Beschränkung Verödet stehen Prachtbauten, aufgeführt Von stolzer Prahlsucht, sobald das Wehen Eines neuen Geistes die Welt berührt; Es schauen dann wie stille Klage Aus Saal und glänzendem Korridor Die Opfer der Mühen verlor'ner Tage Und das verschwendete Gold hervor. Die alte Pförtnerin Zeit verschließt Das Tor und die rostigen Glockenzüge Und murmelt: »in Nichts zerfließt Eitelkeit und Lüge.« Was aber bewegt Mit Wehmut das Herz dabei und regt Das Mitleid wach trotz allem Fluche, Der auf den Denkmälern der Hoffart ruht? Verwandter Stolz, der zum Übermut Und zu dem kühnen Versuche, An Größtes zu reichen, heimlich nickt Und sich selbst darin erblickt? Oder jenes Mitleid, das für Alles spricht Und Allem, was einmal geragt, Selbst dem Frevelnden nicht Nach seinem Falle die Trauer versagt? Wie er sich bändige, Sinnt der Verständige; Alle Gedanken, Die nach dem Glück Schweifen und schwanken, Bannt er in Schranken Weise zurück. Kann er sie ordnen, Wenn er das Maß Der ihm gewordnen Kräfte vergaß? Was sie vergönnen, Hofft er zu können, Mehr zu vollbringen Strebt er nicht an. Will er's erzwingen, Büßt er den Wahn, Selbst im Gelingen. Mächtig zu ragen, Einzig und groß, Krönet das Wagen Weniger bloß. Aber in Einem, Im Guten groß zu sein, Das allein Wehrten die Götter noch Keinem! Wie unter alten Mauern Giftkraut wuchert und Schlangen lauern, So droht mit Geistesnacht Unter Namen, die zu den Sternen reichen, Dem Eifer, ihnen zu gleichen, Des Schicksals unheilvolle Macht. Nur der Genius schreitet Über sie weg; ihn leitet Die Gefahr selbst, die er bezwingt. Indem er mit ihr streitet, Fühlt er sich schon beschwingt. Doch nur Adler thronen In Regionen Solcher Höh'n. Was ruhmvoll und schön, Blüht nur für Wenige, Nur für die Könige Unter den Geistern. Darum, ihr Strebenden, Folget den Meistern, Den euch erhebenden, Dient den Erkornen! Weh den Verlornen! – Weh den Unsel'gen, die berauscht Von des Ruhmes vergoldeter Blöße, Ihren Frieden eingetauscht Für die Lockung falscher Größe! Nimmer gesättigt wird ihr Herz Von verzehrendem Grame, Stünd' auch leuchtend vor ihnen in Erz Oder in Marmor ihr prangender Name. Rühmen will ich bescheidnen Wert Und ein Dasein froh ertragen, Das nicht allen Schmuckes entbehrt, Doch dem Glänzenden kann entsagen; Wenn mir gleich das Glück verlieh Wenig nur von seinen Gaben, Hab' ich doch Andrer Freude nie Freventlich untergraben.