47. Die Liebe auf dem Lande A. Ein schlechtgenährter Kandidat Der oftmals einen Fehltritt that Und den verbotnen Liebestrieb In lauter Predigten verschrieb, Kehrte einst bey einem Pfarrer ein Den Sonntag sein Gehülf zu seyn. Der hat ein Kind, zwar still und bleich, Von Kummer krank, doch Engeln gleich. – Sie hielt im halberloschnen Blick Noch Flamen ohne Maaß zurück; All itzt in Andacht eingehüllt. Schön wie ein marmorn Heil'genbild. – War nicht umsonst so still und schwach, Verlaßne Liebe trug sie nach, In ihrer kleinen Kammer hoch Sie stets an der Erinnerung sog; An ihrem Brodschrank an der Wand Er immer immer vor ihr stand, Und wenn ein Schlaf sie übernam, Im Traum er immer wieder kam. Für ihn sie noch das Härlein stutzt, Sich wenn sie ganz allein ist putzt, All ihre Schürzen anprobirt Und ihre schönen Lätzchen schnürt, Und vor dem Spiegel nur allein Verlangt, er soll ihr Schmeichler seyn. Kam aber etwas fremds in's Haus, That sie sich schlecht und häuslich aus. Denn immer immer immer doch Schwebt ihr das Bild an Wänden noch Von einem Menschen, welcher kam Und ihr als Kind das Herze nam. Fast ausgelöscht ist sein Gesicht, Doch seiner Worte Kraft noch nicht Und jener Stunden Seligkeit Und jener Träume Wirklichkeit Die angeboren jedermann Kein Mensch sich wirklich machen kann. Ach Männer Männer seyd nicht stolz Als wärt nur ihr das grüne Holz. Der Weiber Güt' und Duldsamkeit Ist grenzenlos wie Ewigkeit.