Venus Izt liebt die gantze welt! des Titans glut wird mächtig Die erde zu vermähln/ der himmel machet trächtig Mit regen ihren schooß/ das blumen-gelbe jahr Beschwängert ihren bauch/ der blumen sommer-haar Bekleidet allbereits die unbelaubten wipffel: Des Demus kahlen kopff/ und die unwirthbarn gipffel/ Die hier der süd versengt/ und dort der schnee ableckt/ Hat schon der bunte lentz mit kräutern überdeckt. Ja selbst die zeit wird braut/ die blumen-göttin schmücket Ihr selbst das braut-gewand/ und ihre kunst-hand stücket Der Tellus grünen rock mit frischem rosen-schnee Und weissen liljen aus. Hier wächset fetter klee Auff hyblens marmel-brust; Dort bücken die narcissen Sich zu den tulpen hin/ einander recht zu küssen. Hier schmeltzt das thränen-saltz vom rauchen hyacinth/ Wo die crystallen-bach aus hellen klippen rinnt/ Voll lust sein herbes leid darinnen zu bespiegeln. Indessen feuchtet dort mit den bethauten flügeln Der zucker-süsse west die wiese/ die fast lechst. Das weiß-beperlte graß/ das in den thälern wächst/ Bekräntzt der sternen-thau. Die wälder werden düstern/ Nun sich der wurtzeln safft den ästen will verschwistern/ Das laute flügel-volck/ das stumme wasser-heer/ Ja selbst der kluge mensch/ und was lufft/ erd' und meer Beseeltes in sich hat/ wird gleichsam jung und rege/ Gereitzet durch den geist der göttin/ derer wege Durch alle grentzen gehn/ die die natur gesetzt/ Ich meyne Venus dich: du werdest gleich geschätzt Von andern/ die noch nicht dein feuer recht erkennet/ Die deine krafft nicht rührt/ noch deine flamme brennet/ So/ wie es ihnen dünckt. Verzeihe mir nur hier Du Gnidus-königin/ daß ich diß schlechte dir Auff dein bekräntzt altar mit ungewaschner lippe Im gläser-hellen qvell des pferde-brunns Enippe Zu opffern mich erkühn. O milde geberin Der viel beredsamkeit/ nimm diß mein dichten hin. Gib/ daß ein lauter schwan von deinen mir es zeige/ Wie ich dich singen soll. Laß meine lorbeer-zweige Bey deinen myrthen blühn. Ich spanne nun hierauff Die segel in dein lob/ gib/ daß nach gutem lauff Die seuchte muschel mag die stillen ufer lesen. Bald erstlich aber fällt/ durch wen du seyst genesen/ Ein eyfer-kummer vor. Die meisten sind gesinnt/ Du seyest Jupiters und der Dianen kind. Viel dürffen dir wohl gar den vater streitig machen/ Und sagen/ daß du nur (wer will des wahns nicht lachen!) Cambysens kinds-kind seyst. In warheit/ welcher glaubt Solch abergläubisch ding/ dem ist sein neblicht haupt Von wahnwitz angefüllt. Denn wer hat ie vernommen/ Daß von der taube sey ein starcker adler kommen? Kein bock hat noch wohl nicht ein pferd zur welt gebracht/ Kein käfer einen straus. Und aus der finstern nacht Entspringt kein sonnen-licht. Die meisten aber sagen/ Der himmel habe dich in seinem schooß getragen/ Als dich der tag gezeugt. Zwar diese meynung scheint Mir nicht so ungereimt/ weil sie dich nicht verkleint/ Auch keinen mangel zeigt. Daß du vom himmel kommen/ Und von den göttern hast dein wesend thun genommen/ Trifft mit der gottheit ein. So ist auch weil die welt/ Diß weit-umarmtes all/ wird durch den tag erhellt/ Dein wesen schon gewest. Doch scheinet unter allen Mir keine meynung mehr/ als derer/ zu gefallen/ Die deinen stamm erzehln; Daß die geschwellte flut Des blau-gesaltznen schaums/ geschwängert durch das blut Des himmels-saamen sey/ als aus erzürntem wüten/ Saturnus sichel ihm das manns-glied abgeschnitten/ So wär es durch die lufft gefallen in die see/ Und aus erregtem schaum sey unsre Cyprie Entsprossen in der flut. Diß machet uns zu wissen/ Warumb die Griechen erst dich Aphrodite hiessen. Gewißlich/ saltz und schaum kömmt deiner eigenschafft Und würckung ziemlich bey. Wo würde krafft und safft Die säuge-mutter sonst vor ihre früchte nehmen? Wie würde pflantz und thier sonst ihre seele sämen/ Und was durch die geburt die ewigkeit der welt Für ihrem untergang und letztem nichts erhält? Wo würde frucht und brut/ und alles marck der erden In der versiegnen art gezeuget können werden/ Bey mangel deiner glut? Ich schweige was von ihr/ Du schönes meer-schaums-kind/ die milde mutter dir Noch sonst hat beygepflantzt. Daß dieses alles alle Nicht stracks in einem nu in einen klumpen falle/ Hält deine gottheit auff. Noch eines fällt mir bey: Warum das saltz-glaß auch noch sonst dir ähnlich sey. Denn wie das grüne saltz bald an des monden gläntzen/ Bald gar sich schwellt empor zu Ariadnens gräntzen/ Bald gar in abgrund fällt/ wenn itzt der laue west/ Itzt süd' und nord darauff mit starcken backen bläst. So gleicht auch dein bestand dem unbestand der wellen/ Der bald das liebes-schiff mit sturm pflegt anzubellen/ Bald durch erwünschten wind in einen hafen führt/ Um den ein fremder mast offt jahr und tag verliert/ Und doch zu scheitern geht. Ja unser lieben lehret/ Daß Acidalie dem wasser angehöret; Denn lieben ist nichts mehr/ als eine schifferey/ Das schiff ist unser hertz/ den seilen kommen bey Die sinn-verwirrungen. Das meer ist unser leben/ Die liebes-wellen sind die angst/ in der wir schweben/ Die segel/ wo hinein bläst der begierden wind/ Ist der gedancken tuch. Verlangen/ hoffnung sind Die ancker. Der magnet ist schönheit. Unser strudel Sind Bathseben. Der wein und überfluß die rudel. Der stern/ nach welchem man die steiffen segel lenckt/ Ist ein benelckter mund. Der port/ wohin man denckt/ Ist eine schöne frau. Die ufer sind die brüste. Die anfahrt ist ein kuß. Der zielzweck/ süsse lüste. Wird aber hier umwölckt/ durch blinder brünste rauch/ Die sonne der vernunfft/ so folgt der schiffbruch auch/ Der seelen untergang/ und der verderb des leibes: Denn beyde tödtet uns der lustbrauch eines weibes. Doch schneidet iemand dir so ruhm als namen ab/ Wenn unvernunfft ihn stürtzt; gewiß/ der hat sein grab Im leben schon erlangt. Der hat entzündte sinnen/ Wer nicht dein süsses thun muß innig lieb gewinnen. Dem muß sein kaltes hertz mit eiß umfangen seyn/ Dem deiner flammen blitz nicht dringt zur seelen ein. Denn soll man/ weil der dorn die finger pflegt zu stechen/ Sich nicht der rosen haupt bemühen abzubrechen? Soll fenchel-kraut und klee zu pflantzen seyn verwehrt/ Weil ihren süssen safft die schlang' in gifft verkehrt? Soll auch die wüste see bald unbesegelt liegen? Und soll das fluten-pferd nicht mehr die Thetis pflügen/ Wenn einmahl well und wind auff seil und segel bell'n. Und ein zerschmettert holtz durch eine klap zerschell'n/ Offt durch des schiffers schuld/ der meistens geht verlohren/ Weil er kein vorsichts-wachs ihm stopffet für die ohren; Wenn die Sirene pfeifft/ weil er nicht weiß/ wo stein Und strudel frischer brunst vermieden müssen seyn. Der/ wenn die laster weh'n/ die segel steiffer sinnen Nicht bald herunter fällt/ noch auch sein schwach beginnen Will anckern auff vernunfft. Wer in den dorn sich sticht/ Mit dem die käyserin der blumen sich umflicht/ Mag seiner blindheit es/ und nicht den weichen blättern Der rosen rechnen zu. Wiewohl gleich als mit wettern Der sommer sich vermischt/ gleich als ein myrthen-strauch Zum wachsen nicht allein der sonne/ sondern auch Des regens unmuth darff; so können auch die saaten Der grünen liebe nicht stets an der sonne braten; Es hegt/ nechst dieser/ auch ein fremder anmuths-kuß Die pflantzen/ die sie wärmt. Der wehmuth regen muß Aus den gestirnen qvell'n/ in derer brunn die flamme Zum ersten sich entspann/ und als die seelen-amme Die liebes-flamme nährn/ die wurtzeln auch benäßt Mit buhler-thränen feyn; der seuffzer kühler west Muß den halb-dürren stock mit feuchtem hauch anwehen/ Wo man ihn süsse frucht soll künfftig tragen sehen. Welch wahnwitz wär es nun/ wenn um ein kurtzes weh/ Um einen sauren biß man solte bald die see Mehr als gewünschter lust/ mehr als begehrter wonne/ Und was noch mehr entbehrn? auch läst sich nicht die sonne Zueignen fluch und schild/ wenn boßheit haus und stadt Steckt durch ein brenn-glaß an; der Venus garten hat Ja wolffs-milch böser lust nebst ihren liljen blühen/ Wenn natter-zungen wolln den reinen safft ausziehen. Sonst aber klebt kein gifft den holden kräutern an/ Die mißbrauch/ haß und neid nicht fleckicht machen kan. Diß und dein ander lob steht sternen eingeschrieben/ Und marmeln eingeprägt. Ja dein beliebtes lieben/ Dein wesen von kind auff/ die wercke deiner macht Hat die Calliope selbst zu papier gebracht/ Und in das demant-buch der ewigkeit begraben/ Was du zu rühmen werth/ wir auch zu wissen haben. Die götter sind niemahls bemühter um ein ding/ Als um dein schiff gewest/ so bald der schaum auffgieng Stund Titan gantz beschämt/ und wolte mit den strahlen Nicht mehr die kalte schooß der matten erde mahlen; Aurorens güldner stuhl schien auff der see zu stehn/ Die wellen fingen an mit rosen auffzugehn/ Die sonne schimmerte nur wie bey düstern nächten Der mond/ als wenn umher sich dünne dünste flechten; Man meynte/ daß die sonn ein nebel/ daß das meer Ein himmel/ und die lufft zur erden worden wär. Ja selbst die schönheit schien itzt allererst gebohren/ Weil himmel/ erd und meer für dir den glantz verlohren; Du machtest milch und schnee mit deinem halse grau/ Der marmelstein ward schwartz/ das helffenbein ward rauh/ Für deiner glatten schooß; die blauen türckse schienen Für deinen adern weiß/ die röthe der rubinen Bey deinen lippen fahl; der stirnen glantz gieng vor Dem demant/ und die pracht des purpur-bluts verlohr Die farbe. Ja/ für dir erblaßten die corallen/ Als sie die wangen sah'n; die leuchtenden crystallen/ Die sternen/ wurden selbst für deiner augen glantz Und deinem blincken blind. Aurorens rosen-krantz Ward welck für deinem haar. Für deinem athem büßten Die veilgen den geruch/ die liljen für den brüsten Gepräng und schönheit ein. Kurtz/ unsre Cyprie War aller frauen frau; Der wollust-ströhme see/ Der augen augen-stern/ die sonne der göttinnen/ Der wollust ziel und pfeil/ das muschel-schiff/ worinnen Das vordertheil corall/ das hintertheil rubin/ Der mastbaum von smaragd/ das segel carmesin/ Das fähnlein von damast/ das seil aus wurmgespinste/ Das ruder aus saphir/ und alles sonst auffs minste Gemacht aus perlen war. Der schnecken häußlein war/ Die schoos zugleich/ in der die mutter dich gebahr/ Dein tempel/ dein altar/ dein wagen/ deine wiege/ Dein himmel/ deine burg/ dein schild und helm im kriege/ Dein bette/ ja dein thron/ dein spiegel/ dein gezelt/ Dein garten/ dein gemach/ ja deine gantze welt. Auff diß dein schifflein bließ der vater aller blumen/ Der Flora bräutigam/ der Zephyr aus Idumen/ Zibet und ambra aus; Neptun hub aus der see Sein crystallines haupt verwundernd in die höh/ Und ließ von seinem haar auff seiner wasser auen Corallen-zöpffe falln/ und perlen-tropffen thauen; Schlug auch mit seiner hand den scepter auff das meer/ Daß alle Najaden und götter kamen her/ Die schiffahrt Cypriens nach würden zu bestellen/ Palämon kam und ritt ein meer-schwein auff den wellen/ Dem er von tulipen und rosen ein gebiß Hatt um das maul gelegt. Der krause Nereus ließ Das schuppen-vieh heraus aus Amphitritens bette; Und Triton zog hervor/ an einer langen kette Die muschel fortzuziehn/ ein grosses wasser-heer/ Das er mit moose speist/ und da das blaue meer Mit frischem saltze tränckt. Die Nymphen/ welche liessen Dort den Euphrat/ den Nil/ und hier die Donau fliessen/ Von denen eine dar gold/ crysolithen-stein/ Und amethisten laß/ und perlen fädmet ein; Dort auch corallen brach/ verstreueten mit hauffen Ihr reichthum um dein schiff/ nur deine gunst zu kauffen/ Um diß ihr opffer-werck. Denn eben damahls war/ O meer gewünschter lust! des meeres gold/ dein haar; Sein demant dein gesicht/ sein purpur deine wangen; Dein lächeln seine perl/ sein gantzer schatz dein prangen/ Daß auch die Thetis selbst darüber schamroth ward. Kurtz: deine trefflichkeit schien ihr von solcher art/ Halb seel-loß/ halb erzürnt/ daß sie sich über hoffen/ Durch deine schönheit sah vielfältig übertroffen. Ja die bestürtzung brach mit seufftzen auch herfür/ Als sie die heyrath nun mit Jupitern und ihr Zu wasser werden sah; wiewohl sie es beschönet Mit farben/ die der witz im fall der noth entlehnet/ Zum mantel eigner schmach/ als hätte sie durchaus Nicht wegen der gestalt sie in sein sternen-hauß Zu nehmen/ und nechst dem auch in sein purpur-bette/ Diespiter verschmäht; nein/ sondern Protheus hätte Den Jupiter gewarnt/ die heyrath einzustelln/ Sonst möcht' ihr künfftig sohn ihn von dem throne fälln. Denn dieses wäre schon der Parcen rund entschliessen/ Der vater würde selbst der Thetis sohne müssen An tugend unten stehn. Wer aber merckt den fund/ Und hält nicht diesen ranck für ausflucht ohne grund? Es wolte zwar mit ihr sich Jupiter vermählen/ Und sie für seine frau/ für seine Juno zehlen/ Wo auff den hochzeit-tag sonst keine göttin ihr An anmuth und gestalt nicht würde gehen für. Allein es hat es selbst der götter fürst bekennet/ Die liebe/ die zuvor in seiner brust gebrennet/ Diß feuer hätte sich wie staub und rauch verlohrn/ Nachdem die Paphie der schwangre schaum gebohrn: Wie wenn Leucothoe mit den bebräunten flügeln Die sonne deutet an/ auff düstern blauen hügeln/ Der schimmernd-helle glantz der sternen-saate weicht/ Und Phöbens silber-schein an beydem horn erbleicht/ So bald ihr bruder kömmt. Die singenden Sirenen Verstummeten für dir/ die allerschönsten schönen; Parthenope/ die sonst viel fremde segel stürtzt/ Und manchem durch ihr lied das leben gar verkürtzt/ Der ihrer schönheit traut/ die hätte selbst fast müssen Allhier zu grunde gehn/ und Scyllens klippen küssen/ Weil sie durch deine huld bezaubert fast entschlieff/ Und ihrer selbst vergaß. Als auch der Venus schiff An Cyperns ufer kam/ empfing die schooß der erden Dich/ erdens-königin/ mit frölichen geberden. Die Drias ließ den wald/ die Nais brunn und fluß/ Die Orcas ihren berg/ Silvanens ziegen-fuß Die grünen püsche stehn; die gläser-hellen flüsse Vergassen ihren lauff/ die wälder kriegten füsse/ Die felsen lernten gehn/ die berge lieffen dir/ Zu hören deinen mund/ zu schauen deine zier/ Mehr/ als dem Orpheus/ zu/ weil sie dein würcken steckte Mit neuen sinnen an/ die hohe ceder streckte Den langen halß hervor/ weil das gedränge nicht Sie sich dir nähern ließ; das helle tage-licht/ Die sonne/ konte selbst nicht dringen mit den flammen Durch dieses sommer-hauß/ so dichte war zusammen Geflochten zweig und zweig/ wenn nicht der laue west/ Der mit den wipffeln spielt/ und durch die blätter bläst/ Wo einen ast auffhub. Weil keiner morgenröthen/ Ja keiner sonnen nicht/ kein tag nicht ist von nöthen/ Wo du/ o sonne/ bist/ du/ ohne die der tag Kein tag ist/ ohne die die sonne selber mag Kein licht geheissen seyn; du/ ohne derer hitze Die flammen selber friern. Kein stern war hier nicht nütze/ Weil tausend blumen hier den sternen giengen für. Kein himmel that hier noth/ weil dieses ortes zier Mehr als ein himmel war/ für dessen stern-geblümen Der himmel schwerlich sich darff einen himmel rühmen. Hier/ wo auff smirgeln man die morgenröthe fand/ Wo ein schön milchern weg schnee-weiß von liljen stand/ Wo man sah veilgen stehn/ bethaut mit perlen-kräntzen/ [Smaragdne Kräuter blühn, und Rothe Nelcken gläntzen,] Wo fetter klee auffgieng/ wo sich der sand auffschwellt/ Und von narcissen schwamm/ da war das sternen-feld Der blumen-himmel recht. Wird oben hoch gepriesen Die sonne? so stand hier die sonne grüner wiesen/ Die rose; leuchtet dort des monden weisser kreyß? Hier sternte noch so schön der tulipanen preiß. Gläntzt Berenicens haar an den bestirnten zimmern? So sahe man mit thau und bienen-zucker schimmern Der erden haar/ das graß. Hier war der gantzen welt Begriff und meister-werck. Hier war das frühlings-zelt Der Chloris/ und das horn der reichsten Amaltheen; Hier sprungen qvelln empor/ und bäder der Napeen; Die schwanen stimmten hier mit einer nachtigall Dir ein geburts-lied an. Es war hier überall Zugleiche lentz und herbst; der wald trug blüt und früchte; Der tannen-baum trug öl/ das hertz der wilden fichte/ War süsser bienen-safft; die fette kiefer stand Mit pommerantzen schwer; das schilff trug zuckerkand. Der eich-wald himmel-brod/ die kletten-sträuche sandeln/ Der schleedorn brachte wein/ die hasel-staude mandeln/ Die disteln tausendschön/ der nessel-strauch gebahr Thal-liljen/ balsam-kraut; die wiesen wurden gar Zu purpur und scharlach; die berge roßmarinen/ Ihr mooß zu majoran/ da durch der Ericinen Den ehren-weg zu ziern; der sand ward gold/ die bach Zu milch und silber-schaum; diß alls folgte nach Der Acidalien/ biß an die göldnen zinnen/ Wohin/ sie auffzuziehn/ die himmels-pförtnerinnen/ Von dannen nahmen mit: denn kleideten sie sie Mit blauem atlaß an/ biß über ihre knie. Ein purpur-rock hieng ihr biß über hüfft und nabel/ Auff dem/ mit perl und gold/ Neptunus dreyzacks-gabel/ Die schlüssel des Averns/ und Jupiters sein stab/ Die ieder Paphien gehorsamst übergab/ Mit nadeln war gemacht; das schwellende gerüste/ Und wunder-rundte ball der alabaster-brüste/ Fieln athmend auff und ab/ und gaben einen schein Durch den gewirckten wind; das braune haar schloß ein Ein stirn-band aus rubin/ die krausen locken hiengen Um ihrer schultern schnee. Mit solchem zierrath giengen Sie in saphirnen saal; der grossen götter schaar/ Die in der himmels-burg damahls zugegen war/ Erhub sich ingesammt von den gstirnten thrönen/ Und ließ sie alle leer der allerschönsten schönen/ Biß daß Diespiter/ der sie stracks lieb gewann/ Sie satzte neben sich/ und für sein kind nahm an. Diß hieß sich einen brand und um sich fressend feuer Selbst unters dach gesteckt; die wohlthat kam so theuer Ihn als kein übel an; denn als er einmahl sich In sie fast halb entzückt; ich/ sprach er/ schätze dich/ Dich für mein liebstes kind. Ich mag kein wort-gepränge Nicht machen; denn du hast die liebe nach der länge Schon gegen dich verspürt; du trägst den götter-krantz/ Ich habe dich zu mir/ nebst meines scepters glantz Auff diesen thron gesetzt. Ich bin dir so gewogen/ Daß ich der Juno dich fast habe fürgezogen. Ich wolt auch/ fiele dir an mangel etwas für/ Dir keinen wunsch verschmähn; Versichre dich zu mir Unfehlbar alles guts. Fehlt dir/ du darffst es sagen/ Zu deinem ansehn was? Hier habe diesen wagen Vom vater dir geschenckt/ aus demant und rubin/ Erkiese was ihn solln für schöne thiere ziehn; Ich habe nur für mich die adler ausgelesen; Des vaters thiere sind ein drachenzug gewesen/ Die pferde liebt Neptun/ die ochsen Delie/ Die tieger-thiere Jan/ die leuen Cybele. Wilstu für deinen leib schnee-weisse schwanen haben? Schau sie sind dir gewährt. Wie soll ich dich begaben? Die götter setzt ich all auff einmahl unter dich/ Und gäbe dir gewalt fast selber über mich. Die Venus wäre fast für freuden gar zersprungen/ Als ihr das letzte wort in ihrem ohr geklungen. Ach vater! hub sie dann mit süssem lächeln an/ Wenn hat dein kind dir doch zu liebe was gethan? Wie? rührt die grosse huld/ rührt dieses grosse lieben Vom vater-hertzen her? mein wunsch ist nun beklieben/ Mein segen blüht und wächst/ wenn ich mit schwanen darff Durch die gestirne fahrn. Nach solchen worten warff Die schlaue zauberin die allersüßten blicke/ Die fessel der vernunfft/ die linden seelen-stricke/ Auff ihren vater hin/ also daß er nun gantz Von ihr bezaubert ward: Sprach denn/ o höchster glantz Der götter! darff dein kind/ dein kind dich noch was bitten? Wilstu mich/ vater/ noch mit deiner gunst beschütten/ Die ich für vorige dir zwar nicht dancken kan/ So leb ich deine magd. Darauff so fieng er an: Mein kind/ du weist/ daß ich mit dir das hertze theile/ Du solst es haben/ ja; wahr ists/ die donner-keile Begehr ich/ fuhr sie fort/ und daß ich eine zeit Mit blitzen spielen darff. Mein kind/ zu weit/ zu weit Gegangen/ fieng er an. Es läst sich einer frauen/ Die sich nicht zäumen kan/ nicht bald ein reich vertrauen/ An meinem herrschen liegt des grossen himmels heyl. Der wohlstand aller welt. Die spindel und ein keil/ Die nadel und ein schwerdt/ der scepter und ein rocken Darff zweyerley verstand. Wer weiß/ wie ich erschrocken Mit allen göttern bin/ als das bethörte kind Der sonnen/ an vernunfft/ und am verstande blind/ Auff Titans wagen stieg. Du magst dich an ihm spiegeln; Denn als ihm nicht bewust/ die hengste mit den zügeln Zu hemmen/ schlugen sie die mittel-schrancken aus/ Die wälder wurden brand/ die klippen schutt und grauß. Die brunnen wurden glut/ der schnee ward funck und flammen/ Und hätt ich blitz und keil nicht selbst gerafft zusammen/ Und aus dem wagen ihn gestürtzet in die flut/ So wäre längst das meer verglommen in der glut. Der himmel wäre rauch/ die sternen wären asche. Diß sag' ich/ daß ich mich von allem reine wasche/ Wo dir/ indem du dich des blitzes unterfängst/ Ein unfall wiederfährt. Hier ist kein feurig hengst/ Der sich nicht zäumen läst/ sprach Venus zu dem fürsten Der götter/ nein/ dein kind/ das kan nach ehren dürsten/ Nicht aber folgt/ daß ich nicht zu erleschen bin. Ich will die flügel zwar des blitzes schicken hin/ So weit die sonne kan die blauen hügel röthen; Mein blitz soll aber wohl nicht eine seele tödten/ Die nicht den tod selbst wünscht. Die wunden/ die mein pfeil Soll schneiden in das hertz/ wird der verwundten heyl/ Der krancken artzney seyn; du selber wirst begehren/ Daß vater/ ich auff dich soll meine köcher leeren. Mein blitz wird ohne noth/ mein donnern voller lust/ Mein schmertzen wollust seyn; mein ziel ist eine brust/ Nicht eines riesen kopff. So sey dirs denn verliehen/ Daß dir nach wunsch/ sprach er/ der lichte blitz soll glüen/ Es mag dein zarter arm nun lassen feuer schneyn/ Dein mund den donner-sturm. Hiermit räumt er ihr ein Die schwartze wolcken-burg/ sammt allen zorn-sturms-waffen/ Durch die Enceladus geschwister seine straffen Für seinen hochmuth kriegt. Die göttin aber trat Diß neue donner-werck mit wohlbedachtem rath Und ernstem eyfer an; denn bald ließ sie die strahlen Des göttlichen gesichts die erden-kugel mahlen/ Und rieff den lauen west/ als sie ihn durch die lufft So sanffte sahe spieln aus Lilybäens klufft/ Nechst ihr gestirntes zelt; Geh/ rieff sie/ heb die flügel/ Du lentzens-vater auff/ fleuch über thal und hügel/ Fleuch/ fleuch und sammle mir in deine purpur-schürtz Aus Nabathäen gold/ Pachaniens gewürtz/ Hydaspischen geruch/ aus Saphar weyrauch-körner/ Aus Hyblens kräuter-brust von rosen schwere dörner/ Von allen gräsern thau/ aus allen reben safft/ Den geist aus dem metall/ und aller kräuter krafft. Der zephyr segelte durch die zertheilten lüffte/ Nach Paphiens befehl/ und suchte berg und klüffte Der holen erden durch; denn kehrt er seinen flug Dem himmel wieder zu. In seiner schürtze trug Er aller kräuter art; die nassen federn troffen Voll balsam und voll thaus. Ja er bracht über hoffen Mehr/ als ihr wunsch erst war/ und sie von anfang bat So viel/ als ost und west/ und süd und nord kaum hat. Die göttin aber zog aus diesen sachen allen Ein köstlich wasser aus/ und schloß es in crystallen Vermischt mit nectar ein. Ja/ sie ließ selbst dabey Viel fremder künste sehn/ und neue zauberey. Nach diesem splitterte sie die geborgten keile Mit eigner hand entzwey/ und schärffte sie/ wie pfeile. Darauff so wässerte sie in dem neuen safft Diß tödliche geschoß/ biß daß die linde krafft Die keile gantz durchzog/ und dem geschärfften stahle Von des Pyracmons faust in des Vulcanus saale Die härtigkeit benahm. Zu eben selber zeit Ließ sie den Mulciber/ wo Aetna feuer speyt/ Aus gold und helffenbein ihr einen bogen schmieden/ Dabey der gute mann sich muste so ermüden/ Daß ihm der schweiß ausbrach/ weil des Tritonis schild Dianens jäger-spieß/ durch den das schnelle wild Büst geist und leben ein/ ja selbst des Aeols kette/ Der Ceres pflugschaar auch und Famens feld-trompete/ Gradivens stählern helm/ nicht so viel saure müh Zu schmieden ihn gekost. Nach diesem ruffte sie Ihr erstgebohrnes kind/ den blinden liebes-schützen/ Der in der wiege noch schon lernte pfeile spitzen/ Zu sich in ihr gemach/ und hieß die schwanen ihn Zur reise schürren an/ und an dem wagen ziehn/ An dem der boden gold/ durchlegt mit helffenbeine/ Der spiegel-glatte sitz von alabaster steine/ Die räder aus rubin/ die axt aus perlen war'n: Der kleine bogen-gott/ Cupido/ muste fahr'n/ Und selber fuhrmann seyn; die muntre schwane flogen Aus der saphirnen burg der sternbeblümten bogen/ Durch der beblauten lufft rings um bewölcktes feld/ Gleich als der Titan auch das türckis-blaue zelt Der himmels-burg durchmaß. Zwey gläntzende rubinen/ Und zwey Leucothoen/ zwey güldne sonnen schienen Am morgen auffzugehn; der Phöbus spielete Mit seiner strahlen glut durch himmel/ erd und see/ Die Venus aber schlug mit lauter liebes-blitze/ Mit pfeilen ihrer brunst auff ihrem demant-sitze Durch himmel/ erd und meer. Wo Florens purpur-hand Den garten des gestirns/ und das bestirnte land Mit morgen-rosen blümt. Wo Calpens felsen-beine Die Amphitrit abwäscht/ wenn mit dem purpur-scheine Der Doris silber-schaum die abendröthe mahlt/ Wo in dem heissen sud der hundsstern brennt und strahlt. Wo eiß das feld beharscht/ und wo der Taurus wütet/ Ward alles/ was da lebt/ mit pfeilen überschüttet/ Die unsre Cyprie von ihrem bogen schoß/ Und durch den lichten blitz in ihre hertzen goß. Die see der liebes-brunst/ der brunn der süssen flammen/ Der strohm der süßigkeit/ das blut der lebens-ammen Der menschen ward voll glut/ die seele voller pein/ Die sinnen voller angst. Mensch/ und verliebet seyn/ War eines. Die vernunfft vermochte nicht zu schliessen/ Aus was vor einem qvell die liebe müsse fliessen. So hatte sie dazu kein mittel vor der hand/ Damit sie dieser pest die krancke seel' entband. Die menschen marterten sich mit so bittren wunden/ Viel suchten/ was sie flohn/ und flohen/ was sie funden. Viel wünschten ihnen selbst die kranckheit auff den halß/ Und liebten dieses gifft auff erden über alls. Viel waren kranck und frisch/ und träumten/ wenn sie wachten. Viel waren lebend tod/ und weinten/ wenn sie lachten. Viel wünschten tag und nacht/ und wusten doch nicht was: Der schmertz hielt an als stahl/ die hoffnung brach wie glaß. Hier fiel die scepter-hand in hertzausnagend schrecken. Der ließ den purpur fahrn/ und lieff in öde hecken/ Der warff den harnisch weg/ und kroch in weiber-rock/ Es spielte der vor schwerd mit einer schönen tock. Hier lieff ein fürsten-kind und hütete der schaafe; Dort ward verstand und witz zu thorheit/ zorn und schlaafe. Bald ward ein junges blut wie jener alte matt/ Der schon den einen fuß in Charons kahne hatt. Bald stund ein junger mensch wie bäume sonder säffte; Bald kriegt ein alter kreiß der jugend farb und kräffte/ Die schönheit selber ward durch dieses ding verstellt/ So kläglich gieng es her auff der bestürtzten welt/ Als sich kein artzt nicht fand. Viel meynten in gepüschen Und stiller einsamkeit der kranckheit zu entwischen. Viel schlugen heerd und hoff in wilden klippen auff/ Viel auff der wüsten see. Umsonst! geh/ fleuch und lauff/ Fleuch hin wo Amphitrit in eiß ist angestrenget/ Wo Hyperions rad die reiffe saat absenget. Fleuch hin/ wo Delius aus Thetis schooß auffsteht/ Und von der sternen-burg zu golde wieder geht. Vergebens! dieser feind folgt mit geschwindem rennen Dir auff der fersen nach. Du giebst nur zu erkennen Die faule sucht/ die dich ausädert/ reitzt und neckt/ Weil ihr vergiffter pfeil dir in der seite steckt. Viel dachten diese pest mit bittern trüben thränen/ Viel mit entäuserung der speisen zu entwehnen; Und als kein kraut nicht halff/ so suchten sie den tod Durch messer/ strang und schwerd/ den jammerport der noth/ Den sarg gewünschter pein. Man hieß das übel: lieben; Und ward bey menschen nicht diß wesen nur getrieben/ Es fraß diß süsse weh mehr/ als ein nagend wurm/ Ja als der krebs um sich. Denn dieser donner-sturm Der liebes-pfeile traff den Jupiter nicht minder/ Als Berecynthien und ihre götter-kinder. Ja auch das stumme vieh/ das wild/ das gleich der pfeil Dianens sonst nicht traff/ empfand den liebes-keil: Was durch die lufft/ durch meer und ströhme pflegt zu schwimmen/ Fieng voll von liebes-glut und hertzens-loh zu glimmen; Die qvelle brannten selbst/ die flüsse wurden heiß/ Und diß/ was sonsten gleich den brand zu leschen weiß. Denn als die Cyprie den thier-kreyß rings ummessen/ Sprach sie/ wir müssen auch der mutter nicht vergessen/ Und ihrer Najaden. Damit so senckte sie Den wagen auff die see/ so durch kein holtz noch nie Des Tiphys war bepflügt/ den Colchos so gepriesen; Des Zephyrs säusseln trieb durch die gesaltznen wiesen Diß neue muschel-schiff. Cupido ließ voran Die schwanen schwimmen fort. Er selbst war steuermann/ Sein göldner bogen war der ancker/ seine pfeile Die ruder/ seine sehn' und stricke waren seile. Zum segel brauchete die schürtze dieses kind/ Und mit der flatterung der flügel macht es wind. Sie aber Cyprie/ die mutter aller zierden/ Die schönheits-göttin schwang die fackel der begierden Und schüttete den blitz/ den schwefel ihrer lust/ Die flammen ihrer brunst in Nereus kalte brust/ Und in sein schuppen-vieh die lichten liebes-funcken/ Als strahlen ihrer huld. Die gantze welt lag truncken In liebe; hertz und schmertz war eines. Kein Galen Vermochte selber nicht der seuche zu entgehn. Als nun die gantze welt in liebe lag gefangen/ Zog Acidalie mit grossem sieges-prangen Den sternen wieder zu/ und trat den lichten blitz Dem vater wieder ab. Der gleichfalls einen ritz In seine brust empfieng. Hier/ sprach sie/ sind die keile/ Du grosser götter-printz/ die du mir eine weile Zu brauchen hast vergönnt. Ich habe nun bereit Mein göttlich amt verricht. Der dinge brunn/ die zeit/ Wird von sich selbst hinfort schon meine flamme sämen. Wie aber werd' ich mich hingegen dir beqvemen? Den zweck hab ich erlangt/ wenn/ sagte sie/ und fiel Ihm zitternd um den hals/ wenn dir gefallen will/ Daß ich dein liebstes kind/ die dir mit nichts kan dancken/ Dich einmahl küssen darff. Diß hieß der kindheit schrancken Zum andernmahl verletzt. Dieweil noch dazumahl Ein unerhörtes ding in dem smaragden saal Das süsse küssen war. Er ward so sehr entzücket/ Als sie die lippen ihm auff seinen mund gedrücket/ Daß er diß neue ding für ein verzuckert gifft/ Und ein bezaubern hielt. Und recht/ sein wesen trifft Mit der beschreibung ein. Wer weiß nicht/ daß durch küssen Die liebes-flammen selbst in hertz und nieren fliessen? Wer weiß nicht/ daß ein kuß mehr als ein feuer sey/ Das iedem gliede fügt absondre regung bey? Ein kuß ist honig-safft/ die saugenden rubinen Der purpur-lippen sind die rosen/ und die bienen/ Ein balsam/ der den mund begeistert und erfrischt/ Daß seele/ blut und hertz sich in einander mischt. Das küssen ist ein thau/ den dürstenden gewächsen Sind warme münde gleich/ die stets nach küssen lechsen/ Und für begierde glühn. Nun dieses süsse thun Des küssens ließ/ wie vor/ den himmel nicht mehr ruhn: Denn Jupiter nahm wahr/ daß er für seine wunden Durch diesen labsals-kuß ein pflaster hatte funden. Auch Juno hatt es schon der Venus abgelernt Mit samt der Hecate. So weit der himmel sternt/ Sah man nunmehro nichts als mund und hände drücken Die allerleichtste kunst/ in die sich auch zu schicken Der schwan und taube weiß/ die in dem stern-gemach Der Venus warten auff/ und die nicht längst hernach In diesen übungen die menschen unterwiesen/ [Die heilgen tauben synd bis Itzo noch gepriesen] Daß Venus uns durch sie die süsse kuß-artzney Von anfang hat gelehrt; denn als/ ihr lieben zwey/ Du Venus und dein sohn/ euch auff den güldnen wagen Die bunten tauben liest auff dein geburts-fest tragen/ So schnäbelten sie sich/ so artlich/ als sie vor Von ihrer frau gesehn/ weil sie es Cypripor Absonderlich gelehrt. Diß neue kurtzweil-treiben Nahm stracks ein schäfer wahr/ der sich selbst zu entleiben Für lauter liebes-angst bereits entschlossen war. Wie kommts? dacht er bey sich/ daß dieses tauben-paar Itzt/ da doch mensch und vieh für hertzens-kummer rächeln Und schier zu grabe gehn/ so mit einander lächeln/ Und also freundlich sind? Diß/ wo ichs rathen kan/ Bedeutet etwas guts; itzt/ deucht mich/ fängt sich an Die längst-gewünschte zeit/ die aus dem dreyfuß-sitze Der Phöbus wahr gesagt: itzt wird sich brand und hitze In lauen west verkehrn. Hinfort wird lieben lust/ Ihr wermuth zucker-safft/ und die bethränte brust Ein quell der freuden seyn. Hiermit schloß er die armen Um seine Dorilis/ die gleichfalls mit erbarmen Gepeinigt war zu sehn. Und als er seinen mund Auff ihren angedruckt/ ward er und sie gesund. O Nectar-süsses kraut! O liebe wundersalben! Du Venus waffne dich nur immer meinet-halben/ Hier ist ein flammend kuß/ der deine flammen lescht/ Ein hauch/ der alsobald ein thränend leid abwäscht. Der götter heroldin/ die Fama/ stieg zu wagen/ Diß anmuths-reiche ding der erden anzutragen/ Ihr/ die ihr fühlt/ sprach sie/ die bittre liebes-pein/ Schließt nun die thränen-bach in euren augen ein. Der/ so euch wunden schlägt/ verbindet auch die wunden/ Der kranckheit artzeney wird auch ihr quell gefunden/ Eur übel zeuget euch der wolfahrt überfluß/ Die narbe rinnt voll lust/ das pflaster ist ein kuß. Bey solcher botschafft ward die liebe fast zum himmel/ Das erste klag-geschrey zu einem lust-getümmel. Und ob die seuche zwar zuvor war sehr gemein/ Fieng doch ihr gegengifft gemeiner an zu seyn. Die grüne Dryaden und andre halb-göttinnen/ So augenblicklich sie derselben wurden innen/ Verhehlten nicht/ wie vor/ ihr schmertzlich brennend weh Der schönen Paphie. Die Nymphen-heilge see Entbrannte voller glut: die felder stunden trächtig/ Und dieser süsse zug war endlich alles mächtig Auff erden anzuziehn. Die panther wurden zahm/ Wenn ihres gleichen nur für ihr gesichte kam. Die schlangen sahe man sich in der sonne paaren/ Die grüne natter ließ ihr gifftig eyter fahren/ Verletzt durch liebes-gifft. Der wolff/ der bär empfand Die marter dieser lust/ und ihren seelen-brand. Dort gatteten sich fisch/ hier schnäbelten sich tauben; Die krummen ulmen selbst umhalßten sich mit trauben. Ja was in feld und pusch und flüssen stille lag/ Ward rege durch diß werck. Der tag/ der schöne tag/ An welchem dazumahl auff dem demantnen wagen Die schwanen dich zu uns aus Junons burg getragen/ An dem du deine macht/ und daß du göttin seyst/ Der liebe stiffterin/ ausdrücklich hast erweist/ Soll dreymahl heilig seyn. Weil opffer werden brennen/ Wird man mit höchster lust das edle Paphos nennen/ Das Paphos/ das zu erst mit deiner erden-fahrt/ Mit deiner schönheit blick und gunst beseligt ward. Das haupt war dir geziert mit einer perlen-krone/ Die der Diespiter auff seinem gottheits-throne Dir selbst hatt' auffgesetzt. Der haare band war loß/ Die armen auffgestreifft/ die brüste lagen bloß/ Den engen leib umfieng ein gantz smaragdner gürtel/ Den das verhängniß band/ das von der Clotho würtel Gedrehte garn beschloß; inwendig aber war List/ liebe/ zauberey/ betrug/ pein und gefahr/ Und lieblichkeit versteckt/ die hertz und sinnen stürtzet: Der purpur-mantel war dir etwas auffgeschürtzet/ Biß an das rechte knie/ die goldgestickten schuh Band von dem Jupiter ein braunes haar-band zu. An gürtel war geknüpfft ein köcher voller pfeile/ Die schärffer sind als blitz/ hart wie die donner-keile. Von deiner achsel hieng ein güldner bogen ab/ Ein schöpffer vieler angst und mancher freuden grab. Diß war dein auffzug da/ als du auff erden kamest/ Und von den sterblichen die huldigung annahmest. Als aller hertzen schon dein heilig gunst-altar/ Und ihrer augen licht dein schönheits-spiegel war; Die schönheit/ die in dir den ursprung hat genommen/ Und auch alsbald in dir zum höchsten gipffel kommen. Die du in dir allein/ wenn du die welt verbannst/ Den mensch zu nichte machst/ noch völlig finden kanst. Der Pallas milchern halß/ des Phöbus augen-lieder/ Matutens braunes haar/ der Juno marmel-glieder/ Der weissen Delie vergüldtes stern-gezelt/ Der Thetis silbern fuß/ der Flora blumen-feld/ Der Phöbe glatter leib/ die zweige von corallen/ Die lippen Helenens/ und ihrer brüste ballen/ Der fruchtbar'n Danae bekandte freundligkeit/ Der Svada zucker-mund/ sind deinen gaben weit Noch nicht/ wie mondenschein der sonne/ zu vergleichen/ Für deiner schönheit muß die schönheit selbst verbleichen; Und diß ist sonnen-klar. Seit nunmehr beygelegt Der zanck/ den Eris schon beym Peleus hat erregt/ Und Hecubens ihr sohn/ den selbst auff Idens wiesen Du/ Juno/ Pallas euch zum richter habt erkiesen/ Geurtheilt/ daß der preiß des güldnen apffels dir/ Als schönsten in der welt/ und keiner sonst gebühr. Und billig kont er auch kein ander urtheil sprechen/ Wiewohl die Pallas ihn mit weißheit zu bestechen/ Die Juno mit gewalt und reichthum hat versucht/ Umsonst. Wie sehr ihn neid und ehrsucht hat verflucht; Das urtheil blieb beliebt/ die soll die schönste leben/ Der Paris diesen preiß wird zum geschencke geben. Nun hätt' er ja in nichts nicht weißlicher gethan/ Als was der ausgang weist. Ich lache derer wahn/ Die ihn/ ich weiß nicht wie/ mit was für worten schmähen/ Daß er nicht gold/ noch macht/ noch weißheit angesehen. Schau/ alberner verstand! Hat sie ihn nicht begabt Mit dem/ was Troja nicht/ nicht Phrygien gehabt? Was Sparta groß gemacht/ mit Helena/ dem wunder/ Um derentwegen bloß hernach des krieges zunder Die burg des Assaracs/ das alte königs-hauß/ Des grossen Iliums/ in abgebrannten grauß Und asche hat verkehrt? Was kont er doch nicht schauen An seiner Tyndaris/ der fürstin aller frauen? Gewißlich stimm' ich hier auch Paris meynung bey: Daß eine schöne frau ein halber himmel sey. Was ist uns denn gedient mit Gangens perlen-sande/ Mit Tagus güldnem schaum und mit dem hohen stande? Man schleust den freyen sinn zu steter hertzens-pein/ Zu armer seelen-qval in reiche kisten ein. Kein gold kan uns alsbald ein schönes weib erwerben/ Die schönheit aber geld. Der adel/ den wir erben/ Sucht endlich diesen zweck/ und übertritt sein ziel/ Wen er offt fürs geschlecht unedle schönheit will. Den purpur wirfft man weg. Denn liebe darff die seide/ Indem sie nackend ist/ zu keinem hoffarts-kleide. So bald ein könig liebt/ wird seines scepters gold Ein höltzern hirten-stab. Die unverfälschte hold Weiß von dem hochmuth nicht/ die gunst von keinem prahlen; Der krone kostbar ertz zerschmiltzet für den strahlen Der heissen seelen-brunst/ die klugheit und die macht Wird von der liebe nur bethört und ausgelacht. Wir/ wenn wir von kind auff bey Pallas fahn vergrauen/ Und auff der weißheit grund nicht schlechte thürme bauen/ So haben wir auff nichts/ als dessen zweck/ gezielt/ Und wird das gantze thun auff sonsten nichts gespielt/ Als auff ein schönes weib. Diß sind der liebe wercke/ Diß ist der weißheit danck/ diß ist der schönheit stärcke/ Des feuers/ welches eiß wie schwefel zündet an/ Der kette/ die den sinn als demant fässeln kan/ Der sonne/ deren strahl durch alle glieder blitzet/ Des pfeiles/ welcher auch ein steinern hertz zerritzet/ Der blume/ die die tulp' und rose blasser macht. Der süssen zauberey/ die durch die seele kracht; Der perle/ nach der sich die Gottheit selbst umsiehet/ Der wurtzel/ wo heraus die liebes-pflantze blühet/ Die in den augen käumt/ im athem sich bewegt/ In der geschwellten schooß die süssen früchte trägt; Die ihre liebes-saat auff warmen brüsten sämet/ Die Scythen menschlich macht/ die wilden löwen zähmet/ Die mord-lust sänfftiget/ und heissen blut-durst lescht/ Die der erzürnten rach an ihren grimm abwäscht; Die schwartze mitternacht/ als lichten tag/ erhellet/ Die kiesel schmeltzt wie wachs/ die stahl wie glaß zerschellet; Die städte baut und bricht/ die kronen trägt und schlägt/ Und gantzer länder brand durch einen blick erregt. Kan diß die schönheit thun? was würde sie erst stifften/ Die schönheits-königin? entspringt aus erden-grüfften Dergleichen artlich ding; was wird im himmel blühn/ Wenn die vollkommenheit wird bey der schönheit glühn? Brennt eiß und schnee so sehr/ wie würde schwefel brennen/ Wo sie der sterblichkeit der menschen zu erkennen Verliehe noch einmahl ihr sternend angesicht? Man solte sich so leicht an Gorgons kopffe nicht Zu einem steine seh'n/ als sie mit ihren blicken Uns würde/ wunders-voll/ und gantz erstaunt verzücken. Wiewohl sie nicht so stoltz und schädlich/ wie ich meyn'/ Als die Diana dort/ im bade würde seyn/ Die des Actäons kopff (wiewohl sie es beschönte Mit des gestrafften schuld) mit hirschgeweyhen krönte/ Daß kein geheimniß nicht von ihr würd' offenbahrt/ Weil er vielleicht an ihr der mängel innen ward. Nein Venus dürffte sich wohl nackend lassen sehen/ Weil Momus schon vorlängst an ihr nichts können schmähen/ Als die gehörnten schuh. Wiewohl sein gifftig aug Oft auch die schönheit schmäht/ und ihm fast nichts nicht taug. Man kan aus diesem nur der schönheit ausbund schliessen/ Daß/ als Apelles dich so künstlich abgerissen/ Den sterblichen gebrach so kluge meister-hand/ Die sich/ sein halbes werck zu enden/ unterstand. Die Juno überwieß ihr eigenes gewissen/ Daß sie selbst endlich hat mit theurem eyde müssen Beym Styx es reden aus/ daß unsre Venus ihr An schönheit/ an gestalt/ an anmuth gehe für; Ja allen in der welt. Wo nun die schönheits-strahlen So übergöttlich dich mit feuchten farben mahlen/ Daß du der schönheit stern/ der sternen schönheit bist/ Wer weiß/ was noch in dir und deiner schönheit ist Für innerlicher preiß? schön seyn ist eine gabe/ Die die natur uns schenckt/ daß man ein vorrecht habe Für andern in der welt. Es ist der sinnen frau/ Der geister geist und herr. Der äuserliche bau Der glieder/ und der glantz des röthenden geblütes Giebt zeugniß von der glut und tugend des gemüthes/ Die in dem hertzen brennt. So wenig als ein kreyß Ist ohne mittel-punct/ so wenig schnee und eiß Kan ohne kälte seyn/ die sonne sonder leuchten/ Der himmel ohne stern/ der regen ohne feuchten. Das feuer ohne brand/ der mittag ohne licht/ So wenig kan ein schön und wolgestalt gesicht Auch ohne tugend blüh'n. Denn wer hat iemahls pflegen In schalen aus smaragd geringen koth zu legen? Man schleust die perl in gold/ den bisam in damast/ Den amber in saphyr. Kein marmelner pallast Hegt einen Corydon. Kein Printz pflegt zu bewohnen Ein rauchicht hirten-hauß. Man setzet gold und kronen Den eulen selten auff. Wie solte die natur/ Die kluge mutter/ denn so unrecht ihre schnur An göttern messen aus? die hurtigen gelencke Der glieder artlichkeit sind der gemüths-geschencke Bedeutungen an ihr. Hingegen spürt man bald Des hertzens niedrigkeit aus heßlicher gestalt. Zudem so ist sie auch nicht nur für sich alleine Die göttin so sehr schön. Kein mensch ist der verneine/ Du qvell der freundlichkeit/ daß du der wollust hauß/ Der brunn der schönheit bist. Du theilest beydes aus. Die stoltze Juno muß von deiner hand empfangen Die perlen auff die brust/ die rosen auff die wangen/ Den purpur auff den mund. Du must den hals beziehn Mit schnee/ das haar mit gold/ die lippen mit rubin/ Die schooß mit helffenbein. Noch mehrers: du kanst stifften/ Daß frische schönheit wächst aus hartem stein und grüfften/ Daß ein Thersites offt und hinckender Vulcan/ Ein schön Achilles wird. Wer dencket nicht daran/ Der iemahls deine gunst und huld hat wahrgenommen/ Von wannen Phaon hat die schönheit her bekommen/ Der alle sterblichen/ ja götter selber fast An schönheit übertraff. Wer weiß nicht/ daß du hast In alabaster ihm ein balsam-oel verehret An statt des schiffer-lohns/ mit salben ihn gelehret Die haut zu streichen an/ davon sein gantzer leib Zu lauter schönheit ward. In Lesbos wohnt kein weib/ Das nicht durch Phaons zier und anmuth angezündet/ In ihren augen lust/ im hertzen pein empfindet; Und Sappho bevoraus wird rasende für brunst/ Daß sie sich selbst nicht kennt. Zwar manche lernt die kunst Der schminck und mahlerey. Es borgt das frauenzimmer Zu lieblicher gestalt noch itzo glantz und schimmer: Die haare bisamt staub/ den athem zimmet ein/ Und blum und purpur muß der wangen farbe seyn. Geklärter morgen-thau den glantz der haut erheben/ Die Venus aber kan noch mehr als schönheit geben/ Den kalten geußt sie glut/ den frischen pflantzt sie pein/ Den krancken rege lust/ den todten seelen ein. Sie kan selbst der natur gestellte richtschnur meistern/ Ein unbeseeltes hertz/ ein marmel-bild begeistern. Hier ist Pygmalion/ der ihr es zeugniß giebt/ Der in sein eigen werck sich einmahl so verliebt/ Daß er durch tumme brunst gezwungen ward zu wüten/ Durch wahnwitz angefrischt die Gnidie zu bitten Um so ein schönes weib/ als sein geschnitztes bild/ Sein augen-abgott war; der wunsch ward ihm erfüllt/ Der marmel ward beseelt durch Erycinens güte/ Der adern türckis ward erfüllet mit geblüte/ Es röthete sich an der wangen helffenbein/ Der glieder eiß ward glut/ und kurtz: der todte stein Ward ein vernünfftig mensch/ der kinder hat gezeuget/ Die mit der mutter-milch des Paphus mund gesäuget. Lernt nun ihr sterblichen/ und stimmt mir ieder bey/ Daß unsre Paphie der brunn der schönheit sey/ Die wurtzel süsser lust/ der stamm der meisten gaben/ Der qvell der regungen/ die feuer in sich haben/ Das meer/ aus welchem rinnt der sanfftmuth milder safft/ Der wahre lebens-qvell/ der klugen wissenschafft. Das volck/ das die natur halb mann/ halb weib ließ werden/ Wo stets der Sirius den nackten kreyß der erden Mit heissem durste plagt; das volck hat die geburt Des künfftigen gelücks nicht aus Orions gurt/ Den offtmahls wolck und dunst und mißgeburten kleiden/ Nicht aus der geister grufft/ nicht aus den eingeweiden/ Nein! nur durch einen ast aus deinem unterricht Verkündigen gelernt/ was Amalthea nicht Durch des Apollo geist aus der Cremoner hecken/ Ja selbst kaum Jupiter hat wissen zu entdecken/ Als bey Dodona noch ein eichbaum zum altar Erkiest stund/ und sein geist durch tauben sagte wahr; Auch sonst ein Calchas mehr. Wiewohl es heute zwar Wolln viel in zweiffel ziehn; Allein ihr wahn verschwindet/ Wenn sich der glaube selbst uns in die hände findet. Trifft man auff diesen tag wol einen buhler an/ Der nicht sein künfftig glück zur noth errathen kan? Er kan aus dem gesicht/ aus den verliebten sternen Der braunen Flavia den künfftgen zustand lernen/ Wenn itzt ihr strahlend blitz an ihren himmel steigt/ Und als der nord-stern ihm die fremden fahrten zeigt. Wenn itzt an Dorilen die wangen-rosen lachen/ So weiß Damätas ihm die rechnung schon zu machen/ Daß in dem myrthen-pusch um die bestimmte zeit Sie seiner warten will. Gehts aber an das leid/ Und daß die mutter will/ sie soll zu hause bleiben/ So weiß sies an die stirn unsichtbarlich zu schreiben/ Es sey ein hinderniß bey ihr gefallen ein/ Sie woll ein andermahl zu seinen diensten seyn. Rosellens purpur-mund/ auff dem er offt erwarmet/ Wenn er denn nackten schnee der warmen brust umarmet/ Ist ihm ein sonnen-rad/ nach dem er sein gesicht Als ein beseeltes bild der sonnen-wende/ richt/ An der er muß für brunst/ als die versengte saaten Des dürren Libyens/ an steten flammen braten; Wenn die corallen-pracht den seuffzer-balsam schwitzt/ Und in der hertzen eiß verliebtes feuer spritzt. O heilge Cyprie! wenn hier der himmel gönnte/ Daß man das grosse buch der welt durchblättern könte/ Denn würd iedwedes blat für sinn und augen stelln/ Der menschen lust und witz sey deinen wohlthats-qvelln Allein zu eignen zu. Das süsse spiel der saiten/ Die sorgen-tödterin/ der sporn der fröligkeiten/ Die linde zauberey/ die einen hurtig macht/ Der faul und schläffrig ist/ die einen/ welcher wacht/ In tieffen schlaff versenckt/ die thränen kan zum lachen/ Die traurigkeit zur lust/ den schmertz zum schertze machen/ Den zorn in sanfftmuth kehrn/ die flucht in tapfferkeit/ Die kranckheit in gedult/ die lange lange zeit In einen augenblick; die herrscherin der sinnen/ Die sterbende beseelt/ das wilde mißbeginnen Der grimmen tyger zähmt/ dem panther hertz und muth/ Das gifft den schlangen nimmt/ die seele/ marck und blut Mit flammen stecket an/ den monden und die flüsse Kan heissen stille stehn/ den tieffen eichen füsse/ Den felsen ohren giebt/ des abgrunds trauer-geist Aus dem gemüthe jagt/ und einen rückweg weist Ans tage-licht der welt aus der beschwärtzten höllen; Die edle freuden-kunst/ die wetter/ wind und wellen Durch sanfften hall beherrscht; der harffen heller klang/ Der lauten künstlich spiel/ der flöten kunstgesang/ Sind deiner sinnen werck/ und deine lust-geschencke; Apollo muß es selbst/ der meister kluger räncke/ Der liebe zugestehn: er habe zwar gemacht Die leyer/ aber sie sey vor von ihr erdacht. Pan/ den die pfeiffe so bey hirten macht gepriesen/ Ward von der liebes-brunst zum ersten unterwiesen/ Wie ein gehöhtes schilff zu einer feld-schalmey/ Ein ausgedorrtes holtz zur flöte dienlich sey. Der harffen erster brauch ist Cypripors erfinden: Denn als er einmahl nahm in Lemnos düstren gründen Der hammer dreyschlag wahr/ wie durch den hellen fall Der ambos von sich gab dreyfachen wiederschall/ Bezog er flüchtig noch den bogen mit zwey sehnen/ Und als er eine nach der andern auszudehnen Fieng mit den fingern an/ gebahr der unterschied Der dreyen saiten ihm ein neues schäffer-lied. Cupido schwung alsbald für freuden seine flügel Der mutter zimmer zu/ die vor dem güldnen spiegel Ihr gleich mit helffenbein zurichtete das haar/ Das durch den west-wind ihr verwirret worden war. Für freuden wust er fast kein wort nicht fürzubringen/ Das lachen war sein gruß/ der eintritt tantz und springen/ Sein gantzes reden war sein neues saiten-spiel; Die göttin (der diß werck nicht minder wohlgefiel/ Als der so schlaue witz/ der noch blut-jungen jahre) Laß auff dem estrich stracks der ausgestreuten haare Verstreutes silber auff/ und spannte solches aus Auff ihres muschel-schiffs beperltes schnecken-haus. Darauff fieng sie so schön und lieblich an zu schlagen/ Daß Jupiter sein schloß/ der Phöbus seinen wagen/ Diespiters gemahl und schwester ihren stuhl/ Neptun sein gläsern reich/ der Pluto seinen pfuhl/ Der Mars sein zeughaus ließ/ und in die sternen-bogen Der dritten himmels-burg/ zu hören/ kam gezogen Der laute neuen thon/ ihr anmuth-reiches spiel; Das der gesammten schaar so hertzlich wohl gefiel: Daß selbst auch Jupiter/ der himmel und die sternen Sich müh'ten ihr die kunst im spielen abzulernen. Die lufft und echo nahm den süssen wiederschall Am allerbesten wahr: Von der die nachtigall/ Die wald-Terpsichore/ der wiesen lust-Sirene/ So meisterlich begriff ihr lustiges gethöne/ Daß der Silvanus selbst sein wald-horn/ und der Pan Die flöte war bemüht nach ihr zu stimmen an. Ja biß auff diese zeit wird/ was in klüfften stecket/ Was wald und dach beschleußt/ zur liebes-brunst erwecket/ Durch ihr verliebtes lied. Trifft nun nicht artlich ein/ Daß saiten und gesang der Venus töchter seyn? Nun saiten und gesang die liebe selbst gebähren/ Die saiten/ die als oel die liebes-ampel nähren/ Die als ein blasebalg der liebe wunder-glut Im hertzen fachen auff/ und das erfrorne blut Mit wärme füllen an. Wißt auch/ die weißheits-träume Sind nicht die mißgeburt der grünen lorbeer-bäume; Es hat kein pferde-brunn/ kein hippocrenen-safft/ Kein sterbender gesang der schwanen/ eine krafft Zu flössen in das haupt die ader und die gabe Der edlen poesie; daß aber lieben habe Das lieder-dichten uns am ersten unterricht/ Darff besseren beweiß/ als die erfahrung/ nicht. Legt der poeten sinn zusammen auff die wage/ Nicht einer ist/ der nicht zum lieben liebe trage: Dem Naso pflantzt die brunst die kunst des dichtens ein/ Wie soll die poesie denn nicht die tochter seyn? Soll ich den ursprung denn auch ihrer schwester weisen/ Der mahlerey; die offt anmuthiger zu speisen Die lassen augen weiß/ als kühler thau das graß/ Als süsse kost den leib? Der brunnen spiegel-glas Des lichten schattens hat den grund-riß zwar geleget/ Ein buhler aber hat den pinsel erst beweget/ Der zum gedächtniß ihr/ als er die liebste ließ/ Nach seinem schatten sich an eine wand abriß/ Biß Venus selbst gelehrt fast alles/ aussers leben/ Durch farben mischungen dem stummen marmel geben/ Daß itzo solche kunst/ als äffin der natur/ Die würckung des verstands/ die gantze sinnen-uhr/ Das alter/ die gestalt/ die hitze des geblütes/ Den ernst/ die frömmigkeit/ die gaben des gemüthes/ Ja alles/ was man nur den menschen schauet an/ Auff stahl/ auff pergamen/ auff marmel bilden kan. Nur deiner himmels-gunst beliebte sonnen-strahlen/ Kan kein Praxiteles/ noch kein Apelles mahlen. Thimantes mag mir auch nur seinen mantel leihn/ Daß ich/ o göttin/ kan in solchen hüllen ein Dein unbeschreiblich lob der güte/ die für jahren/ Für tausend erndten schon die vor-welt hat erfahren/ Die vor-welt/ welche schon/ o brunn der freundlichkeit! O wohlthats-stiffterin! zu des Saturnus zeit Aus deinen würckungen und deiner hold hat müssen Durch schlüsse der natur die gottheits-würde schliessen. Laß Cypern zeuge seyn/ und Gnidus heiligthum/ Die tempel Amathus/ wie hoch dein ewig ruhm Dir auff altären wuchs. Wo Memnons mutter-strahlen Begunten dieses rund der erden zu bemahlen/ Ward allenthalben dir (viewohl aus schuldes-pflicht) Zu deinem gottes-dienst ein tempel auffgericht. Die Pythie selbst hieß mit grünend-frischen myrthen Und rosen-dörnern dir die opffer-tisch' umgürten/ So offt dein tag anbrach; die erste gabe war/ Die du dir wiedmen liest/ ein weisses tauben-paar/ Weil ihre reinigkeit/ und girrend-lautes lachen Dir sonderlich gefiel. Weil Delius wird wachen/ Bleibt Idalus der ruhm/ und des Antenors stadt/ Daß man manch tausend paar dir da geschlachtet hat. Nachdem das waldschwein auch den buhlen dir erbissen/ Hat eines jährlich dir geschlachtet werden müssen/ Weil deiner rache brunst/ und deines eyfers glut Durch nichts zu leschen war/ als durch des mörders blut. Gesetzt/ daß itzt/ wie weit der Nil die ufer krümmet/ Der abgespülte sand voll heilger flammen glimmet/ Darauff der Isis gans/ und noch ein kalb dazu Zum denckmahl braten muß. Laß die geweyhte kuh Des Jupiters gemahl/ den hund/ den hahn/ den geyer Dem Mavors heilig seyn/ und auff Lyäus feyer Zwölff böcke schlachten ab/ so weit die hügel sind Mit reben überdeckt/ und was man sonst mehr find/ Damit manch volck die gunst der götter will erbitten; Durch diß wird Paphie dein ruhm dir nicht beschnitten: Man macht aus allem dem alleine diesen schluß: Daß man dich desto mehr für ihnen fürchten muß. So weiß auch Amathus und Paphus und Cythere/ Und Gnidus nicht allein von deiner gottheit ehre/ Wo Cynthius erwacht/ wo er zu golde geht/ Sol kein altar nicht seyn/ wo nicht dein bildniß steht. Wer weiß von deinem grimm/ und den gerechten straffen/ Von in dem männer-blut gefärbten weiber-waffen Der insul Lemnos nicht? Man nimmt das blut-bad noch In warmer sünde wahr; denn als du dich so hoch Und sehr verletzt befandst/ als die bethörten frauen Dir wolten kein altar und keinen tempel bauen; Da brach dein ernster grimm/ und ernster eyffer loß/ Indem du gäntzlich sie aus ihrer männer schooß/ Und aus der eh' verwarffst/ als aus den Thracer-hütten Von fremden haus und tisch und bette war beschritten/ Biß daß der weiber grimm hat auff bestimmte nacht Die männer allzumahl erbärmlich umgebracht. Doch was verschließ ich hier in diesen engen schrancken Der kleinen unter-welt die feurigen gedancken? Verwirff/ o heisser geist/ den kaltgesinnten wahn/ Und flügle dich empor auff die gestirnte bahn/ Wohin die göttin dich mit ihren flammen leitet/ Wenn itzt ihr braunes haar den hellen tag andeutet/ Der auch den matten leib mit frischer ruh erneut/ Wenn itzt des Morpheus horn das feuchte schlaff-kraut streut. Fleuch hin/ vergeisterter/ zu den saphirnen zimmern/ Wo aller götter thron/ und tausend fackeln schimmern/ Schau/ ob du Jupitern zugegen finden wirst/ Den stets nach frauen-fleisch mehr als nach nectar dürst. Wer weiß/ warum wir itzt Therapne Cyrnus nennen/ Warum itzt bär und schwan bey dem gestirne brennen/ Wer wohl des Hercules und Dardans vater sey/ Und stimmt nicht alsobald der alten meynung bey/ Daß der Diespiter die demant-festen ketten Der liebe tragen muß? kein fels/ kein schloß/ kein retten/ Kein auffsehn/ Danae/ kein keusch-seyn schützet dich/ Wenn ihn die liebe plagt/ und solt er zehnmahl sich In fliessend gold verkehrn; Ja/ wenn was stählern wäre/ Er drünge sich hindurch. Die fürstin zweyer meere/ Das mächtige Corinth/ schaut auff den thürnen zu/ Wie freundlich Jupiter/ als kuckuck/ süsse ruh/ Und mit gewünschter pein gewünschte lust empfindet In seiner schwester schooß. Europens schönheit zündet Ein feuer in ihm an/ das auch im wasser glimmt/ Wenn er in well und schaum mit ihr nach Gnosos schwimmt. Er läst sich als ein schwan den schwachen adler jagen/ Aus Ledens schooß die frucht der liebe weg zu tragen; Daß er Antiopens nach lust geniessen kan/ Nimmt er den ziegenrock und Faunus hörner an. Warum ward Ganymed auff seines adlers flügeln An götter-tisch geholt von Idens grünen hügeln? Diß kind ward nicht umsonst von ihm so hoch-geschätzt/ Und Hebe selbst umb ihn des götter-diensts entsetzt. Die flammen Semelens/ des Cadmus tochter/ machen/ Daß er zur flamme wird. So kan die liebe krachen/ Diß ist der liebe strahl/ die dem/ der blitz erregt/ Den scepter und den blitz aus seinen händen schlägt. Diana steigt herab auff die gewölckten lüffte Zu dem Endymion in Latmus düstre grüffte/ Der ihr der armen schnee um ihre brüste schränckt/ Biß Delius/ weil er für sie die ochsen lenckt/ Sie in der anmuth stöhrt. Neptunus kalte wellen Wolln fast für solcher glut biß an den monden schwellen/ Bald fällt Amimone/ bald Amphitrit ihm ein. Ja er will eh' ein pferd und ausser wasser seyn/ Eh' er die Ceres läst. Will Daphne sich erwehren Für des Apollo brunst und feurigem begehren/ So hilfft ihr vater selbst zu dem beschmertzten ach/ Daß ihr schnee-weisser leib an Ladons silber-bach Zu lorbeer-ästen wird. Cocytus wellen rasen/ Und woll'n den schwefel-rauch biß an die sterne blasen/ Weil Pluto gantz und gar mit seinem erbtheil nicht Zufrieden stehen will; Er dräut der brüder licht/ Weil für der liebes-glut die nacht ihn nicht kan schirmen/ Des Sturnus wasser-burg ergrimmter zu bestürmen/ Als Ephialtes thät. Er giebt sich auch nicht eh' Zu der gewohnten ruh/ als bis Proserpine Der mutter wird entführt/ und sie sein hochzeit-bette/ Wie auch den stuhl besteigt. Wenn Cynthie sich hätte Der keuschheit hundertmahl gewiedmet und versagt; Sie kan dem liebespfeil auff keiner wilden jagt/ In keinem pusch entfliehn; so sehr liegt in den sinnen Ihr Britomantes ihr; daß Syrinx kan entrinnen Dem gott Arcadiens/ wird ihr geschlancker leib Ein unbeseeltes schilff. Kurtz: ein beliebtes weib Bezwingt den himmel selbst/ den zorn-sturm ernster rache/ Ja die geharnschte welt. Der Diomedes mache Sich grösser als er ist mit seiner frechen that/ Daß er der Cyprie die hand verwundet hat: Gesetzt/ es sey was dran! er hat nach wenig jahren An der Aegiale der göttin rach erfahren/ Die flammen ihres grimms. Er muß sein vaterland Sehn mit dem rücken an/ ob Troja schon im brand Und in der asche liegt. Die Juno mag ja wüten/ Und auff ihr Pergamus den heissen zorn ausschütten/ Die Cytheräe baut aus dem verbrannten grauß Die ewige stadt Rom/ das haupt der welt/ daraus. Für der die Juno selbst auch nichts hat können retten/ Daß sie nicht ihre stadt hätt in den staub getreten/ Daß itzo saate wächst/ und fette lämmer gehn/ Wo vor Carthago stund. Heist diß im lichte stehn Dem/ der zur sonne steigt? Wer ferner liebe träget Zu wissen/ was für krafft der Venus geist erreget/ Der schau den zweykampff an/ und jenen grossen tag/ Als der geharnschte Mars zu ihren füssen lag/ Bezwungen ohne schwerdt. Als sie die donner-keile Dem götter-fürsten nahm/ dem Cynthius die pfeile/ Die ruthe dem Mercur/ dem Bachus seinen krantz/ Alciden seinen spieß/ der Hecate den glantz/ Die gabel dem Neptun. Ich muß denselben loben/ Der/ göttin/ dich so hoch durch mahl-werck hat erhoben/ Als er dein bild aus gold und helffenbein geetzt/ And auff dein sternend haupt den welt-kreyß hat gesetzt. Weil rühmlich deine macht durch himmel/ erd und wellen Biß in den abgrund dringt/ da Pluto mit der höllen/ Ein ander mit der lufft/ Neptunus mit der see Zufrieden leben muß. Man mahlt der hände schnee Geziert mit gold und mahn; des apffels gold-ball weiset Auff deiner schönheit gold: das braune mahn-haupt preiset Dein wincken/ deine krafft/ die hertzen und verstand/ Und sinnen schläffert ein. Die allmacht deiner hand Ist ferner sonnen-klar aus diesem nur zu schliessen/ Daß alle götter fast dir dienste leisten müssen. Die Ceres schenckt dir kost zur nahrung deiner glut/ Der wein-gott trauben-safft und mildes reben-blut/ Das diese/ die verzagt seyn in den liebes-kriegen/ Erfrischt und hertzhafft macht; denn kan ein ieder siegen/ Ob er sich gleich zuvor nie tapffer hat erzeigt/ Wenn ihm der frische trunck in kopff und stirne steigt. Die erden-mahlerin/ die frühlings-göttin streichet Das kräuter-reiche feld/ das sich smaragden gleichet/ Mit tausend farben an/ die sich so selig schätzt/ Daß Cyprens göttin sie zur hüterin gesetzt Ins güldne schlaff-gemach/ weil der verliebten pein Muß viel verschwiegener/ als sonst ein diebstahl seyn. Die hold-göttinnen wolln kein lieber amt verwalten/ Als Palepaphien zur freundin zu behalten/ Ihr kniend warten auff. Wie denn der zucker-safft Des frischen perlen-thaus nicht so beliebte krafft Den dürstgen kräutern giebt/ als wie wenn die geberden Mit süsser freundlichkeit durchaus bethauet werden; Wenn itzt der liebes-blitz/ so aus den augen spielt/ Daß man in seel und hertz die schärffsten pfeile fühlt. Will Roselinde denn noch worte beygesellen/ Daß aus den lippen ihr die süssen reden qvellen/ Und folget überdiß ein feuchter zucker-kuß/ So ist kein kiesel nicht der sie nicht lieben muß: Ja eine glut wird ihm in marck und bein gespielet/ Daß er die aschen eh' als vor die flamm gefühlet/ Die hertz und augen frist. Die augen aber sind Der brunn/ aus dem in ihn der liebes-balsam rinnt. Die schönheits-sonne speist sein hungriges gesichte/ Der liebsten strahlen sind die nährenden gerichte/ Ihr anblick schärffet ihm sein von der thränen-flut Umwässert augen-licht/ nichts minder/ als die glut Des braunen sonnen-rads den adlern es verkläret; Wenn denn der liebste so kein auge nicht verkehret/ Daß beydes/ als ein stein/ auff ihrer glieder schnee Nun gantz entseel't erstarr't; so wall't/ als in der see Ein abgemergelt schiff/ als in den stürmschen lüfften Ein vogel/ die vernunfft. Das hertze liegt mit klüfften Des unmuths überhäufft/ und lockt die augen ab Von seinem jammer-zweck/ weil ihm sein thränen-grab Scheint ihre schooß zu seyn/ die brüste seine bahre/ Der armen band sein sarg/ und ihre braune haare Die stricke/ die ihm sinn' und seele fesseln an. Ja ihn bedünckt/ daß er von ferne schauen kan Den schiffbruch erster ruh/ wenn ihrer augen sonne Durch seine seele sticht/ biß daß die anmuths-wonne Dem hertzen diese gall also verzuckert macht/ Als wär' es nectar-safft/ der zwar den mund anlacht/ Die hertzen aber sterb't/ biß daß die wangens-zierde Der schläffrigen vernunfft/ den nebel der begierde Für ihr gesichte zeucht/ daß sie hernach so blind In ihrem urtheil ist/ als nicht die augen sind. Hat denn die schönheit so den armen gar bestritten/ So ist sein wunsch der tod/ sein weise-seyn ist wüten/ Die lufft/ sein athem-hol'n/ ist seuffzen/ seine sprach Ist stumm seyn/ seine lust der unlust ungemach. Er sieht der sternen lust in ihren holden wincken/ Will/ wünscht/ und muß in sich aus ihren strahlen trincken Die flamme/ die ihn frist. Ist endlich gantz und gar Verzaubert gegen sie. Denn decket er ihr zwar Nicht seinen kummer auff/ verhehlet doch indessen Denselbigen nicht gantz. Lebt seiner selbst vergessen/ Weil er an sie nur denckt. Kriegt furchtsam in der ruh/ Gönn't und mißgönnt ihm selbst. Kein wind soll nicht hinzu/ Kein west soll sie nicht an- als seine seuffzer wehen. Kein scheeler stern soll nicht sein liebes lieb ansehen/ Er möchte sonsten auch verlieben sich in sie; Er acht des himmels nicht/ und meynt die wohlfahrt blüh' Ihm grüner hier als dort. Er schätzet für sein leben/ Den geist in ihrer schooß mit schmertzen auffzugeben. Die angst hält er für trost/ ihr abseyn für den tod/ Ihr anblick ist sein tranck/ ihr kuß sein himmel-brod. Denn/ wenn ihm hitz und angst vernunfft und sinne stopffen/ Prest jene kalten schweiß/ und diese thränen-tropffen Den krancken augen aus/ biß diese/ die er liebt/ Ihm endlich dieses noch zu seuffzen kräffte giebt: Ich brenne/ brenn ich? nein! ich hätte diese brände Mit thränen/ die ich hier vergiesse sonder ende/ Fürlängst schon ausgelescht. Ists marter/ das ich fühl? Ach! wie kans marter seyn/ was ich stets leiden will. Ists eine lust? ja wohl! kan eine lust verletzen? Nein! nein! noch diß/ noch das. So ist diß thun zu schätzen Für eitle phantasie und thorheit. Nein/ ach nein! Ich hasse ja mein weh/ wie kan es thorheit seyn? Ists lieben? Liebe wird sich selber ja nicht hassen. Ists haß? Haß wird uns wohl nicht so vereinigt lassen. Ists hitze? freurt mich doch. Ists kälte? mir ist heiß. Ich weiß nicht/ was ich will/ ich will nicht/ was ich weiß! Ich bin nach kranckheit kranck/ und will doch nicht erkrancken; Was ists denn/ das mich kränckt? sinds nichtige gedancken? Ich denck ja allezeit nicht mehr zu dencken dran? Ich fühl' es warheit seyn/ und ist doch nur ein wahn. Lieb' ich aus zwang? wie kan ich mich denn selber zwingen? Lieb ich freywilliglich/ was muß mich dann so dringen? Die wunde fühl' ich zwar/ fühl aber keinen pfeil; Ich bin begarnt/ bestrickt/ allein kein band/ kein seil/ Kein netze schau' ich nicht. Entschlag dich dieser schmertzen/ Mein hertze! thörichter! ich rede zu dem hertzen/ Und hab es eingebüst. Ich leb' in lust und noth. Leb ich? Ich sterbe ja. Ich sterb und bin nicht tod. O ursprung meines tods! Mein leben/ Roselinde! Mein angst-brunn und mein heyl! nimm diese seuffzer-winde Zum letzten opffer an. Ich liebe! Denn erblast/ Erstummt er und erstirbt/ biß sie des cörpers gast/ Den geist/ durch einen kuß/ durch wenig liebes-blicke Dem todten wiedergiebt. Heist denn ein widrig glücke Sie wegziehn/ ach! so zeucht sein hertze/ seel und sinn Mit ihrer seele weg/ ruht nicht/ wünscht auch nur hin; Und solte well' und meer ihn von der liebsten scheiden/ So muß er bey ihr seyn. Es will den tod eh' leiden Leander/ eh' er sich getrennt durch diese flut Soll von der Hero sehn. Achillens helden-muth Will nun zum weibe fast um Colchas tochter werden: Und Hercules verliehrt sein halbes lob auff erden/ Nach dem er so gar viel auff schöne wangen baut/ Daß er die spindel nimmt/ und aus der löwen-haut In einen weibs-rock kreucht. Mars weiß hievon zu sagen/ Wie er/ als er sein heer/ und den gestählten wagen Aus seinem Thracien nach Pergamus gewand/ Sey in die warme schooß der Paphien entbrannt; Der Paphien/ die ihr zu selber zeit gerade/ Wie er nach Troja kam/ in Xanthus lauem bade Den kalten schweiß wusch ab/ als sie sich so erhitzt In der gehaltnen schlacht. Kein blitz/ kein donner ritzt Die klippen so entzwey/ wie ihrer schönheit flamme Der geister donner-keil/ die angst und schmertzens-amme/ Sein eisern hertz durchdrang/ als er die göttin kaum Mit einem strahl erblickt. Denn ob der marmel-schaum Zwar solche schönheit war gesonnen zu verstecken/ So schimmerte sie doch/ als aus den düstren hecken Ein irrlicht/ als ein stern durch die beschwärtzte nacht/ Wie brauner malvasier aus glase-muscheln lacht. Ihr purpurn antlitz warff von sich so grosse strahlen/ Wie Titan/ wenn er früh die see pflegt zu bemahlen. Von ihren augen ward der kalte fluß zur glut/ Das ufer zu rubin; ihr haar/ das mit der flut Sich schwimmend kräuselte/ war gleichsam anzuschauen Wie gold/ das von sich ließ beperltes silber thauen/ So offt der zucker-wind es zu beküssen kam. Die schnee-geballte milch der liebes-äpffel schwam In der geschäumten bach biß an die qvell-corallen: Die runde schooß benahm den wäßrichten crystallen Den klaren perlen-glantz. Ihr mund that klärlich dar/ Daß er die sonne nun im wasser-manne war; Zu der der wilde Mars auch seinen stern zu setzen Bereits verursacht ward. Wer kan dergleichen netzen Entkommen? fieng er an/ ich geh' es willig ein/ Und soll die liebes-glut hinfort im wasser seyn/ So will ich willig selbst in eine bach zerfliessen/ Und mit dem Acis auch die fetten gräser küssen/ Als nachbarn meiner lust. Weg harnisch/ helm und schwerd! Sie sind nun sperlingen zu nestern unverwerth. Ihr tauben möget wohl in meinem helme brütten/ Mein spieß mag immerfort von kindern seyn beritten/ Der lantze hab' ich satt/ ein ander nehme dich/ Ich liebe liebes-krieg. Hierauff begab er sich Zur Venus in das bad. Diß that das liebes-kämpffen/ Das aller helden palm' und sieges-lob kan dämpffen: Dort liegt der praler nun/ der sich so hoch verließ Auf seiner armen macht. Hier liegen schwerd und spieß/ Wie wachs und bley zermalm't. Die spinnen-weben flechten Sich um den rostern schild. Hier giebt es mehr zu fechten/ Sein feind ist eine frau/ die lieb ist kraut und loth/ Die rede ists geschoß/ vergnügung ist ihr tod/ Ihr köcher die gestalt/ der augen-thron der bogen/ Hier kömmt an statt des pfeils ein liebes-blick geflogen. Die lantze/ die man hier muß werffen/ ist ein kuß/ Die lippen sind der schild/ ihr kampff ein frieden-schluß/ Der krieg vertrauligkeit/ der streit- und sieges-wagen Ist der begierden flug: Der platz/ worauff sie schlagen/ Ist eine nackte schooß; der beyden brüste berg Gebraucht man zur pastey; Ihr brennend feuer-werck Ist heisser seuffzer ach/ des lermens feld-trompette Ein freundlich-lächelnd-mund. Das lager ist ein bette/ Die wunden gehn ins fleisch/ nicht aber durch die haut: Das blut ist thränen-saltz/ das die verschämte braut Die erste nacht vergeust: Die schlacht ist liebes-kosen/ Die sieges-kräntze sind nicht palmen/ sondern rosen. Die frucht/ um welche man das gantze treffen hält/ Kommt nach neun monden erst vollkommen auff die welt. Hier ist ein doppelt heer/ das mit einander krieget/ Der sieger wird besiegt/ und der besiegte sieget/ Biß endlich beydes heer wird ein vereinigt leib. Das itzo stärckste theil/ das sonsten schwächste weib Kämpfft als ein stoltzer löw/ die nicht bestritten werden Als durch die demut kan und freundliche geberden/ Die dem bezwungenen sich allererst ergiebt/ Und sonsten keinen nicht/ als der sie nothdrängt/ liebt. Wer wolte nun nicht hier behertzt zu felde liegen/ Wo Venus leib-standart und ihre fahnen fliegen? Wo sie selbst hertzogin/ Cupido feldherr ist/ Mars ein gemeiner knecht: Wo Jupiter sich rüst/ Und ein soldate wird: Wo überfluß das läger/ Der wein das wasser ist/ und Bachus waffen-träger: Wo Ceres überall vollauff zur tafel trägt/ Wo alles/ was gleich sonst nicht krieg/ nicht feindschafft hegt/ Was keine zwietracht liebt/ doch mit zu felde lieget? Des Nestors zitternd arm/ Aestus gicht-hand krieget In diesen schlachten noch. Denn ob der liebes-geist/ Die süsse seelen-braut/ sonst zwar nur allermeist Der jugend sich vermählt/ so muß zu vielen mahlen Des alters silber-haar dennoch der schönheit strahlen/ Der liebe donner/ fühl'n. Ja/ wenn die flammen-see Der brunst einmahl entzündt des kalten alters schnee/ Und anzuglimmen fängt in grauer häupter aschen/ Kan nichts nicht als der tod die wilde brunst abwaschen/ Die schneller wächst und läufft als eine feuers-glut/ Die kühnicht holtz ergreifft. Wenn gleich ein junges blut Die liebe flammet an/ so kühlt sie auch die schmertzen. Verwundet sie die angst/ so salbet sie die hertzen Mit hoffnungs-balsam an. Denn aber ists gethan/ Kommt einen alten erst der liebes-kützel an. Er liebt diß/ was ihn haßt/ wünscht erst nach tag und sonnen/ Nun schon sein jugend-lentz mit nächten ist umsponnen. Er irrt/ gleich als ein schiff/ das keinen hafen weiß/ Und weil sein wunsch zwar gut/ sein können aber eiß/ Sein lieben ohnmacht ist/ so kan er diß besüssen Der liebsten nicht einmahl den zehnden theil geniessen. Und endlich läufft die lust auff weh/ die flamm auff rauch/ Der schertz auff hörner aus. So hat sie im gebrauch Zu lohnen diese ab/ dieweil die adern glüh'ten/ Weil marck in beinen glamm/ die ersten jahres-blüten Zu opffern sich gewehrt auffs heisse lust-altar. So nehmt ihr klugen denn dergleichen endspruch wahr: Die schönheit sey ein licht/ die liebe sey ein schatten/ Wenn jene nicht mehr brennt/ so kommt uns die zu statten Bey keiner hitze nicht. Man kan nicht/ was man will/ Und will nicht/ was man kan. Diß ist der liebe spiel; Den alten neue glut/ den sterbenden das leben/ Dem/ was beseel't nicht ist/ kan geist und seele geben. Lufft/ erde/ see und feur/ ja diese gantze welt Wird durch der liebe geist begeistert und erhellt. Gib achtung/ wenn die nacht so viel gestirne mahlen/ Was meynstu/ daß sie sind/ die feuer-lichten strahlen? Was will ihr glimmen wohl? Bild es dir kühnlich ein/ Daß sie von liebes-glut also erhitzet seyn. Schau an das blaue dach der schimmernden gewölber: Der himmel/ glaub' es/ fühlt die liebes-flammen selber/ Daß er die erde nur genüglich schauen kan/ So blickt er sie die nacht mit tausend augen an. Es mangelt ihm auch nicht an reichem liebes-seegen: Er schwängert ihren bauch mit fruchtbar-reichem regen/ Davon sie dann auch graß/ laub/ bäume/ blumen/ kraut/ Und sonst noch viel gebiert. Sie selbst die grüne braut/ Die grosse Tellus/ liebt den himmel gleichfalls wieder/ Der holen grüffte schall/ das beben ihrer glieder/ Sind zeichen ihrer gunst/ und zeugen ihrer pein; Ins grüne haar flicht sie vielfärbicht blum-werck ein. Die schooß geperlet sie mit gold und edelsteinen/ Dem liebsten desto schön- und holder zu erscheinen: Der/ daß er gleichfalls ihr nicht minder wohl gefällt/ Mit demant und rubin sein türckis-blaues zelt/ Gleich als mit rosen/ stickt. Man spüret an gewächsen/ Daß sie die liebe rühr't. Die tannen-bäume lechsen/ Die lange ceder seuffzt. Meynstu vergebens? nein! Aus heisser liebes-brunst/ die sie so sehr nimmt ein/ Die macht daß myrthen sich mit andern myrthen küssen/ Daß jenen ulmen-baum die reben rings umschliessen/ Daß eppig überall sich um die erlen flicht/ Und um die dörner schrenckt/ und wenn sie wer zerbricht/ So weinen sie vor leid/ daß sich ein theil entfernen Von liebes-ästen soll. Die göldnen wiesen-sternen/ Der erde gelbes haar/ die edlen blumen fühl'n Der liebe zauber-werck in ihren wurtzeln spiel'n/ Die perlen ihres thaus sind bittre liebes-thränen; Der kräfftige geruch ist ihr verliebtes sehnen/ Und ihrer seuffzen hauch: der farbe purpur-blut Auff ihren knospen ist die lichte liebes-glut. Die liebes-blume kan für liebe nicht verwelcken/ Ihr feuer färbet an die scharlach-rothen nelcken/ Und macht die veilgen blaß. Das flüchtge lentzen-kind/ Zuvor des Phöbus wunsch/ der schwartze Hyacinth Ist itzt/ und war auch vor von liebes-brunst entzündet/ Eh er zur blume ward. Dieweil man brunnen findet/ Brennt der narcissen schnee vor lauter liebes-glut/ Verliebt so sehr/ als vor/ wie die crystallne flut Sein schönheits-spiegel war. Daß sich die sonnen-wende Stets zu der sonnen kehrt/ das thun die liebes-brände/ Weil sie des Cynthius noch nicht vergessen kan/ Den sie/ die Clytie/ vor auch so starr sah an/ Weil sie beym leben war. Der saffran liebt die winden; Es buhlt der eichen-baum noch immer mit den linden/ So viel als Crocus ie die Smilax hatte lieb/ Und als Philemon noch mit seiner Baucis trieb Der wollust süsses thun. Ja selbst die lorbeer-bäume/ Der Daphne mißgeburt/ die vor für dunst und träume Des Phöbus lieben hielt/ buhl'n itzo mit der nacht Des schattens/ und das schilff der blöden Syrinx lacht Der mutter keuschheit aus. Adonis hatte lieben/ Weil er beym leben war/ noch nicht genung getrieben Mit seiner Idalis. Sie hatt' ihm diese pein/ Diß feuer also tieff in adern/ marck und bein/ Und in das hertz gedruckt/ daß aus der glieder aschen Der tod nicht hat gekönnt die scharffen flammen waschen; Sein laues blut muß noch mit blumen schwanger stehn/ Als folgern seiner brunst. Betrachte nur/ wie schön Die garten-sonnen dort/ die tulipanen/ blühen/ Die röthe deutet an/ wie sie für liebe glühen/ Daß manche dort ihr haupt so auff die seite bückt/ Geschicht vielleicht/ daß sie was liebes wo erblickt. Schau/ wie die lilje dort zu silber-klaren flüssen Die milchern wangen senckt! sie will den buhler küssen/ Den lieben fluß/ der sich durch manch umfelstes thal/ Um sie zu finden/ krümmt. O heisser liebes-strahl! Der auch die kälte warm/ das eiß kan brennend machen/ Daß brunnen/ qvell' und bach in lichten flammen krachen; In flammen/ die der brand der lüste zündet an/ Die weder see noch schnee/ noch wasser leschen kan/ Als nur die liebe selbst. Wer von verliebten flüssen/ Wer von den seuffzern will der buhler brunnen wissen/ Der komm und schaue nur Alpheus flammen an/ Dem Arethusens qvell auch nicht entlauffen kan/ Durch ihren thränen-tod. Er kreucht durch berg und klüffte/ Durch das gesaltzne meer/ und durch die holen grüffte/ Biß in Trinacrien aus Elis gar ihr nach; Wo er sich denn mit ihr und seine brunst und bach Mit ihrem qvell vermischt. Was man in Biblis qvellen/ Mit angenehmen rausch und zittern auffsieht schwellen/ Das ist der thränen bach/ die ihr auff diesen tag Die liebe noch prest aus. Der Anas gleichfalls mag Mit seiner strengen flut nicht an der sonne rinnen/ Die silber-adern ziehn liebreitzend ihn von hinnen/ Den kreucht er biß ins reich des reichen Pluto nach/ Und der Pactol vermischt die perlen seiner bach Mit seines bodens gold. Ja selbst das marck der erden Hat seele/ glut und geist zuneigender geberden/ Die steine/ das metall/ regt ein verborgner strahl. Der ziehende magnet küst den verliebten stahl. Und daß das minste ja nicht unverliebet bliebe/ So liebt die königin/ die liebe/ selbst die liebe/ Die grosse göttin dient dem selber/ dessen frau Und mutter sie doch ist. Dann solte wohl ein bau Noch sonst was/ dessen sich der meister wolte schämen/ Jemanden wolgefall'n? Wer wolte früchte sämen/ Dafür man eckel hat? Zwar als der götter schaar Einmahl in Amathus bey ihr zu gaste war/ Und ihr der nectar-safft stieg etwas in die stirne/ Gab sie sich zwar aus schertz (wie offt noch manche dirne) Für eine jungfrau aus: doch als der vater sie Darüber schnell sah' an/ sprach Juno/ die sonst nie Viel seide mit ihr span/ sie hätte sich wohl müssen Mit wasser aus dem qvell des Canathus begiessen/ Durch dessen krafft sie selbst die jungferschafft vielmahl Schon hätte wiederkriegt: wiewohl der liebe strahl Nicht diese/ die gleich lebt/ muß bald zur frauen machen/ Man kan diß feuer ja noch wohl so sehr bewachen/ Daß es viel weiter nicht/ als biß zur lippe greifft/ Wo ein benäßter kuß den gantzen leib ersäufft. Allein/ sie wird es selbst im ernst nicht widerstreben/ Die sonne würd' uns sonst bald einen zeugen geben/ Die aller welt entdeckt/ wie zwischen ihrer schooß Der matte krieges-gott von helm und harnisch bloß/ Von ihr gefangen lag/ und beyde von den netzen Des krummen Mulcibers. Ein mensch sie kan verletzen Durch ihren eignen pfeil. Anchisens lieben muß Ihr liebes-pflaster seyn/ der hohe Gargarus Ihr richt-platz und ihr hauß/ das graß ihr hochzeit-bette/ Die höl' ihr schlaff-gemach. Aus was für saamen hätte Sie so viel kinder her/ als aus der liebes-pein/ Die aller mutter ist? Ich will hier nur allein Zwar ihres kinds/ doch auch des peinigers gedencken/ Des kleinen Cypripors/ der sie so bald zu kräncken Als iemand fremdes pflegt/ auff den schon klage kam/ Als noch die mutter-milch ihm auff der zunge schwam/ Daß er bald Jupitern den donner-keil versteckte/ Bald mit der Juno sich und ihren pfauen neckte/ Bald mit der Venus selbst. Und ob die mutter zwar Vielmahl das lose kind zu strafen willens war/ So wust es dennoch stets ihr artlich zu entkommen; Nur einmahl/ als der dieb den gürtel ihr genommen/ Ließ sie ihn eine frucht aus Lixus garten schaun Und fordert ihn zu ihr. Erst wolt er wohl nicht traun/ Dennoch gelüstet ihn den güldnen ball zu kriegen/ Fieng' also freundlich an die achseln einzuschmiegen/ Schwang sich zu ihrer schooß ins blancke sternen-haus/ Und breitete wie weit die regen flügel aus/ Die durch und durch besternt mit jungfer-augen waren/ Gleich als ein pfauen-schwantz. Mit seinen güldnen haaren Verwickelt er sich ihr um ihren marmel-arm/ Sein leib war finger-nackt/ und doch nichts minder warm/ Von sonn' und hitze braun. Viel hertzen voller wunden Hatt' er ihm in ein tuch von scharlach eingebunden/ Die sein blutrünstig pfeil/ der an der seite hieng/ So greulich zugericht. Allein/ alsbald empfieng Die schlaue mutter ihn mit einer rosen-ruthen/ Daß beyder backen ihm fieng häufig an zu bluten/ Fuhr endlich ihn also mit rauhen worten an: Laß schau'n/ ob man mit nichts dich/ natter/ zähmen kan: Dich losen geyerskopff/ dich stiffter vieler schmertzen/ Dich gifftgen seelen-wurm/ dich räuber zarter hertzen/ Dich mörder der vernunfft? du darffst mir itzt nicht viel/ Du blindes huren-kind/ so will ich pflitz und kiel Mit sammt dem bogen dir in tausend stücke schlagen/ Und dich/ ich weiß nicht selbst wohin/ ins elend jagen; Ins elend/ wo noch tag/ noch sonne dich bescheint/ Diß soll dein lohn itzt seyn/ nun alle welt dir feind Und auch der himmel ist. Das kind der süssen lüste Fiel ihr um ihren hals/ und küst ihr ihre brüste/ Entschuldigte sich auch/ er wäre nur ein kind/ Und voller unverstand/ darzu ja auch noch blind: Sie müste nur sein irrn ihm noch zu gute halten. Ein kind/ sprach sie/ bist du/ weil du nicht kanst veralten! Du und dein würcken ist gewesen mit der zeit/ Dein herrschen mit der welt. Auch ist dirs gar nicht leid Für deine schelmerey. Blind kanst du dich ja nennen/ Du hundert-äugichter/ weil/ die vor liebe brennen/ Durch dich verblendet sind. Wie würdest du so wohl Sonst treffen aller brust? Jedoch auch dieses soll Dir dißmahl seyn geschenckt; kanst du mir bürgen setzen/ Und bey dem Styx mir schwehrn/ daß du mich zu verletzen Nicht mehr gesonnen seyst? Dein heischen ist mir lust/ Sprach er/ und stieß hiermit ihr in die lincke brust Den allerschärffsten pfeil/ der iemahls in ein hertze Von ihm geschossen war. Das gifft zog mit dem schmertze Durch adern/ fleisch und blut/ und nahm die sinnen ein; Sie aber halb entseelt von unversehner pein Zog das geschliffne gold aus ihren warmen wunden/ Auff dem mit diamant geschrieben ward gefunden: Ich brenn'/ ich brenn' Adon! Ihr auge nahm kaum wahr Die schrifft/ als ihre brunst in ihr schon lust gebahr/ Zu finden ihren schatz. Bald ließ sie sich bekleiden Mit wäßrichtem tobin aus grase grüner seiden/ Wie sonst die Cynthie zur jagd ist angethan. Auff ihrer achsel hieng ein elephanten-zahn/ Ein bogen an der seit/ ein köcher an dem rücken/ Ein mond an ihrer stirn. Von ihren anmuths-blicken Ward die von sonn' und glut versengte straße grün/ Daß der verdorrte dorn so scharff ward und so kühn/ Den nackten marmel-fuß der Cyprie zu ritzen/ Biß er sein purpur-blut ließ auff die rose spritzen/ Von dem ihr milchern haupt verkehrt ward in corall/ Die blätter in rubin. Der unverhoffte fall Vermochte dennoch nicht ihr suchen auffzuschieben/ Sie gieng der spure nach/ die ihr ihr neues lieben Und das verhängniß wieß/ biß sie in tieffem schlaf Vergraben den Adon/ ihr hertzens-ziel/ antraff. Sein bette war das graß/ sein köcher war das küssen/ Sie aber/ als sie ihm den perlen-schweiß begiessen Die rosen-wangen sah'/ entschloß sie mit der hand Ihm kühlung zuzuwehn'. Allein ihr seelen-brandt Nahm durch diß wehen zu. Ihr anblick war der saamen Von ihrer liebes-glut/ und ihrer seelen hamen War seiner schönheit strahl/ für der die rose bleich/ Die lilje schamroth ward. Ihr himmlisch königreich War sein benelckter mund; das irrschiff ihres hertzen Zog seil und segel auff nach seinen augen-kertzen/ Wie ein von well und sturm bekriegter steuermann/ Der brüder Helenens zwey sterne lachet an/ Als zeichen stiller ruh. Ihr spiegel meines lebens/ Ihr sonnen meiner lust! last/ sprach sie/ nicht vergebens Mich wünschen einen blick. Mein licht/ mein freuden-tag Erwachet mir mit euch. Ach daß der schlaff nur mag Das blasse todten-kind/ das schatten-bild der höllen/ In euren himmel zieh'n! Wie kan sich beygesellen Den sternen düstrer rauch? doch muß es also seyn? So preßt ihm mein gesicht in seine sinnen ein. Alsbald wieß Morpheus ihm in einem sinnen-spiegel Ihr himmel-schönes bild. Sein hertze kriegte flügel/ Und zog in derer brust/ die ihn im traume schon Zu ihrer liebe zwang. Sein mund/ der augen thron/ Sein lachend antlitz war der ziel-zweck ihrer augen/ Sie wünschte nur an ihm die rosen zu besaugen Des warmen lippen-pfads. Und weil sie ihm das glaß Des mundes anzurührn sich furchte/ ward das graß Nechst ihm von ihr geküßt. Bald senckte sie sich nieder Zu küssen sein rubin/ bald reu'te sie es wieder/ Und flohe seinen mund/ gleich wie ein schäfer pflegt/ Dem eine natter sich hat an die bach gelegt/ Aus der er trincken will. Biß daß der wunsch der lüste Noch ihre furcht bezwang/ und sie so sehr ihn küßte/ Daß schatten/ schlaff und traum auff einmahl ihn verließ/ Den itzt verwunderung mit vollem sturm anstieß/ Als er die göttin sah. Du darffst hier nicht erschrecken/ Mein hertze! fieng sie an/ ich habe dick erwecken Aus zwang/ aus noth gemust/ durch einen feuchten kuß/ Weil ich mir einen dorn getreten in den fuß. Weil denn sich gar von mir verlohren mein gesinde/ So ist mein wunsch/ daß ihn mir deine hand verbinde/ Hier hab ich mir ein kraut/ das ich mir selbst gepfropfft/ Weil es das bluten weiß zu stillen/ ausgeropfft. Adonis ward hierbey kein eiß/ kein holtz erfunden/ Er band mit sanffter hand das kraut ihr auff die wunden/ Er/ dessen hertze wund von ihrer wunde ward. Ach! hat der böse dorn/ sprach er/ der wilden art/ Dreyfache Cynthie! nicht gegen dir vergessen! [Hat er das Göttliche zu stechen sich vermessen] Was ist diß für ein brunn/ wo der corall aus schnee/ Aus liljen purpur wächst/ und die zinober-see Aus alabaster qvillt? ein ursprung meiner schmertzen! Ach/ ach/ was schneidet sie in meinem krancken hertzen Für tieffe wunden mir? Hat dieses rosen-blut/ Hat diese marmel-haut die kräffte/ flamm und glut Zu pflantzen in die brust? ich muß/ ich muß vergehen/ Und weiß es nicht von was. Ich muß es nur gestehen/ O Delos königin/ dein sternend angesicht/ Ist meiner augen zweck/ und meiner seele licht/ Die durch bezauberung aus dieser brust gezogen. Alsbald warff Paphie zahn/ köcher/ mond und bogen Dianens von sich weg. Ich liebe dich/ Adon/ Ich bin der schönheit frau/ der liebe qvell und thron; Nicht eine jägerin/ fing sie samt tausend küssen Und seuffzern zu ihm an die reden auszugiessen/ Wo deine seele nur mich gleichfalls wieder liebt/ Werd ich und du gesund. Dein knecht/ dein sclave giebt/ Fieng er halb-thränend an/ geist/ hertze/ seel und sinnen/ Dir/ himmels-königin/ wo deiner gottheit zinnen Nur unsre sterblichkeit mit diesem ehren kan/ Die dich alleine soll mit andacht beten an. Nichts sterblichs ist an dir! denn deiner schönheit schimmer Gehöret/ fieng sie an/ in die gestirnten zimmer. Du bist mein schatz/ mein wunsch/ mein engel/ meine wonne/ Und mehr als mein halb ich/ mein himmel/ meine sonne/ Und höchster augen-trost. Das haupt/ den mund/ die brüste/ Die augen/ meine schooß/ den himmel bittrer lüste/ Verpfänd ich dir hiermit zum zeugniß/ daß ich dein/ Und du der meine bist. Wunsch/ hertz und mund traff ein Bey der verwechselung so angenehmer worte; Denn bald eröffnete sie ihm die wollust-pforte. Ja/ als sie mund auff mund ihm senckte/ brust auff brust/ Genosse sie die frucht der pein/ das ziel der lust. Sie hatten nun so viel den schnöden krieg getrieben/ Daß Venus zwar nicht satt/ doch müde war im lieben/ Als ihr der rosen-strauch in ihr gesichte kam/ Auff dem noch ihres bluts halb-lauer purpur schwam. Du schöne rose bist/ fieng zu ihr an Dione/ Die blumen-käyserin/ die/ als auff einem throne Des stiles von schmaragd/ ihr haupt dem himmel zeigt/ Das der gestirne gunst mit thau/ als milche/ säugt/ Die aus der erden schooß als eine göttin blühet/ Wenn itzt die sonne sie mit einem blick ansiehet/ Und ihre wurtzeln wärmt. Dein bräutgam ist der west/ Der nichts als bisam-wind auff dein gewächse bläst. Es krönet deine pracht in allem nichts vergebens. Der dinge mutter hat dir/ wollust meines lebens/ Bewaffnet deinen stock/ daß deiner schönheit glantz Den vorwitz was entflieh/ indem dein königs-krantz Aus golde/ dein geruch von weyrauch/ deine blätter Aus schnee und scharlach sind. Der blitz der donner-wetter Soll künfftig weniger dich/ als die lorbeern/ rühr'n/ Die götter sollen sich mit deinem purpur zier'n. Ich selber will hinfort mir deine knospen flechten In mein gekräuselt haar. Gleich als bey düstern nächten Des weissen monden kreyß den sternen schimmert für/ So übersternet auch der bunter gräser zier Der rose silber-schein. Dich meiner schönheit spiegel/ Und meines purpur-bluts/ dich perle feister hügel/ Dich heller wiesen-stern/ dich edles frühlings-kind/ Auff welcher süsser safft/ wie Lontens zucker/ rinnt; Dich auge des Aprils/ dich diamant der auen/ Kan ohne freude nicht die schöne sonne schauen; Das stern-gewölbe selbst gestehet dieses frey/ Daß zwar die sonne wohl des himmels rose sey; Du aber/ rose selbst/ das sonnen-rad der erden/ Die morgen-röthe muß schon schamroth für dir werden/ Die scheele Juno wird dich in ihr schlaff-gemach Zu pflantzen seyn bemüht. Der Thetis blaues dach Bepurpurt sich mit dir. Mit dir soll Chloris gläntzen/ Die Nymphen aber solln mit dir ihr haupt bekräntzen. Ja keine/ keine frau soll seyn mein liebes kind/ An der nicht wang und mund beblümt mit rosen sind. Und daß diß lob/ womit die rose wird gepriesen/ Ihr auch sey ernst gewest/ hat ihre that erwiesen/ Indem sie den Adon/ den ursprung ihrer pein/ Und ihres hertzens hertz/ als ihm das wilde schwein Verkürtzte lieb und geist/ ließ zu der rose werden; Auch wie du sonst noch mehr die flache schooß der erden Mit blumen hast geschmückt/ giebt Chloris selber zu/ Und weiß dir schönen danck/ daß gleichfalls Venus du/ Der liljen mutter bist. Denn ob zwar die poeten/ Die sich was falsches offt zu dichten nicht erröthen/ Der liljen milch-geburt aus blinder heuchelniß Der Juno schreiben zu/ so ist es doch gewiß Der warheit ähnlicher/ was einmahl in Idumen Auff einer gasterey die königin der blumen/ Die frühlings-frau/ bekennt. Es tränckte Cyprie/ Sprach sie/ einmahl ihr kind mit ihrer zucker-see/ Die aus den türcksen quillt der warmen perlen-brüste/ Da sog der kleine dieb so geitzig/ gleich als müste Der adern trieffend qvell biß auff den seichten grund Auff einmahl seyn verzehrt/ daß sein bemilchter mund Ihm endlich überlieff/ und in die nächsten gräser Ein theil der milch entfloß/ gleich als die bisam-gläser Voll Idumäer-saffts der laue west auff wald/ Auff wies' und graß ausgoß/ der hauchte sie alsbald Mit zimmet-athem an. Der Thetis töchter liessen Der muscheln perlen-safft auff dieß gewächse fliessen/ Die lilje des gestirns/ der nächte glantz und frau That auff ihr silber-horn/ und feuchtet es mit thau. Als es die sonne nun auch wärmte durch ihr glühen/ Da sahe man heraus die ersten liljen blühen/ Die Jupiter hernach ins stern-hauß streuen ließ/ Weil Zephyr doppelt sie mit süssem geist anbließ: Daß ja der himmel auch nichts minder als die erde Um diß ihr gutthats-werck verpflichtet ewig werde/ Zu dancken ihrer huld/ die nicht ermangeln kan/ Wo sie zugegen ist. O blicke mich auch an! Du hertzens-wenderin/ du aller wollust amme/ Du aller freuden brunn/ mit deiner liebes-flamme/ Geneigter als bißher! Laß endlich Minos kind Mir einmahl schliessen auff der unhold labyrinth! Laß einen Perseus mir aus den begierdens-ketten Mein halb-verzweiffelt hertz durch neue gunst erretten/ Laß einmahl noch auff mich die strahlen schiessen her/ Die sonne des gelücks/ die in mein thränen-meer Sich längst hat eingesenckt. Ich will es gerne leiden/ Mein liebes-pfeil der mag mir hundert wunden schneiden/ Wo nur dasselbige wird auch bebalsamt seyn Mit treuer gegen-gunst. Das feuer und die pein/ Die aus der schwefel-klufft der gegen-liebe qvillet/ Ist wie ein balsam-oel/ das alle schmertzen stillet. Wenn aber/ die man liebt/ nicht gleichfalls wieder liebt/ Und nichts/ als schnee und eiß/ und haß zu dancke giebt/ So fängt die brunst erst recht mit funcken an zu spielen/ Daß weder kraut noch zeit die liebes-hitze kühlen/ Ja auch der tod nicht kan/ wenn gleich der matte geist In das Elyser-feld aus seinem cörper reist. Wie viel man in der welt sonst liebes hat besessen/ Gold/ freundschafft/ ehren-stand und tugend wird vergessen; Die liebe stirbt nur nicht/ ob schon der schatten-fuß Des Charons kahn betritt/ und über Lethens fluß In das geheime thal der trauer-felder scheidet. Der alte liebes-pfeil/ das seelen-messer/ schneidet. Dort schmertzlicher/ als hier; die ungezähmte lust Brennt der Pasiphae noch immer in der brust. Der Dido steckt das schwerdt noch immer in den brüsten/ Und Phädra lässet sich des stieff-sohns noch gelüsten; Die Dejanire fluch't auff Nessus blutig kleid; Laodamiens geist bezuckert ihr das leid Im schatten ihres manns/ und stirbet ohne sterben; Evadnens liebe kan kein holtz-stoß nicht verderben/ Sie brennt das kalte kind/ wiewohl sie nicht verbrennt; Das feuer wird noch itzt an Helenen erkennt: Die lippen sind ihr noch befeuchtet von den küssen/ Ihr holer athem ist der seuffzer noch beflissen/ Die strahlen färben noch die blassen wangen an/ Die wärmde bleibet noch dem schatten zugethan/ Das thränen-öl muß noch die liebes-ampel nähren/ Das leben scheint sich erst in weinen zu verkehren: Der schon verweßte leib/ die todten-asche/ glimmt In ihrem sarge noch; der liebes-ambra schwimmt Noch in dem dürren aas/ in den verdorrten beinen. Ja die gesammte schaar/ die Venus ie bescheinen Mit ihrer sonne ließ/ befindet sich allhier/ Und trägt Persephonen die hochzeit-fackeln für. Die auch gleich auff der welt nur in der brust empfunden Den stumpffen pfeil aus bley/ empfinden neue wunden Beym düstern Erebus. Es pflantzet neue pein Der liebe güldner strahl den leichten geistern ein/ Erst nach der höllen-fahrt. Wie? wird das halsabstürtzen Von dem Leucates denn die liebes-brunst verkürtzen Wenn die vergessungs-nacht das himmel-helle licht/ Sie/ nicht verfinstern kan? Nein/ wahre liebe bricht So leichtlich nicht/ als glaß. Es wurtzelt sich das lieben/ Dafern sein saamen ist im hertzen recht beklieben/ Durch keinen fall bald aus. Kan weder eiß noch schnee/ Noch das gefrorne meer/ noch Lethens blasse see Der liebe feuer still'n/ viel minder wird das baden In des Silenus bach der liebe brunst entladen Den angeflammten geist. Die schöne Venus webt Kein schwaches spinnen-garn. Die matte seele klebt Erst an den leim recht an/ wenn sie sich loßzudrehen Am besten ist bemüht; der thorheit blindes sehen/ Die durch ein rauten-blat zu wasser machen will/ O göttin/ deine glut setzt ein zu enge ziel Der unbegreiffligkeit; denn eulen die verblinden/ Wenn sie den strahlen-qvell der sonne wolln ergründen. Wie kan die sterbligkeit dich meistern durch ein blat/ Wenn sie dich/ sonne/ nicht zu schauen augen hat? Heist diese kühnheit nicht den himmel stürmen wollen? Da solche richter doch sich billich spiegeln sollen An allen/ welche stets das rach-schwerdt hat erjagt/ Wenn sie der götter lob zu mindern sich gewagt. Hat an dem Marsyas Apollo das verbrechen/ Den vorwitz Niobens Latone können rächen? Hat Salmoneus kopff den hoffarts-wahn gebüst/ Und Thamiris die schuld Calliopen gemüßt Mit seinen augen zahl'n; so würd es noch viel minder Dergleichen frevelern ergehen was gelinder/ Dafern dein sinn so sehr zur rache trüge lust/ Und dir/ o königin! nicht wäre vorbewust/ Sie könten ärger nicht den stolzen frevel büssen/ Als daß sie deine gunst dein zucker müsten missen/ Wenn sie von ferne schau'n mit scheelen augen an/ Wie mancher/ der dich liebt/ der lust gebrauchen kan. O grosse käyserin der stern-beblümten zinnen/ Beherrscherin der welt/ besüsserin der sinnen/ Du sorgen-tödterin/ du brunn der freundlichkeit/ Du mutter süsser pein/ verkürtzerin der zeit/ Gebährerin der lust/ vermehrerin der dinge/ Vergieb mir/ daß ich dir nur leere worte bringe/ So schlechtes ding/ das nicht den göttern zugehört/ Und dir/ die alle welt mit tausend opffern ehrt. Ja weil ein menschlich fuß die hohen götter-thröne Doch nicht besteigen kan/ soll meine Philomene Mein abgott/ meine lust/ mein engel/ meine pein/ Mein leben/ meine qval/ und meine Venus seyn. Dafern ich denn nun ihr/ als schönsten auff der erde/ Mein hertze/ mein gantz ich zu eigen geben werde/ So nimm/ o Venus/ doch solch opffer an von mir/ Nicht anders/ als es selbst gewiedmet wäre dir. So lang ich werd ihr knecht/ sie meine göttin bleiben/ So lange mich zu ihr wird mein verhängniß treiben/ So lang ihr schön-seyn wird mein himmlisches altar/ Ihr mund mein lippen-zweck/ ihr gold durchmengtes haar Mein seelen-netze seyn/ ihr leben meine wonne/ Ihr augen-licht mein tag/ ihr antlitz meine sonne/ So lange wird dein preiß mein athem/ deine pein Mein singen/ deine brust mein liebes-tempel seyn.