Vierter Gesang: Aufrichtigkeit, Wahrheitliebe, Tugend, Dehmuth O reines Herz! Was gleichet deiner Würde, Bist Du und bist Du stets der Wahrheit Spiegel, Ein offner Sinn für alle Wirklichkeiten, Ein Wiederhall von jeglicher Erfahrung! So prallt der Stral von hellgeschliffner Fläche Zurück, wie drauf er fiel, in gleicher Richtung! Das wahre Herz verträgt auch nicht die kleinste Verschiebung, die so leicht zur Lüge wird. Es wittert jedes Wort der Nachricht und des Urtheils, Das Mißverstand und Unrecht zeugen könnte, Und sein Bekenntnis ist die innerste Empfindung, ist es selbst. Es kann den fremden Entlehnten Schein so wenig tragen, als Ein fremdes Ohr und ein entlehntes Aug. Umsonst mag sein der schlaue Weltling lachen, Umsonst mag ihm die Klugheit warnend stets Zur Seite geh'n. Es wird sich nie verläugnen, Wird immer wahr und nur es selber seyn. Als sprächest Du vor zehentausend Zeugen, Als hörten Dir mit allen ihren Ohren Des Himmels Milliarden schweigend zu, So sprichst Du, wahres Herz, mit jedem Einen, Ihn treibe Lieb' und herzliches Vertrauen, Ihn führe Mißtrau'n Dir und Schalkheit zu, Dein Wort ist wie Du selbst, ist nur Du selber, Dein ganzes Du, Dein inniges Empfinden. Dein Wesen ist in jeder Deiner Sylben, In jeglicher Gebehrd' ist Deine Seele.