Die kleine Kirche Jesusblödlein Ich weiß ein Gotteshäuschen, Hart hinterm Deich erbaut. Sein Name »Jesusblödlein« Ist keinem leicht vertraut. Ein Bild überm Altare Hängt da seit alter Zeit; Ein großer Genter Maler Erschuf es gottbereit. Der lautre Christusjüngling: Sein Auge strahlt ins Feld. So ging in erster Jugend Der Herr wohl durch die Welt. Sein Antlitz ohne Strenge, Voll zarter Blödigkeit, Voll innigster Menschenliebe, Von keinem Arg entweiht. Die Sünden abzubüßen, Hat es das Volk bestellt Bei jenem großen Meister Für eine Fülle Geld. Weit vor dem heutigen Deiche Lag Stadt und Dorf im Land. Dann kamen wilde Fluten, Worin die Marsch verschwand. Und Alles war verschwunden, Im Wellenkamf zerwühlt. Das Bild allein schwamm oben Und ist hierher gespült. Da haben sie von neuem, Dicht hinterm Winterdeich, Ein Kirchlein aufgerichtet, Da hängt das Bild zugleich. Von Wettern oft umdunkelt, In Ebbe, Sturm und Flut: Das Bildnis leuchtet ruhig In hoher Himmelshut. Einst auf dem Deich, im Frühling, Sah ich hinaus aufs Meer, Das wie der Friede feiert – Mein Herz war wüst und schwer. Ich wandte mich ins Kirchlein, Weit offen klafft das Tor, Und schaute auf den Heiland, Stand tief erregt davor. Und seiner Augen Klarheit Sank mir ins Herz herein. Ich bog ihm meine Stirne: Du sollst mein Hüter sein.