Hyazinthen Vor mir auf dem Tisch stehn Bläulichrote Hyazinthen. Die krausen Sechsblättchen sind zurückgebogen. Eine Geruchwelle wie von Leichen nach einer Schlacht, Wie von Pestfeldern, Kommt zu mir von den Blumen hergezogen. Wie von dumpfen, trüben Trieben. Gräßlich. Da seh ich ein unendlich rührendes Bild: Eine schöne, blasse, ernste junge Frau Hat die Hyazinthen Hart an ihre Brust gerissen. Sie beugt die Stirn tief hinein, Und schließt die Augen, Und trinkt den Duft, wie aus einem Giftbecher, Als ob sie den Tod ersehne. Und sie öffnet die Lider Und sieht visionär nach oben. Dann schließen sich wieder die Lider. Und auf ihnen gewahr ich Feine, müde Äderchen... Und noch einmal sah ich Die bläulichroten Hyazinthen: Ein heißer Julitag: Ich gehe im Schatten eines Waldrands In einem dicken Sandweg. Die Aussicht nach der andern Seite Ist versperrt durch ein Knick. Eine Dame, ohne jede Begleitung, Kommt mir im Paradegalopp entgegengeritten Auf ihrem Hunter. Als wir uns begegnen, bleib ich stehn Und ziehe den Hut. Und sie grüßt mich mit der Gerte, Die sie senkrecht bis an die rechte Schläfe hebt, Ihr Haupt zu mir neigend. Ein Bündelchen Hyazinthen Ist am Kopf der Gerte mit einem Bastbändchen Festgenestelt. Es ist dieselbe schöne, blasse, ernste junge Frau. Und über alle die kleinen unschuldigen Knick- und Waldrandblümchen weht, Es ist nur wie die letzte Spur eines Hauchs, Der fürchterliche Hyazinthen-Atem.