Beethovens Büste Traurig kehrt ich eines Abends In mein einsam düstres Zimmer, Überraschend drin entgegen Blinkte mir ein Freudenschimmer. Mit dem sichern Blick der Liebe Hatt ein Freund den Spalt getroffen, Wo des Unmuts düstre Zelle Blieb dem Strahl der Freude offen. Ha! ich fand des Mannes Büste, Den ich höchst als Meister ehre Nebst dem schroffen Urgebirge Und dem grenzenlosen Meere. Ein Gewitter in den Alpen, Stürme auf dem Ozeane Und das große Herz Beethovens, Laut im heiligen Orkane, Sind die Wecker mir des Mutes, Der das Schicksal wagt zu fodern, Der den letzten Baum des Edens Lächelnd sieht zu Asche lodern. Kämpfen lern ich ohne Hassen, Glühend lieben und entsagen, Und des Todes Wonneschauer, Wenn Beethovens Lieder klagen; Wenn sie jubeln, Leben schmetternd, Daß die tiefsten Gräber klüften Und ein dionysisch Taumeln Rauschet über allen Grüften. Wenn sie zürnen, hör ich rasseln Menschenwillens heilge Speere, Und besiegt zum Abgrund, heulend, Flüchten die Dämonenheere. – Sanftes Wogen, holdes Rieseln; Sind des Weltmeers kühle Wellen Süß beseelt zu Liebesstimmen? Wie sie steigen, sinken, schwellen! Auf der glatten Muscheldiele Halten Nixen ihren Reigen, Keime künftger Nachtigallen Träumen auf Korallenzweigen. Horch! noch leiser! dem Naturgeist Abgelauschte Lieder sind es, Die er flüstert in das erste Träumen eines schönen Kindes; Die er spielt auf Mondstrahlsaiten, Ob dem Abgrund ausgespannten, Deren Rhythmen in der Erdnacht Starren zu Kristallenkanten; Und nach deren Zaubertakten Rose läßt die Knospe springen, Kranich aus des Herbstes Wehmut Lüftet seine Wanderschwingen. – Ach, Coriolan! vorüber Ist das Ringen, wilde Pochen, Plötzlich sinds die letzten Töne, Dumpf verhallend und gebrochen. Wie der Held im schönen Frevel Überstürmte alle Schranken, Dann – der tragisch Überwundne Stehn geblieben in Gedanken. Sinnend starrt er in den Boden, Sein Verhängnis will Genüge; Fallen muß er, stummes Leiden Zuckt um seine edlen Züge. – Horch! im Zwiespalt dieser Töne Klingt der Zeiten Wetterscheide, Jetzo rauschen sie Versöhnung Nach der Menschheit Kampf und Leide. In der Symphonien Rauschen, Heiligen Gewittergüssen, Seh ich Zeus auf Wolken nahn und Christi blutge Stirne küssen; Hört das Herz die große Liebe Alles in die Arme schließen, Mit der alten Welt die neue In die ewige zerfließen.