2. Reiseblätter Unter einer Eiche In Hergensweiler Eiche, deine dunkeln Zweige ragen Stolz empor aus längst vergangnen Tagen, Geister wandeln durch dein ästig Haus; Sieben Menschenalter sahst du schreiten, Und wie Harfen aus den alten Zeiten Rauscht es durch dein Laub im Sturmgebraus. O wie oft in deiner Schattenkühle Haben Mähder bei des Sommers Schwüle Ausgerastet von des Tages Mühn; Deine friedlichen Gezweige kränzten Keine Siegeshelme, hier erglänzten Hirtenfeuer nur und Alpenglühn. Hirsche nur und junge Rehe sprangen Aus dem Wald herauf, und Lerchen sangen Unter deinen Blumen auf der Flur. Während ringsum Kriegsgeschütze dröhnten, Feindesbanner flatterten, ertönten Hier des Sonntags fromme Glocken nur. Aus der Wunde deiner harten Adern Quillt ein Honig, summenden Geschwadern Wilder Bienen dient dein Holz zum Bau: So quillt Sanftmut aus der tiefen Wunde, Die vernarbt in unsres Herzens Grunde, Aus dem Schmerz des Liedes milder Tau. Sturm und Blitz verschonten dich, o Eiche, Vor des Beils verhängnisvollem Streiche, Schirmend soll mein Segen dich umwehn. Lebe wohl, und seh' ich einst dich wieder, Laß aufs neue dann durch meine Lieder Deiner Wipfel dunkles Rauschen gehn!