Desz ersten Tausend vierdtes Hundert 1. Die Faste So gute Fische häuffig essen, So ohne Maß den Wein vermessen So viel als fasten heissen sol, So fastet der so gut und wol, Der, wann er wil ein Hun verzehren, Nur meint, als wann es Fische wären. 2. Elendes Reichthum Ein Reicher hat es arg, ist keine Zeit nicht frey, Daß morgen er vielleicht der Allerärmste sey. 3. Auff Mopsum Mopsus ist von zartem Stammen; Seine Väter all-zusammen Speyten nur am Sonntags-Licht Auff die Erde, sonsten nicht. 4. Auff Simonem Simon wüntschet, daß sein Weib Eine Moschkowitin wäre; Wann er ihr gleich bleut den Leib, Daß sie sich doch nicht beschwere. Aber weil sie deutsch gesinnet, Schaut sie, wie sie sich erwehrt, Wie sie Oberhand gewinnet Und die Stube mit ihm kehrt. 5. Auff Pigrum Piger kan nicht müssig gehn; Müssig kan er aber stehn. 6. Auff Faulinum Faulinus ist ein Mann, es ist ein rüstig Mann; Die Arbeit hat er lieb da, wann sie ist gethan. 7. Geenderte Zeit Der Pabst hat alte Zeit zu neuer Zeit gekehret; Wer ist, der alte Zeit für neue mir gewehret? 8. Herr und Knecht Wer andren dient, ist Herr, so fern er from sich hält; Wer andrer Herr ist, dient, wann sündlich er sich stellt. 9. Geld Der Menschen Geist und Blut ist ietzund Gut und Geld; Wer diß nicht hat, der ist ein Todter in der Welt. 10. Sparsamkeit Wer von ferne samlet ein, Kan von nahem lustig seyn. 11. Recht-Reich Nicht wer Gold zu Golde trägt, Ist für reich bald außzuschreyen; Wer den Lüsten abelegt, Dem kan alles wol gedeyen. 12. Auff Aulum Aulus rühmt sich weit und ferne, Daß er Leuten diene gerne. Ja er dient; doch nimt er Lohn Grösser, als sein Dienst, davon. 13. Gold ist bleich Das Gold ist bleich auß Furcht; es mercket gantz Armeen, Die seiner Farbe nach durch Licht durch Finster gehen. 14. Geld Wozu ist Geld doch gut? Wers nicht hat, hat nicht Mut; Wers hat, hat Sorgligkeit; Wers hat gehabt, hat Leid. 15. Zulässiger Wucher Ein Wucher bringet nicht Gefärde, Den Wirthe treiben mit der Erde. 16. Ein fauler Knecht Wann selten stielt ein Dieb und nie ein Knecht nichts thut, So halt ich den für bös, und jenen mehr für gut. 17. Auff Prædonem Prædo wil noch lieber hencken, Als sich in die Wirthschafft sencken, Weil ihm dort ein Stündlein schwer, Hier das gantze Leben wär. 18. Verböserte Welt Im argen lag die Welt, ietzt liegt sie nun im ärgsten; Dann Gottes Theil ist schwach, deß Teuffels ist am stärcksten. 19. Auff Pætum Pætus lobt der Keuschheit Gaben; Dann es wil ihn keine haben. 20. Die verneuerte Welt Gott wird den Himmel neu und schaffen neu die Erde; Was soll die alte Welt? Sie wird zur Hölle werden; Sie ist die Hölle schon, in ihr ist lauter Pein, Weil Krieg wie Feuer brennt, weil Menschen Teuffel seyn. 21. Amadis-Damen Die Damen, die von Lieb und derer heissem Leiden Zu wissen sind gelehrt, zu sagen sind bescheiden, Die künnen noch wol was, die wissen noch wol mehr: Wie ihre Glut man lescht, im Fall sie brennt zu sehr. 22. Christen Von Christus heissen Christen wir; Die That ist weg, der Nam ist hier. Was Christus heist, was Christus lehrt, Wird nicht gethan, wird kaum gehört; Nur da sind wir deß Namens werth, Wann uns für Friede kümt das Schwerdt. 23. Saltz und Creutz Das Creutz und auch das Saltz sind beyde gleich und gut; Das faule Fleisch dämpfft diß und jenes frechen Mut. 24. Ordentlicher und unordentlicher Verterb Unordnung wirfft uns hin, und Ordnung läst uns liegen; Das Steuern schaffet diß, und jenes schaffet Kriegen. 25. Die gute Sache Wo diese Sach ist falsch, die etwa übel gieng, War Christus Sache falsch, die ihn ans Creutze hing. 26. Der Krieger Nutz ist unser Trotz Das nehmen und das geben Ist zwar der Krieger Leben, Doch andrer Leute Sterben Und aller Welt Verterben. 27. Der Weg in Himmel Wer nach dem Himmel zu den Weg hat fürgenummen, Hat keinen beßren Weg, dann der vom Himmel kummen. 28. Die Sünden Die Sünden scheiden Gott von uns und uns von Gott; Ach, da wo Gott nicht ist, ist lauter Höll und Tod. 29. Die Zeiten Wer sagt mir, ob wir selbst so grund-verböste Zeiten Verbösern, oder ob die Zeiten uns verleiten? Der Tag, daran ein Dieb dem Hencker wird befohlen, Hätt ihn wol nicht gehenckt, hätt er nur nicht gestolen. 30. Auff Timonem Daß deine Mutter dich neun Monat hat getragen, Ist viel. Ietzt duldet dich niemand nur bey neun Tagen. 31. Auff Nugilum Wann deine Lügen Hasen wären, Wer wolte jene mehr beschweren? Die andren Hasen würden los; Dann deine wären mächtig groß. 32. Glückseligkeit Man sagt mir viel vom Glück und dessen Seligkeiten, Und war und ist und wird doch keiner aller Zeiten, Der glücklich sey durchauß. Dann ist das Glücke rund, So steht es morgen nicht, als wie es heute stund. Wo Phönix etwa wohnt, wohnt, glaub ich, auch das Glücke, Von dem man nach dem Ohr und nichts weiß nach dem Blicke. Iedoch ich weiß den Ort, wo Glücke macht Bestand, Den aber niemand kennt, biß dieser wird verbrant. 33. Vom Kriege Mars, wie es scheint, hat nur vier Sinnen, Dieweil er nicht wil fühlen künnen, Wann er die Welt so gar verheeret, Daß er sein eignes Fleisch verzehret. 34. Auf Fanniam Fannia meint: Huren-Leben Sey ihr mehr als Ehstand eben, Weil die Kinder im gebären Dort nicht so, wie hier, beschweren. 35. Der Welt Anfang und Ende Ey, ist nicht alles gut, da Welt den Anfang nimt? Ey, ist nur was noch gut nun, da ihr Ende kümt? 36. Aurum et aura. Gold und Lufft Der Mensch liebt Gold so sehr, Und darff die Lufft doch mehr. Ein Dieb, der diß bedenckt, Wird selten auffgehenckt. 37. Von einem Trunkenbold Wann einen Bacchus-Knecht ich voll von Weine schau, Ist solche Sau halb Mensch und solcher Mensch halb Sau. 38. Trunckenheit Wer vielleichte soll ertrincken, Darff ins Wasser nicht versincken, Alldieweil ein Deutscher Mann Auch im Glas ersauffen kan. 39. Deß Ehstandes Schirm Wie feste pflegt man ietzt den Ehbund zu verwahren, Damit ihm ja kein Leid mög irgend widerfahren! So macht das Weib sich rauch ums Haupt als wie ein Beer, Der Mann setzt Hörner auff und stellt sich wie ein Stehr. 40. Der Ärtzte Glücke Ein Artzt ist gar ein glücklich Mann. Was er berühmtes hat gethan, Das kan die Zeit selbst sagen an; Sein Irrthum wird nicht viel gezehlet; Dann wo er etwa hat gefehlet, Das wird in Erde tieff verhölet. 41. Die beste Artzney Freude, Mässigkeit und Ruh Schleust dem Artzt die Thüre zu. 42. Alter und Hochzeit Hochzeit haben, lange leben Wünscht ihm ieder sein gegeben. Viel gelebt, Hochzeit gehabt, Kränckt weit mehr offt, als es labt. 43. Graue Haare Wann graues Haar dir wächst, sprich: Heu wird dieses seyn, Das auff dem Kirchhoff nechst der Tod wird sammlen ein. 44. Der Krieg und die Künste Wie daß doch die Pierinnen Nicht, wo Mars ist, bleiben künnen? Da doch Mars und seine That Ohne sie kein Leben hat: Darum daß er nicht kan leiden, Wann iemand kennt seine Kreiden. 45. Von Gilvo Albinus saß voll Mut mit singen und mit lachen. Da Gilvus dieses sah, du hast, sprach er, gut machen; Du nimmst das dritte Weib; die erste, die mir lebt, Die hat auch noch nicht Lust, daß mir man sie begräbt. 46. Über den Tod eines lieben Freundes Mein andrer Ich ist tod! O Ich, sein andrer Er, Erwüntschte, daß Ich Er, Er aber Ich noch wär. 47. Eine Helden-That O That, die nie die Welt, dieweil sie steht, gesehen! O That, dieweil die Welt wird stehn, wird nie geschehen! O That, die Welt in Ertzt und Cedern billich schreibt, Und wie sie immer kan, dem Alter einverleibt! O That, für der hinfort die allerkühnsten Helden, Was iemals sie gethan, sich schämen mehr zu melden! Für der Achilles starrt, für der auch Hector stutzt, Und Hercules nicht mehr auff seine Keule trotzt! Hört! seht! und steigt empor! macht alle Löcher weiter: Dort fliehen Helden her, dort lauffen dreissig Reuter, Die greiffen kühnlich an ein wüstes Gärtner-Haus Und schmeissen Ofen ein und schlagen Fenster auß. 48. Damen Theils Damen haben solche Sitten: Sind oben zwar nicht zu erbitten, Sind willig aber in der mitten. 49. Gewissenhaffter Krieg Mars ist ein Gewissens-Mann, Der sich nimmt der Menschheit an; Schlägt er Menschen häuffig nieder, Zeugt er Menschen häuffig wieder. 50. Der gesegnete Krieg Mars ist nicht gantz verflucht noch völlig durch zu ächten, Wie manchen dünckt; er ist der Same der Gerechten; Nach Brote geht er nicht, er kan nach Brote reiten, Und muß wol noch dazu das Fleisch das Brot begleiten. 51. Ochsen fressen Ochsen Der Winter ist gar scharff, wann Wölffe Wölffe fressen; Kein Winter darff es seyn, wann Ochsen Ochsen essen. 52. Deß Pharaonis Traum Was Pharaoni träumt, wie sieben magre Rinder Verschlungen sieben fett, ereignet sich nicht minder Bey uns und in der That; dann mancher Hunger-leider Ist fett vom Raube-Brot und gläntzt durch fremde Kleider. 53. Friede und Ruh Die Ruh hat guten Fried und Friede gute Ruh; Die Welt laufft immer noch dem Kriege weiter zu. 54. Wunderwerck Ein Soldat kan durch verzehren Sich ernähren? Und ein Landmann durch erwerben Muß verterben? 55. Gewalt ist nicht Tapferkeit Wann ihrer drey gleich einen schlagen, So hat Geschlagner nichts zu klagen; Solls seyn, daß er geschlagen sey, So schlagen, mehr, als einer, drey. 56. Festemacher Ein fester Leib hat weiche Sinnen, Die leichtlich Blut nicht sehen künnen; In weichem Leib ein fester Mut Ist mehr, als alles feste Gut. 57. Eben die Waffen-weich und Ehren-feste War im Kriege vor das beste; Ehren-weich und Waffen-feste, Ist im Krieg ietzund das beste. 58. Eben selbige Fürs Vaterland sein Blut vergissen Hat weiland man zu rühmen wissen; Das Blut dem Vaterland ersparen, Ist ietzt ein Ruhm bey unsren Jahren. 59. Mäuse-Handwerck Kein Handwerck hat fast mehr Gesellen, Als wo in Küh- und Pferde-Ställen Das Meister-Urtel ist zu fällen. 60. Auff Thrasonem Thraso preiste seine Wunden, Die er im Gesicht empfunden, Da er nämlich wie ein Held Sich für seinen Feind gestellt. Ey, sagt einer, daß dir nicht Dieses mehr schimpfft dein Gesicht, So enthalt dich, ob du fliehest, Daß du nicht zurücke sihest. 61. Auff Glorilum oder Ruhmrichen Ihr rühmt die kühne Faust; ey, rühmt den schnellen Fuß, Den mir, sagt Glorilus, die Faust erhalten muß! 62. Auff Fugipodem oder Lauff-Füßlern Eine Schlacht solt ietzt betreten Fugipus, da wolt er beten, Sprach: O Gott, ach mache mir, Wie dort David rühmt von dir, Hirschen-Füß und führ mich ehe Weit von hinnen in die Höhe! 63. Listige-Anschläge Weistu, was ein Anschlag heist? Wann man weißlich sich befleißt Seinem Feind, eh ers wird innen, Schand und Schaden anzuspinnen? Nein, es ist was beßres noch, Gilt auch mehr als noch so hoch: Stehlen heißt es Küh und Pferde, Daß es niemand innen werde. 64. Christus ist der Weg, die Warheit und das Leben Ich kumm in diese Welt, hindurch dort nauff zu reisen; Weil Christus ist der Weg, so wird er mich wol weisen. Ich kan in dieser Welt viel Redligkeit nicht schauen; Weil er die Wahrheit ist, mag ihm ich wol vertrauen. Hier muß ich zwischen Tod und Nöthen stündlich schweben; Weil er das Leben ist, so kan durch ihn ich leben. Was wil ich weiter mehr? Laß, Herr, nur dich mich haben, So acht ich keine Welt mit allen ihren Gaben. 65. Der blinde Sinn O Blinder Menschen Sinn! du achtest Gott so klein Und kanst doch ohne Gott nicht einen Blick nur seyn. Du wärst nicht, thäte Gott, und aber thäte Gott, So wärstu lang ein Raub dem Teuffel und dem Tod. 66. Der Teuffel sucht und wird gesucht Man sucht den Teuffel, der doch selbst sucht zu verschlingen, Und der zu holen pflegt, dem pflegt man sich zu bringen. 67. Völlerei Besser ist es tod, als voll; Jener thut noch arg noch wol, Dieser nichts nicht, was er soll. 68. Anders Besser ists in Sarck begraben, Als den Bauch zum Vasse haben. Dorte wird man Sünden los; Hier erwächst sie noch so groß. 69. Von einer Wittib Tröst mich, tröst mich, arme Frau, Die ich meinen Mann tod schau, Aber nicht mit Turteltauben! Sperlinge wil ich erlauben. 70. Eine Pferde-Tugend Wann ich wüntschen solt ein Pferd, Das deß wüntschens wäre werth, Solt es seyn, wann mirs nur bliebe, Kurtz gewand, wie Frauen-Liebe. 71. Die Worte gelten wie Geld Worte gelten in der Welt, Viel und wenig, wie das Geld. Was für zeiten schelmisch hieß, Heisset ehrlich, bringt Genieß. 72. Was seltsam, ist werthsam Was seltsam ist, ist lieb; auß Orient ein Stein, Der seltsam ist, muß mehr, als liebes Brot, lieb seyn. 73. Das Jahr 1640 GIeb, gIeb, O gIeb Vns FrIeD, O FrIeDe gIeb Vns, Gott! FrIeD Ist Vns Ia so nVtz, aLs etWa LIebes Brot. 74. Ein Kuß Ich weiß nicht, was ein Kuß, ihr Jungfern, auff sich hätte? O, wer auffs küssen kümmt, der kümmt auch gern ins Bette. 75. Eine Grabschrift Begraben liegt, doch lebt nunmehr in stoltzem Friede, Der deiner Wütterey, O schnöde Welt, ist müde. Wer müd ist und zuletzt wil stoltzen Friede haben, Muß, hab ich Sorge, nur seyn auch wie er begraben. 76. Eine nachdenckliche Sache Wann Mannes-Mäuler sich und Weiber-Mündlein paaren, Gibts zehnden Monat drauff was junges zu erfahren. 77. Ehrbarkeit vollauf Unsre Welt und diese Zeit Steckt voll Ehr und Redligkeit, Weil der Sünden gantzer Stamm Neulich Adels-Brieffe nam. 78. Ein Feigenbaum im Capitolio zu Rom Zu der Zeit, da in Jovis Schlosse Zu Rom ein Feigenbaum entsprosse, Fing Keuschheit an von dar zu weichen. Ich weiß nicht, ob nicht dessen gleichen Bey uns geschieht. O, wie ich träume, Sind alle Bäum ietzt Feigenbäume. 79. Das Hertz auff der Zunge Wers Hertz auff seiner Zunge führt, Der muß, wann er die Zunge rührt, Bedachtsamkeit sich wol befleissen, Sonst möcht er ihm das Hertz abbeissen. 80. Bußfertigkeit Ich lobe Wanckelmut, ich lobe Widerspruch, Ich lob auch Unbestand, ich lobe Bundes-Bruch. Gott, gib, dass nimmermehr ich halte keine Treu Dem Teuffel und der Sünd und leb in steter Reu! 81. Auff den Gengmund Gengmundus lobt sich selbst, es lobt ihn auch die Welt, Wann Wort er führet Er, sie, wann er stille hält. 82. Ein Lobsprecher Wer andre loben wil, muß selbsten löblich seyn, Sonst trifft das Loben leicht mit schänden überein. 83. Güte Wercke Daß Gott mir durch sein Werck in mir den Glauben stärcke, Für diß Werck gelten nichts viel tausend meiner Wercke. 84. An den wolthätigen Gott O Gott, wo nem ich Danck, der ich so viel genummen Von Wolthat, die mir ist zu Hause häuffig kummen Durch deine Gütigkeit? Thust du nicht mehr hier wol, So weiß ich keinen Rath, wie recht ich dancken sol! 85. Auff den Bauerstoltzen Grollum Der hoch zwar wil hinauß, hat Grollus einen Geist; Doch ist sein Kopff was schwer, der ihn herunter reist. 86. Nicht zu mutig, nicht zu furchtsam Noch frech wagen, Noch weich zagen Hat iemals gar viel Nutz getragen; Wol bedacht, Frisch verbracht Hat offt gewonnen Spiel gemacht. 87. Die Liebe Gottes und deß Nechsten Dem Nechsten nütze seyn, den Höchsten recht verehren, Kan geben dorte Heil und hier den Segen mehren. 88. Die Welt Die Welt ist wie das Meer: ihr Leben ist gar bitter; Der Teuffel machet Sturm, die Sünden Ungewitter; Drauff ist die Kirche ein Schiff und Christus Steuer-Mann; Sein Segel ist die Reu, das Creutze seine Fahn; Der Wind ist Gottes Geist, der Ancker das Vertrauen, Dadurch man hier kan stehn und dort im Port sich schauen. 89. Feinde der Redligkeit Hass, Liebe, Furcht, Gewinn sind vielmal Schuld daran, Dass redlich, wie er soll, nicht ieder wandeln kan. 90. Weiber, versetzt: bei Rew Offt wohnt die Weiber-Treu Zu aller nechst bei Reu. 91. Laster sind zu straffen, Personen sind zu schonen Personen gar nicht auß zu rüchten, Die Laster aber zu vernichten, Hat ieder mügen Reime tichten. 92. Auff Jungfrau Mammæam Mammæa funckelt her an Schönheit wie die Sterne, Doch, welches seltsam ist, weicht Hoffart von ihr ferne; Dann daß sie gar nicht sich als andre besser deucht, Das macht, daß Fleisch und Blut sie auch im Busem reucht. Dahin nun grieff ein Freund gar unbedachten Mutes, Da fand er zwar viel Fleisch, Milch aber stat des Blutes. 93. Armut und Blindheit Ein blinder Mann ist arm, und blind ein armer Mann, Weil jener keinen siht, und keiner den siht an. 94. Geschmünckte Weiber Die Damen, die sich gerne schmüncken, Die lassen sich wol selbst bedüncken, Daß wo Natur an ihren Gaben Muß etwas übersehen haben; Drum wo man Schmuck und Schmüncke schauet, Thut thörlich, wer der Farbe trauet. 95. Englische Tracht Die Jungfern, die das geile Rund, Das zu der Liebe legt den Grund, So frech ans Lichte stellen auß, Die sind ein rechtes Ballen-Haus, Da stets der Ballen liegen viel Und warten dem, der spielen wil. 96. Wille für That Ob wollen sonst gleich offt als künnen pflegt zu gelten, So gilts bey Weibern doch gar nie so oder selten. 97. Von dem Pravo Es schrieb ihm Pravus an sein Haus: Hier geh nichts böses ein und auß. Ich weiß nicht, soll sein Wuntsch bestehen, Wo Pravus auß und ein wird gehen. 98. Eine Mansvete Jungfrau Eine Dam ist mir bekant, Deutsch ist Zung und Vaterland; Wann sie redet, muß dazwischen Halb Latein sich untermischen; Drum ihr Name, solls so seyn, Halb muß Deutsch seyn, halb Latein. Daß man mag ihr Art erkennen, Wil ich sie Man-sueta nennen. 99. Wissenschafft Das Gold gilt da und dort, und die Geschickligkeit, Die schickt sich hin und her und taug in alle Zeit. 100. Von einem Pfarrer Kummet her und kauffet ein Gar umsonsten Milch und Wein! Pflegt ein Dorff-Pfarr stets zu sagen; Wolte gleichwol sich beklagen, Wann ihm nicht dafür kam ein Fette Milch und edler Wein.