Die Stadtratte und die Feldratte Es lud einmal die städtische Ratte Die Ratte aus dem Felde ein Zu einem Braten, den sie hatte. Fettammern waren's, zart und fein. Auf einem Perserteppich prangte Die Tafel, überreich gedeckt. Was ihren Appetit anlangte – Gewiß hat's beiden wohlgeschmeckt. Ein Festmahl war es, ohne Frage, Nichts fehlte, was das Herz begehrt, Doch plötzlich wurde das Gelage Im besten Zuge jäh gestört. Ein Lärm von draußen, welch ein Schrecken! Es poltert an des Saales Tür. Stadtratte lief, sich zu verstecken, Und ihre Freundin folgte ihr. Der Lärm erlosch. Als erste wagte Sich keck hervor die aus der Stadt, Die tröstlich zu der Bäurin sagte: »Komm her und esse dich nun satt.« Da sprach die andre: »Meine Beste, Komm morgen hin zu mir hinaus. Recht üppig zwar sind deine Feste, Doch sieh, ich mache mir nichts draus. Bei mir wird alles glatt sich fügen, Ist einfach auch mein ländlich Brot. Leb wohl!« – Wie arm ist ein Vergnügen, Das immer eine Angst bedroht!