uns zu, Thron, Kron, und Reich ist weg, uns bleibt nicht ein paar Schuh. Muß wegen meiner dann ein ganzes Land verderben? Muß wegen meiner dann die halbe Welt fast sterben? Ach! meiner Schönheit Glanz hat es dahin gebracht, Daß alles wird zerfleischt, daß alles zupft, und kracht. Der Himmel hat mir auch so viele seltne Gaben Gegeben, daß man mich zum Fressen lieb muß haben. Ein Herz von Stahl, und Eiß wird weich durch meinen Blick, Mit einem Wort, ich bin der Natur Meister-stück. Das weiß auch Kulican, drum denkt er mich zu fischen, Allein bey meiner Treu, mich wird er nicht erwischen. Nein, nein, da wird nichts draus, geh, spare dir die Müh, Weil Pumphia gescheid, o die bekommst du nie. Die Treue, die ich dir mein Faustibus geschworen, Bleibt unveränderlich, die ist mit mir geboren. Und so wird allezeit mein Herz das deine seyn, Und du, herzliebster Schatz, wirst mein stäts seyn allein. Ja, herziger Gemahl! das Pfand von deiner Liebe Mein junger Micketey vermehret meine Triebe, Und so verfluch ich dich, grausamer Wütterich! Kulican hat ruckwerts zugehöret, und kommet bey dem letzten Vers hervor. Prinzeßin! fluche nicht, erstaun, betrachte mich! voll Schröcken. O Himmel! ich vergeh, man lasse mir zur Ader: Sie will in Ohnmacht fallen. Prinzeßin! tröste dich, hier steht dein treuer Bader. Dein Unglück hat ein End, dein Glücke steht bey dir. Geh, du bist mir verhast, als wie das saure Bier. Dein Zucker-süsser Blick kann alles gleich versüssen. Will sie umarmen. Und ich will also gleich dein schwarzes Blut vergiessen. Zornig ziehet einen grossen Taschen-feidel aus dem Sack, und will Kulican ermorden. aengstig. Holla! entwaffnet sie. Die Soldaten nehmen der Pumphia, welche sich widersetzet, den Taschen-feidel weg. Zärtlich. Was hab ich Dir gethan? zornig. Wie, du befragst mich noch? du grausamer Tyrann Hast du mein ganzes Reich nicht völlig aufgerieben, Mir ist von meinem Schatz nichts als der Rock geblieben. Mein armer Vatter, ach! der sorgt jetzt in der Flucht, Wie er sein Stücklein Brod bey fremden Völkern sucht, Und du, du darfst annoch, was du gethan, mich fragen? Sie weinet. Prinzeßin! hemme doch dein Heulen, und dein Klagen. Dein Thron, dein Königreich, und alles ist ja da, Nur stille deinen Schmerz, Prinzeßin Pumphia! Auch den geraubten Schatz, den will ich dir gleich geben. Nimmt die Kleider, so er von dem Großvezier bekommen, und indessen einen Soldaten zu halten gegeben, wieder von ihm, und gibt sie der Prinzeßin, diese stellt sich ganz vergnügt, gibt die Kleider dem alten Weib, welche ihr den Schlep nachtraget. Ach! dieser giebet mir aufs neu ein andres Leben. Du aber packe dich. O das ist wol zu grob, Was ich anjetzt gethan, verdienet Preis, und Lob. Wie? was? du wilst noch Lob, du wilst, ich soll dich preisen Für deine Grausamkeit, ich will dir gleich was weisen. Hebt die Hand auf, dem Kulican eine Ohrfeigen zu geben. vor sich. Halt die Hand vor das Gesicht. Was grosser Heldenmut! ach Pumphia! ach sieh! Wie ich als Herz, und Sclav auf meinen Knien knie. Er kniet. zärtlich. Du hast mein Krieges-heer ja gänzlich aufgerieben, Mein Vatter ist zugleich von deiner Faust geblieben. Geh weg Ach schweige doch! ich habe nichts gethan, Kein Hund ist von mir tod, viel weniger ein Mann. Ich war, so lang die Schlacht, in meinem Zelt verstecket. hebt ihn freundlich auf. Steh auf, und lasse mich, eh sich mein Zorn erwecket. Ich will, und mag dich nicht, ich kann nicht Deine seyn, Ich hab ja nur ein Herz, und das ist nicht mehr mein. Und wer dasselbe hat, das will ich dir nicht sagen. Ach! ja, ich hoffe doch, wann ich dich solte fragen? 4. Auftritt Vierter Auftritt. Sogleich kommet der Hauptmann Pinxi in gröster Eil. Ich reitte in der Flucht, mein König! zu dir her, Die Feinde seynd nicht todt, es giebt noch ihrer mehr. Es läßt der Groß-vezier durch mich die Zeitung sagen, Daß sich zwey, drey, vier, fünf der Feinde zu uns wagen. Von diesen ist das Feld schon überall bedeckt, Dein Lager ist in Forcht, und Mortong ganz erschreckt. Befihl, O Herr! – – Ja, ja, ich hab dich schon verstanden, So bald du Herr nur sprichst, ist Hülf, und Raht vorhanden. Pinxi lauft ohne daß noch Kulican mit ihm geredet geschwind ab. Kulican aber hat unter des Pinxi Reden ihme den Rücken gewendet, und beständig mit Pumphia heimlich gesprochen, sobald er aber ab ist, gibt Kulican folgenden Befehl. Gleich haut die Hunde todt, doch sage auch dabey, Man nehm sie in Verhaft, daß dis mein Wille sey. Dann bringe sie zu mir, jetzt geh, Zu Pumphia zärtlich. Und du mein Leben? So willst du, Grausamer! den Streit aufs neu anheben? Du sagst, du liebest mich, du willst mein Herz, und Hand, Und schlägest mich aufs neu, wo bleibt dann der Verstand? Auf diese Art willst du die Pumphia gewinnen? – – Prinzeßin! sorge nicht, Mortong wird sich besinnen, Eh er zum Waffen greift. Er schlaget nicht gleich zu, Ich, und mein Krieges-heer, wir lieben nur die Ruh. Hätt ich dich, Pumphia! in Güte überkommen, So hätt' ich diesen Krieg gewiß nicht unternommen. Jetzt aber bist du mein, dein Feind wird jetzt dein Mann. – – Ey mein! ists möglich? ja, seht doch den Helden an, Der da die Herzen will, mit Schwerd, und Feuer fangen. Prinzeßin! es ist Zeit, fort, stille mein Verlangen. Entschliesse Will sie umarmen. Du schweig still, du weist schon, was ich kann, Ich packe dich aufs neu als wie der Teuchsel an. Hebt wider ihn die Hand auf. So ferne du von mir willst Gunst, und Liebe haben, So lasse hier mein Volk, mein armes Volk begraben. Dann kommt vielleicht die Lieb, dann kommt vielleicht ein Wort, Das dich vergnügen kann He! bringt die Todten fort. Zwey Stattisten wollen den grösten Knaben wegtragen, dieser aber springt auf, und kniet vor Kulican. Pardon, mein Herr! Pardon, was wolt ihr von mir haben? Ich bin ein armes Kind, ach! last mich nicht begraben. Wie kommt es, daß du lebst? Mich bracht dazu die Noht, Ich ware hier im Kampf, dann stellte ich mich tod. Hätt ich mich mehr gewehrt, hätt man mich gar erschlagen, Ich kann wol recht von Angst und auch von Schlägen sagen. Schlägt man auf einen hin, so schlägt der andre her, Dasmal im Krieg gewest, mein lebtag nimmermehr. Du bist noch nicht befreyt, man wird für dich schon sorgen, Fort, haut den Hund gleich tod, Ja heut nicht, aber Morgen. Lauft geschwind ab. Wie listig ist der Feind, das war ein tapfrer Mann, Den man noch viele Jahr zum Streiten brauchen kann. Nun traget diesen fort, Die Soldaten wollen den andern Knaben nehmen, dieser aber springet auch, wie der vorige, ängstig auf. Auch ich bin noch am Leben, Mein Bruder, der hat mir den saubern Raht gegeben, Daß ich in Krieg mitgieng, der hat den Streich gespielt, Ich bin kein Manns-bild nicht, ich bin ein Weibes-bild, Der vor marschirte, war mein Bruder, heist Sylvester, Und ich marschier ihm nach, dann ich bin seine Schwester. Das Kind lauft auch geschwind ab. zornig. So geht man mit mir um, auch Weiber trift man an, Die wider mich gedient, heist dieses recht gethan? O war ich nicht zu klein, zu jung, und schwach gewesen, So wurde auch die Welt von meinen Thaten lesen, Allein, so muste ich zu meiner grösten Pein Halt! dort lauft Mortong her, ach! was wird dieses seyn? 5. Auftritt Fünfter Auftritt. Mortong ganz ausser Athem. aengstig. Was bringst du Groß-vezier? Mein König! dein Verlangen, Geht alles glücklich fort, die Feinde seynd gefangen. Der Feld-herr Sigelvax ist selbst in meiner Hand, Ich bringe grosse Beut aus diesem reichen Land. Viel Wägen voll mit Gold, beladne Elephanten, Nebst Löwen, Panterthier seynd auch mit mir vorhanden. Bier, Haber, Wein, und Stroh, und letztlich macht den Schluß Ein Bär, ein Weib, ein Kind, und ein Rhinocerus. Komm her, umarme mich, du Kern der tapfern Helden, Das Erzt wird Lob von dir, wie auch der Marmor melden. Herr! mir war Angst dabey, dann es gieng hitzig zu. Das glaub ich herzlich gern, nun stelle mich zu Ruh. Und lasse mir die Beut, und deinen Einzug schauen. Das soll sogleich geschehen. Lauft ab. O weh! mir armen Frauen. Nun kommt ein neuer Streich, der mir das Herze bricht. Weinet. Wie, Pumphia! du weinst? Ja, etwann vielleicht nicht, Da deine Grausamkeit mein ganzes Land verzehret, Nichts ist in meiner Macht, was dir nicht zugehöret, Da du mein treues Herz in deinen Händen hast, So ist dein ganzes Reich mir eine Uberlast. Was mein ist, bleibet dein. Ey! ich bin dir verbunden, Du gibst die Haut zurück, die du mir abgeschunden. Du wilder böser Mann Gedult, es kommt die Zeit, Die dir dein Ungemach verkehren wird in Freud. Das glaub ich nimmermehr. Genug, es soll geschehen, Jetzt wollen wir mit Lust des Mortongs Einzug sehen. Macht, daß man (euch) für mich etwas zum Sitzen giebt, Die Soldaten geben Kulican einen Sessel an die Seiten, dieser setzet sich geschwind, und sagt zu Pumphia. Du aber setze dich, wohin es dir beliebt. Pumphia, da sie keinen Sitz siehet, setzet sie sich neben Kulican auf die Erde. 6. Auftritt Sechster Auftritt. Türkischer Marsche, alsdann kommen Tartarische Soldaten mit blossen Säbeln, nach ihnen der Feld-herr Sigelvax und andere Persische Gefangene in Ketten; dann allerhand wilde Thiere, als Tyger, Löwen, Bären Camelen, Elephanten und ein Rhinocerus, auch ein Persisches altes Weib mit einem Kind; letztlich Mortong auf einem Triumph-wagen. Dieser ganze Zug wird von lächerlichen Thieren vorgestellet. schreyet. Es leb der Groß-vezier. Nein, Kulican soll leben, Dem hat der Himmel Sieg, Kron, Thron und Reich gegeben. schreyt abermal. Es leb der Groß-vezier. Es lebe Kulican. Das ist der grosse Held. hönisch. Und der hat nichts gethan. Was hab ich nichts gethan? hab ich nicht anbefohlen, Man soll mir diese Beut, und die Gefangne holen? O grosse Helden-that! die Furcht und Ehr erwecket, Er hat, wie er gesagt, sich in das Zelt verstecket. Das ist fürwahr genug. Du siehst ja meine Macht, Und wie das Glücke mich mit frohem Mund anlacht. Grimmig. Ich bin ein Tyger-thier. lacht. Ich muß von Herzen lachen, Daß dich dein Hochmut kann so aufgeblasen machen, Stehet auf. Der Wind-hannß prahlet sich, er sey ein Tyger-thier, Und kam der saubre Herz nicht einen Schritt von hier. Prinzeßin! halte ein, wie bist du so verwegen? Doch, wann ein Weibs-bild schimpft, was ist daran gelegen, Holla! Mortong verschaf, daß dieser ganze Schatz Recht wol verwahret sey. fällt ein. Ja, such auch einen Platz, Daß man die wilden Thier in einen Kasten bringe, Dann die in Schatz zu sehn, sind rechte grosse Dinge. Du, laß das Schimpfen seyn. Auch dieses alte Weib, Das stunde treflich schön im Schatz zum Zeit-vertreib. Schweig! Der Rhinocerus, der wird bey meinen Leben Den allerschönsten Stein in einem Ring abgeben. zu Mortong. Geht, und verliehret nichts. fällt ein. Ja, das wird nöhtig seyn. Der Schade wär zu groß. lächlend. Prinzeßin! halte ein. Du schöner Wexelbalk Für sich. ich muß nur heimlich lachen, Ach! sie ist gar zu schön, wen kann sie zornig machen. Mortong zieh aus, Ja Herr! allein der Feld-herz hier, Zeiget auf Sigelvax. Der soll bestraffet seyn, der Schelm der bleibt bey mir. Mein Richter-spruch wird ihm das Todes-urtheil sprechen. Mortong und der ganze Zug gehen wie vorhero unter den Türkischen Marsche ab. Der Feld-herr Sigelvax aber bleibet ganz betrübt stehen. Jetzt will ich mich an dir und deinen König rächen. Grimmig. Gleich komme her zu mir, verdammter Sigelvax! ängstig. Ach Herr! Ich komme schon. Schleicht mit langsamen Schritten zu ihm. Der Hund schleicht wie ein Tax. Nun alter Hüner-dieb, so lieb als dir dein Leben, Sollst du mir Rechenschaft von deinen Thaten geben, Jetzt sage alles frey, und sey dahin bedacht, Daß du mich nicht belügst, sonst nehme dich in Acht. Ich will von Herzen gern die ganze Sach entdecken, Nur Herr! so lang ich red so thu mich nicht erschrecken. Ich war in meinem Haus, und spielte Pazika, Die Generalite war eben damals da. Wir hielten Krieges-raht von dir und andern Sachen, Ich kont nicht Pazika, noch Pazikina machen. So war mein Kopf zerstreut, mein Unglück gieng mir für, Ein jeder sah mich an, und merkte es an mir. Da kam ein Hauptmann her, der kont für Angst kaum stehen, Er schrye jämmerlich, es ist um uns geschehen. Der Feind, der sey schon hier mit Feuer und mit Schwerdt, Er hat das ganze Land verheret, und zerstöhrt. Gleichwie sich Meer und Flut in alle Welt ergiessen, So sahe man das Blut von armen Menschen fliessen. Ja unser König selbst der weinte bitterlich, Und schrie ohn Unterlaß, erbarmt euch über mich. Er sprach, geh! eile hin, und seh, man soll bey Zeiten Dem Feind entgegen ziehn, und wider ihne streitten. Die Schröckens-volle Post bracht jeden ausser Stand, Aus Aengsten fielen uns die Karten aus der Hand. Ich war ganz ausser mir, und konnte mich nicht regen, Ich solte commandirn, und war kein Mann zugegen. Doch, ich erholte mich, und eilte in den Streit, Mit etwas Pulver, Bley, und einer Hand-voll Leut. Ich hab mein ganzes Herz mit in die Schlacht genommen, Und sahe schon voraus, wir würden Schläg bekommen. Der Feind der ruckte an, wir aber eilten fort, Der Feind war überall, und wir an keinem Ort. In Keller, Boden, Stall hat alles sich verschlossen, Ich wäre bald für Angst ans End der Welt geloffen. Wo sich mein Aug hinwandt, da sah ich die Gefahr, Nun Herz bedenke selbst, wie mir zu Mute war, Mein König suchte sich, aus List selbst zu verstecken: Er saß in einem Nest, die Hüner auszuhecken. Er sprach ganz Schmerzens-voll, ach Freund! mein Land ist weg Doch sey es, wie es sey, ich gehe nicht vom Fleck. So hörst du selbst, daß dir, mein König! nichts erschlagen, Und ich kan ebenfals von keinem Todten sagen. Nun weist du den Verlauf von dem, was ich gethan. Kniet nieder. Ach Herr! erbarme dich, ich bin ein armer Mann. Ich hab den ganzen Krieg gewiß nicht angefangen, Auf dieser Welt ists mir noch nie so schlecht ergangen. Mein König schenke mir fällt ein. Halts Maul verzagter Hund! Ach Gott! das ist gewiß die letzte Todes-stund. ziehet den Säbel. Stirb! fällt ihm in Arm. Halt! hält mit allen 2. Händen den Kopf. O weh! zur Pumphia freundlich. Nicht doch, ich will ihn nur erschröcken, Ein Held muß allezeit bey Feinden Forcht erwecken. Hola! Soldaten gleich bringt eine Festung her, Soldaten lauffen geschwind ab, und bringen eine Festung herausgetragen. Du solst, so lang du lebst, des Tages-liecht nicht mehr anschauen. Hast du dann die Menschlichkeit vergessen? Du solst auch schwarzes Brod, und niemals Brätel fressen. Für einen Groß-vetzier ist diese Kost zu schlecht, Du bist kein Groß-vetzier, jetzt bist du nur mein Knecht. Fort, sperret ihn hinein Die Soldaten greiffen den Sigelvax an. im Abgehen weint. Jetzt kan man klärlich sehen, Wie man pflegt auf der Welt mit Helden umzugehen. Die Soldaten schleppen den Sigelvax in die Festung hinein und verschliessen die Thür mit einem grossen Schloß. hönisch. Ein neues Meister-stück von unserm Kulican. Prinzessin! sprich! hab ich vielleicht nicht recht gethan? So macht es Kulican mit seinen grösten Feinden. Und so verfährt er auch mit seinen liebsten Freunden. Küst ihr die Hand. Hier nehme mit der Hand mein Herz, und auch mein Reich. Das Sprich-wort heist: der Baum fällt nicht auf einem Streich. Jetzt lasse mich allein, ich will bey mir bedenken, Ob es auch möglich sey, mein Herze dir zu schenken. vor sich. Ihr Götter! eure Hülf, und eure grosse Macht, Hat mir ganz Persien in meine Händ gebracht. Doch bey der Pumphia das Herze zu besiegen, Förcht ich, der Sieger selbst wird müssen unterliegen. Nimmt Pumphia kniend bey der Hand. Prinzeßin! liebster Schatz! sprich nur ein einzigs Wort, Das mir mein Leiden stillt, so geh ich willig fort. So will ich ganz getröst, mein Leben! dich verlassen. betrübt. Geh fort du schlimmer Mensch, ich kan dich doch nicht hassen. Nein, liebe mich vielmehr, du Wunder dieser Zeit, Du Lab-sal meiner Brust, du aller Menschen Freud. Ach ende meinen Schmerz. Küst ihr wieder die Hand. schamhaftig. Betrachte meine Jugend. heftig. Erkenne meine Qual. entrüstet. Erkenne meine Tugend. Undankbarer! beginn ich nicht genug für dich, Da ich dir Hofnung gieb, geh fort, und lasse mich. steht auf. So wird doch noch für mich die Gnaden-sonne scheinen, Küst ihr die Hand. Prinzeßin lebe wol, ich geh, sonst muß ich weinen. Geht mit beständigen Umschauen mit Soldaten weinend ab. wann Kulican ab, fängt Pumphia laut an zu lachen. Geh du verhaster Mensch, geh du verliebter Brand, Jetzt ist es aus mit dir, du bist in meiner Hand. Du hast mir lang genug von Liebe vorgelogen, Betrüger! falscher Mann! nun bist du selbst betrogen. Du meinst, ich liebe dich, wart, bis du sie erst hast, Dann halte sie recht fest, du närrischer Phantast. Wie listig bin ich nicht dem falschen Netz entgangen, Das er geleget hat, jetzt ist er selbst gefangen. Geprießnes Frauen-volk! nehmt diese Lehr in Acht, Wann euch ein Cortisan zu viel Caressen macht, So meint er es nicht treu, so will er euch verführen, Ihr werdet nur durch ihn Ruhm, Glück, und Ehr verlieren. Ja liebe Jungfern traut nur keinem Manns-bild nicht, Er weinet mit Betrug, ja was er euch verspricht, Ist lauter Schelmerey, sein Fluchen, und sein Schwören Ist ein Syren-gesang, das müst ihr nicht anhören. Ich kenn das Männer-volk von langen Zeiten her So gut, als wann ich selbst ein würklichs Manns-bild wär. Hätt' ich den Ehestand schon längsten nicht erfahren, Der Himmel sollte mich vor einem Mann bewahren. Aria. Wann gleich ein Manns-bild rotzt, und weint, Was ligt mir dann daran, Was geht es mich dann an; Er sagt ganz frey, Ohn allen Scheu, Der wilde böse Fratz, Ich sterb für dich bey meiner Treu, Mein allerliebster Schatz. Ey ja Monsieur, man glaubt es nicht, Wann gleich ein solcher Vogel spricht, Ich sterb für dich mein Schatz. Ach! liebe Jungfern glaubt es mir, Der Schluß ist schon gemacht, Drum nemmt euch wol in Acht. Ein Manns-bild ist ein falsches Thier, Der Schluß ist schon gemacht. Ach liebe Jungfern glaubt es mir, Und nemmt euch doch in Acht. Ich red aus der Erfahrenheit, Ach liebe Jungfern seyd gescheid, Und nemmt euch wol in Acht. Pumphia ab. Ende der ersten Abhandlung. 2. Akt 1. Auftritt Erster Auftritt. Faustibus ganz forchtsam, und da er niemand siehet, nimmt er eine Helden-mässige Stellung an sich. Es tritt auf diesem Platz ein Held, der alles kann, Der Tausend überwand, und hier, hier steht der Mann; Ich hab die ganze Schlacht von weiten angesehen, Wie manche schöne That ließ ich nicht da geschehen, Mein Schwerdt war überall, dort wo der gröste Streit, Mein Schwerd schlug alles todt, und kam nie aus der Scheid. Es war das ganze Feld von Leichen überzogen, Allein der Krieges-gott war unserm Feind gewogen, So tapfer als ich auch die Schlacht von weiten sah, So half doch alles nichts, der Untergang war da, Der Feind erhielt den Sieg, wir aber waren leider Geschlagen bis aufs Haupt, und flohen wie die Schneider, Als Forcht, und Heldenmut das Feld ganz leer gemacht, So war ich noch zu letzt auf einen Streich bedacht, Und habe nach der Schlacht was Grosses unternommen, Worzu mir auch das Glück selbst in die Händ gekommen. Es lag ein Krieges-mann der mit dem Tode rang, Auf welchen ich sogleich als wie ein Löw hinsprang, Ich bliebe bey ihm stehn, und da ich gar kein Leben Mehr spührte, hab ich ihm den letzten Rest gegeben, O schöne Heldenthat! hätt jeder so gethan, So wär der Feind besiegt, bis auf den letzten Mann. Geliebtes Vatter-land! nimm die getreuen Proben Von meinem Helden-mut, ich weiß, du wirst mich loben, Ich hab von meinem Blut gewislich nichts verspart, Nur blos für Pumphia hab ich noch was verwahrt, Ja Pumphia, mein Liecht! Ja Pumphia, mein Leben! Den Uberrest will ich für dich ganz gerne geben. Es wird dir dein Gemahl in aller Noht beystehen, Wanns anderst ohne Sorg des Lebens kan geschehen, Du bist auch alles wehrt, dein Englisches Gemüte Das zeiget Sonnen-klar die Tugend im Geblüte, Du hast ein redlich Herz, das nimmer Wanken kann, In Gedanken. Doch Faustibus denk nach, wärst du der erste Mann, Der einen Haupt-schmuck hätt von seinem Weib bekommen, Heftig. Nein, sie hat mich allein zu ihrem Mann genommen. Es sterbe, der auf sie, und ihre Tugend schilt, Doch schreie nicht zu laut, sie ist ein Weibesbild. Bleibt in Gedanken stehen. Dazu. 2. Auftritt Zweyter Auftritt. Cyrus ganz ängstig. Bist du es Faustibus? Ach! lasse dich umarmen, Ich bin ein König jetzt, den Himmel zu erbarmen, Ein König ohne Reich, und ohne Unterthan, Wer sieht mich jetzo wol für einen König an. fällt ein. Ich nicht, dein Jammer-stand, und dein barmherzig Wesen Kann man als wie gedruckt in deinen Augen lesen; Dein Zustand dauret mich, ich breche Hals und Bein, Wann ich an deiner Stell hier möchte König seyn. Ach Freund! du hast ganz recht, ein Maulthier wird beweget, Wann man zu viele Last auf seinen Rücken leget, Wer kann für die Natur, der dieses Werk erdacht, Der hat mich leider auch zum Fürsten hier gemacht. Hast du die Nachricht schon, was in der Schlacht geblieben? Ach leider! weil sie mir mein Hauptmann hat geschrieben, Das Blut-bad war zu groß, der beste Kern ist tod. Nein, Herr ich lebe noch, es hat noch keine Noht, Es lebet dieser Arm für dich, und deine Ehre, Ja, ja, das kann schon seyn Nimmt ein Papier aus dem Sack. Jezt zittere! und höre! Der diese Nachricht schreibt, der hat gewiß sein Blut Verschwenderisch verspritzt, dann er war voller Mut. Das glaub ich herzlich gern, weil man in tausend Jahren Dergleichen Mord-geschicht wol schwärlich wird erfahren. liset. So viel mir wissend ist ausführlicher Bericht, Dann bey der ganzen Schlacht da war ich selbsten nicht, Der Feind hat anfangs uns mit seiner Macht betrogen, Als wär er noch so stark, jedoch es war erlogen, Wir waren an der Zahl weit stärker noch als er, Allein er griff uns an, so gieng es drüber her, Die Leib-standar von dir wurd anfangs starck zerrissen, Wie auch der Fähnderich von einem Hund gebissen, Der Feind erwischte auch ein Marquetänter-zelt, Von Silber, Gold, und Zinn war nichtes mit im Feld. Ein tapfrer Reiter wurd auf seinen Fuß getretten, Und einer lieff davon dann ihm war was vonnöhten. Das meiste litte auch der recht, und linke Flügel, Da war kein Mann dabey, der nicht bekame Prügel, Den grösten Theil von uns, den nahm der Feind gefangen, Der letzte überrest ist herzhaft durchgegangen. Das schmerzlichste so ist die Krieges-Cassa hin, Doch war zu allem Glück kein Kreutzer Geld darin. Also Verwundete seynd neune aufgeschrieben, Und todt ist nicht ein Mann auf beyden Theil geblieben, Entsetzlicher Verlust! O der ist nicht zu groß. Nicht groß? O Mahomet! war nicht die Höhle los. Man schwumme ja im Blut, es türmten sich die Leichen Wie grosse Berge hoch, man sah das klare Zeichen Vom Untergang der Welt, ein jeder dacht ans End, Und schrieb mit starrer Hand sein letztes Testament. Herr! wie kan dieses seyn? hier steht ja klar geschrieben, Daß in der ganzen Schlacht auch nicht ein Mann geblieben. Wo wäre dann mein Volk? wo ist dann meine Macht? Die hat nur auf die Flucht, und nicht am Krieg gedacht. Sobald man keinen Feind in deinem Land wird sehen, Da wird dein ganzes Volk vor deinen Augen stehen. Dann deine halbe Macht, die ist dir desertirt, Der andre halbe Theil, der hat sich retirirt. 3. Auftritt Dritter Auftritt. Läst sich Sigelvax mit kläglicher Stimme aus der Festung hören. Ein armer Gefangner, der leidet grosse Schmerzen An Hunger, und an Durst, erbarmt euch liebe Herzen! erschrickt. Das ist des Feld-herzns Stimm, o Himmel! hör ich noch? Wo bist du Sigelvax? Hier sitz ich in dem Loch. Hier sitzt dein Sigelvax, und schmachtet in den'n Ketten, Es koste, was es will, so soll man dich erretten. Holla, bringt Hammer, Stahl, brecht Thor, und Angel ein, Geduld mein Sigelvax, bald wirst du bey mir seyn. Es kommen Persische Soldaten, und bringen Hammer, Hacken, und Brech-eisen. Du Unglückseliger! wie bist du angegangen? Erzehle den Verlauf, wie hat man dich gefangen? Viel Hunde saget man, die seynd des Hasens Tod, Dies traf auch bey mir ein, daher kommt meine Noht. Gehet bey der Seiten der Festung ganz langsam heraus, und mit Cyrus hervor. Ach wär ich nur befreyt, so wolt ich dir die Schmerzen, Den Jammer, und die Qual von meinem armen Herzen Ganz deutlich offenbaren. Getröft, bald bist du frey, Allons! Soldaten haut die Festung gleich entzwey, Die Soldaten fangen an das Thor einzusprengen. Du aber rede fort Herr! du hast selbst gesehen, Das von den'n Unsrigen kein Mann mehr wollte stehen, De Forcht war überall, jetzt kommt mein Jammer-stand, Der mich ohn' alle Hülf mit schweren Ketten bandt. Man schlepte mich hieher, hier half kein Bitten, Klagen, Man drohte mir den Tod, die Wahrheit klar zu sagen. fällt ein. Halt! jetzt ist Platz genug, Zeigt auf die Oefnung, so die Soldaten in das Thor gemachet. Geschwind Freund komm heraus, Sigelvax gehet zuruck, und in jene Seite der Festung hinein, wo er heraus gekommen, und kriechet bey der Oefnung, so die Soldaten gemachet, ganz mühesam heraus. Wie frölich krieche ich aus meinem Mörder-haus. Umfanget Cyrum, und küst denselben. O höchst erwünschte Stund! dir deine Füß zu küssen, stellt sich, ihn aufzuheben. Steh auf, und lasse dich in meine Arme schliessen. Jetzt ist mein tapfrer Held, mein lieber Feld-herr frey, Nun fliehe, schlag den Feind, und zeige deine Treu. Er hat das Völker-recht sehr boßhaft übertretten. furchtsam. Herr, ich muß schlaffen gehn, ich hab die Ruh vonnöhten. Wann du nicht schlagen willst, so eile du dahin? Zu Faust. Herr, ich kan eben nicht, ich hab heut Medicin, Um meinen Zorn und Grimm zu dämpfen, eingenommen. Ich hab recht tapfre Leut in meine Dienst bekommen. Verzagte, höret mich, der sich gibt in Gefahr, Dem geb ich freye Kost ein ganzes viertel Jahr. Ich halte auch mein Wort, so wahr ich euer König. Gewiß der Lohn ist groß. Für mich ist er zu wenig. Nun will ich schlaffen gehn, So läst du mich allein? Willst du nicht mehr mein Freund, und mein Beschirmer seyn? Nein, ich muß schlaffen gehn, Nu ja, so gehe schlaffen, Der Himmel wird mir doch noch einen Feld-herrn schaffen, Der tapfrer ist, als du, Siehet aus der unrechten Scena den Kulican kommen. O weh! was sehe ich? Dort kommet Kulican, ihr Berge decket mich, Ihr Felsen springt entzwey, zerschmettert seine Glieder, Jetzt Sigelvax! greif an Herr! Morgen komm ich wieder. Und gehet ganz verschlaffen ab. Geh, du Verschlafner, geh! auf wem hab ich getraut, Auf ein verzagtes Volck hab ich mein Reich gebaut. Herr! sage dieses nicht, ich bin ja noch zugegen. An deiner Hülf ist auch mein grosser Thron gelegen, Nimm das Commando hin, du sollst mein Feld-herr seyn. Dafür bedank ich mich, das geh ich nimmer ein, Das Beyspiel schrecket mich, von vielen Groß-vezieren, Sie musten oft den Kopf durch Schwerd und Strang verliehren. Ich bleib jetzt, wer ich bin, ich fey auch, wer ich sey, So hau ich Kulican den Kopf gewiß entzwey. Nun hier verberge dich, und lasse dich nicht sehen, Der Wüttrich ist schon da, sonst ists um dich geschehen, Hier tritt er eben ein, du aber geh dahin, Deutet auf die Scena, wo Kulican herkommet. Verzage nicht mein Herr! so lang ich bey dir bin. Nihmt Cyrum zittrend bey der Hand. Auf, Faustibus! beherzt, probire jetzt dein Glücke, Hör, was der Bößwicht spricht, dann brech ihm das Genücke. Weint. Mein König! tröste dich, und du mein Vatterland, Bald setzt dich Faustibus in einen andern Stand. Genug, ein tapfres Herz läst sich durch nichts erschrecken, Aus Vorsicht wollen wir ein wenig uns verstecken. Faustibus führet den Cyrum in eben die Scen, wo Kulican und Mortong herkommen, so, daß sie hart aneinander stossen. 4. Auftritt Vierter Auftritt. Kulican und Mortong mit Soldaten. Hilf Himmel! König! Was? Dort fliehet Cyrus hin. Zeigt auf die andre Seiten in die unrechte Scena. Wie! Cyrus? Ja mein Herr: so wahr ich redlich bin. Nun ist es mit dir aus, und ich bin gar verlohren. So hat das Schicksal doch noch meinen Tod verschworen? Was Raht in dieser Sach? jetzt kommt es auf dich an. Ich helffe herzlich gern, wann ich nur helffen kan; Jedoch, mir fällt was ein, dem Unglück vorzubeugen, So muß ich abermal der Welt den Helden zeigen Ich nebm nur tausend Mann. Du, es sind ihrer zwey, Du wagest dich zu viel. Genug, es bleibt dabey. Und läst der Himmel mir mein Wünschen auch gelingen, So will ich alle zwey zu deinen Füssen bringen. Will gehen. 5. Auftritt Fünfter Auftritt. Faustibus kommet hinten heraus, und schleicht sich auf denen Zähen neben Kulican. Verziehe noch, mein Freund! doch still, sind wir allein? Siehet recht stark den kommenden Faustibus an. Ich sehe niemanden, die Sache ist nicht klein, Die ich dir anvertrau: In wenig Augenblicken Wird man mir Pumphia in meine Arme schicken. Aus Falschheit trage ich ihr meine Krone an, Und williget sie ein, so ists um sie gethan. Dann will ich ihr voll Schimpf den letzten Abschied geben, Und bringt sie mich in Zorn, so kost es gar ihr Leben. welcher hart neben Kulican stehet, und ihn beständig in das Gesicht siehet. Ich glaub, er merket mich, weil er so sachte spricht, Ich steh doch zimlich nah, und dennoch hör ich nicht, Was dieser Bösewicht aufs neu im Schild muß führen. zu Kulican. Herr! halt die Sach geheim, sonst köntest du verlieren, Der Frauen Witz ist groß. Wem sonsten, außer dir, Ist mein Geheimnuß kund, und sonst ist niemand hier. Anjetzo ist es Zeit, den König her zu holen, Ich eile wie der Blitz. Stost Kulican, und Mortong auf die Seiten, und lauft ab. Diese aber stellen sich, ihn nicht gesehen zu haben. Ich habe auch befohlen, Daß hier der Sigelvax bekomme seinen Lohn, Er sterbe durch den Strang, für ihn ist kein Pardon. Siehet auf die Festung. Wie? ist das Thor entzwey? o Mord! ich bin betrogen. Mortong sieh nach. Ja Herr! Geht geschwind zu der Festung, kriecht bey dem Loch hinein, und gleich wieder heraus. Der Vogel ist entflogen. Entflogen? gibt man so auf meine Feinde acht? Bey mir war er gescheid, das hat er gut gemacht – Hilf, was da helfen kan, das Leben zu erkauffen, Ist bey Gelegenheit, kein Fehler, zu entlauffen. Stimmst du der Bosheit bey? gefällt dir seine Flucht? Der ist gewiß kein Narr, der seine Freiheit sucht. zieht den Säbel. Der tartarische Blitz soll dich sogleich erschlagen. Halt, Herr! ich geh aufs neu, mein Blut für dich zu wagen. Lauft ab. Geh, du hast hohe Zeit, schau, der verdammte Knecht, Still, Pumphia tritt ein, sie kommt mir eben recht. 6. Auftritt Sechster Auftritt. Hier siehe deine Magd gebeugt zu deinen Füssen, Mein Wunsch ist deine Huld beständig zu geniessen. Die Reue macht mich stumm Heimlich. ich lache mich halb tod. Prinzeßin! sorge nicht, für dich ist keine Noht. Du bist mein Glückes-raht, mein einziges Vergnügen, Abseits. Auf solche Art muß man das Frauen-volk betrügen. Geliebter! nihm mein Herz zu einem Unter-pfand. Ich gebe dir dafür mein Reich, und meine Hand. Gibt ihr die Hand. O angenehme Hand! Abseits. o du betrogner König! Ich bin dein treuer Sclav, und ewig unterthänig. Was frag ich nach der Welt, wann ich dein eigen bin. Du bist mein andres ich Und du bist Königin, Du schönes Sternen-dach, mit Saphyr überzogen. Magnet-stein meiner Seel! Abseits. das heist recht schön gelogen. Cupido decket uns mit seinem Hochzeit-flor. Es bricht die Liebes-glut in heller Flamm hervor. Reden heimlich verliebt mit einander. 7. Auftritt Siebender Auftritt. Cyrus, Faustibus ganz hinten. Dort kniet Pumphia. Nicht doch, sie thut ja stehen. Ja, ja, du hast ganz recht, ich habe mich versehen. Abseits. O Eifersucht! mein Weib! Zu Cyrus. Herr: stürze den Tyrann. Ich folge dir beherzt; Greif du nur erstlich an. Nein, dir gebührt die Ehr. Nein, du must erstlich schlagen. Wolan, so wollen wir zugleich den Angrif wagen. Cyrus, und Faustibus zugleich ziehen die Säbel, bleiben aber von weiten stehen. Strib, Barbar! Bösewicht! Dazu. 8. Auftritt Achter Auftritt. À tempo. Mortong kommt dem Kulican zu Hülf, getraut sich aber nicht in die Nähe. Ihr Mörder! haltet ein. hat sich hinter Pumphia verstecket, zittert an Händ, und Füssen. Soldaten! schützet mich. Du must des Todes seyn. Rebellen! wolt ihr mir nicht eure Säbel geben? Nein, nun, und nimmermehr, viel lieber unser Leben. Ich sage, lasset aus zu Cyrus. Herr! wir sind übermannt. Es geht Gewalt für Recht, das ist der Welt bekannt. Es springt der härt'ste Stein nach vielen Hammer-schlägen, Hier hast du meinen Stahl Auch meiner ist zugegen. Cyrus, und Faustibus werfen die Säbel auf die Erden, und in dieser Scena hat keiner den anderen angerühret. Mortong hebt die 2. Säbel auf, Kulican aber, welcher beständig in Aengsten gestanden, da er siehet, daß seine Feinde entwafnet, nimmt er wieder seinen tyrannischen Caracteur an sich, und sagt zu Cyrus. Willkommen, saubrer Gast! willkommen, stolzer Feind! Sag, Grausamer! hast du nicht meinen Tod vermeint? Allein, das Blat hat sich nach meinem Wunsch verkehret, Jetzt nehme ich dir das, was du von mir begehret. Dein Leben ist schon hin, jedoch zu deiner Schmach Kommt erstlich Schimpf und Schand, dann folgt der Tod auch nach. Mortong, getreuer Freund! das Glück will dir gelingen, Die Festung schenk ich dir, laß sie nach Hause bringen. Ich danke tausendmal, Herr! bist du nicht mehr böß? Nein, folge künftighin, sonst setzt es Rippen-stöß. Fort, bringt die Festung weg, last meinen Thron hertragen. Mortong und die Soldaten tragen die Festung geschwind weg, und setzen einen Thron an ihren Platz. Zu Faustibus. Wer bist dann du? wann mir erlaubet ist zu fragen? Ich weiß nicht, wer ich bin, Du siehest schelmisch aus. ich bin vor Angst fast tod. ich wolt, ich wär zu Haus. zeigt auf den Säbel. Du rede, oder ich. fällt ein. Mein Herr! ich will es sagen, Das ist ein grosser Held, der pflegte oft zu wagen Sein Leben für mein Reich, der hat sein tapfres Schwerdt Gar oft für mich gebraucht, ich halte ihn auch wehrt. Der? Ja! Heimlich. ich merke was aus beyden ihren Blicken: Gedult! bald will ich ihn ins Reich der Todten schicken. Verstellung steh mir bey, Zu Pumphia. nun komme liebster Schatz Zu mir auf meinen Thron, und nehme bey mir Platz. Zu Cyrus. Auf deinen Rücken will ich meinen Thron besteigen. Ja Barbar, meinst du so? ich zeige dir die Feigen. Soldaten reist ihn hin, ich will, es soll so seyn. Die Soldaten werffen den Cyrum vor den Thron auf die Erden; Kulican will auf ihn steigen. Pumphia aber springt ihm vor, und setzt sich auf Cyrum. Ich sage, weicht zurück, das geh ich nimmer ein. hebt sie auf. Ach! meiner Pumphia, der folge ich in allen, Zu Cyrus. Steh auf, du hast Pardon, Die Soldaten heben den Cyrum auf. So kanst du mir gefallen. Pumphia und Kulican setzen sich auf den Thron. Ihr tapfren Tartarn! seht, hier sitzet meine Braut, Die mir der Himmel selbst zur Freude angetraut, Die wird als Königin mit mir hinfüro leben, Bezeiget eure Freud, last eure Stimm erheben. Ihr tapfren Perser! seht, hier sitzet Kulican, Der Abfaum der Natur, der Wüttrich, der Tyrann, Der Mörder unsers Volks, und Persiens Verderben, Eh ich sein Weib will seyn, will ich viel lieber sterben. Prinzeßin! rasest du? Nein, nein ich rase nicht, Ich weiß, Abscheuliger! was Zorn und Eyfer spricht. Du Scheusaal der Natur, du Feind von meinem Herzen. Pflegt hier das Frauen-volk auf solche Art zu schertzen? Dafür bedank ich mich, weist du auch wer ich bin? Gar wol, verhaster Mensch! scher dich zum Hencker hin. Verdammtes Affen-g'sicht! viel ehnder alle Plagen, Und auch den ärgsten Tod will ich ganz gern ertragen. fält ein. Jetzt geht die Sach zuweit, und die Gedult zerreist, So daß mein Zorn und Grimm, dich von dem Throne schmeist. Stöst die Pumphia vom Throne, daß sie nach aller Länge aufs Theater fält. Pumphia steht allein ohne ihr jemand zu helfen auf. Wie zärtlich sucht er doch mein Herz zu überwinden. welcher von Throne gestiegen, sagt ganz höflich zu Pumphia. Du wirst mich jederzeit so ehrerbietig finden. heimlich. Eh Tochter! mir komt vor, das sey ein grober Streich. Mein, mein, wie wunderlich, man nihmt die Sach nicht gleich So übel, O da stekt was grosses noch verborgen, Ich glaub, er schlägt mich gar, dann Vatter! steh in Sorgen. 9. Auftritt Neunter Auftritt. Der Hauptmann Pinxi mit Soldaten bringet den Prinzen Miketey, und den Feldherrn Sigelvax gefangen in Ketten. Mein König! siehe hier zum Zeichen meiner Treu Bring ich dir auf einmal gefangen diese Zwey. Zeigt auf Miketey. Der stekte untern Beth. Zeigt auf Sigelvax. und jener lage oben, Der schläft noch immer fort. Dein Eifer ist zu loben. Zu Sigelvax, indem er ihn schüttelt Wie gehts? Herr Sigelvax, welcher aus dem Schlaf kommet. So so, jetzt bin ich da. Ach! mein Kind Miketey. Umarmet heimlich dem Prinzen Miketey. O herzige Mama! Darf jetzt dein Lieber Sohn der Mutter Hände küssen? Schweig still, mein armes Kind! es darf kein Mensch nicht wissen, Daß ich die Mutter bin. Warum dann? zu Miketey. Du hast recht. Betrognes falsches Weib! seynd wir dir jezt zu schlecht? Wilst du dein eignes Kind, und deinen Mann verschweigen? Gedult, bald will ich euch der gantzen Welt darzeigen. Was soll das Schwätzen seyn? Holla, verkauft man mich? hönisch. Man nihmt sich nicht die Müh, man redet nur von sich Du! Cyrus wann du wilst mit mir als Bruder leben, So must du Pumphia mir zur Gemahlin geben. Wo nicht, so ist für euch der Tod gewiß bestellt; Erwähl aus beyden nun das, was dir wol gefällt, Was Raht in dieser Sach? dem Unglück zu entgehen. Zu Pumphia. Mein Kind! ich mein du solst jetzt durch die Finger sehen, Du schenckest uns dardurch das Leben, und die Ruh, Er liebt auch herzlich dich. Ja setze auch dazu, Daß ich sie hab so gar auf meinen Thron genommen. Von diesem bin ich auch recht grob herab gekommen. Zornig. Nu nu, das ist vorbey, geh reiche ihm die Hand. O Weh! was wird sie thun? Das bin ich nicht im Stand. Jetzt geht der Henker loß, O widriges Geschicke, Mein Vatter! Säume nicht, was haltet dich zurücke? Die Forcht, die Angst, mein Mund, der dir nicht sagen kann. Was stekt in dieser Sach? Ich hab schon einen Mann. Wie? du hast einen Mann? nun laß dirs wol bekommen, Wer war der saubre Herr, den du zum Mann genommen? in Aengsten. Ach! diese Frag gibt mir den letzten Herzens-druck. Er war bey dir, O weh! Was war er dann? Heyduck. Heyduck? O Mahomet! Ach was für tolle Sachen! Was Schimpf, was Schand, was Spott kan nicht die Liebe machen? O Himmel! ein Heyduck! der ist mein Schwiger-sohn? Ein Heyduck hat mein Kind? demütig kniet. Ja Herr! hier ist er schon, Und will das erste mal sich als dein Eydam zeigen, Das Haupt zu seiner Straf vor seinem Richter beugen, Ich kenne meine Schuld, es war des Himmel-schluß, Wir beyde liebten uns. Wie? du mein Faustibus! Bist meiner Tochter Mann? O Himmel! so viel Gaaben Soll ein Heyduck, ein Sclav, von denen Göttern haben? Das glaub ich nimmermehr, du bist von höhern Stand. Ich war bey dir Heyduck, das ist der Welt bekannt. So muß es lange seyn? Etwann vor vierzig Jahren Hat mein noch junger Geist die Macht der Lieb erfahren, Sein Ansehn, sein Gesicht, sein lang, und schlanker Leib, Die Art, sein zärtlich Herz, genug, ich bin sein Weib. Die Sache geht zu weit, ich will nichts weiters wissen, Steh auf, du bist mein Sohn! du kanst den Vattern küssen. Faustibus Steht auf, und umarmet Cyrum. Jetzt zeige dich mein Kind! Nihmt den Prinz Miketey bey der Hand. Herr! dieses ist mein Sohn! Der Folger deines Reichs, und deiner Königs-kron. Solst du schon einen Sohn von solcher Grösse haben? Es leucht ein grosses Licht aus diesem jungen Knaben. Ach! dieses zarte Kind, das fast in Windlein noch Trägt leider, O was Schmerz! schon des Tyrannen Joch. Ihr Kinder tröstet euch, bald enden sich die Plagen. Komm her, mein Miketey! was wirst du zu mir sagen? küst Cyrus die Hand. In Demut küsse ich dem Groß-papa die Hand. Auf seine jungen Jahr hat er zu viel Verstand. springt vor zorn in die Höhe. Potz Pulver, Blech und Bley, last man mich hier so stehen? Wo hab ich die Gedult so lange zuzusehen? So bist du schon ein Weib? und dieses ist dein Kind? O ich Betrogener! wie war ich doch so blind. Jetzt mache dich bereit, du Zoberl voller Tugend, Mit deinem saubern Mann, und deiner lieben Jugend. Holla! bringt Strick und Schwerd, die Liebe ist vorbey, Es herrscht an ihren Platz der Rache Raserey. Pinxi! die zwey bring weg, Auf Miketey und Sigelvax zeigend. Ihr aber solt verbleiben, Mein Säbel wird euch bald das Todes-urtheil schreiben. Pinxi nihmt Sigelvax und Miketey beym Arm. Fort! fort mit euch. in Abgehen. Mama! wo führt man mich dann hin? schläffrig. Ich gehe willig mit, weil ich noch schläffrig bin. Beyde werden durch Pinxi und Soldaten abgeführt. Ihr aber richtet euch zum Tod und zum Verderben. PUMPHIA, CYRUS UND FAUSTIBUS. Ja Wüttrich! ja Tyrann! wir wollen alle sterben. Es wird durch unsern Tod der Qual ein End gemacht. Adieu, mein liebster Schatz! Ihr Kinder gute Nacht. Alle 3. umarmen sich, und weinen, hier folget das Quartetto von Kulican, Cyrus, Faustibus, und Pumphia. Quartetto. Von Pumphia, Kulican, Cyrus, und Faustibus. Vatter! weine nicht um mich, Tochter! ach, du sollst erblassen? Soll ich dich mein Schatz verlassen. Tröste dich, mein andres ich Kinder! ach! ihr dauret mich. Fort zum Tod? PUMPHIA, CYRUS UND FAUSTIBUS. Ein gesetzter Geist Der die Sorg verschmeist, Weiß von keiner Noht. Fort zum Tod! PUMPHIA, CYRUS UND FAUSTIBUS. Wann, O ihr Götter! wird sich doch Unser Centner schwäres Joch, Einmal von uns wenden? Durch den Tod, ja durch den Tod. Wird sich alles enden. PUMPHIA, CYRUS UND FAUSTIBUS. Alle Qual und Plagen Wollen wir ertragen, Und uns ligt an dir Tyrann, Alle 3. verspotten ihn. So viel dran. O das geht zu weit, Holla! es ist Zeit. Nihm zum Schluß, Diesen Abschieds-kuß. Vatter! Liebster! Tochter! Eydam! Vatter! Liebste! Und durch den Tod Da endet sich die Noht. Nach dem Quartetto zeiget sich Kulican ganz rasend. Mortong! greif Cyrum an, Soldaten! reist ihn nieder. Dieses geschiehet von Soldaten, Kulican mit Caricatur hauet dem Cyrus den Kopf auf der Erden ab, so daß man sehen kan, daß er einen falschen Kopf genommen, der abgehauene Kopf siehet lächerlich aus, und des Cyrus seinem gar nicht gleich, Kulican haltet den Kopf in der Hand. Da hast du deinen Lohn, der kommt gewiß nicht wieder. Wirft den Kopf der Pumphia vor die Füsse. Jetzt folget nach der Reih die falsche Pumphia Und letztlich macht den Schluß, der schöne Heyduck da. ganz erstaunt. Wie ist mir! Seh ich recht? Ach! ja es ist geschehen Ich muß das schöne Blut von meinem Vattern sehen. O Himmel! steh mir bey in meiner grösten Noht, Mein Vatter ohne Kopf, ich glaub er ist schon tod. Die Wunde ist zu stark, die ist nicht zu curiren, Ich stehe in Gefahr den Vattern zu verliehren. Dies alles kommt von dir, du Wüttrich! du Tyrann! Zu Kulican. Mein Unglück ist zu groß, es greift zu sehr mich an. Sie hebt den Kopf auf. Du allerliebstes Haupt! das hier erblasset liget, Du siehst es selbst mit an, wie mich mein Schmerz besieget. Schlinkt Artemisia des Mannes Asche ein, So soll mein Leib für dich ein Mausoleum seyn. Mein Name bleibt der Welt, sie wird auch nie vergessen, Daß Pumphia aus Lieb des Vatters Kopf gefressen. Stellt sich, als ob sie in den masquirten Kopf beissen wolte, Faustibus und Kulican aber halten sie ab. Pfuy deichsel Pumphia! Wie bist du rasend toll? Stellt sich, als ob sie dem Kulican den Kopf wolte ins Gesicht schlagen. Geh fort, und packe dich, du wilder, grober Schroll. Ich ändre meinen Schluß, dich ewig zu beklagen, Will ich dich Lebens lang in meinem Schupsack tragen. Steckt den Kopf in Sack. steigt auf den Thron. Du richte dich zum Tod, und stell dein Plaudern ein. Ja, Plumpsak! Mopsel-kopf! es soll sogleich auch seyn. Man gebe mir was her die Lippen noch zu netzen, Dann will ich mich in Stand zu meinen Tode setzen. Was willst du? sage frey, für dich ist alles hier, Verlangst du Wasser? Nein, viel lieber gebt mir Bier. Ein Soldat lauffet ab, und bringt gleich auf einer Tatzen ein Maß-zimment mit Bier. Beklagens-werter Stand! entsetzliches Geschicke! Ich war in dieser Welt wol wenig Augenblicke. Sie nimmt das Zimment oder die Kanne, und trinket. Bläst mir des Todes-pfeil gleich Licht und Leben aus, I! nu! was ligt daran, ich mache mir nichts draus. Was hab ich dann alhier auf dieser schnöden Erden, Man stirbt ja nur einmal, es wird schon besser werden. Ich ächze mich zu Tod, die Zunge wird ganz sper, Der Speichel wird zu Salz, gebt noch zu trinken her. Sie trinket wieder. Soll dann mein junges Blut so fruh die Erde färben, Soll diese Blume schon in ihrer Blüh verderben? Ich seh schon, wie man mich zu meinen Tode führt, Ich höre schon, wie sich der Puls so sachte rührt. Ich merke, wie das Schwerd durch meine Adern schneidet, Ich fülle schon den Schmerz den man im Sterben leidet. Und wie der blasse Mund den letzten Hauch ausspricht, Und wie das arme Herz in meinem Leibe bricht. Mir fangen würklich an die glieder schon zu sinken, Es wankt der matte Fuß, ich will noch einmal trinken. Sie trinkt wieder. Hinweg mit diesem Schmuck, hinweg mit aller Pracht, Die Sonne neiget sich, der Tag wird jetzt zur Nacht. Sie nimmt allen Schmuck von Kopf, und gibt ihn an die Seiten. Der Rosen gleiche Mund, das Aug, das Gold der Haare, Hand, Leil, Fuß, Schuh, und Strümpf kommt alles in die Baare. Die Angst benimmt mir schon die Sinnen und Verstand, Adieu! Gemahl! und Kind! Adieu mein Vatterland. Pumphia täumlet zurück auf einen Sitz, Faustibus und Mortong lauffen ihr zu helfen. Ach! Herr! Sie ist schon tod, ich spüre gar kein Leben. Sie riecht nach Bier, ich glaub sie hat sich übergeben. Mortong! Bring Cyrum weg Ja Herr, gleich soll es seyn. zeiget auf Faustibus. Und diesen sperre man indessen sorgsamst ein. Cyrus wird mit Lazo abgetragen, und Faustibus von denen Soldaten abgeführet. Mortong, und Soldaten kommen gleich wieder zurück. Zu Pumphia. Mein Herze klopft in mir, O Heldin seltner Gaben! Soll dich ein schlechter Mensch, und nicht ein König haben? Doch Kulican beherzt, und zeige einen Mann, Zu Mortong. Schlep sie in Tempel hin, sie soll, und muß daran. Mortong, und die Soldaten wollen sie fortführen. erholt sich. Ach Unglücks-voller Tag! da ich die Welt erblickte, Da man mich als ein Kind mit Mutter-milch erquickte, Da mich Geburt, und Geist zu denen Göttern wies, Und man mich in der Welt, die Allerschönste hieß. Verzweiflung, Mut, und Zorn bringt mich von meinen Sinnen, Ich weiß nicht was ich thu, und was ich soll beginnen. O schrecklicher Ausspruch! der mich jetzt sterben heist, Pumphia reist sich bey denen Haaren. Und der mir alle Haar aus meinem Kopfe reist. abseits. Wär nur ein Mahler hier, so ließ ich mir sie mahlen. zu Kulican. Jetzt ist sie gar zu schön, nun sieht man erst die Strahlen. so in Gedanken war. Auf, Pumphia beherzt, gedenk an keine Noht, Du willst es Kulican? ich geh zu meinen Tod. Aria. NB. Der Verfasser hat in der Ober-pfalz in Wald-München ohngefähr vor drithalb Jahren in einer schmerzhaften Comödie von der dasigen sogenannten ersten Actrice eine Wälische Aria singen hören, in welcher er kein Wort, als Tschiri Tschantschere verstehen können, der Text kann also nicht hieher gesetzt werden, diese Arie wird also nach seinen Gusto von ihme imitiret, und Pumphia wird nach der Aria von denen Soldaten abgeführet. Kann wol die grosse Welt, was Schöners in sich haben? Nein, mit der Pumphia wird alles heut begraben. 10. Auftritt Zehender Auftritt. Soffocles tritt à tempo ein. Was bringst du Sophocles? Ein widriges Geschicke, Ein Traum der drohet dir ein schlimm und böses Glücke. An diesen Traum ist mir, und dir sehr viel gelegen. Ein Traum wird nimmermehr mein grosses Herz bewegen. Ein Traum ist nur ein Traum, und wird ein Traum auch seyn, Doch leider gar zu oft trift unser Träumen ein. Der träumt, er sey heut reich, und dieser träumet Morgen, Er sey der Aermeste, ein andrer träumt von Sorgen, Dem träumt von lauter Freud, und dem von lauter Weh, Dem träumt von Wittib-stand, und diesem von der Eh, Der träumt von Hunger, Durst, der träumt von lauter Speisen, Der träumt, er kommet an, der träumt, er muß verreisen, Mir träumte heut von dir, du wärest ein Tyrann, Herr! stell dein Wüten ein, sonst ists um dich gethan, Sonst wird dein Königreich als wie ein Traum verschwinden. Ha! Flegel! wer wird dir das auf die Nase binden? Gleich backe dich von mir. Mein Herr! du glaubst mir nicht? zu Mortong. Fort! schmeiß den Hund hinaus. Gib Achtung, was geschicht. Soffocles wird durch Mortong abgestossen. Der alte Scheps kommt stets mit lauter solchen Dingen. Ich will ihn künftig schon das Maul zu halten zwingen. Mitleiden, Lieb, und Zorn hat mich recht Krank gemacht, Zu Mortong. Sag, daß der Tempel gleich zu mir werd hergebracht, Wie auch der Opfer-tisch, nebst allen andern Sachen, Es sterbe Pumphia. Wie kann ich dieses machen? Du must in Tempel gehn. Hund, bring den Tempel her. Ja, ja, da hast du ihn, er kommt auf dein Begehr. 11. Auftritt Eilfter Auftritt. A tempo erscheinet der Tempel, der Opfertisch, und der Krieges-gott Crocovita wird heraus getragen, viele weisse Knaben mit Wind-lichtern gehen voraus, alsdann folget Pumphia in einem weissen Kleid, und wird von sechs Götzen-pfaffen begleitet, welche allerhand Mord-instrumenten, als Hacken, Säge, Schwerdter, vergoldte Töpfe, grosse Schüsseln, und dergleichen in Händen haben. Voraus lasset sich eine angenehme Music hören. Unmenschlicher Barbar! ich trette diese Bahn Recht standhaft und getrost zu meinen Sterben an. Dein Wille ist mein Tod, ich muß mein Blut vergiessen, So soll es Eimer-weis aus meinen Adern fliessen. Weil ich selbst sterben will, so ists darum geschehen, Daß man auch meinen Tod in Gnaden soll ansehen. Als Fürstin und als Frau bin ich noch nie gestorben. Sonst war ich dann und wann auf andre Art verdorben. Ich stelle nur der Welt in einem Schau-spiel dar, Wann man so starb, wie ich, wie es einfältig war. Was einstens Magalon und Melosin gewesen, Das wird die späte Welt von Pumphia auch lesen. Mein zärtlich Herz hat nie auf hohen Stand gedacht, Ein jung und schönes Herz hat mich verliebt gemacht. Ich liebte in der Lieb den Geist, und wahre Tugend, Ich fand Verstand, und Witz, auch würklich in der Jugend. Die Vorsicht sprach, ich will, du solst geschieden seyn, Sie sprach auch: sey getröst, auf Sturm folgt Sonnen-schein. Geliebter Faustibus! kann ich in Tod dich sehen? So will ich auch dem Tod getröst entgegen gehen. Ja in gar kurzer Zeit wird dieser schöne Leib Hier eingescharret seyn, Schad um das junge Weib. Ihr Pfaffen! nehmet dies zu einen Angedenken, Sie giebt denen Götzen-pfaffen ein kostbares Jubel. Zu Kulican. Dir aber Basilisk! will ich was anders schenken. Sie giebt dem Kulican eine Ohrfeigen, dieser aber bleibt ganz serieus sitzen. Pumphia kniet nieder, und die sechs Götzen-pfaffen stellen sich um sie herum, dieselbe zu opfern. Wolan die Stunde schlägt, es rückt heran die Zeit, Die meinen schönen Geist von seinem Cörper scheidt. Ich will durch meinen Tod mir diesen Ruhm erwerben: Sie war im Leben schön, und war auch schön im Sterben. 12. Auftritt Zwölfter Auftritt. Entstehet inwendig ein grosser Lärmen, Cyrus, Miketey, Faustibus, Sigelvax, und Soffocles, der Leztere aber bleibt zurück. CYRUS, MIKETEY, FAUSTIBUS UND SIGELVAX. Es lebe Pumphia! Es lebe Pumphia! Sie reissen Kulican vom Thron auf die Erde. Du Mörder! Henkers-knecht! jetzt seynd wir alle da. Und zwar zu deiner Schmach, und gänzlichen Verderben, Es lebe Pumphia Und Kulican muß sterben. Alle 4. schlagen auf Kulican beständig zu. schreit. He! kommt kein Mensch zu Hülf? Mortong! stehst du so still? Herr! sag, was soll ich thun? es seynd ja gar zu viel. Verdammtes Schicksal, ach! so hört nur auf zu schlagen. Du hättest auch mit uns Mitleiden sollen tragen. Nun ist es mit dir aus, du must des Todes seyn. Verlanget, was ihr wolt, ich gehe alles ein. Wolan so stehe auf, ich schenke dir dein Leben, Doch must du mir mein Reich, und das, was mein ist, geben. zu Cyrus. Das thu ich herzlich gern, was Wunder! du nicht tod? Du einen neuen Kopf? Soffocles kommt a tempo hervor. Ich half in dieser Noht. Die Götter machten mir in einem Traum zu wissen, Daß du unschuldigs Blut niemalen sollst vergiessen. Die alle macht ich frey Zeigt auf Cyrum, Miketey, Faustibus, und Siegelvax. Durch meine Zauber-kraft. Zu Cyrus. So hab ich dir dein Reich, und euch die Ruh verschaft. Und gehet ab. Ich wolt nebst Persien mein ganzes Reich verlieren, Könnt ich nur Pumphia mit mir nach Hause führen. Allein das Schicksal will, es soll, und kann nicht seyn, Zu Faustibus. Mein Freund! behalte sie, sie ist, und bleibet dein. Der ist ein grosser Held, der es so weit kann bringen, Sein eigner Herr zu seyn, sich selbsten zu bezwingen. Ja grosser Kulican! wär noch mein Herze frey, So schwör ich dir gewiß, daß ich dein eigen sey. Du hast mir Kron, und Thron aus Liebe angetragen. Zu Faustibus. Jedoch aus Lieb zu dir, hab ich es abgeschlagen, Nicht um die ganze Welt, geliebter Faustibus! Verletz ich meine Treu, das ist mein letzter Schluß. Der Himmel sey mein Zeug, daß dir mein ganzes Leben Von diesem Augenblick aufs neue sey gegeben. Es sey auch meine Treu der ganzen Welt bekannt, Komm her mein Kulican! hier hast du meine Hand. Sie gibt den Kulican, welcher sich verwundert, die Hand. Daß man auf Tugend kann sein ganzes Glücke bauen, Das siehet man fällt ein. In mir den Spiegel treuer Frauen. Componirt von Joseph Kurz. Hierauf folget die Pantomim. Pantomime Personen Actores in der Pantomime. Arleckin, ein Diener des Pantalons, verliebt in. Colombina, die Tochter des Pantalons. Pantalon, ein Kaufmann. Piro, ein Müller und Vetter des Pantalons, gleichfalls in Colombina verliebt. Ein Zauberer. Ein kleiner Teufel. Etliche zwanzig Juden, und Jüdinnen, nebst ihrem Rabiner. Zwey Laqueyen. NB. Die kleine Colombina, welche die Antonia Kurtzin vorstellet, wird sich in 4 Caracteren, und 4. lustigen Arien besonders distinguiren. 1. Auftritt Erster Auftritt. Zimmer des Pantalons, Arleckin und Colombina sitzen, und halten eine stumme verliebte Unterredung. 2. Auftritt Anderter Auftritt. Piro als der Rival des Arleckins kommet dazu, aus Eifersucht holet er den Pantalon, und lauft ab, Arleckin und Colombina versichern einander ihre Treue, dazu 3. Auftritt Dritter Auftritt. Pantalon und Piro. Pantalon voller Zorn, will den Arleckin und Colombina ermorden, wird aber von Piro abgehalten, Colombina und Arleckin bitten kniend um ihr Leben, Pantalon prügelt den Arleckin ab. Colombina kommt vor Raserey ausser sich, wird endlich durch Piro (welcher sie trösten will) abgebracht. 4. Auftritt Vierter Auftritt. Pantalon prügelt Arleckin aus dem Haus, nihmt die Pagage des Arleckins, welche ein Laquay traget, und wirft sie den Arleckin vor die Füsse, und mit nochmaliger Bedrohung nicht mehr in sein Haus zu kommen, geht er mit dem Laquay in sein Haus ab. Arleckin ganz bestürzt, setzt sich auf seine Pagage. 5. Auftritt Fünfter Auftritt. Kommt ein Zauberer, welcher den Arleckin seine Pagage in einen kleinen Teufel verwandelt, endlich verspricht der Zauberer ihm in seiner Liebe zu helfen, gibt dem Arleckin eine Blume, vermög derselben er sich in seiner Liebe wird glücklich machen können, und gehet ab. Arleckin wegen seinen zukünftigen Glück fangt vor Freuden an zu tanzen, und da er die Thür des Pantalons eröffnen siehet, tanzet er ab. 6. Auftritt Sechster Auftritt. Pantalon, und Piro, welcher einen weissen Sack traget, beyde wollen auf den Markt gehen, allerhand Speisen zu der Hochzeit einzukauffen, Pantalon sperret das Haus gut zu, und mit Piro ganz vergnügt ab. Arleckin welcher solches von hinten observiret, will diese schöne Gelegenheit nicht aus denen Händen lassen, probiret die Würkung seiner Blume, schlägt an das Haus, sogleich zeiget sich Colombina für seinen Augen, Arleckin ist in Sorgen, wie er sie fortbringen kann, lauft ab, und bringt einen Sack, stecket Colombina hinein, da sie ihm aber zum tragen zu schwär ist, hohlet er einen Schübe-karren, indessen kommt 7. Auftritt Siebender Auftritt Pantalon, und Piro wieder zurück, erschröcken, einen Sack vor ihren Haus zu sehen, sie machen denselben auf, seynd voller Verwunderung die Colombina in selbigen zu finden, Pantalon jagt Colombina ins Haus, und den Arleckin recht auszuzahlen, steckt er sich in den Sack, Piro den Arleckin zu prügeln, gehet in das Haus einen prafen Prügel zu hohlen. 8. Auftritt Achter Auftritt. Arleckin mit dem Schub-karren will die vermeinte Colombina hinein legen, Pantalon weigert sich durch Gebährden, Arleckin macht den Sack auf, Pantalon steigt aus demselben, und jagt den Arleckin ab. 9. Auftritt Neunter Auftritt. Der Zauberer stellet einen anderen Sack an des vorigen Platz, und wieder ab. 10. Auftritt Zehender Auftritt. Piro mit einem grossen Prügel, in der Meinung, daß Pantalon noch im Sack stecke, fragt, ob Arleckin noch nicht da gewesen? da er aber keine rechte Antwort bekommet, macht er den Sack auf, ein kleiner Teuffel, welcher in dem Sack war, jaget den Piro ab. 11. Auftritt Eilfter Auftritt. Arleckin schlägt wieder auf das Haus, und Colombina zeiget sich auf vorige Art, beyde sind vergnügt, und wollen ihre Zuflucht in einem Haus suchen, welches sich auf dem Theater zeiget, gehen in dasselbige hinein. 12. Auftritt Zwölfter Auftritt. Pantalon, und Piro, so den Arleckin, und die Colombina haben in das Haus gehen sehen, klopfen bey der Thüre an. Sogleich kommt 13. Auftritt Dreyzehender Auftritt. Arleckin als Lieder-singer, und Colombina als Lieder-singerin, stellen sich auf eine Bank, auf welcher ein Bild siehet, und singen folgendes Duetto: Duetto. Ihr Menschen-kinder! kommt herbey, Hört eine Sache, die ganz neu, Und kürzlich ist geschehen. Ein Vatter war ein böser Mann. Ein Esel war der Bräutigam. Hier sind sie auch zu sehen. Er zwang sein schön, und liebes Kind, Den Esel anzunehmen, Allein die Tochter war nicht blind, Sich dahin zu bequemen. Sie hatte ihrem Arleckin Die Treue schon geschworen. ARLECKIN, COLOMBINA. Nimm noch einmal mein Herze hin, Du bist für mich geboren. Nach dem Duetto Erkennet Piro den Arleckin, und die Colombina. Arleckin, so solches merket, schlägt beyden das Bild auf die Köpf, und lauft mit seiner Colombina ins Haus ab. Pantalon, und Piro sind deswegen zornig, klopfen wieder an das Haus, sogleich eröfnet sich an der Seiten ein Galanterie-gewölb, Colombina kommt als Tyrollerin heraus-getanzet, und singt folgende Aria. Liebe Leutel schauts mi an, Ob i enk gefallen kan? Bin i nit ä gsteiftes Mädl? So schön rund, als wie ä Rädl, Kurze Füß, und dicke Wädl, Fäst als wie ä schweine Brätl. Kaufts doch meine schöne Sachen, I kans alle selber machen, I gedenk ä selbst an mich, Gelt mei Bue, ich war für dich. Nach der Aria Traget Colombina dem Piro, und Pantalon ihre Waaren an, diese aber wollen nichts kauffen, fragen, wo Colombina, und Arleckin seye? Colombina stellt sich von nichts zu wissen, und da ihr Piro nichtes abkauffen will, schenkt sie ihm ihren ganzen Gram, und lauft ins Haus wieder ab. Pantalon und Piro verwundern sich über die Freygebigkeit dieser Tyrollerin. Piro macht das Kästel auf, findet allerhand lustige Sachen. Pantalon wird wieder zornig, klopft abermal an das Haus, sogleich an der andern Seiten zeiget sich eine Kösten-brater- hüten, in welcher Colombina als Kösten-braterin beschäftiget ist, kommt zu ihnen heraus, und singt folgende Aria. Ihr Herrn kafts Kösten, Sie seynd ja von Besten, Sie seynd ja recht voll, Geht, last euch doch rahten, Sie seynd gut gebratten, Ich kriegs aus Tyroll, Sie seynd mein Treu rar, Und seynd auch recht schwar. Ihr Herrn kafts Kösten, Sie seynd ja von Besten, Sie seynd ja recht voll, Ich kriegs aus Tyroll. Nach der Aria fängt Pantalon mit ihr an zu reden, ob sie den Arleckin und die Colombina nicht gesehen? Unter dieser Zeit stihlt Piro Kastanien aus der Pfanne. Colombina schmeichelt ihm, macht ihme mit Carressen im Gesicht schwarz, und lauft ab. Pantalon, so den Piro wegen seinen schwarzen Gesicht auslachet; dieser ärgert sich, beyde gehen, ob sie durch das Schlüssel-loch nichtes sehen könnten; hier werden sie durch einen kleinen Teufel geschoren, sogleich kommet Colombina als Petit-Maitre, und singet folgende Französische Aria. Colombine est plus charmante, Que l'aurore naissante. La Jeunesse brillante N'eut jamais tant d'appas; Quand sa bouche riante chante L'on diroit que Colombine tente Une seconde fois Arranger quelque Amant Sous les loix. Nach der Aria ziehet sie dem Piro ein Frauen-kleid, welches ihr ein Laquay nachgetragen, an. Piro muß mit ihr tanzen, und da sie denselben unter den Tanzen genug geplaget, lauft sie wieder in das Haus ab. Pantalon tröstet den Piro, wollen mit Gewalt die Thür einsprengen; sogleich verwandelt sich das ganze Theater in eine herrliche Juden-sinagoge, etliche zwanzig Kinder als Juden, und Jüdinen machen die Juden-schule. Hier folget ein Ballet, alsdann die Copulation von Arleckin und Colombina. Nach derselben erkennen Pantalon und Piro den Arleckin und die Colombina. Pantalon will sie beyde ermorden. Arleckin und Colombina verstecken sich hinter den Tisch, wo der Reby gestanden. Piro und Pantalon gehen ihnen nach; sogleich verwandelt sich der Tisch in eine lustige Maschine, in welcher sich Pantalon und Piro eingesperret. Nach der Zeit gibt Piro und Pantalon seine Einwilligung in die Heyraht des Arleckins und der Colombina. Arleckin läst sie aus ihrem Arrest heraus, und endiget sich diese Pantomime mit folgendem Chorus. Last uns tanzen, last uns singen, Last den Paß, die Geige klingen, Arleckin hat seine Braut. Last uns unsre Stimm erheben. Vivat, alle sollen leben, Die uns heute zugeschaut! Ende.