Der Hahn und der Fuchs Auf einem Baume saß ein alter Hahn, Ein schlauer Kopf in allen Lebenslagen. »Freund,« sprach ein Fuchs und dämpfte sein Organ, »Wir wollen uns von heute an vertragen, Ein allgemeiner Friede ist befohlen. Ich komme, dir’s zu künden; steige nieder Und küsse mich, von nun an sind wir Brüder. Gleich muß ich weiter auf beschwingten Sohlen, Noch zwanzig andre Leute aufzusuchen. Komm nur herab, dort unter jenen Buchen Kannst du mit deinen Kindern Käfer picken. Komm schnell, daß wir uns in die Augen blicken Und herzlich küssen, weil nun Friede ist.« »Freund,« sprach der Hahn, »es hätte nie Mir süßre Botschaft werden können Als diese Friedensmelodie. Wie schön, daß du ihr Überbringer bist! Dort seh ich noch zwei Hunde rennen, Vermutlich wählte man die schnellen Tiere Zur Friedensbotschaft als Kuriere. Sie fliegen fast, gleich sind sie hier; Dann küssen wir uns alle vier!« »Lebwohl,« rief da der Fuchs, »mein Weg ist weit; Wir wollen zu gelegenerer Zeit Die Freude feiern.« Und der Bursche nahm Reißaus so schnell, man glaubt es kaum, Betrübt, daß er um seine Beute kam. Der alte Hahn saß lange noch im Baum Und bog sich krähend vor Vergnügen. Welch doppelter Genuß, Betrüger zu betrügen!