Das Veilchen und der Schmetterling Ein Veilchen stand An Baches Rand, Und sandte ungesehen Bei sanftem Frühlingswehen Süßen Duft Durch die Luft. Da kommt auf schwankendem Flügel Ein Schmetterling über den Hügel Und senket zur kurzen Rast Zum Veilchen sich nieder als Gast. Ei! Veilchen! wie du töricht bist, Zu blühn, wo niemand dein genießt! Nicht ungenossen blüh ich hier, Ein Schäfer kommt gar oft zu mir Und atmet meinen Duft und spricht: »Ein solches Blümchen fand ich nicht, Wie Veilchen du! auf Wiesen, Auen Ist keines mehr wie du zu schauen!« 's ist schöner doch, glaub meinem Wort Zu blühn auf freier Wiese dort, In jener bunten Blumenwelt, Als hier im dunklen Schattenzelt! Hier bin ich meines Schäfers Wonne, Dort aber bleichet mich die Sonne, Und ohne Farbe, ohne Duft, Find ich zu früh dort meine Gruft. Drum blüh ich in der Einsamkeit, Wenn auch nur Einer mein sich freut.