105. Auf den Tod S. Erl. des Oberkammerherrn Senateur und Grafen Boris Petrowitsch Scheremetjeff Er tritt vom Schauplatz weg. Ihr Schmeichler! hier kein Lied! Ja Scheremetjeff ist Gesichten gleich verschwunden Und hat die Kunst die keine Grösse sieht Als wo Belohnung rauscht – großmüthig überwunden. Soll Dankbarkeit, gleich jener Nachtigall Die in verheelten Büschen klaget Indem der Himmel ob ihr taget – Auch schweigen über solchen Fall? Mag der Pedant nach Wappen suchen, In mürben Chroniken erfragen, welches Blut Durch diese Adern rann. Den Göttern mag er fluchen! Ihm gilt ein Marmorklotz in einem Grafenhut Soviel als die Person, die ach! uns unverweßlich Dem Herzen nach nur unvergeßlich Hier überschwemmt von tausend Tränen ruht. Durch Beispiel stellt' er sich an unsers Adels Spitze Der ihn im Herzen fühlt, noch von ihm angeweht Ward der verborgnen Tugend Stütze Und das Organ der Majestät. Ihr Könige! was ist der Werth Von einem falschen Lorbeerkranze? Von Schild und Trommel, Fahn und Lanze Womit man euer Grab beehrt? Ihr unterschriebt, was andre thaten Und glaubtet dem Betrug, der auf die Unterschrift Oft Gott Natur und Pflicht verrathen. Ach ihre Schmeichelei, ihr Lob ist oft ein Gift Das mehr als ein Jahrhundert trift. Ein Kranz von Zähren der Gedrückten, So ihr befreit, glänzt in der Sternenwelt Und späte Seufzer der Beglückten, Auch wo kein Beifall lokt, bestättigen den Held Und machen, was der Mensch und nicht die Rolle war Der bessern Nachwelt offenbar. Wie wenig fand ich der Monarchen Piasten gleich, Dir Numa! gleich, Die aus der Einsamkeit gezogen, Aristarchen Gewannen, um sich her ein unabsehbar Reich Nicht zu bezwingen, zu beglücken; In keiner Nische sich mit Gottesfurcht zu schmücken Und an dem Weyhrauch zu erquicken Der Gott allein gehört. Wo leuchtet das Gesicht Das menschlich weint, wenn auf den Vieren Die Einfalt zu kaprioliren Sich für verbunden hält, um nicht Nach stumpfer Priester Wahn, den Himmel zu verlieren. Ihr Cäsare der bessern Zeit! Das Vorurtheil des Volks verwandeln Ist nicht so leicht, als um zehntausend Opfer handeln, Die durch ihr Blut versiegeln daß Bojaren Vor mehr als ein halb tausend Jahren In Moskau wie in Rom geritten und gefahren. Ihr winkt – und eine beßre Welt Steht, Schöpfer! um euch her statt dieses Schwalls von Thieren Die immer nur nach euch visiren Und ihre Leidenschaft in eure Rechnung führen. Ach ein Apostel wird der Held Der edel zürnet, wenn im Zelt Ein Babylonier vor ihm aufs Antlitz fällt. In seinen Adern fliesset Blut Von dir verklärter Graf! an seinem Herzensherzen Erinnert es und pochts, den Ruhm nicht zu verscherzen: Ein Mensch steht unter Deinem Hut. Er winkt mit edlem Ueberdrusse Dem Schwulst genährt von Dichterwuth, Der Kunst die niemand nützt, dem tauben Löwenmuth Der Eifferer um nichts – zu jenem trüben Flusse, Wo die Vergessenheit für Muttersorgen blind Sich durch verbrannte Pfützen windt.