Gleim, Siegeslied der Preußen nach der Schlacht bei Roßbach Berlin . Daß es unter den gemeinen Soldaten unsers unsterblichen Friedrichs, Helden die Menge gibt, ist längst bekannt Nun aber hat sich unter ihnen auch ein Sänger gefunden, der in dem wahren Tone der alten Barden , die Begebenheiten und Siege besingt, deren tätiger Augenzeuge er gewesen. Er ist nur ein Grenadier, aber vollkommen würdig, als ein zweiter Tyrtäus, vor den neuern bessern Spartanern, mit der kriegerischen Laute einher zu ziehen. Kennern ist bereits sein Lied, welches er bei Eröffnung des Feldzuges vorigen Jahres, und ein anderes, das er nach dem Siege bei Prag gesungen, bekannt, und sie haben die erhabne Einfalt derselben nicht genug bewundern können. Diesen Charakter hat er auch in einem neuern und längern Liede nicht verleugnet, welches er über den Roßbachschen Sieg angestimmet. Es ist hier, in Berlin, auf drei Bogen in Quart, unter der Aufschrift gedruckt: »Siegeslied der Preußen nach der Schlacht bei Roßbach« [von Johann Wilhelm Ludwig Gleim]. Wer gegen die Ehre seines Königs und seiner Nation nicht ganz gleichgültig ist, wird es gewiß mit Entzücken lesen. Nur muß er nicht zur Unzeit den Kunstrichter dabei spielen wollen, und sich bei anscheinenden Fehlern verweilen, die da, wo sie stehen, Schönheiten sind. – Wie erhaben ist die Stelle, wo unser Heldenbarde von der Nacht, die vor dem großen Tage vorhergegangen, sagt: Vom Sternenvollen Himmel sahn Schwerin und Winterfeld, Bewundernd den gemachten Plan, Gedankenvoll den Held. Gott aber wog, bei Sternen-Klang, Der beiden Heere Krieg; Er wog, und Preußens Schale sank, Und Östreichs Schale stieg. Wie launisch hingegen sind die Beschreibungen, die er von der Flucht der so genannten Reichstruppen macht: z. E. von dem Schwaben: Der Schwabe, der mit einem Sprung, Mit Berganstehndem Haar, Von Roßbach bis nach Amelung, In seiner Heimat war. Ferner von dem Paderborner: Dem Paderborner, welcher Gott Hochpries, und seinen Sporn, Und doch von kaltem Schrecken tot Ankam zu Paderborn. Genug zur Probe! – Das Publikum muß es übrigens dem Grenadier nicht übel deuten, daß es jetzt nicht lieber ein Lied auf den Sieg bei Lissa zu lesen bekömmt. Er wird auch diesen Sieg gewiß nicht verschweigen. Aber wessen Muse ist vermögend, mit dem Könige, der jeden Tag mit Liederwürdigen Taten bezeichnet, Schritt zu halten? Kostet in den Vossischen Buchhandlungen hier und in Potsdam 3 Gr.