Desz andren Tausend sechstes Hundert 1. Von einer krancken Alten Ein altes Mütterlein, die hatt ein hitzig Fieber. Der Tod, der war ihr lieb; das Leben war ihr lieber. Sie fuhr im Geiste fort; im Leibe blieb sie hier; Sie aß noch gerne gut, tranck lieber Wein als Bier. 2. Glücke und Neid Die das Glücke stürtzen wil, hat es gerne vor erhoben; Den der Neider schwärtzen wil, pflegt er gerne vor zu loben. 3. Von einer Hure Eine Jungfrau ward zur Hur; ey, was mehr? Der gröste Hohn Ist, sie soll nun Busse thun; dann sie läst doch nicht davon. 4. Über das Feber einer fürstlichen Person Unsre Fürstin lieget kranck; Venus hat ihr diß bestellt, Die, so lange jene blaß, sich für schön nun wieder hält. 5. An dieselbte fürstliche Person Fürstin, Euer reines Schön hat ein Fieber ietzt verhöhnet; Aber Schönes ruhet nur, daß es nachmals schöner schönet. 6. An die Bräute Es ist ein Wunder-Ding, ihr Bräut, um eine Nacht, Die, was da war, zu nicht und das, was nicht war, macht, Macht, daß die Tochter erst der Mutter gleiche sey, Macht ungleich sie ihr selbst und macht auß zweyen drey. 7. Wasser und Wein Es kan, wer Wasser trinckt, kein gut Getichte schreiben; Wer Wein trinckt, kriegt die Gicht und muß erschrecklich schreyen; Es sey nun, wie ihm wil; eh mag das tichten bleiben, Eh daß ich soll so tieff in Gichten hin gedeyen. 8. Auff Macrum Macer hat nichts Fettes, aussen nicht, nur innen; Ist von Leibe mager, aber fett von Sinnen. 9. Hofe-Leute Der zu Hause sog die Klauen, wil bey Hofe völlig prassen; Die noch wieder hungern werden, muß man sich nur völlen lassen. 10. Ein Alter Ein alter Mann wird zwar veracht, Der aber doch der jungen lacht, Die ihnen selbst ein Lied ertichten, Das man dann auch auff sie wird richten. 11. Vom h. Martins-Fest Hier mag auff St. Martin gar ungescheuter Sachen Ein iedes Weib dem Mann ein paar von Hörnern machen; Um diese Zeit und Tag sind Hörner hier gesund, Sind sonst das gantze Jahr mit wissen nicht vergunt. 12. Treue Hofe-Diener Der den Herren um hilfft stossen, dieser ist ein treuer Diener; Der den Herren auff hilfft heben, dieser gilt nicht einen Wiener. 13. Ein polscher Brauch Polsche Pferde gehen baar; polsche Leute gehn beschlagen; Wer wil acht auff seinen Fuß als deß Pferdes mehr nicht tragen? 14. Hofe-Narren Daß gern ein Fürsten-Hof an Narren fruchtbar sey, Bleibt wahr; doch sind daselbst von solchen meistens zwey: Der eine, den der Fürst nach Willen stets vexirt, Der andre, der nach Lust den Fürsten rumher führt. 15. Fürsten-Freundschafft Weil Fürsten Menschen sind, die doch der Menschheit Bestes, Die Freundschafft, kennen nicht, weil Herrschafft nicht viel Festes Von Bund und Treuen hegt, so ists natürlich Ding, Daß auch ein Fürsten-Sinn nach diesem Guten hing. Am wehlen fehlt es nur; sie pflegen die zu kiesen, Die mit gemahlter Zung und krummem Knie sich wiesen; Bey welchen freyes Wahr, der Freundschafft Seele, wohnt, Der bleibt von ihrer Gunst gar sicher und verschont. 16. Schwinden Für Schwinden ist sehr gut ein Gurt von Menschen-Haut; Wie, wann man ihm ein Weib und gantze Haut vertraut? 17. Auff Gelliam Gellia ist stoltz im Rocke; wann der Rock nun ist hinweg, Reicht die Hoffart nicht auffs Hemde; dann davon ist nicht ein Fleck. 18. Hofe-Monden Der Monden ist ein Haupt-Planet, Der oben an bey Hofe steht. 19. Auff Fungum Fungus legt sich nicht auff viel, Weil er eins recht künnen wil; Dann er legt sich, wie man sagt, Immer nur zu einer Magd. 20. Die Stärcke Wo hat der Mensch die meiste Stärcke? Man hat nicht einerley Gemercke; So viel mich dünckt und mir bewust, Das Weib an Creutz, der Mann an Brust. 21. Der Offenbarung Johannis Prophecey Wann man noch fünff Jahr wird von hinnen zehlen, Soll die Welt nicht mehr Gottes Kirche quälen. Ey, ich gebe zu fünff und noch fünff Jahr, Bin gar wol vergnügt, so es dann wird wahr. Ob es Gott geliebt, wär der beste Handel, Daß sich hier in dort ehstes frölich wandel. 22. Das Glücke Es blüht, dorrt, scheint und bricht; ey lieber, sage: was? Das Glück, ietzt wie ein Gras, das Glück, ietzt wie ein Glas! 23. Auff Elsulam Diß und jenes schneidt man auff von der Hochzeit ersten Nacht. Mich, sagt Elsa, schreckt es nicht, werde brünstig nur gemacht, Unter Augen dem zu gehn, was mir letzlich kummen soll; Der, was ihm verordnet ist, fliehen wil, der thut nicht wol. 24. Gott, ein Schuldner Gott ist iedem Mann ein Weibs-, iedem Weib ein Manns-Haupt schuldig; Nur die Gläubger, einer mehr als der ander, ist geduldig. 25. Die Gicht Die Gicht bricht grob genug, bey wem sie ankümmt, ein, Wil zart und höflich doch für sich gehandelt seyn. 26. Der Beylaut in den Worten ist die beste Reim-Kunst Deutscher Reim-Kunst meistes Werck steht im Beylaut oder Schalle, Ob der Sylben Außspruch kurtz, lang, und wo er hin verfalle. 27. Das gewandelte Deutschland Deutsche Sinnen sind gefallen, deutsche Reden sind gestiegen; Scheint also, man laß an Worten mehr als Thaten ihm genügen. 28. Worte Der Mensch hat zuvor auß für andren Thieren allen, Daß er kan sagen her das, was ihm eingefallen. Fürwahr wir brauchen ietzt rechtschaffen diese Gabe, Daß unser gantzes Thun als Worte nichts nicht habe. 29. Hofe-Leute Hofe-Leute halten viel vom stoltziren, prangen, pralen, Wann ihr Beutel nur nicht selbst, wann der Herr nur muß bezahlen. 30. Irrthum Pica nam ihr einen Gärber; selten gärbt er oder nie, Trieb vielmehr als wie ein Bütner Stäb und Prügel über sie. Sie besprach das Mittel drum, daß er Handwercks Recht nicht hielte, Daß er Gärber solte seyn, aber als ein Bütner gilte; Doch, so sey er, sprach sie, Bütner; doch er thu, was hier gebührt; Daß er Fasse nur nicht bindet, sondern daß er sie auch schürt. 31. Begoldete Kleider Gold und Silber in dem Beutel, Gold und Silber auff dem Kleide, Dieses ist der Hoffart Schwindel; jenes hilfft auß Noth und Leide. 32. Mittel-Stand Ist gleich mancher nicht der Klügste, dennoch kan ihm etwas gelten, Daß ihn ja für keinen Narren Kluge pflegen nie zu schelten. 33. Mode-Damen Was weiland Metra thät, thun ietzt die Mode-Damen, Die so viel Art, Gebrauch und Sitten an sich namen; Zwar jene suchte Brot, den Hunger so zu stillen; Doch dünckt mich, daß auch die den Beutel wenig völlen. 34. Weiber-Haut böse-Kraut So soll ich mich, Echo, dann noch nicht beweiben? Ey, laß es bleiben! Dein Antwort hat mich von Hertzen verdrossen. Ey, welche Possen! Ich muß mich, ich wil mich mit Weiber-Fleisch speisen. Es wird sich weisen. Mir liebt eine hübsch, eine zart, ein junge, Von scharffer Zunge. Auß deren Leffzen ich Honig-Thau sauge, Eiffere Lauge. Mit derer ich Schätzchen und Hertzchen mich heisse, Kieffel und beisse. Mit der ich mich halse, mit der ich mich paare. In deinem Haare. Ey, Echo, du wilst mich zum Jäcken nur machen! Trau diesen Sachen! Ich bin ja ein Mann, daß ich künte mich wehren. Mit heissen Zehren. Ich wolt ihr beym Schwapperment reiben die Schwarte. Weh deinem Barte! Sie müste mir weichen, sie solte mir schweigen! Die Zähne zeigen. Ich wolt sie mit Prügeln vom Halse gelosen. Weh deinen Hosen! Das wäre mir Wunder, das möcht ich wol sehen! Wie wirstu flehen! Ey, Echo, dein dräuen, das machet mich stutzen. Sie wird dich putzen. Ie, soll es so kummen, so mag es nur bleiben. Wilstu nicht weiben? 35. Weiber Man gibt dir, Frauen-Volck, die aller-süsten Worte Um das, was du verwahrst am aller-schlimmsten Orte. 36. Die Handelung: Ich gebe, das du thust Ein Handel ist, der heist: Ich gebe, das du thust; Drum kümmts, daß Frauen-Wahr als andre mehres kost. 37. Das Creutze Gottes Kelch ist bitter trincken, sonderlich der letzte Grund; Bösen ist das letzte sauffen, Fromen erster Trunck vergunt. 38. Das Fühlen Ieder wil beym Weiber-nemen meistens auff die Schönheit zielen, Da doch nachmals nichts am sehen, meistes lieget an dem fühlen. 39. Einfältige Jungfrauen Jungfern, wann sie mannbar seyn, wollen dennoch nichts nicht wissen, Was ein Mann sey für ein Ding, wie ein Mann sey zu geniessen; Weil sie aber meistens doch lieber jung als alte nemen, Fehlt es nicht, sie haben Wind, was dabey sey für bequemen. 40. Braut und Bräutigam Für die Jungferschafft der Braut gab ein Bräutigam seine; Sih, wie er drauff inne ward, hatte selbsten keine; Daß er nun im Handel nicht so sey übereilet, Hat sie ihm die Mutterschafft Morgens dran ertheilet. 41. Hofe-Fliegen Grossen Herren wehret man Sommerszeit die Fliegen; Die am meisten an sich ziehn, bleiben aber liegen. 42. Verleumder Die Mucken singen vor, eh als sie einen stechen: Verleumder lästern drauff, in dem sie lieblich sprechen. 43. Neue Edelleute Frösche tügen hinten zu, fornen aber nicht, zum essen. Edelleute, welche neu, wird die Nachzeit erst ermessen. 44. Unterdrückter Adel Wie daß der Ritter-Stand so sehr ietzt wird gedrückt? Weil er zu mager ist und Städte mehr nicht spickt. 45. Straffen Die Fromen werden so verkürtzet und verletzet, Wann wider Böse nicht wird Straffe fortgesetzet. 46. Boshafftige Leute Man meint, daß auff den Dörffern nur sind Nattern, Kröten, Schlangen; Mit diesen Würmen ist man mehr in Städten noch befangen. Dort weichen sie, wann sie man jagt und fliehen in die Löcher; Hier finden sie sich um uns her, im Hauß, auff Gaß, in Glächern. 47. Auff Blincam Blinca kan die Mahler-Kunst, hat sich selbst gemahlet, Und ihr Bild, das bleibt ihr doch, obs gleich mancher zalet. 48. Gesetze Juristen, die Gesetze Sind eure Strick und Netze, Geharnischte zu fangen, Die sonst so herrlich prangen. 49. Verläugnete Doctores Mancher, der ein Doctor ist, wil nicht mehr ein Doctor heissen; Wie mich dünckt, so wil der Narr einen solchen Doctor beissen, Der sich mehr auff Eitelkeit wil als auff die Witz befleissen. 50. Fruchtbare Verwüstung Da sonste nichts fast wuchs, wuchs was doch reich herfür, Wohin man nur gesehn. Ey, was? Ein Cavallier. 51. Gottes Wort Wann Gottes Kirche man weist in gewisse Schrancken, Wo, wie Gott wohnen soll, fürwahr, so gibts Gedancken! 52. Die Mode Das Saltz erhält das Fleisch für faulen und für stincken; Ein Tölpel wil geschickt sich in der Mode düncken! 53. Eine Früh-Mutter Eine war von zwantzig Wochen schwanger, aber noch nicht Frau, Gieng mit einem fromen Manne wie gebräuchlich zu der Trau. Als er sie ein wenig hatte, merckt er, daß sie ungesund, Weil er Schwulst an ihrem Leibe, vielmahls gar auch Beulen, fund; Klagte drüber, fragte Hülffe; letzlich ward es rauß gebracht, Daß ihr solches böse Leute hatten unversehns gemacht. 54. Auff Anniam Mich dünckt, daß Annia ist niemals jung gewesen; Ich habe nichts davon gehört, gesehn, gelesen. 55. Der natürliche Mensch Ein Maulwurff in dem Geistlichen, im Weltlichen ein Luchs, Ein Esel in dem Nützlichen, im Schädlichen ein Fuchs Ist ieder Mensch, der seinen Geist, Der himmlisch ist, mit Erde speist. 56. Auff Virnam, eine gemeine Wittib Virna, der der Mann gestorben, klaget, daß sie sey niemandes; Ob mit ihr ist was gedienet, wil sie seyn deß gautzen Landes. 57. Auff Pincam Pinca darff gar nöthig Heller, Wil verpfänden ihren Keller, Den zu weisen endlich ein, Dem sie möchte säumig seyn; Wil dazu, Geld eh zu heben, Auch den Apffelgarten geben. 58. Hofe-Schmüncke Viel küssen, wenig hertzen, Arg meinen, höflich schertzen Ist so deß Hofes Spiel, Das spielt man täglich viel. 59. Die Hertzens-Kirche Man kan zwar alle Kirchen schlüssen; Doch nie die Kirchen im Gewissen. 60. Blendung kümmt für Schändung Wer kürtzlich werden soll gestürtzet und geschändet, Wird meistens zuvorher bethöret und geblendet. 61. Die Krone deß Jahres Gott krönt das gantze Jahr: Mit Kräutern pflegt im Lentzen, Mit Blumen pflegt der Krantz im Sommer für zu gläntzen; Der Herbst- und Winters-Krantz ist jener Frucht und Wein, Und dieser weisse Seid und Cristallinen-Schein. 62. Zugerechnete Gerechtigkeit Christus, der durch fremde Schuld schuldig sich gemacht, Hat durch seiner Unschuld Dienst uns zur Unschuld bracht. 63. Weißheit der Alten Wann der Leib nimmt ab, nimmt Verstand dann zu; Seele hat als vor mehr vom Leibe Ruh. 64. Der ersten Eltern Fall Wie kams, weil durch das Aug all erste Sünde kam, Daß Adam und sein Weib bedecken doch die Scham? 65. Artzney wider Gicht Wer Gicht auffs Alter nicht wil leiden, Der mag sich jung bald lassen schneiden. 66. Auff Lucam Lux taug zu keinem Nagel nicht; Er bricht, hält keine Treu noch Pflicht. 67. Eiß Der Agstein, drein ein Wurm verschlossen, hat viel Preis; Die Welt liegt alle Jahr gefasset in das Eiß. 68. Wieder-Zins Zins von Zins ist nicht erlaubt ausser in der Frauen-Schuld, Da der Mann, wie viel er zahlt, immer dennoch hat gesollt. 69. Wäschhafftig Ein Plaudrer stifftet Haß, pflegt Freundschafft zu verstören; Wer nichts verschweigen kan, soll billich auch nichts hören. 70. Viel Welten Wo ieder Stern ist eine Welt, o, welch ein Hauffen Welten! Weil eine nicht gar viel ist wertn, was werden viele gelten? 71. An eine fürstliche Person Kein Wunder hat gesehen ie, Der euch, o Fürstin, sahe nie. 72. An die Freyer Ihr Buhler, seht euch für, es ist nicht bald zu trauen! Die Jungfern, welche from, die werden böse Frauen. Alsbald sie wehrhafft macht deß Mannes blancker Degen, So bald pflegt Gall und Mut in ihnen Krieg zu regen. 73. Niemand ist alles Trotzt mancher noch so hoch, So trifft er letzlich doch Für seine Füsse Schuch, Für seinen Sitzer Bruch. 74. Weiber-Threnen Sicher kan man meinen, Daß der Weiber weinen Sey ein blosses scheinen. 75. Danckbarkeit gegen die Schweden Was werden doch um ihren Krieg für Danck die Schweden haben? Wir wüntschen, daß Gott ihnen gibt, so viel, als uns sie gaben. 76. Gold-Kunst Auß dem kalten Norden-Loche kam der Handgrieff Gold zu kochen, Da die Künstler für ihr Kupffer kamen, deutsches Gold zu suchen. Deutsches Blut, mit deutscher Asche wol vermischet, kunte machen, Daß den Künstlern ward zu Golde Glauben, Treu und alle Sachen. 77. Auff Cacum Cacus meint, er sey geschrieben in das Buch deß Lebens ein; Möglich; aber wie mich düncket, wird es nur das schwartze seyn. 78. Beföderung Beständig schwebt, Wen GOTT erhebt; Wer selbsten steigt, Wird bald geneigt. 79. Nackter Leib Unter uns in denen Landen, wo die Leute nackend wandeln, Meint man, daß der Liebe Sachen sie nicht mehr als wir verhandeln; Was man frey und täglich schauet, pfleget minder zu bewegen; Kleider decken offters Mängel, die die Liebe nieder legen. 80. Auff Trullam Trulla hatte sich geschmücket, trat dem Manne gegen über, Fragte, wie sie ihm gefiele? Nackend, sprach er, bistu lieber. 81. Auff Calvum und Lippum Calvus sah zum Fenster auß; Lippus hilt der Nase für; Dann er meinte, Calvus Kopff sey deß Magens Hinterthür. 82. Begrüssung In Deutschland hält man viel auff einen treuen Gruß. Wer lobt mir Engeland? Da grüst man durch den Kuß. 83. Die lachende Warheit Siedend Wasser kan man stillen, Wann man kaltes dran wil völlen; Glimpff kan auch durch fromes Lachen Bittre Warheit süsse machen. 84. In Person eines Wittibers Bringt lieben etwa Lust, bringt Lust von Liebe sagen, Bringt beydes dennoch mir nichts als nur Bittrigkeit; Was andren Hertzens-Wonn ist mir nur Hertzens-Leid; Dann meine Lieb ist längst zu Grabe weg getragen, Wiewol, wer recht geliebt, pflegt nichts darnach zu fragen; Er liebet fort und fort und hat erst auß geliebt, Wann ihm sein Ende selbst deß liebens Ende gibt. Die Liebe war nicht starck, die sich verzehrt von Tagen. Ich liebe, weil ich bin! die nicht mehr ist zu lieben, Erfodert ihre Treu; ihr Werth ist ewig werth, Daß mehr als nur von ihr mein Mund kein Wort begehrt, Mein Sinn sonst keine Lust; hieran wil ich mich üben! Geht dieses lieben gleich bey andren bitter ein, Soll mir um Liebe doch lieb auch das bittre seyn. 85. Baurende Soldaten Soldaten bauen ab, die neulich bauten an; Soll Bauer und Soldat vertreten einen Mann? 86. Soldaten-Sprichwort Du Schelme, du Bauer! so zierlichen Titel Verehrten die Krieger den Bauern ins Mittel; Nun Krieger getreten in Zippelpeltz-Orden, Sind dieserley Titel Besitzer sie worden. 87. Krieg- und Friedens-Werke Krieg, der macht auß Bauern Herren; ey, es war ein guter Handel! Friede macht auß Herren Bauern; ey, es ist ein schlimmer Wandel! 88. Freyer Wie stoltz die Jungfern doch mit Buhlern immer seyn! Kümmt einer etwa für, so kümmt ein andrer drein. 89. Friede In guter Ordnung, wie die Säu zum Thore lauffen ein, Klagt Deutschland, daß die Krieg in ihr bißher geführet seyn. So sih nun Deutschland, was der Krieg verterbt hat und verlast, Daß Friede dieses wieder bringt verbessert und verfast. 90. Angeneme Hofe-Leute Die liebsten sind beym Hofe-Läger Die Reuter, Säuffer und die Jäger. 91. Gichtbrüchtige Die Gicht lehrt Frömigkeit; ihr Volck muß gehen linde; Wer seine Mutter trit, der thut ja grosse Sünde. 92. Weißheit-Liebende Die in Sachen, die, wer weiß, wo und was sind, witzig sind, Diese sind in denen Dingen, die für Augen, offt ein Kind. 93. Schrifft-Verständige Ihr Geistlichen, ey, messet mir kein böses sonsten bey, Drum daß von euch, die ich sonst ehr, ich sondrer Meinung sey. Mich dünckt, ihr habet alle gern ein wenig Regiment, Und daß ihr, wann ihr überzeugt, nicht gerne diß bekennt. 94. Frantzösische Sprache Wer nicht Frantzösisch kan, Ist kein gerühmter Mann; Drum mussen wir verdammen, Von denen wir entstammen, Bey denen Hertz und Mund Alleine deutsch gekunt. 95. Essen und trincken Wann der Brauch, wie zu-zutrincken, also wäre zu-zuessen, Mein ich, daß man mehren Leichen würde müssen Särcke messen. 96. Becker Die Leute klagen, daß das Brot gebacken wird so klein; Bey einer Sitz-Stadt muß die Wahr in etwas zärter seyn. 97. Auff Annam Bey einem Krancken wachen biß Morgens drey biß vier, Sagt Anna, muß ich lassen; es geht nicht mehr mit mir; Bey einer Hochzeit tantzen biß Morgens drey biß vier, Kan Anna noch wol schaffen; da geht es noch mit ihr. 98. Regiments-Verständige Es ist ein Volck, das heist Statisten, Ist von Verstand und scharffen Listen; Doch meinen viel, es seyn nicht Christen. 99. Oberstelle unter Bürgern und Edelleuten Bürger wollen oben an für den Edelleuten sitzen; Geld und Perlen, Seid und Sammt kan sie billich drüber schützen. Gold und Perlen, Seid und Sammt zeucht sie für sich selbst empor; Dann es dencket immer dran, daß es war deß Adels vor. 100. Eine entschiedene Strietigkeit Stadt und Land hat viel gestriten, Wer im Kriege mehr erlidten; Aber nun liegt an der Thür, Wie sich Städte brechen für, Wer also die Haut gefunden, Die dem Lande weg geschunden.