Das Kind mit dem Gravensteiner Ein kleines Mädchen von sechs, sieben Jahren, Mit Kornblumenaugen und strohgelben Haaren, Kommt mit einem Apfel gesprungen, Hat ihn wie einen Ball geschwungen, Von einer Hand ihn in die andre geflitzt, Daß er blendend im grellen Sonnenlicht blitzt. Sie sieht im Hofe hochaufgetürmt Einen Holzstoß, und ist gleich hingestürmt. Und wie ein Kätzchen, katzenleicht, Hat sie schnell die Spitze erreicht, Und hockt nun dort, und will mit Begehren Den glänzenden, goldgelben Apfel verzehren. Da, holterdipolter! pardauz! pardau! Bricht zusammen der künstliche Bau. Wie bei Bergrutsch und Felsenbeben Haben Bretter und Scheite nachgegeben; Wie alle Neun im Kegelspiel, So alles über einander fiel. Die Leute im Hofe habens gehört Und laufen hin entsetzt und verstört; Die Mutter liegt ohnmächtig, Gott erbarm, Einem raschen Nachbarn im hilfreichen Arm. Nun gehts ans Räumen der Trümmer von oben, Vorsichtig wird Stück für Stück gehoben, Vorsichtig gehts weiter in dumpfem Schweigen, Der Atem stockt: was wird sich zeigen? Da – sitzt in einer gewölbten Halle Das lächelnde Kind wie die Maus in der Falle, Hat schon vergessen den Purzelschrecken, Und beißt in den Apfel und läßt sichs schmecken.