Dritter Gesang: Aufmerksamkeit, Beobachtungsgabe, Edelsinn, Dankbarkeit, Freudenerfindung O Menschenherz! Was gleichet deinem scharfen Gerechten Feinsinn? Wer versteht, wie Du, Was nie verstehbar ist dem rohen Hartsinn? Dir ist, wie Mittagsstral, so manche Nacht hell, Ein Greuel Dir die Sylbenklauberey Der Schalkheit, welche laut vom höchsten Recht spricht, Und höhnend lacht, wenn schlichte Menschlichkeit Es Teufeley und höchstes Unrecht nennet. O Menschenherz! An Stralen ist die Sonne Nicht reicher, nicht der Ocean an Wogen Als Du an feinen Freuderfindungen. Den vollsten Kelch der Menschenlust genießet Nur der, der nie das Ziel der Freuderfindung Für Freudedürftige zu seh'n vermag. Nur der empfindet tief den hohen Adel Der Menschheit, läßt sich nie die Götterwürde Der menschlichen Gestalt verleumden, der Stets unerschöpflich ist an Menschenfreuden. Gott ist nur Gott durch Lieb' und Schöpfungswonne. Erfinden ist's was anders als erschaffen? Wer nichts erfand, kennt Schöpfungsfreude nicht. An Gottes Statt, in Gottes hohem Namen Erschafft der Freuderfinder. Lieber, froher Erschuff der Schöpfer nie als durch den Guten, Der nie sich selig nennt als wenn er Brüder Beseligt! Herz, Du bist's, was Gott erkohr! Das Beßte wählt der Beste nur. Der Thron Gebührt dem Könige, das Herz dem Vater Der Menschenherzen nur. Der ewig liebt, Bewohnt der Höhen Höh' und Dich, o Du, Der Geisterwelten Ehre, Menschenherz, Wo Freuderfindung sich mit Einfalt paart!