Niklaus Manuel Underscheid zwischen dem Papst und Christum Jesum [Titel] [Titel] Ein Faßnacht schimpff, so zů Bern vff der alten Faßnacht gebrucht ist im xxij. jar. Nālich, wie vff einer syten der gassen der einig heiland der welt Jesus Christ, vnser lieber herr ist vff einem armē eßlin gerittē, vff sinem houpt die dörnin kron, by im sine jünger, die armen blinden, lamen, vnd mancherley bresthaftigen. Vff der anderen syten reyt d'Bapst im harnisch vnd mit grossem kriegß züg, als härnach verstāden wirt durch die sprüch, so die zween puren geredt hand, Rüde Vogelnäst, vnd Cläywe Pflůg. [Stücktext] [Stücktext] Vetter Rüede, was lebens ist nun vorhand? Mich dunkt, es sig aber neiwas nüws im land. Wer ist der gůt fromm biderman, Der da ein grawen rock treit an Und uf dem schlechten esel sitzt Und treit ein kron, von dörnen gespitzt? Er ist on zwifel ein trut biderman, Das sich ich im wol an sim angsicht an; Es ist kein hoffart in im nit, Sin hofgesind im des zügnuss git: Die im nachgand, hinkend und kriechen, Die armen blinden und feldsiechen. Schouw, was armer lüten gand im nach! Ich mein, dass er nieman verschmach. Die armen stinkenden ellenden lüt, Sie hend doch kein gelt und gend im gar nüt. Das ist doch ein ellende unlustige schar Und gand ouch so gar gottsjämerlich dahar: Der lam, der ander blind, der dritt wassersüchtig! Und sitzt aber der gůt man so herzlich züchtig, So ganz schämig und einfeltig uf dem tier. Lieber min etter Rüedi, wie gfalt er dir? Lieber etter, weistu, wer er ist, Ach, so sag mir's ouch durch Jesum Christ! Etter Cläiwe, ich bekennen in vast wol, Darumb ich's dir ouch billichen sagen sol! Er ist unser höchster schatz und hort, Er ist des ewigen vaters wort, Das in dem anfang was bi gott, Do er alle ding beschaffen wott, Himmel und erden, tag und nacht. On in ist ganz nüt gemacht, Noch das firmament, noch der erdenklotz: Er ist der sun des lebendigen gotts. Es ist der süess, milt und recht demüetig, Tröstlich, frölich, barmherzig und güetig Heilmacher der weit, herr Jesus Christ, Der am crütz für uns gestorben ist In sinem dri und drissigsten alter, Unser schöpfer, erlöser und behalter, Ein künig aller künig, herr aller herren, Den ouch die kreft der himel eren. Verden plůst willen, ist das der? Wenn er halb als hoffertig wer, Als unser kilchherr und sin caplan, So sähe er der bettler keinen an. Was gemeint der alt glatzet fischer darmit, Dass er so dapfer neben im dahar tritt, Und ouch die anderen biderben lüt? Weist du ouch, was doch das selb bedüt? Der alt fischer das ist sant Peter. Der herr Jesus hat kein trumeter, Blind und lam sind sin trabanten. Und die in ein sun gottes erkanten, Das warend schlecht einvaltig lüt; Die pfaffen schatztend in gar nüt Und widerstrebtend im alle zit, So straft er sie umb iren git Und ander süntlich wis und berden. Er kond nie eins mit inen werden. Darumb sie in allwegen verstiessend Und zůletst am krütz ermörden liessend. Hie zwischen kam der bapst geritten in grossem triumph in harnisch mit grossem kriegszüg zů ross und fůss mit grossen panern und fenlinen von allerlei nationen lüt. – Sin eidgnossen gwardi all in siner farb, trumeten, pasunen, trummen, pfifen, kartonen, schlangen, hůren und bůben und was zum krieg gehört, richlich, hochprachtlich, als ob er der türkisch keiser wär. Do sprach aber. Vetter Rüede, und wer ist aber der gross keiser, Der mit im bringt so vil kriegischer pfaffen und reiser Mit so grossen mechtigen hochen rossen, So mencherlei wilder seltsamer bossen, So vil multier mit gold, samet beziert, Und zwen spicherschlüssel im paner fiert? Das nimpt mich frömbd und mechtig wunder. Wärind nit so vil pfaffen darunder, So meinte ich doch, es wärind Türken und heiden Mit denen seltsamen kappen und wilden kleiden: Der rot, der schwarz, der brun, der blaw, Und etlich ganz schier eselgraw, Der wiss und schwarz in ägristen wis, Und hand darneben ouch grossen fliss, Dass ieder ein besondre kappen hab; Der ein in lougsacks wis hinden ab, Der ander wie ein pfannenstil, Der dritt gross holzschůch tragen wil; Rot hüet, schwarz hüet und die flach, breit, Der drit zwen spitz am hůt uftreit. Das sind doch wärlich wild fassnachtbutzen, Die sich doch so gar seltsamlich mutzen. Wie grosse richtumb schint an disen herren! Ich gloub, es möcht all fürsten übermeren. Und warum treit er dri hüpscher guldiner kronen? Das sag mir, dass dir gott trülichen well lonen! Das weiss ich ouch und kan dir's sagen. Man můss in uf den achslen tragen Und wil darfür gehalten werden, Dass er sig ein gott uf der erden; Darumb treit er der kronen dri, Dass er über all herren si Und sig ein statthalter Jesu Christ, Der uf dem esel geritten ist. Das möcht wol ein hoffertig statthalter sin! Das lit heiter am tag und ist ougenschin. Das sind doch warlich zwo unglich personen: Des ewigen gotts sun treit ein dörne kronen Und ist der armůt geliebt und hold; So ist sins statthalters kronen gold Und benüegt sich dennocht nit daran, Er wil dri ob einandern han. So ist Christus fridsam, demüetig und milt, So ist der bapst kriegsch, rumorisch und wild Und ritet dahar so kriegsch und fri, Grad als ob er voller tüflen si. Die hand in ouch on allen zwifel besessen! Es rimt sich grad wie kochen und salz messen Des bapsts und demnach Christus exempel! Ich wond, er sölte ietz ston im tempel Und predgen das euangelium fri On alle eignen fünd und alle triegery; So predgend ietz vast alle sine pfaffen, Wie sie sin und iren eignen nutz mögend schaffen. Sin nutz, sin eer fürderet er alle stund, Die göttlich eer stosset er zů grund, So vil er mag und an im ist. Sie bruchend renk und alle list, Darmit man koufe vil ablassbrief. O wäre der see noch so tief Und lägind sie darin am grund, Das wäre ein glückselige stund! Sie stond am kanzel ietz und liegend, Dass sich ganze wend und bollwerk biegend! Ja, sie predgend dick an gottsworts statt Ein märlin, das da gedichtet hat Ein altes wib, das bi der hechlen sass: Wie vor ziten ein schůler was, Der viel dri zän us der nasen. Der opferet sant Grix ein hasen, Zwei ristli werk, drü rümpfli harz, Ein feisste henn, die můsst sin schwarz, Mit gelen füessen und eim roten kämmen, Und ouch von einer wissen suw ein hammen. Das trůg er drümal umb den alter Und betet anderthalben psalter, Und gab do dem kilchherren das hůn ze fressen Und liess im darzů sprechen dritthalbe messen Von sant Grix und siner götte Und dass man's eben lesen sötte Sunst nienen anders, denn vorn im chor. Do stůndend im die zän wider wie vor. Und also stossend sie gotts wort under den bank Und predgend ir eigen tröum und gedank, Wie das sye geschehen hie und dört; Eins hat er von siner můter gehört, Das ander in Esopo gelesen, Und ist also ein gouglerisch wesen. Das ist alles unser verstockten sünden schuld, Wir sind one allen zwifel nit in gottes huld, Dass er uns also lang hat lassen irren Und uns die klapperer so gar verwirren. Botz verden, angstiger schwininer wunden! Wie hend uns die pfaffen geschaben und geschunden! Schow etter Rüede und heb acht, Was habend sie us unserem gelt gemacht, Das wir inen umb den ablass gaben! Darmit versolden sie die reisknaben Und hend gross büchsen lassen giessen. Dass üch der donder müesse schiessen! Botz verden, katigen treckigen schweiss! Wie sind die keiben so glatt und feiss! Wie hend wir die schölmen müessen mesten! Sie fressend und trinkend allweg des besten Und gebietend uns bi gotts ban Und wend uns ouch weder fleisch noch eier lan, Und fressend aber sie alles, das sie gelust, Rebhüenli, gůt feisst kappunen und anders sust; Das bringt man inen uf ross und wägen. Dass in's der tüfel müesse gesegnen! Ja, der brech inen ouch den hals ab! Ei, dass ich inen ie die gůten guldin gab Umb den ablass und valschen betrug. Ich dacht vorhin, es wäre ein lug. Es bringt mir noch kummer und pin. Wir wend sie lan des tüfels sin Und Christo dem herren hangen an, Der warhaft ist, nit liegen kan; Der ist allein die seligkeit, Zů gnad und ablass stets bereit. Wer im gloubt und tůt vertrüwen So dick und in sin sünd gerüwen, So wil er im barmherzigkeit erzeigen. So spricht der bapst, gotts gnad sig sin eigen, Man müess es erst von im erkoufen Und all tag übern seckel loufen; Und wer das nit glouben well, Der sig verdampt in die hell. So gloub ich das und wil druf sterben: Sin ablass mög mir kein gnad erwerben, So mög mir ouch sin flůch nit schaden; Dann Christus hat uns selber gladen Zů dem himelischen nachtmal In des öbristen küngs sal; Da lebt man wol und gibt nieman nüts, Die ürten hat er selbs bezalt am crütz. Da werdend wir wie die fürsten leben, Ganz fri und umbsunst, geschenkt, vergeben. Welcher gloubt und glebt siner ler, Dem velt der herr Jesus nimmermer. Ja, wenn ich sin gnad und huld mag han, So gilt es mir glich, was lit mir dran? Gott geb, sie tüegind mich in ban oder ach; Da fragen ich denn ganz und gar nüt me nach, So ich den ablass in Jesu Christo wol mag han. Ich schiss in ablass und wüste den ars an ban, Der allein umb gelt wirt erdacht, Von Rom uf einer hundshut bracht. Wenn sie mich nun me beschissen, So sönd sie mir's ouch verwissen, Des hab ich mich ganz eigenlich verwegen, Und sött es mich costen min schwytzertegen. End, Amen.