10. Ursprung der Bienen Jungfern, habt ihr nicht vernummen, Wo die Bienen her sind kummen? Habt ihr doch vielleicht verstanden, Was der Venus gieng zu handen, Da sie den Adonis liebte, Der sie labt und auch betrübte? Wann im Schaten kühler Myrten Sie sich kamen zu bewirthen, Folgte nichts als lieblich liebeln, Folgte nichts als tückisch bübeln, Wolten ohne süsses küssen Nimmer keine Zeit vermissen, Küsten eine lange Länge, Küsten eine grosse Menge, Küsten immer in die Wette; Eines war deß andren Klette, Biß es Venus so verfügte, Die diß Thun so wol vergnügte, Daß die Geister, die sie hauchten, Immer blieben, nie verrauchten; Daß die Küsse Flügel namen Hin und her mit Heeren kamen, Völlten alles Leer der Lüffte, Wiese, Thal, Berg, Wald, Feld, Klüffte, Parten sich zum küssen immer, Hilten ohne sich sich nimmer, Sassen auff die Menschen-Töchter, Machten manches Mund-Gelächter, Wann sie sie mit Küssen grüßen, Wann sie sie mit Grüssen küßen. Aber Neid hat scheel gesehen, Und Verhängnüß ließ geschehen, Daß ein schaumend wilder Eber Ward Adonis Todtengräber. Venus, voller Zorn und wüten, Hat gar schwerlich diß erlidten. Als sie mehr nicht kunte schaffen, Gieng sie, ließ zusammen raffen, Aller dieser Küsse Summen, Wo sie waren zu bekummen, Machte drauß die Honig-Leute, Daß sie geben süsse Beute, Daß sie aber auch daneben Einen scharffen Stachel geben, So wie sie das Küssen büssen Und mit Leid verbittern müssen. Sag ich dieses einem Tauben, Und ihr Jungfern wolts nicht glauben, Wünsch ich euch für solches Stücke, Daß euch Küssen nie erquicke; Glaubt ihrs aber, o, so schauet, Daß ihr nicht dem Stachel trauet!