Desz ersten Tausend achtes Hundert 1. Ein enges Hertze Wer den Himmel wenig acht, Wer mit Erde saat sich macht, Hat ein Hertze, drinnen kaum Leeres nichts hat Stell und Raum. 2. Gewaffneter Friede Krieg hat den Harnisch weg gelegt, der Friede zeucht ihn an; Wir wissen, was der Krieg verübt; wer weiß, was Friede kan? 3. Mißschweren Es braucht ein böser Mensch das schweren wie ein Tuch, Damit zu flicken auß Zucht- Ehr- und Tugend-Bruch. 4. Friede und Krieg Ein Krieg ist köstlich gut, der auff den Frieden dringt; Ein Fried ist schändlich arg, der neues kriegen bringt. 5. Der weichende Krieg Mars macht es gar zu arg, Mars tobt ietzt gar zu sehr; Der Teuffel, wann er weicht, so stinckt er desto mehr. 6. Das beste in der Welt Das beste, das ein Mensch in dieser Welt erlebet, Ist, daß er endlich stirbt, und daß man ihn begräbet. Die Welt sey, wie sie wil; sie hab auch, was sie wil, War sterben nicht dabey, so gilte sie nicht viel. 7. Grabmahl eines redlichen Mannes Weil Welt die Redligkeit verjagt und duldet nicht, So sey du, der du hier fürüber gehst, bericht, Daß nicht ein schlechter Theil, daß grosser Schatz von ihr Hat unter diesen Stein sich wie verborgen hier. Wofern du redlich bist, so seuffze, daß ein Stein Soll würdiger, als wir, diß Gut zu haben seyn. 8. W-ehe-W Die Ehe heist für sich und hinter sich die Ehe, Dieweil sie niemand trennt, als nur das bittre Wehe. Soll W bey Ehe seyn, so bringt W hinten her Als daß von fornen an weit nicht so viel beschwer; Soll W bey Ehe seyn, ists besser, man begräbet Ein from Weib, als daß die, die bös ist, immer lebet. 9. Mars ein Roßtäuscher Wann ein Pferd Mars ein wil kauffen, Fragt er bald, obs wol kan lauffen. Wil er eine Wette wagen? Nein, nach sich den Feind her jagen. 10. Weg deß Lebens Bey dem Tag in einer Wolcke, In dem Feuer bey der Nacht Gieng Gott herfür Jacobs Volcke, Biß er in ihr Land sie bracht. Christus geht für seinem Volke, Daß er sie durch heisse Pein, Daß durch trübe Jammers-Wolcke Er sie führ in Himmel ein. 11. Mittel zu verarmen Ich möchte wissen, wie es käme, Daß unser Haab und Gut zuneme. Was nicht auß Pflicht wir geben müssen, Soll Höfligkeit zusammen schissen; So was fürs Maul noch übrig blieben, So bleibt es doch nicht für den Dieben; Was gleich die Todten schuldig waren, Das büssen wir mit unsren Haaren; Was wir gehabt und nicht mehr haben, Davon erheischt man Schoß und Gaben: Ich möchte wissen, wie es käme, Daß Gut wo einen Hauffen neme. 12. Reime außm Stegereiff Auff einem Fusse stehn und hundert Verse schmieden Das hab ich nie gekunt und bins auch wol zufrieden, Daß ich es noch nicht kan. Ein Piltz wächst eine Nacht, Die andre fällt er hin; drum wird er schlecht geacht. Deß Bacchus süsser Safft, darauff Poeten pochen, Muß werden zam durch Sonn und Zeit und muß wol kochen; Das Waßer, das mit Macht da, dort herausser quillt, Hat seinen Nutz zwar auch, nur daß es wenig gilt. 13. Soldaten-Freyheit Muß man euch dann, ihr Soldaten, Lassen gehen alle Thaten? Sündern, die da sterben sollen, Gibt man, was sie haben wollen. 14. Brautschrifft Auff deinen Hochzeit Tag, mein Freund, dir was zu machen, Hast du mich angesucht. Ich bin zu diesen Sachen So willig als verpflicht; nim du für lieb nur an Diß, was nicht, wie es soll, ist, aber wie es kan. So wird dann auch die Braut, was du ihr möchtest machen, So gut es immer ist, belieben und belachen. Das, was ich dir gemacht, hat Füsse nur allein; Schau aber du, daß dort bei Füssen Hände seyn. 15. Hure, versetzt: ruhe Eine Hure hat wol Ruhe, Daß ihr Seligkeit nichts thue. 16. Wolfeiler Frauen-Stand Man darff daselbst nicht viel, was wenig kan erlangen. Wil eine Magd sein Fraw, so darff sie viel nicht prangen; Sie wird zur Hure nur, so ist die Kirchenfahrt Und aller Hochzeit Pracht erhalten und erspart. 17. Deß Jephtæ Tochter Was müssen doch die Mägd ietzt meinen, Daß Huren sie so häuffig werden? Sie wollen meiden die Beschwerden, Wie Jephta Kind nicht auch zu weinen. 18. Deß Teuffels Feyer-Fest Der Teuffel ruht sonst nicht, nur ietzund hebt er an, Weil ihn die letzte Welt so wol vertreten kan. 19. Das Haus-Leben Ist Glücke wo und was, so halt ich mir für Glücke, Wann ich mein eigen bin, daß ich kein dienstbar Ohr Um weg verkauffte Pflicht darff recken hoch empor Und horchen auff Befehl. Daß mich der Neid berücke, Da bin ich Sorgen-los; die schmale stürtze-Brücke, Darauff nach Gunst man zeucht, die bringt mir nicht Gefahr; Ich stehe, wo ich steh und bleibe, wo ich war. Der Ehre scheinlich Gifft, deß Hofes Meisterstücke Was gehen die mich an? Gut! daß mir das vergnügen Für grosse Würde gilt! mir ist ja noch so wol, Als dem der Wanst zerschwüllt, dieweil er Hoffart voll; Wer biegen sich nicht kan, bleibt, wann er fället, liegen. Nach Purpur tracht ich nicht; ich neme weit dafür, Wan Gott ich leben kan, dem Nechsten und auch mir. 20. Brautschrifft Bey so wildem wüsten Wesen, Da fast niemand kan genesen, Da die Wolfahrt gar verfähret, Da das Heil sich abezehret, Wil von ihren besten Sachen Ordnung eine Jungfer machen. Nämlich alles liebe Ding, Das sie auch zum Erb empfing, Wil sie einem Freunde geben, Weil sie noch fühlt Wärmd und Leben. Nun, die Testamenterin Frisch von Leibe, frisch von Sinn, Führt ihr volles Wolbelieben In dem Busem auffgeschrieben, Hat auff Jungfern-Pergament Erb und Erben selbst benent, Sagt: Hierinne steckt mein Wille, Bittet aber in der Stille, Daß erst morgen auff die Nacht Dieser Brieff werd auffgemacht; Dann sie schämt sich, daß bey Leben Dieses Ding sie auff soll geben, Wil auch, daß kein andrer nicht Ihres Willens Siegel bricht Als der Erbe, den zu nennen Sie erröthet, doch zu kennen Tückisch richtet einen Blick Hin auff Nachbar Ludewig. Merckt, ihr Zeugen, daß der Erbe Um bedenck-Zeit gar nicht werbe, Wil das Erbe treten an, Wann er soll, und wann er kan. Nur er dingt ihm auß zu lachen, Wie der Erben Brauch; wil machen, Daß auch sie dann lachen soll, Wann sie spürt, es thu so wol, Wann man siht noch für dem sterben, Wie so danckbar sind die Erben. Denn der Erbe bleibt bedacht, Wie es so werd außgemacht, Daß man steiffes Wolbeginnen Mercke nicht sehr weit von hinnen, Daß die liebe Danckbarkeit Jährlich auß der Wiege schreyt. 21. Herren-Dienst Was dem Schemhamphoras die Juden zugeschrieben, Dadurch man hat gekunt nach Willen alles üben, Ein mehres noch als diß, vermag durch seine Krafft Der freye Herren-Dienst; der schafft, was Gott nicht schafft, Und löset auff, was recht Lieb, Ehr, Eyd, Treu verhafft. 22. Freygebige Herren-Diener Wann Diener Herren schencken, So mügen Herren dencken, Daß sich, was auff sie fleust, Von ihnen vor ergeust. 23. Soldaten-Wuntsch Daß den Teuffel, sich zu holn, Krieger fleissig ruffen an, Macht, weil Pferd und Ochsen weg, daß sie dürffen Fürgespan. 24. Auff Honoratum Obs recht, obs ehrlich sey, was Honoratus thut, Da fragt er wenig drum; er hält nur diß für gut, Was gut zu schmausen bringt. Ey! darff man doch wol sagen, Im Maule steh sein Recht; sein Ehre wohn im Magen. 25. Gottes Wort Das, Was Gott heist, Wers leist, Der besteht, Wanns gleich geht Arg überauß, Tumm, krumm und krauß. Er lacht nur dazu, Was immermehr thu Der Teuffel mit blasen, Die Welt mit viel rasen, Der Tod mit Zähne-wetzen, Das Fleisch mit dem entsetzen. Er läst ihm diß genugsam seyn, Ist seine Krafft gleich schwach und klein, O, dem er dient, dem er vertrauet, Dem hat für keinem noch gegrauet; Was ist ihm als zu wincken mehr zu thun? So fällt dahin in einem schnellen nun Das, was da ist, wie das, das vormals ware. Der steh auff Gott, der stehn wil für Gefahre! Er steht viel fester noch, als feste Cedern stehn, Die Regen, Thau, Reiff, Schnee, Frost, Hitze wird angehn; Er steht viel fester noch, als auff den Bergen Schlösser, Als Felsen im Gehöltz, als Klippen im Gewässer. Wer aber seinen Sinn auff Eitelkeiten stellet, Von Gotte sich entzeucht, von seinem Worte fället, Der gibt sich auff das Eiß, der nimmt ihm einen Grund, Der schlipffrig ist, der hoch, der schwanckend ist und rund. Das, was er hat, bleibt vielmals nicht biß morgen, Wird leer von Hab und reich an Angst und Sorgen. Daß, dem er dient, das weiß ihm selbst nicht Rath; Sein eigne Witz hat keine Krafft noch That. Das, was er darff, wo soll ers suchen? Wann man ihn drängt, was soll sein pochen? Wem klagt er Hohn? Wem klagt er Noth? Wer zehlt die Threnen? Rächt den Spot? Und deckt ihn mit dem Schaten? Wann er nun soll entrathen Deß Lebens im sterben, Was hat er zu erben? Das ewige Weh, Da nimmer vergeh Der Wurm und Schmertz An Leib und Hertz, Da sein Gut In der Glut Wird bloß Hülff–loß Pein Seyn. 26. Schirm der Leichtfertigkeit Schmähen, schweren, läugnen, lügen, Liebe-kosen, schmeicheln, schmügen Ist der Schild, der Schelmereyen Für der Warheit soll befreyen. 27. Glückliche Unbesonnenheit Kühnheit mit Vermessenheit Bringt es offters noch so weit, Als bedacht und Witzigkeit. Was auff keinen Grund gericht Und auß Zufall nur entbricht, Ist plump Ding; man acht es nicht. 28. Colax & Corax Daß Schmeichler und die Raben Fast einen Namen haben, Kümmt daher, wil ich glauben, Weil beyde sie berauben Theils die am Hanffe hangen, Theils die in Ketten prangen. 29. Hofe-Diener Ich weiß nicht, ob ein Hund viel gilt, Der allen schmeichelt, keinem billt. Ein Diener, der die Auffsicht führt Und Augen nur, nicht Zunge rührt, Thut nicht, was seiner Pflicht gebührt. 30. Tisch-Freundschafft. Vermeinstu wol, daß der ein treues Hertze sey, Den dir zum Freunde macht dein offte Gasterey? Dein Austern liebt er nur, dein Wilprät, gar nicht dich; Auch mein Freund würd er bald, wann so wie du lebt ich. 31. Hochzeit-Wuntsch Da gleich das Jahr ietzund ist kummen in die Wochen Und trägt uns gütig auff Confeckt und gute Kuchen, So viel der Unfall ließ, da habt ihr, liebes Paar, Gleich euren Hochzeit-Tag. Gott laß mich sagen wahr! Das Heil müß alle Tag euch in den Wochen liegen Und füllen euer Haus mit Segen und Vergnügen. Und ihr thut wie das Jahr und mehret alle Jahr, Wo nicht mit einem Paar, mit einem euer Paar. 32. Auff Runcum, einem beliebten Hofmann Runcus ist recht eckicht grob, Hat doch lauter Gunst und Lob. Recht! es müssen starcke Gaben Schwache Liebe ja nicht haben. 33. Hofe-Leute Schwartzer Ursprung, fleckicht Leben Kan sich hoch bey Hofe heben; Wo kein Licht ist und kein weisses Darff die Ehre schlechten Fleisses. 34. Staffeln der Klugheit Wer guten Rath selbst finden kan, Wer guten Rath kan nehmen an, Wer beyden recht zu brauchen weiß, Hat eines klugen Mannes Preis. 35. Wurtzel-Krafft Ein Mägdlein, dem ein Traum hat etwas warm gemacht, Den sie auch kunte nicht bald bringen aus der acht, Ging Morgens früh hinauß spatziren in das Gras, Da spritzt ihr dessen Thau hinauff auff diß und das. Sie sprach: Es mag wol seyn, daß Kräuter würcken sehr; Ie dennoch, wie mich dünckt, so künnen Wurtzeln mehr. 36. Heutige Sitten Wozu soll doch sein Kind ein Vater aufferziehn Bey so bewanter Zeit? Er darff sich nur bemühn, Daß sein Sohn keine Scheu und kein Gewissen hat, So ist schon alles gut, so ist schon allem Rath. 37. Weiber Lob-süchtig Wer ist, der Geld für Worte gibt? Ein Weib, dem Lob so sehr beliebt. Daß manche man für schön schrey auß, So wagt sie dran ihr Hof und Haus. 38. Allengefallenheit Daß allen er gefallen kan, Geht schwerlich, glaub ich, iedem an Als dem, bey dem hat gleichen Preis Gott, Teuffel, Recht, krumm, schwartz und weiß. 39. Feste-macher. Als Cænis hieß Cænis, da war sie ein Weib, Da lidte, da thäte, was weibisch, ihr Leib; Da Cænis hieß Cæneus, da war sie ein Mann, Dem Schwerter nichts hatten, dem Spiesse nichts an; Der gleich eine Mämm, eh er feste wird, heist, Der wird, wann er feste wird, Ritter gepreist. 40. Dem Fürsten gebühret Gut und Blut Daß man sey der Obrigkeit schuldig Gut und Blut; Diese Regel spannt man hoch, zwar sie ist auch gut; Wann nicht wider Gut und Blut der bedrängten Unterthanen, Sondern für ihr Gut und Blut Obrigkeit läst fliegen Fahnen. 41. Käyserl. Dienst Was ist es für ein Ding, der Käyserliche Dienst? Der Bauern ihr Verterb, der Krieger ihr Gewinst; Der Bauer thut den Dienst, der Krieger sagt davon; Noch strafft man jenen noch, und diesem gibt man Lohn. 42. Wilstu seyn bey Hofe da? Ey, so lerne sprechen Ja! Viel Sprachen reden künnen, ziert einen Hofeman; Wer, was der Esel redet, der ist am besten dran. 43. Hofe-Warheit Wer um Warheit Gunst wil kauffen, Muß von Hofe bald entlauffen. 44. Hofe-Scham Der, welcher bey Hofe mit Röthe wil handeln, Der spielet banqrot oder muß sich verwandeln. 45. Auff Kitzligundam Kitzligunda Jungferschafft wolt ihr einmal dampffig werden, Weil sie nie kam in die Lufft, blieb nur immer bey der Erden; Drum so hat an einen Nagel sie sie neulich auffgehenckt, Klagt nur, daß so viel sie Nägel nicht kan haben, als sie denckt. 46. Anzeigungen deß Sieges Ey lustig, ihr Krieger, ihr werdet nun siegen! Es wolte die neue Verfassung dann lügen. Die Waffen, um euere Lenden gebunden, Sind neulich auß Häuten der Bauren geschunden; Die Mittel zu Stiefeln, Zeug, Sattel, Pistolen Sind ritterlich neben der Strasse gestohlen; Die Gelder, zur Pflegung vom Lande gezwungen, Sind rüstig durch Gurgel und Magen gedrungen; Die Pferde, vom nützlichen Pfluge gerissen, Deß Brotes die letzten und blutigen Bissen, Die fuhren und füllen viel tausend der Wagen, Die Huren und Buben zu Felde mit tragen. Daß Reuter sind wieder ein wenig beritten, Sind Adern und Sehnen dem Lande verschnidten. Ein Fürstenthum ist in die Schantze gegeben, Ein Hand-voll von Reutern in Sattel zu heben. Drauff folget nun seuffzen; drauff quällen die Threnen, Kümmt Klage von Nöthen, nach Brote das sehnen, Um Straffe das wüntschen, um Rache das flehen. Seyd lustig, ihr Krieger! ihr werdet es sehen, Daß solcherley Segen, daß solcherley Sprüche, Daß solcherley Wüntsche, daß solcherley Flüche, So würcklich und kräfftig zum Feste sind machen, Daß manchem im Leibe das Hertze wird krachen! Nun must ihr die Feinde zum Lande nauß schmeissen, Sonst wird euch der Teuffel zu letzte bescheissen. 47. Ein guter Koch, ein guter Rath Bey Hofe kan ein guter Koch auch seyn ein guter Rath; Er weiß, was seinem Herren schmeckt, und was er gerne hat; Er trägt verdecktes Essen auff und Essen nur zu schau, Geust Söder auff und Senff daran, die dienlich für den grau; Auffs bittre streut er Zucker her; das magre würtzt er wol; Dem Herren werden Ohren satt und ihm der Beutel voll; Die Kammer geht zur Küche zu, die Wirthschafft in das Faß, Die Cantzeley hält Fasten-Zeit, der lechzend Untersaß Mag lauffen, kan er sitzen nicht: Die gantze Policey Wird Heucheley, Betriegerey und Küchen-Meisterey. 48. Auff einen Groß-Wanst Gastro, wo er geht und steht, trägt den Watsack für sich her; Ob er gleich nun strutzend voll, nimmer oder selten leer, Hab ich doch noch nie gehört, daß ihn etwa ein Soldat, Wann er gleich wo außgelegt, ie, wie Brauch, geplündert hat. 49. Auff Jungfer Wunderfein Seht, wie ist unsre Wunderfein so elementisch schön! Der Rachen bläset starcke Lufft, die Nas ist Feuer-roth; Auß Augen weist sich Wasserflut, auff Zähnen Erd und Koth; Seht, wie kan so ein enger Raum so voller Schönheit stehn! 50. Weiber-Verheiß Wer einen Aal beim Schwantz und Weiber fast bey Worten, Wie feste der gleich hält, hält nichts an beyden Orten. 51. Schmeicheley Wer Ohren macht mit Lobe reich, wil machen reich sein Haus; Der wil ihm erndten eignen Nutz, der fremdes Lob sät auß. 52. Weiber-Schmuck Die Weiber schmücken sich zum meisten um die Köpffe; Gar gut! ihr böser Wurm, der nistet um die Zöpffe. 53. Auff Nigrum Daß Niger edel, mußt du wissen; Ein Reiger hat ihn außgeschissen. 54. Schmutziger Sieg Wer mit Kothe ringt, Ob ihm viel gelingt, Kümmt ihm, daß er stinckt. 55. Geitzige Huren Wer Hund und Huren wil zu Freunden haben, Der muß sich rüsten mit Geschenck und Gaben. 56. Hofe-Leute Brot-Würme Bey Hofe lernt man mercken, daß die die besten seyn, Die sonst nichts thun noch künnen, als schlucken auß und ein; Vieh, das man bald soll schlachten, das pflegt und hält man wol; Man mag ihn lassen prassen, der endlich darben soll. 57. Friede wird geglaubt, wann er wird gefühlt Der Fried ist, wie man sagt, ietzunder in der Feder; Der Krieg liegt aber noch dem Bauer auff dem Leder. Das Ohr weiß nur vom Fried und sonst kein einig Sinn; Weiß fühlen nichts davon, so ist es weit noch hin. 58. Hoffart und Demut Auß Hoffart wächst Verterb empor; Auß Demut kümmt das Heil hervor. 59. Frieden-Hindernüß Ey, es wird bald Friede seyn; freue dich, du deutscher Man! Miß-vertraun und Eigen-nutz, ein Paar Wörtlein, stehn nur an. 60. Auff den Plumpart Plumpart meint, er hat die Künste, daß ihn niemand sehen kan; Wann ihm gleich nun zwantzig Fäuste Maul und Nase treffen an, Traut er dennoch seinen Künsten, die da so sind eingericht, Daß sie nur gehn auff das sehen, auff das fühlen aber nicht. 61. Selig sind die Todten Sterben war wol immer lieb, dem, der dorte sucht zu leben, Der da wuste, daß die Welt ihm, und er nicht ihr, gegeben, Daß Gast Er, und Sie sey Wirth, daß auch seiner Wohlfahr Lauff Hier im Thale neme Ruh, weiter aber geh Berg-auff. Sterben wird nun noch so lieb dem, der recht nur wil bedencken, Wie der Wirth zum Schelmen wird und die Gäste pflegt zu kräncken, Daß er auß dem Hause jagt den, der ihn nicht betet an; Der vom from-seyn abzustehn übers Hertz nicht bringen kan, Der noch glaubet, daß ein Gott, der noch etwa dran gedachte, Was für Alters Tugend hieß, der noch etwas wo verbrachte, Daß nach Bieder-wesen reucht, der nicht Dienst wil nemen an, Wil nicht wider Recht und Zucht treten auff den Frevler-Plan: Dieser, dieser hat verdient, daß man ihn mit Hunden hetze Zu dem grossen Thore zu, biß er Gut und Blut versetze! Drum, wann Gott die blaue Burg öffnet und ihm beut die Hand, Freyt ihn von der Trotzer Trotz, setzt ihn in den Friedens-stand, Rettet ihn auß Sünd und Noth vom Verterben zum genesen, Nimmt ihm die Vergängligkeit, schencket ihm ein ewig- Wesen: Ey, wer wär so unbedacht, daß er diesen lasse nicht Hin, wo dieser Welt ihr Grimm seine freche Hörner bricht! Allzuweit ist nicht von hier, biß der tolle Schanden-winckel, Drinnen blinder Willen herrscht und ein tauber Eigen-dünckel, Fühlt den letzten Donnerschlag, der ihn schlägt in einen Kloß, Drückt zu Grunde den, der drückt, machet die gedrückten los. Wol indessen dem, der dort lacht und schaut die Emsen-Hauffen, Drinnen um das eitle nichts krichen, steigen, dringen, lauffen Unbedachte Menschen-Schwärme! wol auch dem, der, was ihm lieb, Da hat, wo für Bosheit, Noth, Drang und Zwang es sicher blieb! 62. Auff Schliffeln Schliffel hat zwar eine Seel, aber was ist solche nütze? Saltz ist sie, daß nicht sein Leib lebend wird zu fauler Pfütze. 63. Von den Brüsten der Nivulæ Ein Schnee ist mir bekannt, der mehr als Feuer hitzt, Wann Nivula entblöst mit freyen Brüsten sitzt. 64. Hofe-Gunst Kein begehrtes nie verwiedern, Kein verwiederts nie begehren, Macht bey Hohen, daß dann Niedren Hofe-Gunst mag lange wären. 65. Sarckschrifften eines lieben Ehegattens. Zun Haupten Gott sey Danck! mir ist erlaubt, Daß wie, Jesu, du mein Haupt, Ich, dein Glied, mag triumphiren Und den Tod gefangen führen. 66. Zun Füssen Gott sey Danck! daß meinen Füssen Sich nun unterwerffen müssen Noth, Gefahr, Pein, Creutz und Leid, Das uns schafft die Eitelkeit. 67. Zur rechten Hand Was unverweslich war, das hab ich angezogen, Und was verweslich war, wird kürtzlich seyn verflogen Wie Asch und leichter Staub. O, meine lange Qual Ersetzt deß Himmels Gut viel tausend tausend mal. 68. Zur lincken Hand Mann, Eltern, Kind und Freund, und was bey Lebens-Zeiten Mir mehr von liebem Volck stund lieblich an den Seiten, Das war mein bestes Theil, daß ich der Welt verließ; Doch geh ich nur voran, sie folgen mir gewiß. 69. Abschied von einem verstorbenen Ehegatten Treues Hertze, du zeuchst abe Auß der Welt und gehst zu Grabe, Ein zu nemen Freud und Ruh, Die der Himmel richtet zu. Mir und andren deinen lieben Ist an deiner Stelle blieben Bey so sonst gehäuffter Noth Hertzens Leid um deinen Tod. Doch die hier die Zeit verletzet, Wird bald haben dort ergetzet Ewigkeit, die ohne Ziel Uns auffs neue treuen wil. Mir wird seyn mein Sarck gemessen, Eh dein Lob ich kan vergessen. Würdig bistu, daß dein Ruhm Bleibt, weil bleibt das Menschenthum. Habe Danck für deine Liebe, Die beständig war, wanns trübe So, wie wann es helle war, So in Glück als in Gefahr! Habe Danck für deine Treue, Die stets bliebe frisch und neue! Habe Danck fürs werthe Pfand, Das du läst in meiner Hand! Habe Danck für Müh und Sorgen, Die biß Abends an vom Morgen Deine weisse Redligheit Pfloge mir zur Nutzbarkeit! Habe Danck, daß deine Tugend, Habe Danck, daß deine Jugend, Ob wol eine kurtze Zeit, Mir so viel gab Gnügligkeit! Fahr im Friede! Gott wils haben; Aber lasse deine Gaben Deme, daß zum Troste mir Übrig blieben ist von dir. Fahr im Fried! ich kans nicht wenden, Bin zu schwach deß Herren Händen; Du zeuchst weg, wo ich ietzt bin, Ich, wo du bist, kumme hin. 70. Ein Vertriebener redet nach seinem Tode Was mir nie war vergunt bey meinem meisten Leben, Das hat mir nun der Tod nach meinem Sinn gegeben, Ich mein ein eigen Haus, darauß mich mehr kein Tod, Kein Teuffel, kein Tyrann vertreibt und keine Noth. 71. Ein schönes Weib Hat nicht der das halbe Brot, der ein schönes Weiblein hat? Freylich; wer im Magen nicht, nur an Augen wil seyn sat; Schönes Weib ist Fleisch, nicht Brot, daß die Sinnen speist mit Lust, Darff Brot selbst und darff auch Fleisch, weil es viel zu mästen kost. 72. Auff Quadratum Quadratus ist der Welt viel nütz: er gibt viel Schaten; Wär übel, wann er stürb, im Sommer zu entrathen. 73. Die Oberstelle Es müht sich mancher hoch, zu sitzen oben an, Da doch der Mann den Ort ziert, nicht der Ort den Mann; Es ist ein schlechter Ruhm, der sitzt; ein Ruhm, der geht Durch tapffrer Leute Mund in alle Welt, besteht. 74. Heuchler Kirchen-gehen, Predigt-hören, Singen, beten, andre lehren, Seuffzen und gen Himmel schauen, Nichts als nur vom Gott-vertrauen Und vom glauben und vom lieben Und von andrem Guts-verüben Reden führen: ich wil meinen, Die es thun, Gott sind die deinen. O, noch lange nicht! im Rücken Schmützen und von fornen schmücken, Seinen Nechsten hassen, neiden, Dessen bestes stets vermeiden, Dessen Nachtheil emsig stifften, Zungen-Honig, Hertzens-Gifften, Jenes aussen, dieses innen Lieblich, tückisch führen künnen: Meinstu, daß dem Christen-Leben Beydes ähnlich sey und eben? Gott hat neben sich gesetzet Auch den Nechsten; wird verletzet Durch den Dienst, der ihn gleich liebet Und den Nechsten übergibet; Halbe Christen sind zu nennen, Die da Gott und Nechsten trennen. 75. Das Glücke redet Ich werde stets verschmächt, kan keinen recht vergnügen, Ich mach es, wie ich wil, so mag ich keinem tügen; Doch bin ich ausser Schuld, weil durch sich selbst vertirbt, Wer ihm ein Glücke ticht und nicht ein Glück erwirbt. 76. Die blinde Liebe Ist Liebe dann wol blind? Wann ich sie recht seh an, So siht sie offtmals mehr, als iemand sehen kan, Und führt, was nirgend da, noch dennoch auff die Bahn. 77. Das Gerüchte Mit Verlust deß guten Namens einen guten Freund erkauffen, Eignet nicht den weisen Leuten, nur dem blinden Pöfel-Hauffen. 78. Auff Zweifligundam Zweifligunda gieng zur Beicht, Und im trauren gleich vielleicht, Als der Pfarr fragt ohngefehr, Ob sie eine Jungfer wär, Sprach sie: Ja, ich armes Kind, Aber wie sie heuer sind. 79. Auff Sordalum Zu etwas grossem noch wird Sordalus wol werden; Dann seinerley Geburt ist nicht gemein auff Erden; Es ist ihm selbst bewust, (man denckt ihm auch sehr dran) Die Mutter hat ihn bracht und hatte keinen Mann. 80. Mixtius, von sich selbst Meine Mutter war zu Hoff ein glatte Kammer-Magd, Die der Fürst, hat etwa selbst an der Jungferschafft geplagt; Drum die mir (Glück hat doch Neid!) dannenher gehassig sind, Nennen mich: »Du Huren-Sohn!« und ich bin ein Fürsten-Kind. 81. Hofe-Füchse Der Balg verkaufft den Fuchs, der sonst zu Felde wohnt. Der her zu Hofe drabt, den macht der Schwantz belohnt. 82. Auff Filzium Hastu einen Rausch gehabt? Geh zu Filtzen nur zu gaste; Dann auff einen starcken Rausch nützet eine strenge Faste. 83. Die Treu Man mercket in gemein, daß diß die stärckste Treu, Die ein Verbrecher würckt auff seines Fehlers Reu. 84. Auff Nivulam Nivula brennt ihrer viel; Ieder, der sie siht, der wil Diß und das an sie verwagen; Was dann wird es Nutzen tragen? Was sie gab, das bleibt ihr doch; Wer es hatte, sucht es noch. 85. Graue Haare Kein Künstler, glaub ich ist, der schwartzes färbe weiß. Das Alter kan die Kunst: färbt schwartze Haare greiß. 86. Ehrgeitz Der Ehren heisse Sucht verlescht uns durch entzünden, Erleuchtet uns offt so, daß wir dadurch verschwinden. 87. Wäscherey Der kan bald ein Echo machen, der nur redet, was er wil; Als er etwa reden möchte, wird er hören noch so viel. 88. Bald versagen und bald geben Wer bald mir was versagt, der gibt mir dennoch was; Wer bald mir gibt, der gibt zweymal, was er gibt, das. 89. Vollkummene Freundschafft Soll Freundschafft feste seyn? Nicht mach sie mit der Zeit; Mach aber, bistu klug, sie mit der Ewigkeit. 90. An einen Freund Deine Tugend, Redligkeit und Kunst Macht, daß ich dir trage treue Gunst. Deine Tugend, Redligkeit und Kunst Weiß, warum du mir trägst treue Gunst. 91. Beschencken macht Bedencken Das brüllende Metall der grausamen Canonen Schont nichts; es kan auch nichts für seinem Grimm sich schonen. Nein, Gold, das kan noch mehr: es kan Canonen zwingen, Daß sie nicht brüllen mehr und nur zur Freude singen. 92. Auff Gallum und Gallam Gallus sagte, wie ihm Galla einen starcken Brand erwecket; Lege, sprach sie, dich mir oben, daß man diesen Brand erstecket. 93. Auff Petulcam Petulca war jüngst hin von ihrem Manne entgangen, Sprach: Denckt ein wenig nach, worauff es angefangen! Ein Acker ist das Weib, der Mann, der ist ein Baum; Wann dieser wurtzelt nicht, was soll ihm dann sein Raum? 94. Von dem Fürstlichen Piastischen Stamm Von Anfang wie es war, nun und zu aller Zeit Sey wächsig dieser Stamm biß zu der Ewigkeit. 95. Von denen dreyen Briegischen Fürsten (1) George, (2) Ludwig, (3) Christian, Was zeiget dieses Kleeblatt an? (1) Viel Segen für das Vaterland, (3) Viel Heil für Christus Kirchen-Stand, (2) Viel Trost und Lust für iederman, Der Schaten drunter haben kan. (1) Haus, (3) Kirch und auch die (2) Cantzeley, Die Drey hat Nutz durch jene Drey. 96. An eine Briegische Hertzogin Heldin, daß man euren Namen hier in meinem Buche liest, Macht, daß nunmehr auch darinnen Liebligkeit und Weißheit ist. 97. An einen Freund, über dem Tode seines Söhnleins; in Person deß Kindes Als wie in dieser Stund ein Freund zum Freunde kümmt Und dann in jener Stund auch wieder Abschied nimmt, So habt ihr mich, ich euch, O Vater! nur begrüst, So habt ihr mich, ich euch gehabt und auch vermist Gar inner kurtzen Zeit, da Titans göldnes Rund Noch nicht zu meinem Jahr auff halbem Wege stund. Wie kummts? Ein zartes Kind hat keinen sichren Raum, Wo da ein brünstig Hengst laufft frey von Stang und Zaum. Die Welt rast, tobt, schaumt, strampfft; der Laster Sprung und Streich Ist nicht ein Ding für mich, die Engel sind mir gleich; Der Himmel ist ein Land für mich und meinen Geist, Der mich dem frechen Volck der Sünd entweichen heist, Eh als den stillen Sinn das übergoldte Gifft Und dessen arge Krafft mein zartes Hertze trifft. Ich bin, ich bleibe nicht, in dieser tollen Welt, Und weil das bleiben mir mehr als das seyn gefällt, So liebt mir sterben mehr als leben, weil ich kan Dann hören auff zu seyn, zu bleiben fangen an. 98. An eben denselbten, über der Geburt eines Söhnleins Seither deß Krieges Arg das Gute fast vertrieben, So ist uns, wahrer Freund, diß einig überblieben, Das lieblich heissen mag: wir zeugen Kind auff Kind, Ein Denckmahl hinter uns, das wir gewesen sind. Gut, gut! was kan uns sonst auß Wermut Zucker machen, Als wann das liebe Kind mit kürmeln und mit lachen An unser Haupt sich drückt, uns lieber Vater nennt Und macht, daß man in ihm sich wie im Spiegel kennt. Sie sind die andren wir; wir leben nach dem Leben In ihnen; unser seyn ist darumb uns gegeben, Daß sie so künnen seyn, wie wir von denen sind, Von welchen wir ererbt den süssen Namen Kind. Wolan! wolan mein Freund! so muß man dann nur dämpffen Den Rauch der bittren Zeit; so muß man lernen kämpffen Mit dieser Sterbligkeit, auff daß ihr strenger Krieg Nicht über uns erhält so gar geschwinden Sieg! Gott gebe dieses nur, daß kein Kind uns mag gleichen Und nämlich nicht wie wir für solcher Noth erbleichen! Nach dem, so wüntsch ich mir, daß nach uns so dein Kind Und mein Kind, wie auch du und ich, vertreulich sind. 99. An die Fichte auff meinem Gute Als offt ich sagen kan, daß ich, du edle Fichte, Deß Sommers meinen Gang zu deinem Schaten richte, So offte muß ich mir auch beichten meine Schuld, Daß ich dich nicht geehrt, wie billich ich gesolt. Der Attes wirstu seyn, den Jupiter geneidet, Den Rhea lieb gehabt und hat in dich verkleidet; Die hat dich, wo du stehst so hoch, so frey gesetzt, Auff daß sie nah und fern an dir ihr Aug ergetzt. Da, wo das schöne Kind, vom Vratislav geboren, Der alte Guttalus hat seiner Seit erkoren, Da, wo das theure Blut, das uns Piastus gab, Hat, weil es lebt, sein Haus und, wann es stirbt, sein Grab, Am reichen Oder-Strom; auch wo in einen Namen Für Zeiten Monden, Stern und Berg zusammen kamen Und nanten eine Stadt, da, wo Zabothus Hand Zeigt an, was Juno meint auff uns und unser Land, Wo Roy-de-vall sein Haus den Wolcken beygesetzet, Wo sich Tuiscons Reich mit Lechus Kindern letzet, Da, wo deß Chzechus-Stamm mit Bergen sich gegürt, Da, wo das reinste Gold den Deutschen nützlich wird, Und ihr so lieber Safft am stärcksten wird geschmecket, Wo unser Land sein Haupt den Marcomannen recket: Dahin nun und so weit ist für dein krauses Haupt Zu strecken dein Gesicht ein offner Paß erlaubt Auß Ordnung und Befehl der Mütter aller Götter. Dein Fuß ist so gesetzt, daß Æolus sein Wetter Zu schanden an dir wird; ein harter Fels und Stein Muß dir in seinen Leib zu bauen zinsbar seyn. Pan ist dir auch geneigt, und unter deinen Aesten Hat er das liebe Volck der Nymphen offt zu Gästen; Kein unter ihnen ist, die iemals um dich war, Die heimlich nicht gedächt: O, wären wir ein Paar! Dir aber liebet nicht das unbefreyte Freyen, Und deiner selbst zu seyn, wilstu dich nicht verzeihen; Du hast genug an dem, wann dein Thun der gefällt, Die da dich, wo du bist, hat ehrlich hingestellt. Zu mehren derer Preis, die deine Kräfften mehret, Steht eintzig nur dein Sinn; drum ist dir auch verehret Zum Zeichen deiner Treu das immer-grüne Kleid, Das seinen Schmuck behält, das nimmer nie bestreit Noch Boreas sein Eiß, noch Sirius sein brennen, Dadurch du den machst roth, der schwerlich wil bekennen, Wie er so gröblich irrt, wann er den Mantel schickt, Wann Jupiter zörnt so, und so wann Phœbus blickt, Der von Bestand nicht weiß, der sich von allen Zeiten, Wohin man ihn begehrt und ihm nur winckt, läst leiten. Ein solcher Monden-Sohn ist weit noch unter dir; Du stehst ihm oben an und gehst ihm billich für; Das macht Beständigkeit. Der freye Mut deßgleichen Schafft, daß dein Ruhm wie du muß an die Wolcken reichen. Mit dir ist freyer Tag, du scheuest nicht das Licht Der Sonne; du stehst da, für iedermans Gesicht; Kein Berg ist, der dich birgt, kein Wald, der dich verstecket, Und dein gerader Leib bleibt immer auffgerecket, Kennt keine Krümme nicht. Mars hat dir offt geflucht, Wann du von fernen hast dem, der dich hat besucht, Sein Häufflein nutzbar Vieh für dessen Hinterlisten, Wo gäntzlich nicht bewahrt, doch vielmals helffen fristen; Dann dir gefiel niemals und niemals war dir lieb Ein diebischer Betrug und ein betrieglich Dieb. Zwar hastu mussen sehn, wie sehr es dich verdrossen, Wie ietzt bey unsrer Zeit man hielt für Kinder-Possen Treu, Liebe, Glaube, Pflicht. Wie die verkauffte Schaar Hat gantz gemacht zu nichts, was vormals herrlich war, Das hastu auch gesehn und drüber viel geweinet, Daß noch der Threnen Gold an deinem Rock erscheinet; Iedoch, was so geschah, kan nicht seyn nicht geschehn; Wann du nur sihst nicht mehr, was vormals du gesehn, So sey das alte dann in dessen Schoß vergraben, Der drüber seinen Kerb wol halten wird und haben. Indessen bin ich froh, wann mir vergünt die Zeit, Daß du habst Preis durch mich, daß ich durch dich mein Leid, Das allgemeine Leid, in etwas mag verschieben, (Vertrieben wird es nicht.) Wann Unmut mich wil üben In seinem engen Kreiß, so nem ich ihm den Zaum Und suche mir für mich und mein Gemüte Raum. Ich pflege mich dir bey in freyes Blau zu paaren Und lasse meinen Sinn hin mit den Augen fahren; Die purschen weit und breit, erforschen diß und das Und haben ihre Lust an Himmel, Wasser, Gras, An Wälden, Berg und Thal, an Felden und an Auen, Vnd was Natur noch sonst hat künstlich künnen bauen. Dann bin ich nicht daheim, und die Melancholey Muß warten, biß ich sonst zu Haus und müssig sey. Wann offt der heisse Hund mit seinen dürren Flammen Und Phœbus göldne Glut dann feuren starck zusammen, So komm ich auch zu dir, da hab ich, was ich wil; Da lab ich mich bey dir durch ein erquicklich Spiel, Daß stets um deinen Raum Astræus Kinder spielen. Wann Ceres sehnlich wüntscht sich wieder abzukühlen Durch ein gedeylich naß, und Jupiter verzeucht, So seh ich bald bey dir, was den Silenus deucht, Ob ihm sein Haupt behüllt mit einer feuchten Hauben, Und ob er mir voran zu sagen woll erlauben, Ein Regen zeucht herauff. Wann dann die feuchte Schaar Der Wolcken rückt ins Feld und mehr, als nöthig war, Den nassen Zug erstreckt, so gibstu mir zu kennen, Ob, oder auch wie bald, ihr Ordnung wird zertrennen Der Sonnen heisse Macht; so klärlich stellstu dar, Theils was noch fern und weit, theils was noch gar nicht war. Drum wärestu nun werth, hoch auff Parnassus Höhen Und da, wo Daphne steht, zu wurtzeln und zu stehen, Auff daß der Musen Rey um dich heg ihren Tantz, Und brauche dich ihr Fürst für seinen Lorber-Krantz. Indem du aber dir läst meinen Grund gefallen, Ey, so gefällt mir auch, daß dieser andren allen Von dir bleibt fürgesetzt. Im Fall ich was vermag An Heliconer-Gunst, so soll kein neidisch Tag Bezwingen deinen Ruhm; du sollst betagten Eichen Und derer festem starck mit nichten dürffen weichen; Der Lorbeerbäume frisch, der Cedern Ewigkeit, Und was noch mehr macht stumpff den argen Zahn der Zeit, Soll nicht dein Meister seyn. O, daß dich nicht verletze Deß Jupiters Geschütz! O, daß nicht an dich setze Noch Mulcibers sein Grimm, noch Æolus sein Trotz, Noch sonst ein freches Beil! es leiste dir den Schutz Die, die dich hat geliebt, die, die dich hergestellet, Die halte deinen Fuß, daß dieser nimmer fället, Daß du, weil dieser Grund bleibt, bleibest für und für Sein Wächter, sein Prophet, sein Nutz, sein Spiel und Zier. 100. Nütze und Ehrlich Was nützlich offters ist, ist allemahl nicht ehrlich; Was bäurisch etwa nützt, nützt allemal nicht herrlich. Was zeihen sich dann die, die einem Fürsten rathen, Zu richten so den Nutz, wie kaum die Bauren thaten? Den Nutz bekummen sie; der Fürst bekümmt zu nemen, Weil wenig Ehre bleibt, gemeiniglich das schämen.