Ixion Tantalus büßt in endloser Qual, Ewig bietet Prometheus die Wunde Für des Geiers unersättlich Mahl, Und die Felsen rüttelnd im Feuerschlunde Stöhnt der Titanen Geschlecht. Was zögerst du, Zeus, auch mich zu strafen? Deine zermalmenden Blitze trafen Noch Jeden, der über dein Recht Das Haupt erhob, und ich bliebe verschont? Ich, der dir am meisten Mit Undank gelohnt, Ich, der mit überdreisten, Verwegenen Wünschen gelegt die Hand An dein, des Donneres, unerschütterter Ehre Diamanthell leuchtendes Eheband, Ich, der mit diesen Armen umwand Im Wolkengebild die Hehre, Die Himmelskönigin, die Ätherumwobene, Über alle Götter erhobne, Unnahbare Schönheit der höchsten Macht! O der seligen, nie verblühenden Nacht! O der Sehnsucht voll unauslöschlicher Gluten! Nie, nie wieder stirbt meiner Brust Jener Umarmung die Lebensfluten Himmelanschwingende Götterlust. Wer aber lebt, der die süße Gewalt Mit mir zu fühlen wüßte, Da den Umfangenden küßte Liebend die hingegebne Gestalt? Alle sind sie gebändigt, verdammt, Die himmelstürmenden Kampfgenossen, Und ein neues, dem Gehorchen entstammt, Ein klein'res Geschlecht ist aufgesprossen. Voll Schauer vor dem Götterverhaßten Meiden sie mich, und Alles flieht Mich, der mehr als alle Trotzeslasten Auf seiner Seele trägt, der da, wo sie tasten, Im Entstehen furchtlos das Ende sieht. Nur die Söhne noch leben, die jener Nacht Entsproßnen, die Centauren. Auf den Gebirgen wild und ungeschlacht Stürmen sie jauchzend hinan, kühn In Donnergewölk und Hagelschauern, Des Erzeugers vergessend Und der Menschen und ihrer kleinen Müh'n, Einzig mit Löwen im Kampf sich messend. Wer naht? Seid ihr es, holde Gestalten, Töchter der Menschen? Im Reigenchor Hinschwebend, ihr Lockenumwallten? O wagt euch hervor! Welche begrüß' ich zuerst, die Lose, Die sich so reizend im Tanze wiegt, Oder die Zarte dort, der sich die Rose Unter dem Schleier ans Stirnband schmiegt? Scheue, was zagt ihr? Es kommt ein Tag, Da werden meine Söhne, die siegesfrohen, Euch erringen beim Festgelag, Euch zur Hochzeit führen, zum säulenhohen Felsenpalast, es wird ein Geschlecht Neuer Titanen erstehen auf Erden, Das die gestürzten Ahnen rächt! Mächtiger werden sie sein und werden Neu erhöhen den Herrscherthron Über den Wolken. Wisset, ihr Zagenden, Ixion bin ich! – Ha! – sie sind entflohn. Mich erkennend, wählten sie die Flucht, Wie vor dem Pfeile des Jagenden Bergwild stürzt in die waldige Schlucht. Weh mir, was träumt' ich! Ich schmückte Niegebornes aus mit dem Widerschein Jenes Wahngebildes, das mich entzückte! Zeus, deine Strafe trifft ein! Festgebunden an meines Loses Eherne Fesseln, werd' ich in Ewigkeit Ringen und leiden um Wesenloses, Mitten im Sturme der schaffenden Zeit.