37. Die Auferstehung; eine Cantate Als Christus in die Hölle niederstieg, Die Geister sich in tausend Schröckgestalten Vor seinem stillen Antlitz ballten Und um ihn keiften, knirschten, schalten, Daß Berg und Thal des Abgrunds von dem Krieg Der Dissonanzen wiederhallten, Und er zu allem – göttlich schwieg: Da schlug ein Donnerschlag auf einmal in die Tiefen. Es ist geschehn – Gott du bist frey, Und aller Himmel Himmel riefen: Die letzte Prüfung ist vorbey, Der Gott ist frey, der Gott ist frey! Und er stieg auf, den Himmel in dem Auge, Das itzt das erstemal von einer Thräne rann, Von einer Wollust-Thräne – Sah mit diesem Auge Die starrenden Gefilde wieder an, Die seiner Augen Blut getrunken, Die mit ihm in den Tod gesunken. Itzt blühn sie wieder auf von ihm erschaffen, lachen, Und jauchzen Himmel an, und muthig mischen sie Ihr Lustgeschrey, vollkommen sie zu machen, Zur grossen Sphären-Harmonie. Chor der Sphären. Komm herauf, du Sohn der Erde, Komm aus ihrem Schoos ans Licht, Daß sie durch dein Angesicht Ein beglückter Himmel werde, Die durch deinen Tod erschüttert, Der Zernichtung zugezittert, Aber itzt durch dich belebt Ew'gem Glück entgegen bebt. Da Capo. Wie Mütter, die, was sie mit Schmerz geboren, Und mühsam groß gepflegt, in einem Augenblick verloren, Ins Grab hinunter sehn, wo das, was sie vergnügt, Wo ihres Lebens ganze Hoffnung liegt: So, und bedauernswerther noch, Für ein gedoppelt Leben, Gott! getäuscht Und ihren Gott in ihren Armen, stehn die Jünger; Mit mehr als Mutterjammer sehen sie Starr auf den Boden; staunen sie Gedankenlos mit unterbrochenen Herzensschlägen, Ach! ihrem Untergang entgegen – Als plötzlich eine Ahndung – Gott er lebt – Du lebst mein Gott – sich wie ein Blitz erhebt In ihrer aller Herzen, und sie alle Ihn wie er lebet vor sich stehn Zu sehen wähnen – und dann sehn. – Ja ich bins; ich bins – und Friede Ew'ger Friede sey mit euch! Kommt, des langen Harrens müde, Kommt, nehmt Theil an meinem Reich. Ja ich bins, ich bin es; Friede, Ew'ger Friede sey mit euch!