XXV. Der Sonnabend auf dem Dorfe. (1831.) Die junge Dirne kehrt, sobald die Sonne Sich neigt, vom Feld nach Haus, Ihr Bündel Gras zu Häupten, in der Hand Von Rosen und Violen einen Strauß, Und freut sich schon, daraus Morgen am Sonntag wieder Den Schmuck für Haar und Mieder zu gewinnen. Mit ihren Nachbarinnen Sitzt vor der Thür das Mütterchen und spinnt Und schaut gen Abend, wo der Tag verglüht, Und plaudert von den eignen jungen Tagen, Wo sie am Feiertag sich auch geputzt hat Und schlank noch und geschwind Am Abend dann zu tanzen pflag mit Denen, Die ihrer schönsten Zeit Gefährten waren. Schon aus der Höhe sinkt Tiefblaue Dämmrung, und die Schatten fallen Von Dächern und von Hügeln, Da silbern jetzt der neue Mond erblinkt. Und nun beginnt die Glocke Den Festtag einzuläuten, Und bei dem Klange zieht es Wie Trost in alle Seelen. Die Knaben, die in Haufen Dort auf dem Platze jauchzen Und hier- und dorthin laufen, Wie lachen sie und lärmen! Indessen kehrt zu seinem dürft'gen Tisch Der Pflüger pfeifend heim Und denkt bei sich an seinen Ruhetag. Dann, wenn erloschen jedes Licht ringsum Und alles Andre stumm, Hörst du den Hammer klopfen, hörst die Säge Des Zimmermanns, der wacht In der verschlossnen Werkstatt und beim Lämpchen Sich sputet, daß die Arbeit Noch fertig werde, eh' der Tag sich röthet. Dies ist der liebste von den sieben Tagen, Voll Hoffnung, voller Wonne. Es bringt die neue Sonne Trübsinn und Langweil; Jeder denkt im Stillen, Daß wieder sich erneu'n die alten Plagen. Du muntrer Knabe, dies Dein Blütenalter gleicht Solch einem heitren Tag, so klar und froh, Und wenn er dann entfloh, Hast deines Lebens Sonntag du erreicht. Genieß ihn, Kind; gar süß ist diese Zeit, Und Jeder lebt sie gerne. Mehr will ich dir nicht sagen. Doch daß ferne Dir noch dein Sonntag, sei es dir nicht leid!