Christopher Marlowe Eduard II. (The Troublesome Raigne and Lamentable Death of Edward the Second, King of England) Personen Die Personen der Tragödie. König Eduard der Zweite Prinz Eduard, sein Sohn, späterer König Eduard der Dritte Kent, der Bruder Königs Eduard des Zweiten Gaveston Der Erzbischof von Canterbury Der Bischof von Coventry Der Bischof von Winchester Warwick Lancaster Pembroke Arundel Leicester Berkeley Mortimer der Ältere Mortimer der Jüngere, sein Neffe Spencer der Ältere Spencer der Jüngere, sein Sohn Baldock Beaumont Trussell Gurney Matrevis Lightborn Sir John von Hennegau Levune Rice ap Howell Ein Abt Königin Isabella, Gemahlin Königs Eduard des Zweiten Die Nichte des Königs Eduard des Zweiten, Tochter des Herzogs von Gloucester Ein Herold Ein Turnierritter James Ein Schnitter Bittsteller, Lords, Hofdamen, Soldaten, Diener, Mönche Erster Teil Der Tragödie I. Teil Straße in London. Gaveston, einen Brief lesend. »Mein Vater starb! Komm, Gaveston, und teil das Königreich mit deinem liebsten Freunde.« O Worte ihr, wie ihr mich ganz verzückt! Welch größere Lust gäb es für Gaveston, als leben und des Königs Günstling sein. Ich komme, Prinz! Dies, dies dein Liebesschreiben hätt mich vermocht, von Frankreich herzuschwimmen, mich wie Leander an den Strand zu werfen, wenn du mir lächelst, mich dein Arm umfängt. London zu sehn, ist dem verbannten Auge wie Paradiesesblick dem Abgeschiednen. Nicht, daß die Stadt ich liebte, noch das Volk, nur weil sie ihn birgt, den ich so sehr liebe – den König. – Laßt mich ihm am Herzen ruhn und mit der ganzen Welt verfeindet sein. – Was braucht das Volk am Pol die Sterne lieben, wenn ihm die Sonne scheint bei Tag und Nacht. Fort, niedrig Buckeln vor den stolzen Peers! Mein Knie beug sich vor keinem als dem König; denn all der Haufe – Funken nur geschürt, emporgekratzt aus ihrer Armut Asche – ich habs bis hier: eher schmeichle ich dem Wind, der meine Lippe streift und weiterfliegt! Doch sieh! Wer sind denn die! Drei Bittsteller treten auf. Wir träten gern in Euer Gnaden Dienst. zu einem. Was kannst du? Ich kann reiten. Ich aber hab kein Pferd. – Was bist du? Ein Weitgereister. Sieh mal an! Du magst mir wohl bei Tisch aufwarten und lügen, sitz ich beim Mahl. Gefallen mir deine Mären, nehm ich dich. Und was bist du? Soldat und diente gegen Schottland. Wie, gibts Spitäler nicht für deinesgleichen? Ich zieh in keinen Krieg, drum Bursche, pack dich! Lebt wohl und fallt von eines Söldners Hand, da Ihr sie lohnen wollt mit dem Spital. Ha, diese Worte rühren mich grad so viel, als sträubte sich die Gans zum Stachelschwein und meinte, mit Federn durchbohrt sie mir die Brust. Beiseite. Doch kostets nichts, mit Leuten höflich reden, ich schmeichle ihnen, laß sie weiter hoffen. Laut. Ihr wißt, ich kam aus Frankreich kürzlich erst, und sah noch nicht den König, meinen Herrn, hab ich Erfolg, nehm ich euch all in Dienst. Wir danken Euer Gnaden. Ich hab zu tun, laßt mich darum allein. Wir wollen hier warten, bis der Hof vorbeikommt. Tut dies. Die drei Bittsteller gehen ab. Das sind keine Leute für mich! Wollüstige Dichter brauch ich, flinke Köpfe, Spielleute, die mit ihrem Saitenspiel den schwachen König lenken, wie ich will. Musik und Poesie sind sein Entzücken; drum sorg ich nachts für italienische Masken, Komödien, holden Vortrag, anmutige Bilder. Und tags, wenn er im Parke sich ergeht, sollen meine Pagen sich wie Nymphen kleiden, die Diener Satyrn gleich auf grünem Gras geißfüßig alten Erntereigen tanzen. Dann soll ein hübscher Knabe, dianenenhaft gebaut, mit Haar, das gülden scheint im Wasser, mit Perlenschnüren um den nackten Arm, Olivenzweige scherzend in den Händen, um zu verstecken, was man gerne sieht, in einem Quell sich baden. Dicht dabei soll ein Aktäon, spähend durch den Hain, verwandelt werden durch den Zorn der Göttin, fortstürmend wie ein Hirsch, vor lauter Meute zusammenbrechend, zu verenden scheinen. Derlei gefällt der Majestät am besten. Dort kommt mein Herr und König und der Adel vom Parlament. Ich halt mich abseits. König Eduard, Lancaster, der ältere Mortimer, sein Neffe Mortimer, Kent, Warwick, Pembroke und Gefolge. Lancaster! Majestät! beiseite. Den Grafen Lancaster tu ich verabscheun! Versagt Ihr dies? Trotzdem setz ich es durch; und diese beiden Mortimer, die mich so hemmen, sollen wissen, daß ich unzufrieden. Wenn Ihr uns lieb habt, Herr, haßt Gaveston. beiseite. Der Schurke Mortimer, er stirbt durch mich. Mein Onkel hier, der Graf und auch ich selber beschworen es Eurem Vater, als er starb, daß er nie wiederkehren sollt ins Land; und wißt, Mylord, eh daß ich brech den Eid, soll dies mein Schwert, statt Eurem Feind zu dräun, in seiner Scheide schlafen, wenn Ihrs braucht, und unter Eure Banner tret, wer will, denn Mortimer hängt seinen Harnisch auf. beiseite. Gottes Tod! Nun, Mortimer, dies Wort laß ich dich reun. Ziemt dir zu widersprechen deinem König? Furchst du die Stirne, stolzer Lancaster? Das Schwert soll deiner Stirne Falten glätten und diese Knie fällen, die so steif geworden. Ich fordere Gaveston! Und ihr sollt merken, wie es Gefahr bringt, eurem König trotzen. beiseite. Gut gegeben, Edi! Mylord, was bringt Ihr Eure Peers so auf, die nach Natur Euch ehrten und Euch liebten, bloß wegen jenes niedern Gaveston. Ich hab vier Grafschaften nächst Lancaster: Derby und Salisbury, Lincoln und Leicester. Gern gäb ich die, Sold meinem Heer zu schaffen, eh daß mir Gaveston bleibt in diesem Reich, darum, wär er schon hier, stracks jagt ihn fort! Barone, Grafen, euer Stolz ließ mich verstummen. Jetzt will ich sprechen und zur Sache, hoff ich. Aus meines Vaters Zeit erinnere ich mich, daß Percy, Lord von North, der schwer gereizt war, dem Mowbray trotzte in des Königs Beisein. Das, hätt ihn dieser nicht so sehr geliebt, hätt ihn den Kopf gekostet! Mit einem Blick doch war Percys unbezähmter Sinn gebändigt, und er und Mowbray waren ausgesöhnt. Ihr wagts, dem König ins Gesicht zu trotzen! Du, Bruder, räch es und laß diese Köpfe auf Pfählen ihrer Zungen Vorwitz büßen. Wie! unsere Köpfe! Eure, drum wär es lieb mir, ihr gäbt nach. Halt deinen Zorn im Zügel, edler Mortimer. Ich kann nicht, und ich will nicht. Sprechen muß ich, Vetter. Die Köpfe, denk ich, schützen unsere Hände und köpfen den, der dich uns drohen heißt. Komm, Ohm, wir lassen diesen blöden König und sprechen jetztab mit entblößtem Schwert. Wiltshire hat Mannen, uns den Kopf zu schirmen. Ganz Warwickshire verläßt ihn meinetwegen. Und nordwärts hat Lancaster viele Freunde. Lebt wohl, mein König! Ändert Euren Sinn, sonst schwimmt der Thron, auf dem Ihr sitzen solltet, im Blut, und an dein buhlerisches Haupt prallt deines niedern Lieblings Schmeichelkopf. Alle ab, außer König Eduard, Kent und Gaveston und dem Gefolge. Ich kann dies übermütige Drohn nicht tragen; bin ich denn König, und mein Wort gilt nichts? Zum Kampf entfalte, Bruder, meine Fahnen; ich schlag mich mit den Grafen und Baronen und falle, oder leb mit Gaveston. tritt vor. Ich halt mich länger nicht vor meinem Herrn. Was, Gaveston, du bists! Nein, nicht die Hand: küß mich, mein Gaveston, wie ich dich küsse. Was kniest du hin, weißt du nicht, wer ich bin? Dein Freund, du selbst, ein andrer Gaveston: nicht Hylas war von Herkules betrauert so sehr als du von mir, seit du verbannt warst. Seit ich fortging, litt keine Seel in Höllen mehr Qual als ich, der arme Gaveston. Ich weiß es – Bruder, heißt den Freund willkommen. Jetzt, Schurken Mortimer, verschwört euch nur, und du, hochmütiger Graf von Lancaster. Ich habe meinen Willen, ich sehe dich, und eher soll das Meer mein Land verschlingen, als dich auf einem Schiff von hinnen tragen. Hier mach ich dich zum Lord Erzkämmerling und zum Minister für den Staat und mich, zum Grafen Cornwall und zum Herrn von Man. Weit über meinen Wert gehn diese Würden. Bruder, schon die geringste wär genug für einen Vornehmren als Gaveston. Schweig, Bruder, still, ich dulde die Worte nicht! Dein Wert, Freund, steht weit über meinen Gaben. Drum, auszugleichen dies, empfang mein Herz. Und wirst um diese Würden du beneidet, geb ich dir mehr; denn nur um dich zu ehren, freut Eduard sich des Königsregiments. Bangst du für dich? So sollst du Wachen haben. Brauchst du Gold? Geh in mein Schatzgewölbe. Soll man dich lieben, fürchten? Nimm mein Siegel. Schon und verdamm und heisch in unserem Namen, was deiner Sinne Wünsch und Träume sind. Mich Eurer Liebe freun, ist mir genug, solang ich die hab, schätz ich mich so groß als Cäsar, fahrend durch die Straßen Roms, gefangene Könige vorm Triumphgespann. Der Bischof von Coventry tritt auf. Wohin so schnell, Mylord von Coventry? Die Totenfeier Eurem Vater halten. – Doch ist der schlimme Gaveston zurück?! Ja, Paff, und lebt, um sich an dir zu rächen, da du der Hauptgrund seines Bannes warst. So ists, wärs Achtung nicht vor deinem Kleid, du schlepptest keinen Fuß von diesem Platz. Ich tat nicht mehr, als mir bestimmt zu tun war; und, Gaveston, rief man dich nicht zurück, bring ich jetzt gleich das Parlament in Wut, wie damals, und du sollst zurück nach Frankreich. faßt ihn an. Mit Respekt zu melden, – erlaubt mir gütigst –? Die goldne Mitra weg! Zerreiß die Stola! Salb in der Gosse ihn zum zweitenmal! Halt, Bruder, leg nicht Hand an ihn gewaltsam, denn er beschwert sich bei dem Stuhl von Rom. Mag er Beschwerde führen beim Stuhl der Hölle. Ich will für das Exil an ihm gerächt sein. Nein, schone sein Leben, nimm dafür sein Gut. Sei du der Bischof, zieh die Renten ein, und laß ihn dienen dir als dein Kaplan. Ich geb ihn dir, du brauch ihn, wie du willst. In Haft soll er und dort im Schraubstock sterben. Ja, wie du willst, zum Tower oder Fleet. Für dies Verbrechen sei von Gott verflucht. zu den Dienern. Kommt her, bringt diesen Pfaffen in den Tower. Wahrhaftig, so ists recht! – Doch in der Zwischenzeit geh, Gaveston, und nimm Besitz von seinem Haus und Gut. Komm, folge mir, und meine Wachen sollen für dich es tun und heil dich wiederbringen. Was tut ein Pfaff auch mit so schönem Haus? Ein Kerker paßt zu seiner Heiligkeit. In der Nähe von Westminster. Von der Seite kommen die beiden Mortimer, von der andern Warwick und Lancaster. Es ist richtig, der Bischof ist im Tower, sein Gut und Leben Gaveston gegeben. Wollen sie die Kirche auch tyrannisieren? Ruchloser Fürst! Verfluchter Gaveston! Der Boden hier, durch ihre Spur besudelt, werd vor der Zeit ihr Grab oder das meine. Laßt alberne Franzosen ihn bewachen, ist seine Brust nicht schwertfest, soll er sterben. Warum, Graf Lancaster, schaut Ihr so trüb? Warum ist Guy von Warwick mißvergnügt? Der Schurke Gaveston ward Graf. Ein schöner Graf! Ja, und daneben noch Erzkämmerling, Reichssekretär und Herr von Man. Wir dürfen und wir wollen dies nicht leiden. Was eilen wir nicht, Truppen auszuheben? höhnend. »Mylord von Cornwall« gehts bei jedem Wort, und glücklich ist schon der, den eines Blicks er würdigt, riß er den Hut zur Erde fast. So – Arm in Arm geht er mit seinem König. Noch mehr, die Garde folgt ihm auf den Wink. Der ganze Hof beginnt ihn zu umschmeicheln. So auf des Königs Schulter lehnend, nickt er, kommt wer vorbei, höhnt, oder lächelt gnädig. Und zahlt kein Mensch der Sklavenseele heim? Im Magen liegt er allen, keiner wagt ein Wort. Ach, Lancaster, das zeigt ihre Gemeinheit. Dächten Baron und Grafen so wie ich, wir hätten ihn vom König fortgerissen, am Schloßtor baumelte der Bauer schon, der giftgeschwollen von Eitelkeit und Ehrsucht das Königreich und uns verderben wird. Da kommt Mylord von Canterburys Gnaden. Schon seine Haltung zeigt, er ist verärgert. Der Erzbischof von Canterbury tritt auf mit einem Kurier. Zerfetzt, zerrissen ward sein Priesterkleid, dann legten sie gewaltsam Hand an ihn; dann nahm man ihn in Haft, sein Gut ihm weg: meld das dem Papst; – zu Pferde, fort. Der Bote ab. Mylord, wollt Ihr Euch waffnen gen den König? Was braucht ihr mich? Gott selber steht in Waffen, wenn man Gewalt der heiligen Kirche tut. Verbündet Euch mit uns, die seine Peers, den Gaveston zu bannen oder köpfen. Was sonst, Mylord? Denn nahe gehts mich an; der Bischofsitz von Conventry ist sein. Die Königin Isabella tritt auf. Wohin gehn Eure Majestät so schnell? Tief in die Wälder, edler Mortimer, in Gram und Klagen und in Mißmut leben; denn seht, Mylord, der König übersieht mich, lebt nur der Liebe seines Gaveston. Er streichelt seine Wangen, hängt am Hals ihm und lacht ihn an und flüstert ihm ins Ohr; komm ich, kraust er die Stirn, als wollt er sagen: Geh, wo du willst, du siehst, ich habe ihn. Ist es nicht seltsam, daß er so behext ist? Madame, geht an den Hof zurück; wir werden den schlau-verführerischen Franzmann bannen oder das Leben lassen; eh der Tag kommt, verliert der König seinen Reif; wir haben Macht und Mut dazu, uns voll zu rächen. Erhebt doch nicht das Schwert gen euren König. Nein; Gaveston soll sich vom König heben. Doch nur durch Krieg, sonst bleibt er weiter da. Dann laßt ihn da; lieber als daß mein Herr soll unterdrückt durch Bürgerwirren werden, will ich ein schwermutsvolles Leben fristen und ihn mit seinem Liebling scherzen lassen. Mylords, dies zu erleichtern, hört mich an: – Wir und der Rest, die seine Räte sind, wollen alle ihm in Übereinstimmung bestätigen den Bann mit Schrift und Siegel. Was wir bestätigen, wird der König streichen. Dann haben wir das Recht ihm abzufallen. Doch sagt, Mylord, wo soll die Sitzung sein? Im neuen Tempel. Einverstanden. Und bis dahin lad ich euch alle ein, nach Lambeth mitzugehn und dort zu bleiben. Kommt, laßt uns gehen. Hohe Frau, lebt wohl. Lebt wohl, mein Mortimer, um meinetwillen erhebt die Waffen nicht wider den König. Nein, wenn Worte nützen, sonst muß ichs tun. Alle ab. Gaveston und Kent kommen im Gespräch. Edmund, der mächtige Fürst von Lancaster, der eine Eselslast von Grafenkronen trägt. Die beiden Mortimer, zwei saubere Männer, und Guy von Warwick, der großmächtige Ritter, sind fort nach Lambeth. Laßt sie ruhig dort. Im Thronsaal des Königsschlosses von Westminster. Lancaster, Warwick, Pembroke, der ältere Mortimer, der jüngere Mortimer, der Erzbischof von Canterbury und Gefolge. Hier der Erlaß von Gavestons Verbannung: wollen Eure Lordschaft gütigst unterschreiben? Gebt mir das Blatt! Schnell, schnell, Mylord! Ich sehne mich, meinen Namen hinzuschreiben. Sie unterschreiben einer nach dem andern. Ich sehne mich mehr, ihn fortgebannt zu sehn. Der Name Mortimers erschreck den König, wenn er nicht abläßt von dem niederen Knecht. König Eduard, Gaveston, Kent und ihr Gefolge kommen herein. Der König läßt Gaveston neben sich auf dem Thron sitzen. Wie, seid ihr aufgebracht, daß Gaveston hier sitzt? Es ist unser Wunsch, wir wollen es so. Gut tut Ihr dran, ihn Euch recht nah zu setzen, denn nirgends ist der neue Graf so sicher. Wer wohl von Stande könnt den Anblick tragen! Wie schlecht paßt das zusammen! Seht, wie der Kerl Verachtungsblicke wirft. Schmeichelt der königliche Leu Geziefer? Gemeiner Knecht, der doch wie Phaeton des Sonnenwagens Führung sich vermißt. Ihr Sturz ist da und ihre Macht am Ende! Man soll uns nicht von obenher so anschaun. Legt Hand an den Verräter Mortimer! Legt Hand an den Verräter Gaveston! Ist das die Pflicht, die ihr dem König schuldet? zerrt Gaveston vom Thron. Wir kennen unsere Pflicht, er kenn die Peers. Wohin mit ihm? Halt! Oder ihr sollt sterben. Verräter sind wir nicht, drum droht uns nicht. Nicht drohen! Nein, Mylord, zahlts ihnen heim; wär ich ein König – Hund, was schwatzt du da von einem König? Du, der du von Geburt kaum adlig bist. Und wär er Knecht, wenn er mein Günstling ist, mach ich den Stolzesten vor ihm sich beugen. Herr, so dürft Ihr uns nicht erniedrigen. Hinweg mit dem verhaßten Gaveston. Und mit dem Grafen Kent, der ihn bevorzugt. Reisige bringen Kent und Gaveston hinaus. Dann legt nur gleich die Hand an euren König. Hier, Mortimer, sitz du auf Eduards Thron; Warwick und Lancaster, tragt ihr die Krone. Ward je der König übertrumpft wie ich? Lern du uns besser lenken und das Reich. Für unsre Tat stehn wir mit Herzblut ein. Glaubt Ihr, wir trügen dieses Neulings Hochmut? Zorn, Grimm und Wut verschlägt die Sprache mir. Was seid Ihr so erregt? Hoheit, Geduld! Seht erst, was Eure Räte, wir, getan. Mylords, jetzt laßt uns all entschlossen sein, erreichen, was wir wollen, oder sterben. War das der Zweck, ihr überfrechen Peers? Eh mir mein Gaveston genommen wird, soll diese Insel auf dem Ozean schwimmen und wandern bis zum unbesuchten Indien. Du weißt, daß ich des Papstes Nuntius bin: bei deiner Treue zu dem Römischen Stuhl, setz deine Schrift unter den Bann wie wir. Verflucht ihn, wenn ers weigert, wir wollen dann entthronen ihn, und einen andern wählen. Darauf läuft es hinaus! Ich geb nicht nach, flucht mir, entthront mich, treibts so schlimm ihr könnt! Säumt nicht, mein Fürst, und tut es auf der Stelle. Bedenke, wie der Bischof ward mißhandelt! Entweder bannst du den, der schuld daran, oder ich entbinde diese Lords sogleich von aller Pflicht und Treue gegen dich. beiseite. Mir hilft kein Drohn – so geb ich gute Worte. Laut. Dem Nuntius des Papstes sei willfahren. Mylord, Ihr sollt des Reiches Kanzler sein. Du, Lancaster, der Flotte Admiral, Onkel und Neffe Mortimer seid Grafen! Und Ihr, Lord Warwick, Präsident des Nordens, Zu Pembroke. und du von Wales. Wenn das euch nicht genügt, macht Einzelreiche aus der Monarchie und teilt sie gleicherweise zwischen euch, wenn mir ein Winkel, eine Ecke nur bleibt, mit meinem liebsten Gaveston zu scherzen. Nichts stimmt uns um; wir haben es beschlossen. Kommt, unterschreibt! Was liebt Ihr ihn, den alle Welt so haßt? Weil er mich mehr liebt als die ganze Welt. Ach, rohe nur und wildgesinnte Männer vermöchten meinen Gaveston zu stürzen; ihr, die ihr edelen Bluts, solltet ihn schonen. Ihr, fürstlichen Geblüts, schüttelt ihn ab. Aus Scham schon unterschreibt, und jagt den Lump. So dringt doch in ihn, Lord. Seid Ihr entschlossen, ihn des Lands zu bannen? Ich seh, ich muß, und drum bin ich entschlossen. Anstatt mit Tinte schreibe ich mit Tränen. Er ist um seinen Buben liebeskrank. Der König unterschreibt. Es ist geschehn, und jetzt, verfluchte Hand, fall ab! Gebt! In den Straßen laß ich es verbreiten. Ich seh ihn schleunigst auf den Schub gebracht. Jetzt ist mein Herz erleichtert. Meines auch. Das nenn ich groß Glück fürs gemeine Volk. Und wenn auch nicht, nicht länger weilt er hier. Alle außer König Eduard ab. Wie schnell sie rennen, den ich lieb, zu bannen. Gält es mein Wohl, sie rührten sich nicht so. Wie, soll ein König Spielzeug sein den Pfaffen? Stolzes Rom! das solch hoffärtige Knechte schafft, mit deines Aberglaubens Wachsstocklichtern, von denen deine Götzenkirchen flackern, steck ich die morschen Bauten dir in Brand und zwing die Papstburg, Erdenstaub zu küssen. Den Tiber mach ich schwellen von Pfaffenleichen, mit ihren Gräbern seine Hügel höher; und von den Peers, die so die Pfaffen decken, so wahr ich König bin, bleibt keiner lebend. Gaveston kommt herein. Mylord, ich hör, man tuschelt überall, ich sei verbannt, muß aus dem Lande fliehn. Wahr ists, mein Gaveston. Ach, wär es Lüge! Des Papstes Nuntius ists, der also will. Fort mußt du, oder ich verlier den Thron, doch ich will herrschen um der Rache willen, und darum, süßer Freund, trags in Geduld. Leb, wo du willst, ich schick dir Golds genug, und lang bleibst du nicht fort, und wenn dus tust, komm ich zu dir; gleich stark bleibt meine Liebe. Ward Hoffen mir zu dieser Schmerzeshölle? Zerschneid mein Herz nicht mit zu scharfen Worten! Denn bann ich dich, so bann ich ja mein Selbst! Von hier zu gehen, grämt mich Armen nicht, doch dir entsagen, in des holdem Blick das ganze Heil von Gaveston sich birgt; denn nirgends sonst sucht er Glückseligkeit. Und dieses nur quält meine arme Seele, daß, ob ich will, ob nicht, du scheiden mußt. Sei Irlands Gouverneur an meiner Statt und bleibe, bis das Glück dich heimwärts ruft. Hier nimm mein Bild und laß mich deines tragen. Sie wechseln die Bilder. O, könnt ich halten dich, wie ich dies halte. Wie glücklich wär ich! Und wie bin ich elend! Das ist etwas, so eines Königs Mitleid! Du sollst nicht fort, ich werde dich verstecken. Man wird mich finden und noch schlimmer kränken. Zwiesprach und gutes Wort macht Gram uns größer. Drum laß mit stummem Kuß uns Abschied nehmen. Bleib, Gaveston, ich kann dich so nicht lassen. Für jeden Blick fällt eine Liebesträne. Nun, da ich gehn muß, weck nicht neuen Jammer. Die Zeit ist kurz, wo du noch bleiben darfst, erlaub mir drum, an dir mich satt zu sehn. Komm, süßer Freund, ich bring dich auf den Weg. Die Peers werden die Stirne runzeln. Was kümmert mich ihr Zorn, komm, laß uns gehn. O, daß wir wiederkämen, wie wir gehn. Königin Isabella kommt herein. Wohin, mein Herr? Mach, daß du fortkommst, geh! Französische Metze, schmeichele mich nicht an. Wem sollt ich schmeicheln, wenn dem Gatten nicht? Dem Mortimer, mit dem – unedle Königin, ich sag nicht mehr – denkt Euch den Rest, Mylord. Dies sagend, Gaveston, tust du mir unrecht. Ists nicht genug, daß du den Herrn verdirbst und daß du Kuppler seinen Lastern bist? Mußt du so meine Ehr in Zweifel ziehn? So war es nicht gemeint, verzeiht, Madame! Du bist zu sehr vertraut mit Mortimer. Durch dich ward Gaveston des Lands verwiesen. Ich rate dir, versöhne du die Lords. Wenn nicht, sei niemals mehr mit mir versöhnt. Ihr wißt, es liegt in meiner Macht nicht, Hoheit. Fort dann! Faßt mich nicht an! Komm, Gaveston! Schurke, du bists, der meinen Herrn mir raubt! Madame, Ihr seids, die meinen Herrn mir raubt! Sprich nicht mit ihr! Laß sie sinken, sich grämen. Wodurch wohl, Herr, hab ich dies Wort verdient? Zeugnis die Tränen hier, die ich vergieße, Zeugnis dies Herz, das um dich schmachtend bricht, wie lieb du, Herr, der armen Isabell. Der Himmel sei mein Zeuge, wie lieb du mir bist. Dort weine! Bis Gaveston zurückgerufen, kommst du mir nicht vors Auge, des sei sicher. König Eduard und Gaveston ab. Ich jammernswerte und bedrängte Königin! Ich wollt, es hätte die schöne Circe, als ich aus Frankreich schiffte, auf den Wogen wandelnd verzaubert mich, es wär am Hochzeitstag Hymens Pokal mit Gift gefüllt gewesen, und jene Arme, die den Hals umfingen, hätten erdrosselt mich, daß ich nicht lebte und mich vom König so verlassen sähe! Wie Juno toll, will ich die Erd erfüllen mit Seufzern, Murren und grausigem Geschrei, denn niemals liebte Zeus den Ganymed so sehr wie er den Teufel Gaveston. Doch das wird noch mehr steigern seinen Grimm. Ich muß ihn bitten, gute Worte geben, Zurückzurufen trachten Gaveston. Und doch für immer liebt er Gaveston. Und so bin ich für immer arm und elend. Lancaster, Warwick, Pembroke, der ältere Mortimer und der jüngere Mortimer kommen herein. Seht, wie die Schwester dort von Frankreichs König die Hände ringend sitzt, die Brust sich schlägt. Der König, fürchte ich, hat sie mißhandelt. Hart ist das Herz, das solche Heilige kränkt. Ich weiß, sie weint nur über Gaveston. Ei, er ist weg. Fürstin, wie geht es Euer Gnaden? Ach Mortimer! Jetzt bricht des Königs Haß aus, und er bekennt, daß er mich nicht mehr liebt. Schreit Rache dann, Madame, und liebt ihn auch nicht. Nein, lieber will ich tausend Tode sterben: und doch lieb ich umsonst – mich liebt er niemals. Fürchtet das nicht, nun, da sein Buhler ging, wird seine üppige Laune schnell vergehn. O niemals, Lancaster! Mir ward auferlegt, um seine Rückkehr euch zu bitten. Dies will mein Herr, und dies muß ich vollbringen, wenn nicht verbannt aus seiner Nähe sein. Um seine Rückkehr, Ihr!? Er kommt nicht wieder, wenn nicht die See ihn speit als Leiche aus. So schönen Anblick anzuschaun, gibts keinen, der nicht sein Pferd zu Tode hetzen würde. Doch, Fürstin, wollt Ihr, daß wir heim ihn rufen? Ja, Mortimer, denn bis er nicht entbannt, hat mich des Königs Zorn verbannt vom Hofe, und drum, wenn du mich liebst, mir zugetan bist, sei du bei diesen Peers mein Fürsprecher. Ihr wollt, ich soll des Gaveston Fürsprech sein! Fürsprech für ihn, wer will, ich bin entschlossen. Und ich bins auch: redets der Königin aus. Ach, Lancaster, red ers dem König aus, denn gegen meinen Wunsch kehrt er zurück. Dann sprecht nicht für ihn, laßt den Bauern gehn. Ich spreche für mich selbst und nicht für ihn. Kein Sprechen hilft hier, darum höret auf. Laßt, schöne Königin, ab, den Fisch zu angeln, der, hängt er schon, den schlägt, der ihn für tot hält. Ich meine den eklen Zitteraal, den Gaveston, der jetzt, ich hoffs, schwimmt auf dem Irenmeer. Mein Mortimer, setz dich ein Weilchen her, ich will dir so gewichtige Gründe sagen, daß du in Bälde seiner Rückkunft zustimmst. Es ist unmöglich; aber sprecht Euch aus. Also – nein, niemand außer uns solls hören. – Sie zieht den jüngeren Mortimer beiseite und spricht heimlich mit ihm. Lords, wenn die Königin Mortimer gewinnt, bleibt ihr entschlossen, haltet ihr zu mir? Ich, gegen meinen Neffen, nicht. Keine Furcht, der Königin Wort kann ihn nicht ändern. Nicht? Seht nur an, wie ernst sie sich verwendet. Und seht zugleich, wie kalt sein Blick es abschlägt. Sie lächelt, nun bei Gott, er ist gewonnen. Eher miß ich ihn als Freund, als daß ich zustimm. Gut, wenns nicht anders geht, so mag es sein. Daß mir der widre Bursch von Grund verhaßt, hoff ich, stellen Eure Gnaden nicht in Zweifel. Und drum, wenn ich für seine Rückkehr spreche, ists nicht für ihn, jedoch zu unserem Vorteil; noch mehr zum Heil des Reiches und des Königs. Pfui, Mortimer, entehre dich nicht selbst. Denn wär es so, warum ward er verbannt? Und ist es so, warum zurück ihn rufen? Das heißt, Weiß Schwarz und Nacht zum Tage machen. Mylord von Lancaster, wahret die Rücksicht. In keiner Hinsicht gelten Widersprüche. Hört doch zuvor, wie ers verteidigen kann. Was er auch spricht, ist nichts; wir sind entschlossen. So wünscht ihr nicht, daß Gaveston tot wär? Ich wollt, er wär es. Nun gut, Mylord, erlaubt mir nur zu sprechen. Doch, Neffe, spiele den Sophisten nicht. Was ich betreib, geschieht in heißem Eifer, zu Nutz des Königs, unsrem Land zur Wohlfahrt. Wißt ihr, daß Gaveston einen Haufen Gold hat, in Irland solche Freunde zu erwerben, den Mächtigsten von uns die Stirn zu bieten? Solang er leben wird und so beliebt ist, ists schwer für uns, den Sturz ihm zu bereiten. Hört das nur an, Mylord von Lancaster. – Doch wär er hier, verabscheut wie er ist, wie leicht ist da ein feiler Knecht bestochen, zu grüßen seine Lordschaft mit dem Dolch, und niemand wird den Mörder auch nur tadeln, vielmehr ihn loben für den tapferen Anschlag, eintragen seinen Namen in die Chronik, als Reiniger des Reichs von solcher Pest. Er spricht wahr. Doch wie kommt es, daß dies nicht längst geschehn? Weil man, Mylords, noch nicht daran gedacht hat. Noch mehr; wenn er erkennt, es liegt bei uns, zu bannen ihn und dann zurückzurufen, wird seines Hochmuts Flagge Halbmast stehn, sich scheun, nur den geringsten Peer zu kränken. Doch, Neffe, wie, wenn er es doch nicht tut? Dann haben wir gewissen Grund zum Aufstand. Doch wie wir auch es ausgetragen haben, es ist Treubruch, gen den König aufzustehn. Dann haben wir das Volk auf unserer Seite, das noch vom Vater her zum König hält, doch nicht erträgt, daß so ein über Nacht gewachsner Pilz, wie es Lord Cornwall ist, mehr gilt als wir, die alten Adels sind. Und wenn die Lords sich mit dem Volk vereinen, kann auch der König Gaveston nicht schirmen. Wir reißen ihn von seinem stärksten Halt. Mylords, wenn ich dies auszuführen zu schwach bin, so heißt mich einen Knecht wie Gaveston. Ich stimme unter der Bedingung zu. Und so tut Pembroke. Und ich. Und ich. Durch den Beschluß schätz ich mich höchst befriedigt, und Mortimer steht ganz euch zur Verfügung. Wenn den Gefallen Isabell vergißt, so lebe sie verlassen und verloren. Doch seht, zu guter Stunde kommt zurück mein Herr und König, der den Grafen Cornwall begleitete. Die Nachricht wird ihn freun, doch nicht so sehr wie mich; ich lieb ihn mehr, als er den Gaveston; ach liebt er mich nur halb so sehr, dann wär ich dreimal glücklich. König Eduard kommt trauernd. Er schied, und um sein Scheiden traur ich so. So nah ging Kummer niemals meinem Herzen, wie diese Trennung von dem süßen Freund. Und könnte mein Krongut ihn mir wiederbringen, ich gäb es freier Hand an seine Feinde und schätzte mich reich, so lieben Freund zu kaufen. Horcht, wie er um den Freund die Harfe schlägt! Mein Herz ist wie ein Amboß meinem Kummer, er schlägt drauflos, wie der Zyklopen Hammer, verwirrt mein schwindelig Hirn mit diesem Lärm und macht mich toll um meinen Gaveston. Ach, wär der Höll entstiegen eine Furie und hätt erschlagen mich mit meinem Zepter, als man mich zwang, von Gaveston zu lassen. Teufel auch, wie nennt ihr diese Leidenschaft? Mein gnädiger Herr, ich komm Euch Nachricht bringen. Habt Ihrs fein ausgemacht mit Mortimer? Daß Gaveston zurückgerufen wird. Zurückgerufen – Die Nachricht ist zu süß, um wahr zu sein. Doch werdet Ihr mich lieben, wenn es so ist? Wenn es so ist, was täte Eduard nicht? Für Gaveston, doch nicht für Isabell. Du Schöne, liebst du Gaveston nur; ich hänge dir eine goldene Zunge um den Hals, da du mein Fürsprech warst mit solchem Glücke. Kein anderes Kleinod hängt um meinen Hals als dies, mein Herr, noch gebt mir größeren Reichtum, als ich aus diesem reichen Schatz mag holen – O, wie ein Kuß mich Ärmste aufblühn läßt. Aufs neu nimm diese Hand, und laß dies sein der zweite Ehbund zwischen dir und mir. Und bleib er segensreicher als der erste. Mein edler Herr, sprecht gut zu diesen Peers, die einen gnädigen Blick von Euch erwarten und kniend Eure Majestät begrüßen. Mein tapferer Lancaster, küß deinen König! Wie dichte Nebel vor der Sonne schwinden, so laß den Haß vor deines Königs Anblick. Lebe du mit mir als mein Kamerad. Die Ehrung macht das Herz mir überfroh. Warwick soll Erster meiner Räte sein: dies Silberhaar wird meinen Hof mehr schmücken als Prunk und Seide, Pracht und Stickerei. Schilt mich, mein teurer Warwick, wenn ich irre. Erschlagt mich, Herr, wenn ich Euer Gnaden kränke. Bei feierlichem Umzug und Triumphen, Pembroke, tragt Ihr das Schwert vor Eurem König. Mit diesem Schwert wird Pembroke für Euch fechten. Doch warum tritt Jung Mortimer beiseite? Sei du der Königsflotte Admiral, doch wenn dir dieses hohe Amt nicht ansteht, so mach ich dich zum Lordmarschall des Reiches. Ich zeige Euren Feinden so den Marschall, daß England ruhig bleibt und Ihr gesichert. Was Euch betrifft, Lord Mortimer von Chirke, des Heldentaten im auswärtigen Krieg nicht niederes Amt noch kleinen Dank verdienen: seid Ihr der General der neuen Truppen, die fertig stehn, die Schotten anzufallen. Ihr ehrt mich hoch mit dieser Eurer Gunst, da meinem Wesen Krieg am besten paßt. Nun ist der König Englands reich und stark im Glanz der Liebe seiner höchsten Peers. Ja, Isabell, nie war mein Herz so leicht! Staatsschreiber! Sende flugs die Vollmacht fort an Gaveston nach Irland. Beaumont kommt mit der Vollmacht. Beaumont, flieg wie Iris oder Jupiters Merkur. Es soll geschehen, mein gnädiger Herr. Wir lassen Euch dem Amt, Lord Mortimer. Laßt uns hinein, dies königlich zu feiern. Wenn unser Freund, der Graf von Cornwall kommt, soll großes Lanzenstechen und Turnier und dann sein Hochzeitsfest gehalten sein. Denn, wißt ihr schon, ich habe ihn versprochen an meine Nichte, Herzog Glosters Erbin. Wir hörten schon davon, Mylord! Wenn nicht für ihn, so tu es mir zulieb, der ich herausgefordert zu dem Wettkampf, spart Kosten nicht, wir lohnens Eurer Liebe. Hier und in allem gebiet uns Eure Hoheit. Dank, edler Warwick, kommt und laßt uns tafeln! Alle ins Schloß, außer den beiden Mortimers. Neffe, ich muß nach Schottland: du bleibst hier. Laß ab, dem König dich zu widersetzen. Du siehst, er ist von Haus aus mild und sanft, und da sein Herz an Gaveston so hängt, laß ihm ohn Überwachung seinen Willen. Die größten Könige hatten ihre Minnions. Der große Alexander liebte Hephästion; der Sieger Herkules weinte um Hylas; und um Patroklos ward Achilles krank. Und Könige nicht allein, auch weise Männer: der Römer Tullius liebte Octavius, und Sokrates den Alkibiades. Drum laßt dem König, dessen Jugend lenksam und doch verspricht, soviel wir wünschen können, den Spaß an diesem eitelen Narrengrafen, denn reifere Zeit entwöhnt ihn solchen Tands. Ohm, sein verbuhlter Sinn verdrießt mich nicht, nur dies, daß ein so tief Geborener durch seines Herrschers Gunst so frech sich auswächst, den Schatz des Reichs in Saus und Braus vertut, da doch die Söldner mangels Soldes meutern. Er trägt die Rente eines Lords am Buckel, und Midas gleich stolziert er her bei Hof, ausländisch Lumpenpack läuft hinter ihm, hoffärtig und phantastisch aufgedonnert, als käme Proteus' Vielgestalt daher. Nie sah ich einen Geck so rausgeputzt: er trägt ein welsch Kapuzenmäntelchen, perlengestickt; an der toskanischen Kappe ein Kleinod, köstlicher als eine Krone. – Gehn andere unten, lachen aus dem Fenster er und der König über unsereins, verspotten höhnisch unseren Gang und Anzug. Onkel, das ist es, was mich so unwirsch macht. Wenn ihr doch seht, der König ist jetzt anders? Dann bin auch ich es und steh zu seinen Diensten. Doch habe ich noch Schwert und Herz und Hand, ergebe ich mich keinem solchen Streber. Ihr kennt mich nun. – Kommt, Onkel, laßt uns gehen. Beide ab. Halle im Schloß des Grafen Gloucester. Baldock und der jüngere Spencer. Spencer, da unser Herr, der Graf von Gloster tot ist, wem von den Adligen willst du jetzt dienen? Nicht Mortimer, noch einem seines Anhangs, dieweil er und der König Feinde sind. Baldock, glaub mir, ein aufsässiger Lord tut kaum sich selber gut, geschweige uns; doch wer in Gunst bei einem König steht, kann uns mit einem Wort fürs Leben fördern: der freigebige Graf von Cornwall ist das Glück, an dem die Hoffnung Spencers hängt. Wie, willst du etwa sein Gefolgmann werden? Nein, sein Verbündeter, er liebt mich sehr und wird beim König mich in Vorschlag bringen. Er ist verbannt, drum schlecht auf ihn zu baun. Vorläufig wohl, doch, Baldock, denke weiter, ein Freund von mir erzählte mir vertraulich, daß er entbannt und heimgerufen sei, und gerade eben kam vom Hof ein Bote mit Post vom König an unsere Herrin. Sie las sie lächelnd, darum glaub ich, daß es ihren Liebsten, Gaveston betraf. So sieht es aus; denn seit er in Verbannung, ging sie nicht aus und ließ sich nirgends sehn. Ich glaubte die Verlobung abgebrochen, und daß der Bann ihr Herz verändert hätte. Des Fräuleins erste Lieb ist schwankend nicht. Mein Haupt für deins, sie nimmt den Gaveston. Dann hoff auch ich zu steigen, war ich doch Hofmeister ihr seit ihrer Kinderzeit. Dann, Baldock, leg mir den Magister ab und lern die Cour zu machen wie ein Herr: kein schwarzer Rock und keine kleine Krause, kein samtverbrämter Mantel vorn mit Beffchen, die Nas im Blumenstrauß den ganzen Tag, oder das Schnupftuch in den Händen drehn, und lange Gratias nach Tische beten, vor jedem Noblen krumme Knie machen oder gesenkten Blicks zu Boden starren und sagen: »Gehorsamst Euer Gnaden Diener,« das alles bringt euch nicht die Gunst des Großen. Seid vielmehr stolz, kühn, heiter, resolut und dann und wann stecht zu, wenns angebracht ist. Spencer, du weißt, ich hasse solchen Formenkram und brauch ihn nur aus purer Heuchelei. Mein alter Herr war so genau sein Lebtag, daß er an meinen Knöpfen Anstoß nahm und sie, die Nadelköpfen gleich, zu groß schalt, was mich zum Pfarrer in der Kleidung machte, trotzdem ich eigentlich ein üppiger Bursch bin und aufgelegt zu jedem Schlingelstreich. Ich bin nicht ein gewöhnlicher Pedant, ich! – der nichts herausbringt ohne: Propterea Quod. Doch einer, der da sagt: Quandoquidem und ganz besonders trefflich konjugiert. Laß diese Scherze, denn Mylady kommt. König Eduards Nichte tritt auf. Der Gram um sein Exil war nicht so groß als jetzt die Freude über seine Heimkehr. Mein süßer Gaveston schrieb diesen Brief. Was brauchst du so dich, Lieber, zu entschuldigen, ich weiß, du konntest auf Besuch nicht kommen. Sie liest aus dem Brief. »Ich bleib nicht lange fern, seis denn, ich stürbe,« dies zeigt die ganze Liebe meines Herrn. Sie liest weiter. »Verlaß ich Dich, so treffe Tod mein Herz.« Du ruhe hier, wo Gaveston ruhen sollte. Sie steckt den Brief in das Mieder. Nun zu dem Brief von meinem Herrn und König. Er will, daß ich bei Hof erscheinen soll, zu treffen Gaveston. Was zaudere ich, da er von meinem Hochzeitstage spricht? Wer da? Du, Baldock? Bestelle meinen Wagen, ich muß fort. Es soll geschehen, gnädiges Fräulein. Und triff mich alsogleich am Wildzaun wieder. Baldock ab. Spencer, bleibe da und leiste mir Gesellschaft, ich habe frohe Botschaft dir zu sagen. Mylord von Cornwall kehrt bereits zurück und wird zugleich mit uns am Hofe sein. Ich wußte, der König würd ihn wieder rufen. Wenn alles so geht, wie ich es erhoffe, will deiner Dienste, Spencer, ich gedenken. Ich danke untertänigst Euch, Mylady. Komm, geh voran! Ich schmachte, bis ich dort bin. Schloß Tynemouth. König Eduard, Königin Isabella, Kent, Lancaster der jüngere Mortimer, Warwick, Pembroke, Gefolge. Der Wind ist gut, ich staune, daß er ausbleibt, ich fürchte, daß er Schiffbruch litt zur See. Sieh, Lancaster, wie aufgeregt er ist, noch immer steht sein Sinn nach seinem Liebling. Hoheit! Was gibt es, wie? Ist Gaveston gekommen? Nur Gaveston stets! Wie meinen Euer Gnaden? Ihr habt an Wichtigeres jetzt zu denken. Denn in die Normandie fiel Frankreichs Fürst. Pah! den vertreiben wir, wenns uns beliebt. Doch sag mir, Mortimer, wie ist dein Wahlspruch beim festlichen Turnier, das wir verfügten? Ganz einfach ist er, Herr, nicht wert der Rede. Laß mich ihn wissen, bitte. Gut, da ich Eure Neugier seh, so ist er: Ein stolzer Zedernbaum in voller Blüte, in dessen Wipfel Königsadler hausen, in dessen Borke jedoch der Wurmfraß aufkriecht und bis zum höchsten Ast emporgelangt, das Motto: Aeque tandem! Und was ist Eurer, Lord von Lancaster? Der meine ist schlichter noch als Mortimers: Plinius erzählt von einem Flügelfisch, den all die anderen Fische tödlich hassen, der drum verfolgt zur Luft die Zuflucht nimmt. Kaum fliegt er auf, erscheint ein richtiger Vogel und faßt ihn: diesen Fisch, Herr, nehm ich als Devise. Das Motto heißt: Ubique mors est! Hochmütiger Mortimer, unedler Lancaster, ist das die Treue gegen euren Lehnsherrn? Ist dies die Frucht, die die Versöhnung trägt, könnt ihr in Worten eure Freundschaft zeigen und auf dem Schild mit euren Ränken prunken? Dünkt euch das nicht ein tückisches Libell gen meinen Bruder und den Graf von Cornwall? Der König fährt wütend auf. Sei ruhig, mein Gatte! Alle lieben dich. Der liebt mich nicht, der Gaveston mir haßt. Ich bin die Zeder, rüttelt nicht zu stark; und ihr die Adler, schwingt euch nicht zu hoch, Handriemen hab ich, euch herabzuziehen, und Aeque tandem sei des Wurmes Kriegsruf zum Trotz dem stolzesten Lord Britanniens. Trotzdem du ihn dem Flügelfisch vergleichst und Tod ihm drohest, steigt er oder fällt, wird ihn das größte Ungetüm der See, die ekelste Harpyie nicht verschlingen. Wenn er ihn in der Ferne so begünstigt, was wird er tun, wenn er zugegen ist? Wir werden sehn. Sieh, seine Lordschaft kommt! Gaveston tritt auf. Mein Gaveston, willkommen! Willkommen deinem Freund in Tynemouth! Der Trennungsschmerz ließ mich vor Gram vergehn, denn wie der schönen Danae Verehrer, als sie in einen Turm von Erz gesperrt war, sie mehr begehrten und in Zorn gerieten, so gings mit mir: dafür ist jetzt dein Anblick weit süßer, als dein Scheiden bitter war und tief beschwerlich für mein schluchzend Herz. Mein lieber Herr, dein Wort kommt mir zuvor, doch hab ich Worte noch, mein Glück zu schildern. Der Schäfer, starr von Winters Wut und Kälte, frohlockt nicht mehr, sieht er den bunten Lenz, als ich beim Anblick Eurer Majestät. Will keiner meinen Gaveston begrüßen? Alle durcheinander. Begrüßen, ja: willkommen, Kämmerling! Willkommen sei der gute Graf von Cornwall! Willkommen, Statthalter der Insel Man! Willkommen, Herr Staatssekretär! Bruder, hörst du sie? Wie diese Lords mich immer noch behandeln! Herr, ich ertrage diesen Schimpf nicht länger! O weh mir Ärmsten, wenn die Streit bekommen! Stopf ihnen 's Maul, dazu geb ich dir Vollmacht. Gemeine, dumme Grafen, Standestolle, geht, bleibt zu Haus, freßt eurer Pächter Rindfleisch und kommt nicht her, um Gaveston zu höhnen, des hoher Sinn niemals so niedrig kroch, um einen Blick nur Kerls wie euch zu schenken. Doch dies für Euch zu tun, verschmäh ich nicht. Zieht den Degen und will Gaveston erstechen. Verrat, Verrat! Wo ist der Hochverräter? Hier, hier! Schafft Gaveston von hier, sie morden ihn! Dein Leben zahlt für diese stinkige Schmach. Das deine, Schuft, verfehl ich nicht mein Ziel. Verwundet Gaveston. Weh, toller Mortimer, was tatest du? Nicht mehr, als ich verträte, wär er hin. Gaveston wird hinausgeleitet. Doch mehr, als du vermagst, obgleich er lebt; schwer sollt ihr beide den Verrat mir büßen. Aus meinen Augen! Bleibt vom Hofe fern. Man sperrt mir nicht den Hof ob Gaveston! Wir schleppen an den Ohren ihn zum Richtblock! Paßt auf die eigenen Häupter, seins sitzt fest! Paßt Ihr auf Euren Reif, wenn Ihr ihn schützt! Warwick, dies Wort paßt schlecht zu deinen Jahren. Nein! Alle wollen sich gegen mich verschwören, doch lebe ich, tret ich auf ihre Köpfe, die mich mit Trotzen zu zertreten glauben. Komm, Edmund, fort, und laß uns Truppen werben. Nur Krieg kann dieses Adels Hochmut beugen. König Eduard, Königin Isabella und Kent treten ab. Fort, auf die Schlösser, denn der König zürnt! So zürn er doch, erstick er doch vor Wut! Vetter, jetzt ist mit ihm nichts anzufangen, er glaubt, er beugt uns mit Gewalt der Waffen, und darum laßt uns alle hier geloben, Gaveston bis zum Tode zu verfolgen. Beim Himmel, der verworfene Schuft soll sterben. Ich will sein Blut und such es bis zum Tod. Den gleichen Schwur schwört Pembroke. Und so auch Lancaster. Herolde schickt, den König herauszufordern, und laßt das Volk ihn abzusetzen schwören. Ein Bote kommt. Briefe, von wo? Mylord, von Schottland. Gibt Mortimer den Brief. Nun, Vetter, sprecht, wie gehts all unseren Freunden? Mein Onkel ward gefangen von den Schotten. Wir kaufen los ihn, Freund, sei guten Mutes. Fünftausend Pfund beträgt das Lösegeld, wer anders könnte zahlen als der König? Da er gefangen ward in seinem Krieg. Ich geh zum König. Tus, Vetter, und ich leiste dir Gesellschaft. Indessen wollen Pembroke und ich selbst jetzt nach Newcastle gehn und Truppen sammeln. Gut denn! Betreibet dies, wir folgen euch. Entschlossen seid und voll Verschwiegenheit. Ich steh Euch dafür ein. Wenn, Vetter, er ihn nun nicht auslösen will, so donnere ich solch Getöse ihm ins Ohr, wie niemals ein Vasall tat seinem König. Gut! Ich spiele meine Rolle! Hallo, wer da? Sie wollen ins Schloß und werden von einer Wache aufgehalten. Wahrhaftig, so eine Wache hat ihr Gutes! Geht voran! Mylords, wo wollt ihr hin? Wohin denn anders als zum König! Die Majestät wünscht jetzt allein zu sein. Ei, mag sies doch, wir aber wollen sie sprechen. Herr, Ihr dürft nicht hinein! Dürfen nicht? König Eduard und Kent kommen heraus. Was solls? Was für ein Lärm? Wer kommt da? Seid ihr es? Will wieder hineingehen. Nein, bleibt nur, Herr, ich komm mit Neuigkeiten: mein Onkel ward gefangen von den Schotten. So kauf ihn los! Es war in Eurem Krieg, kauft Ihr ihn los! Ihr werdet ihn loskaufen, oder sonst – Wie, Mortimer, Ihr droht doch etwa nicht! Beruhigt Euch, Ihr könnt das Staatssiegel haben, um damit im Reich für ihn zu sammeln. Das lehrt Euch Euer Liebling Gaveston. Mylord, der Mortimer Familie ist so arm doch nicht; verkauften sie ihr Land, würb Truppen es genug wohl, Euch zu ärgern. Wir betteln nie, seis denn mit solchen Bitten. Soll ich noch lange so belästigt werden? Wohl, da Ihr grad allein, sag ich die Meinung. Und so tu ichs, und dann, Mylord, fahrt wohl. Eitele Triumphe, Masken, Wollustspiele, verschwenderische Gaben Gaveston gespendet, vertrockneten den Schatz, erschlafften dich. Das murrende Volk fällt überlastet ab. Hüt dich vor Aufruhr, hüt dich vor Entthronung. Aus Frankreich sind die Truppen ausgetrieben und liegen fluchend, lahm und arm vorm Tor. Der wilde Oneyl schwärmt mit irischem Kernvolk und lebt auf Englands Boden unbehindert. Bis an die Mauern Yorks fallen Schotten ein und treiben reiche Beute ohne Kampf fort. Der stolze Däne schaltet im Kanal, da deine Schiff' im Hafen abgetakelt. Welch fremder Fürst schickt dir noch Botschafter? Wer liebt dich, als solch schmeichlerisches Pack. Die edele Königin, Valois einzige Schwester, klagt, daß du völlig sie verlassen habest. Dein Hof steht leer, da er verwaist von denen, die Könige glorreich vor der Welt erhöhn; ich meine die Peers, die sehr du lieben solltest. Hohnlieder singt die Straße gegen dich, Balladen reimt das Volk auf deinen Fall. Im Norden rennt das Grenzvolk hin und her, sieht Häuser brennen, Weib und Kind erschlagen und flucht dem Gaveston und deinem Namen. Wann wärst ins Feld mit Bannern du gezogen? Einmal! Da gingen die Soldaten wie die Gaukler in Prunkgewändern, nicht in Panzern – und du, beschmutzt mit Gold, rittst lachend mit dem Rest und schütteltest des Helmes Funkelkrone, der Damenpfänder prahlend niederhingen. Und daher kam es, daß der Schotten Hohn zu Englands Hochverdruß den Spottvers machte: Singt hämisch. »Mädchen von Engeland, tief mögt ihr trauern, Eure Buhlen verlort ihr vor Bannocksbourns Mauern, Weint hu und ho und ha! Was wähnet der König von Engeland, So schnell zu gewinnen der Schotten Land Mit hüh und hopsasa.« Wigmore geht drauf, den Onkel zu befrein. Und geht es drauf, erstreiten wir uns mehr. Zu König Eduard. Bist du erzürnt, so räch es, wie du kannst, wir sehn uns bald, wenn unsere Fahnen wehn. Ab mit dem jüngeren Mortimer. Mein schwellend Herz bricht noch vor lauter Ärger! Wie oft ward ich von diesen Peers gereizt, und wie räch ichs, denn ihre Macht ist groß. Doch soll das Krähn von diesen jungen Hähnen den Löwen schrecken? Eduard, zeig die Krallen und still die Wut in ihrem Lebensblut. Wenn grausam ich und zum Tyrannen werde, laß sie sichs danken, Reue kommt zu spät. Kent tritt auf. Ich sehe, Herr, dein Hang zu Gaveston wird der Ruin des Reiches und der deine, schon drohn in ihrer Wut mit Krieg die Großen, und darum, Bruder, banne ihn für immer. Bist du ein Feind von meinem Gaveston? Ja, ich beklage, daß ich für ihn eintrat. Verräter, geh, klag du mit Mortimer. Das will ich lieber als mit Gaveston. Mir aus den Augen, fall mir nicht mehr lästig. Kein Wunder, daß die edelen Lords du höhnst, wenn ich, dein Bruder, so verstoßen werde. Kent ab. Hinaus! Mein Gaveston, du hast nur mich zum Freunde. Laß sie, wir leben hier in Tynemouth, und so geh ich mit ihm rund um die Wälle. Was schiert mich, ob die Grafen uns belagern. Hier kommt die Ursach alles dieses Zanks. Königin Isabella tritt auf mit König Eduards Nichte, zwei Hofdamen, Baldock und dem jüngeren Spencer. Mylord, es heißt, die Grafen ständen auf. Ja, und es heißt auch, daß Ihr mit im Bunde. So habt Ihr weiter im Verdacht mich grundlos? Mein Ohm, sprecht freundlicher zur Königin. leise. Mylord, macht Ihr was vor, sprecht gütig zu ihr. Verzeihung, Lieb, ich hatte mich vergessen. Verzeihung gibt Euch Isabella schnell. Der jüngere Mortimer ward also dreist, daß er mir Bürgerkriege ins Gesicht droht. Warum schickt Ihr ihn in den Tower nicht? Ich wag es nicht, er ist beim Volk beliebt. leise. Wie, was? Dann lassen wir ihn heimlich töten. Ich wollt, es tränken er und Lancaster aus einer Schale Gift sich Wohlsein zu. Doch laß sie gehn und sag, wer diese sind. Zwei Diener meines Vaters, da er lebte; ich bitt Euch, Herr, nehmt Ihr sie bei Euch auf. zu Baldock. Sag mir, woher stammst du und wie dein Wappen? Mein Nam ist Baldock, meinen Adel leit ich von Oxford her und nicht vom Heroldsamt. So besser taugt Ihr, Baldock, meinem Dienst. Dient mir, ich sorg dafür, daß Euch nichts fehle. Ich danke untertänigst Eurer Majestät. auf Spencer zeigend. Kennst du ihn, Gaveston? Gewiß doch, Herr. Sein Nam ist Spencer, er ist angesehn, um meinetwillen nehmt ihn gnädigst an. Schwer findet Ihr jemand von mehr Verdiensten. Dann, Spencer, dient mir, seinetwegen will ich Euch noch mehr ehren als bislang. Es kann kein höheres Glück mir widerfahren, als daß mich Eure Majestät erhöht. Heut, Base, feiern wir euer Hochzeitsfest. Du, Gaveston, bedenk, wie ich dich liebe, dich meiner Nichte, des verstorbenen Grafen Glosters alleinigen Erbin, zu vermählen. Ich weiß, ich werd im Magen vielen liegen, doch acht ich ihre Liebe nicht, noch Haß. Halsstarrige Lords sollen mir die Macht nicht kürzen. Groß sei, dens mich gelüstet zu begnaden. Komm, laß uns gehn, und wenn die Hochzeit aus ist, auf die Rebellen! und ihre Spießgesellen! In der Nähe von Schloß Tynemouth. Kent, Lancaster, der jüngere Mortimer, Warwick, Pembroke und andere treten auf. Mylords, aus Lieb zu unserem Vaterland verlaß den König ich und komm zu euch. In eurem Streite für des Reiches Wohlfahrt will ich der erste sein, ders Leben wagt. Ich fürcht, Ihr seid aus Arglist hergesandt, um uns durch falsche Freundschaft zu vernichten. Er ist Euer Bruder; müssen wir das Schlimmste annehmen nicht und zweifeln an dem Abfall? Die Ehre sei mir Bürge meiner Treue, wenn das Euch nicht genügt, lebt wohl, Mylord. Halt, Edmund, niemals war Plantagenet falsch seinem Wort, und darum traun wir dir. Was ist der Grund, daß Ihr ihn jetzt verlaßt? Dem Grafen Lancaster vertraut ich ihn. Und das genügt. Und nun, Mylords, vernehmt: Daß Gaveston heimlich eingetroffen ist und hier in Tynemouth mit dem König tändelt, laßt uns mit unserem Volk die Wäll erklimmen und plötzlich unversehns sie überfallen. Ich geh zum Sturm vor! Und ich folge dir! Hier, die zerfetzte Fahne meiner Ahnen, die an des Totenmeeres Ufern wehte, woher mit Namen Mortimer wir heißen, will ich auf dieses Schlosses Mauern tragen. Trommeln, schlagt Sturm, jagt sie vom Spiel auf und läutet Gaveston die Totenglocke. Daß keiner mir den König grausam anrühr, doch schont nicht Gavestons noch seiner Freunde. Innerhalb Schloß Tynemouth. König Eduard und der jüngere Spencer treten von verschiedenen Seiten auf. O sagt mir, Spencer, wo ist Gaveston? Ich fürcht, er ist erschlagen, gnädiger Herr. Nein, hier kommt er, nun laß sie rauben, morden! Königin Isabella, die Nichte des Königs, Gaveston und andere Edle treten auf. Flieht, flieht, Mylords, die Grafen siegen. Nehmt Schiffe, fort nach Scarborough. Spencer und ich wollen schnell zu Lande fort. O bleibet, Herr, sie werden Euch nichts tun. Ich traue ihnen nicht, fort, Gaveston. König Eduard nimmt von allen Abschied außer der Königin. Herr, lebt wohl! zur Nichte. Mylady, lebet wohl! Lebt, lieber Onkel, wohl! auf Wiedersehn! Leb wohl, mein Gaveston, lebt, Nichte, wohl. Kein Lebewohl für deine arme Isabell? Um deines Buhlen Mortimers willen doch! Alle ab, außer der Königin. Der Himmel zeuge, daß ich dich nur liebe, von meinen Armen bricht er so davon. Ach, daß sie durch die ganze Insel reichten, daß sie ihn fassen könnten, wo ich wollte, daß diese Tränen, die dem Aug enttropfen, sein steinern Herz zu schmelzen mächtig wären, daß, hielt ich ihn, wir niemals wieder schieden. Lancaster, Warwick, der jüngere Mortimer und andere Lords. Alarmtrommeln. Ich staune, daß er floh. Wer da, die Königin? Ja, Mortimer, die unglückselige Königin, ihr Herz verdirbt durch innere Qual und Pein, ihr Leib verfällt vor stetem Gram und Leid, müd sind die Hände, meinen Herrn zu halten von Gaveston, dem schlimmen Gaveston. Und allumsonst, denn sprech ich freundlich zu ihm, kehrt er sich weg und lächelt seinem Liebling. Hört auf zu jammern, sagt, wo ist der König? Was wollt ihr mit dem König, sucht ihr ihn? Nein, gnädige Frau, nur den verfluchten Gaveston. Fern sei es den Gedanken Lancasters, sich seinem Herren mit Gewalt zu nahn, wir wollen das Reich von Gaveston befrein. Sagt uns, wo er verblieb, und er soll sterben. Nach Scarborough ist er zu Schiff gegangen, verfolgt ihn schnell, dann kann er nicht entweichen; der König ließ ihn, und sein Troß ist klein. Versäum dich nicht, Freund Lancaster, wir gehn. Wie kam es, daß der König und er schieden? Damit so euer Heer, das ihr geteilt, geringere Stärke hab und durch die Streitmacht, die er sofort zu sammeln vorhat, leicht geschlagen werde; darum macht euch auf. Ein flämisch Lichterschiff schwimmt hier im Fluß. Gehn wir an Bord ihm nach mit vollen Segeln! Der Wind, der ihn entführt, füllt unsere Segel. Kommt, kommt an Bord, es ist nur eine Stunde. Bleibt Ihr, Madame, hier in dem Schloß? Nein, Mortimer, ich will zu meinem Herrn. Nein, segelt lieber mit nach Scarborough! Ihr wißt, der König ist so voller Mißtraun, daß, hört er nur, ich hab zu Euch gesprochen, er meine Ehre gleich in Frage stellt, und darum, edeler Mortimer, lebt wohl! Madame, ich kann Euch keine Antwort stehn, doch denkt von Mortimer, wie ers verdient. Alle ab ohne Isabella. So gut hast dus verdient, mein Mortimer, daß Isabell stets mit dir leben könnte, umsonst wart ich auf Lieb an Eduards Hand, sein Aug ist nur auf Gaveston gerichtet. Noch einmal will mit Bitten ich ihn drängen, doch wenn er fremd tut, meines Worts nicht achtet, will ich mit meinem Sohn nach Frankreich fahren und vor dem König, meinem Bruder, klagen, wie Gaveston mich seiner Lieb beraubte, und dennoch hoff ich, daß mein Kummer ende und dieser Glückstag Gaveston erschlage. Offenes Feld. Gaveston auf der Flucht. Doch, muntere Lords, entkam ich euren Händen, dem Lärmen, Drohn und eurer heißen Hetze. Obschon getrennt von Eduards Augen lebt Pierce von Gaveston unüberwunden, in Hoffnung atmend, trotz euch wilden Bärten, die ihr rebellisch eurem König nachsetzt, noch einmal meinen Souverän zu sehn. Warwick, Lancaster, Pembroke, der jüngere Mortimer, Soldaten und andere Begleiter Pembrokes. Auf ihn, Soldaten! Nehmt die Waffen ihm! Du eiteler Friedensstörer deines Landes, Verführer deines Königs, Grund der Zwietracht, gemeiner Schmeichler, nieder! Wärs nicht schmählich, ja schmählich ehrlos nicht für einen Krieger, du stürbst gleich hier durch dieses Schwertes Spitze und wälztest dich in deinem schmutzigen Blut. Verworfener! Der, wie die griechische Metze, zu den Waffen, zu blutigen Kriegen kühne Kämpen schleppte, erhoff kein anderes Schicksal, Schuft, den Tod! Der König ist nicht hier, um dich zu schirmen. Lancaster, was sprichst du mit dem Sklaven. Soldaten, führt ihn weg! Bei meinem Schwert, sein Kopf soll ab! Und, Gaveston, ein kurzer Prozeß entscheidet deinen Fall. Zum Heil des Lands wird hier ein streng Gericht gehalten über dich. Hängt ihn an einen Ast. Mylord! macht eine Geste des Kopfabschlagens. Soldaten, schafft ihn weg. Denn da du eines Königs Liebling warst, sollst du von uns noch so viel Ehre haben. Ich danke euch, Mylords, doch ich bekenne: daß Köpfen eins ist, Hängen ist das andere, und Tod ist alles. Arundel tritt auf. Was gibts, Lord Arundel? Der König Eduard grüßt durch mich euch alle. Sage deine Botschaft, Arundel. Die Majestät, da sie vernahm, ihr hättet Gaveston, ersucht durch mich euch, einmal nur noch ihn vorm Tode sehn zu dürfen, denn so sagt sie, und schickt ihr Wort, sie weiß, daß jener stirbt. Und wenn ihr so weit ihr entgegenkämt, so will sie dankbar sein für den Gefallen. Was sollen wir tun? Ruhmvoller Eduard, wie dein Name den armen Gaveston belebt. Nein, das braucht er nicht. Wir kommen ihm entgegen in anderen Dingen; hier muß er vergeben. Soldaten, fort mit ihm. Wie, Lord von Warwick, soll dieser Aufschub mir nicht Hoffnung zeigen! Ich weiß es, Lords, ihr wollt mir an das Leben, doch tut dem König Eduard diesen Willen. Willst du entscheiden, was uns zu tun ansteht? Soldaten, fort mit ihm! So wollen wir des Königs Willen tun: wir senden ihm dein Haupt, drauf spend er Tränen, denn das ist alles, was von Gaveston er haben soll und seinem toten Körper. Nicht so, Mylord, er spendete vielleicht ihn zu begraben mehr, als je er einnahm. Mylord, es ist der Wunsch der Majestät, und bei der königlichen Ehre schwört sie, sie will ihn sprechen nur, dann wiedersenden. Wann! Weißt dus, Arundel? Wir sicher nicht! Er, der die Sorge um sein Reich hintanstellt und seine Lords in diese Lage bringt, für Gaveston wird er, sieht er ihn wieder, ein jed Versprechen brechen, ihn zu halten. Wenn ihr mißtraut, daß er sein Wort euch hält, will ich persönlich für die Rückkehr haften. Wie ehrenhaft von dir, dies anzubieten; doch da man weiß, daß du ein edeler Herr, wollen wir dich kränken nicht, noch auch dich töten, dich, einen Ehrenmann an Diebes Stelle. Wie, Mortimer, das find ich niederträchtig. Fort, du gemeiner Knecht und Königsschänder, zank dich mit deinesgleichen und Konsorten. Lord Mortimer, und all ihr andern Lords, des Königs Wünsche hierin zu erfüllen, betreffs der Sendung dieses Gaveston, da Seine Majestät so ernstlich wünscht, den Mann vor seinem Tod nochmal zu sehn, will ich auf meine Ehr es übernehmen, ihn hin und wieder auch zurück zu bringen, vorausgesetzt, daß Ihr, Lord Arundel, wollt mit uns gehn. Pembroke, was willst du tun? Mehr Blut vergießen noch? Ists nicht genug, daß wir ihn haben; müssen wir ihn nun freilassen wie nen schlechten Witz: futsch ist er! Ich möchte nicht euer Gnaden überbetteln, doch anvertraut ihr Pembroke den Gefangenen, bei meinem Eid, ich werd ihn wiederbringen. Mylord von Lancaster, was sagt Ihr hierzu? Gut, sag ich, er geh auf Pembrokes Wort. Und Ihr, Lord Mortimer? Und Ihr, Lord Warwick? Nein! – Tut, wie ihr wollt, ich weiß, was daraus kommt. Dann gebt ihn mir. Mein süßer Herr, ich komme, dich vor dem Tod zu sehn. beiseite. Vielleicht doch nicht! trägt Warwicks Witz und List den Sieg davon. Lord Pembroke, hier, wir übergeben ihn Euch. Bringt ihn zurück auf Ehre. – Blast und fort. Alle ab außer Pembroke, Arundel, Gaveston, James und andere Begleiter Pembrokes. Lord Arundel, Ihr solltet mit mir gehn, mein Haus ist nah, ein wenig ab vom Weg. Doch unsere Leute mögen fürbaß ziehn. Die wir zu Weibern hübsche Hürchen haben, wir sollten, Herr, sie ungeküßt nicht lassen. Ihr sprecht sehr freundlich, edeler Lord von Pembroke, und habt da einen starken Zauberstein, der einen Fürsten locken könnte. Ganz recht, Mylord, komm hierher, James, ich übergebe dir den Gaveston. Sei du heut nacht sein Wächter. Gegen Morgen wollen wir dich deines Amts entamten. – Geh nur. Unseliger Gaveston, wohin gehst du nun? Mylord, wir werden bald in Cobham sein. Mit Gaveston und den Begleitern ab. An einer anderen Stelle im offenen Felde. Gaveston klagend und James und andere Begleiter Pembrokes. Meineidiger Warwick, so den Freund zu kränken. Sie trachten Euch mit Waffen nach dem Leben. Muß ich in Banden sterben, wehrlos fallen? Muß dieser Tag des Lebens letzter sein? Mitten in meinem Glück? Seid Männer ihr, so eilt zum König. Warwick tritt mit Bewaffneten auf. Sträubt euch nicht länger, Leute von Lord Pembroke, ich will den Gaveston. Euer Lordschaft tut sich selber Unehr an und kränken unseren Herrn und Euren Freund. Nein, James, ich diene meines Landes Heil. Geht, faßt den Schuft, Soldaten, kommt mit fort, wir machens kurz. Empfehlt mich Eurem Herrn, dem Freund, und sagt, ich hätt es gut erwischt. Laß deinen Schatten mit dem König sprechen. Treuloser Graf, seh ich den König nie mehr? Vielleicht den Himmelskönig, unsern König nicht. Fort! Warwick und Begleiter mit Gaveston ab. Kommt, Jungens, es nützt nichts, sich zu widersetzen, wir wollen schnell es unserm Herrn berichten. In der Nähe von Boroughbridge in Yorkshire. König Eduard, der jüngere Spencer, Baldock, Edle von der Partei des Königs. Soldaten mit Trommeln und Pfeifen. Ich sehne mich nach der Antwort der Barone betreffs des Freundes, meines Gaveston. Ach, Spencer, meines Reiches Reichtum nicht löst ihn mehr aus, ihm ist bestimmt, zu sterben. Ich kenn die Bosheit von Jung-Mortimer; Warwick, ich weiß, ist roh, und Lancaster ist unerbittlich. Niemals wieder werd ich den holden Pierce von Gaveston erblicken. Mich überwältigt der Barone Trotz. Wär ich der König Eduard, Englands Herrscher, der Sohn der holden Eleanor von Spanien, des großen Eduard Longshanks Sproß, ich trüge nicht diese Wut der Bravos, duldete nicht, daß die Barone in meinem Land und Reiche mir drohn. Verzeiht, Mylord, das freie Wort. Habt Ihr des Vaters hohen Mut bewahrt? Habt Ihr gewahrt die Ehre Eures Namens? Dann würde Eure Majestät nicht dulden, von Eurem Adel so genarrt zu sein. Schlagt ihre Köpfe ab. Steckt sie auf Pfähle. Kein Zweifel, solche Lehre warnt den Rest, denn bei der Predigt kann er profitieren, Gehorsam lernen dem gesalbten König. Ja, edeler Spencer, wir waren viel zu milde, zu gut; doch da das Schwert gezogen ist, so stählen wirs – kommt Gaveston nicht zurück – an ihrem Helm und kappen ihre Köpfe. So hoher Vorsatz ziemt Euer Majestät, hängt Euch nicht an ihre Liebe, als ob Eur Hoheit noch ein Schulbub wäre und müßt gegängelt werden wie ein Kind. Der ältere Spencer kommt mit seinen Offizieren und Soldaten. Lang lebe Eduard, der edle Herrscher! Im Frieden ruhmreich und in Kriegen glücklich! Willkommen, Alter, kommst du mir zu Hilfe? Dann sage, wer du bist und wo du herkommst. Sieh – mit einer Bande Bogenschützen, Piken-, Hellbarden-, Tartschenträgern an vierhundert, verschworen Eduards königliches Recht zu schützen, komm ich zu Eurer Majestät; ich bin der Vater von Hugh Spencer hier, für ewig Eurer Majestät verpflichtet für alle Gunst, die Ihr uns beiden schenktet. Dein Vater, Spencer? Ja, gefiels doch Euer Gnaden, daß er für all die Güte, die Ihr zeigtet, sein Leben, Hoheit, Euch zu Füßen ausströmt. Zehntausendmal willkommen, Alter, wiederum! Mein Spencer, diese Lieb und Königstreue zeigt deine edele Anlage und Art. Spencer, so ernenn ich dich zum Grafen Wiltshire und mache dich täglich reich mit unserer Gnade, die wie der Sonnenschein dir strahlen soll; und da Lord Bruce sein Land bestimmt verkauft, die Mortimers die Hand im Spiele haben, bekommst du Geld, die Lords zu überbieten. Und Spencer, spar es nicht, und gib es aus. Soldatenfesttag! Dreimal willkommen alle! Mylord, hier kommt die Königin. Madame, was bringt Ihr Neues? Königin Isabella, Prinz Eduard und Levune treten auf. Herr, neues Mißgeschick und Mißvergnügen. Levune, unser vertrauter, treuer Freund, belehrt mit Schreiben und mit Worten uns, daß unser Bruder Valois, Frankreichs König, weil Ihr zu lässig ihm gehuldigt hättet, die Normandie in seine Hand gebracht hat. Dies ist der Brief, und dieses ist der Bote. Levune, willkommen! Frauchen. Pah! Wenns sonst nichts ist: Valois und ich sind bald versöhnt, doch du, mein Gaveston! Soll ich nie mehr sehn, nie wieder anschaun dich? – Madame, in dieser Sache brauchen wir Euch und Euern kleinen Sohn, Ihr sollt mit Frankreichs König unterhandeln. Zum Prinzen. Knabe, benehmt euch vor dem König kühn, und tragt mit Majestät die Botschaft vor. Tragt meiner Jugend Schwereres nicht auf, als einem Prinzen, der so jung ist, zukommt. Herr, fürchtet nichts. Des Himmels Balkenlast ruht auf des Atlas Schultern nicht so sicher, als Euer Auftrag in meiner Treue ruht. Ach, Kind, diese Gewecktheit schreckt die Mutter, nicht lange Erdenfrist ist dir bestimmt. Madame, wir wollen, daß Ihr schnell Euch einschifft mit Eurem Sohn; Levune soll Euch folgen, sobald als wir von hier ihn senden können; wählt Euch aus unseren Lords Gesellschaft aus und geht in Frieden. Laßt in Kriegen uns. Entmenschte Kriege, wo der Untertan dem König trotzt. Gott end sie schnell. Mein Herr, leb wohl, ich mache mich für Frankreich fertig. Ab mit Prinz Eduard. Lord Arundel tritt auf. Wie, Lord von Arundel, kommst du allein? Ja, lieber Herr, denn Gaveston ist tot. Ha, die Verräter! Sie töteten den Freund. Sagt mir, Lord Arundel, starb er, eh du kamst? Oder sahst du meinen Freund den Tod erleiden? Keines von beiden, Herr. Denn als er überrascht von Feindeswaffen rings umzingelt war, sagt ich die Botschaft Eurer Hoheit allen und bat um ihn mehr, als ich forderte, gelobte auf die Ehre meines Namens, ihn sicher zu Eurer Hoheit und wieder auch zurückzubringen. Sagt, wollten die Rebellen mirs versagen? Die frechen Meuterer! Ja, Spencer, alles Schurken! Ich fand zuerst sie völlig unerbittlich, der Graf von Warwick schenkte kein Gehör, Mortimer kaum; Pembroke und Lancaster, die sprachen nichts; und als mit glattem Nein sie meine Bürgschaft für ihn abgelehnt, sprach Graf von Pembroke also milden Sinnes: Mylords, da unser Herrscher nach ihm sendet, und es verspricht, ihn heil zurückzuschicken, will ich ihn wegzubringen unternehmen und wieder ihn in eure Hände liefern. Schön! Doch woran liegts, daß er nicht hierher kam? Grund war Verrat und eine Schufterei. Graf Warwick fing auf halbem Weg ihn ab; denn da er Pembrokes Leuten anvertraut war, glaubt er ihn sicher und ritt selber heim, doch eh er kam – im Hinterhalt lag Warwick und bracht ums Leben ihn. Mit einem Hieb schlug er den Kopf ihm ab und ritt ins Lager. – O blutige Tat, ein Hohn auf alles Kriegsrecht! O, muß ich sprechen oder seufzend sterben! Herr, überlaßt dem Schwerte Eure Rache an den Baronen; feuert an die Mannen! Laßt sie nicht ungerecht den Freund ermorden. Eure Standarte, Eduard, führt ins Feld und räuchert ihre eigenen Höhlen aus. kniend. Bei unsrer aller Mutter, bei der Erde, beim Himmel, bei den Bahnen der Gestirne, bei dieser Rechten und des Vaters Schwert, bei allen Ehren, eigen meiner Krone: ich will für ihn so viele Köpf und Leben, als Güter, Schlösser, Städte, Türme mein sind. Verräter Warwick, Schurke Mortimer, als Englands König will durch Seen von Blut ich ohn Haupt die Rümpfe eurer Leiber schleifen, daß ihr euch toll und voll besauft im Blut und daß ich meine königliche Fahne umfärb darin, so daß mein blutiges Rot wachruf Erinnerung an ewige Rache an eurer gottverfluchten Schurkenbrut, ihr Schufte, die mir Gaveston erschlugen! Ich wähle, edler Spencer, dich hier aus für dieses Ehren- und Vertrauensamt, und rein aus Lieb ernennen wir dich hier zum Grafen Gloster und Erzkämmerling, zum Trotz der Zeiten und zum Trotz der Feinde. Mylord, hier ist ein Bote der Barone, er wünscht vor Eure Majestät zu treten. Laßt ihn näher! Ein Herold mit Wappenfahne tritt auf. Lang lebe König Eduard, Englands gesalbter Herr! Ich weiß, so wünschen die nicht, die dich sandten. Du kommst von Mortimer und seiner Bande, nie gab es eine schlimmre Schar von Schurken. Los, sag die Botschaft. Die Lords in Waffen grüßen Eure Hoheit durch mich mit langem Leben und mit Glück, und heißen klipp und klar mich sagen Euch, daß, wenn Ihr ohne Blutvergießen wollt Erleichterung und Hilf aus diesem Graus, daß Ihr aus Eurer Fürstengunst entfernen den Spencer müßt als faulen Zweig, der tötet den königlichen Weinstock, dessen Goldlaub umwindet Eure Fürstenstirn und Krone und dessen Glanz der Neuling häßlich trübt, so sagen sie und raten liebend Euch: zu ehren den Verdienst und alten Adel und Eure alten Diener hochzuhalten und abzuschütteln trügerische Schmeichler. In diesem Fall geloben und verschwören sie ihre Ehr und Leben Eurer Hoheit. Ha, Schurken, prunken sie noch mit dem Hochmut? Fort, warte nicht auf Antwort, pack dich fort! Rebellen, wollen sie dem Herrn befehlen Beschäftigung, Vergnügen und Gesellschaft? Doch eh du gehst, sieh, wie ich diesem Spencer Er umarmt ihn. den Laufpaß gebe. Nun geh zu deinen Lords. Sag ihnen nur, ich werd sie geißeln kommen, des Mordes wegen. He, du, pack dich fort! Ich folg dir auf dem Fuß mit Schwert und Feuer. Seht ihr, Lords, wie die Rebellen frech sich blähn? Soldaten, wackere Burschen, schützt mein Recht; denn jetzt, gerade jetzt gehn wir sie beugen. Fort! Alle ab. Alarm, Vorstöße, große Schlacht, es wird zum Rückzug geblasen. König Eduard tritt wieder auf, der ältere und jüngere Spencer, Edle von der Partei des Königs. Was blasen wir zum Rückzug? auf, ihr Herren! Heut schütt ich Rache endlich mit dem Schwert auf die Rebellen, die in Waffen prunken und ihrem König trotzig widerstehen. Ich zweifle nicht, Mylord, das Recht muß siegen. Es wär nicht schlecht, Mylord, für beide Seiten, Atem zu schöpfen, unsere Leute sind von Schweiß und Staub und Hitzschlag halb erstickt, es frischt die Ruhe Pferd und Mannen auf. Da kommen die Rebellen! Der jüngere Mortimer, Lancaster, Pembroke, Warwick und andere treten auf. Sieh, Lancaster, dort ist Eduard inmitten seiner Schmeichler. Laß ihn dort sein, bis er für die Gesellschaft teuer zahlt. Er solls, oder mein Schwert flammt ganz umsonst. Empörer! Schreckt ihr zurück und blast zum Rückzug? Nein, Eduard, deine Schmeichler fallen und fliehn. Das beste ist, beizeiten dich verlassen, denn sie betrügen dich, sie, die Verräter. Verräter ins Gesicht dir, Schurke Lancaster. Fort, niederer Neuling, höhnst du Edele so? Eine edele Absicht, ehrenvolle Tat, glaubt mir, ists nicht, Gehilfen aufzusammeln, um gegen König und Gesetz zu kämpfen. Wofür bald ihre Häupter zahlen werden, zu stillen die Wut ihres erzürnten Königs. Dann, Eduard, willst du es zu Ende fechten und baden eher in Untertanenblut dein Schwert, als diese schlimme Bande bannen? Ja, Schurken, ihr, eh so gehöhnt ich werde, verwandelt Englands Städt in Haufen Steine, pflügt um und um die Tore der Paläste. Entmenschter und verzweifelter Entschluß. Alarm, auf in die Schlacht! Sankt Georg für das Recht der Lords und England! Sankt Georg für des Königs Recht und England! Alarm, beide Parteien nach verschiedenen Seiten ab. Andere Stelle des Schlachtfelds. König Eduard und sein Gefolge kommen zurück mit den gefangenen Lords und Kent. Nun, üppige Lords, nicht nur durch Schlachtenglück, durch Recht des Kampfes und der guten Sache ist euer Stolz geduckt, ihr hängt die Köpfe. Wir richten sie euch auf, Halunken, Zeit ists zur Rache jetzt für allen euren Trotz und für den Mord an meinem liebsten Freund, an dem mir, wie ihr wißt, die Seele hing, dem guten, lieben Pierce von Gaveston. Rebellen, Meuterer, ihr schlugt ihn tot! Bruder, vielmehr für dich und für das Land entfernten sie den Schmeichler deinem Throne. So, Herr, Ihr spracht; mir aus den Augen fort! Kent ab. Verfluchte Bösewichter, wie, für mich? Als wir durch Boten für ihn bitten ließen, damit er käme und mit uns noch spräche, und Pembroke sich verbürgte für die Rückkehr, und du dann, eiteler Warwick, überfielst den armen Pierce und wider Kriegsrecht köpftest? Wofür dein Kopf die andern überrage, wie deine Wut die andern überragte. Tyrann, ich achte nicht dein Drohn und Poltern. Es ist für kurze Zeit, was du verhängst. Das Schwerste ist der Tod, und lieber sterben, als ehrlos leben unter solchem König. Hinweg mit ihnen, Lord von Winchester. Die frechen Führer, Warwick, Lancaster – die Köpfe beiden ab – ich befehls dir streng. Fort! Eitle Welt, leb wohl! Leb wohl, mein Mortimer! England, unfreundlich gegen deinen Adel, bewein den Graus, merk auf, wie man dich schändet. Geh, bring den trotzigen Mortimer zum Tower, dort laß ihn wohlverwahrt. Die andern all zur schnellen Hinrichtung hinweg. Wie, Mortimer, sollen Quadern Stein einmauern deine Kraft, die Himmel stürmt? Nein, Eduard, Englands Geißel! Vielleicht doch nicht! Hoch überragt mein Hoffen mein Geschick. Die gefangenen Barone werden abgeführt. Schlagt Trommeln, blast Trompeten, Freunde, kommt, heut krönte Eduard wieder sich zum König. Alle außer dem jüngeren Spencer, Levune und Baldock ab. In dem Vertraun, Levune, das wir dir zollen, liegt Friedensruh für König Eduards Land, drum geh mit aller Hast und dem Befehle, dies Geld an Frankreichs Große auszuteilen, daß sie hiervon entzückt – wie jene Wächter, die duldeten, daß Zeus in goldenen Schauern zu Danae sich schlich – versagen alle Hilfe der Fürstin, die in Frankreich Freunde wirbt, um mit dem jungen Sohn die See zu kreuzen, ihn in des Vaters Herrschaft einzusetzen. Das ists, wonach die schlaue Königin und die Barone schon seit langem trachten. Ja, doch Levune, du sorgst, daß die Barone die Köpfe auf den Block zusammen legen, so macht der Henker ihrem Plan ein Ende. Habt keine Zweifel, Lords, ich klapp so nah mit Englands Geld inmitten Frankreichs Großen, daß Isabell umsonst die Klagen führt und Frankreich sich verhärtet ihren Tränen. Dann auf nach Frankreich, schnell, Levune, fort, verkünde König Eduards Krieg und Siege. In der Nähe des Towers in London. Kent allein. Für Frankreich bläst der Wind; blas, gute Brise, bis Kent zu Englands Heil hinüber ist. Natur, hilf meinem Land aus dieser Not! Ein Bruder? Nein, ein Metzger deiner Freunde! Du, stolzer Eduard, bannst du mich von dir? Ich will nach Frankreich, die gekränkte Königin zu trösten, Eduards Lumperein bezeugen. Entmenschter König, Edele kannst du schlachten und Schmeichlern schöntun! Mortimer, ich warte auf deine Flucht; hilf, gute dunkele Nacht, zu seiner List. Der jüngere Mortimer kommt vermummt. Hallo, wer wandelt da? Seid Ihrs, Mylord? Ich bin es, Mortimer. Doch hat dein Trank so glücklich eingeschläfert? Er hats, Mylord. Die Wächter schliefen alle. Dank ihnen konnt in Frieden ich entkommen. Doch habt Ihr Überfahrt nach Frankreich, Herr? Hab keine Sorge. Beide ab. Zweiter Teil Der Tragödie II. Teil In Frankreich (Paris). Die Königin Isabella und der Prinz Eduard. Ganz ohne Freunde sind wir hier in Frankreich, die Lords sind grausam und der König ungut. Was sollen wir tun, mein Sohn? Zurück nach England, Mutter! Dem Vater zum Gefallen, und dann pfeif ich auf meines Onkels Anhang hier in Frankreich! Ich bürg dirs, schnell gewinn ich Seine Hoheit, sie liebt mich sicher mehr als tausend Spencers. Ach, Kind, du irrst dich wenigstens in dem: noch an Verständigung von uns zu denken. Der Riß ist gar zu weit. Ungütiger Valois. Wenn Frankreich mich Unglückliche verstößt, wohin soll dann ich meine Schritte lenken? Sir John von Hennegau tritt auf. Wie geht es Euch, Madame? Ach, guter John von Hennegau, noch nie so freudlos, nie so sehr verzweifelt! Ich höre, Fürstin, von des Königs Roheit; doch trauert nicht, Madame; denn hoher Sinn verzweifelt nie. Will Euer Gnaden mit mir nach Hennegau und dort mit Eurem Sohn der besseren Zeiten harren? Wollt Ihr, Mylord, mit Euren Freunden unser Schicksal teilen? So möchte es die Königin, doch ich will: nicht Englands König, noch der Hof von Frankreich sollen mich von meiner Mutter Seite reißen, bis ich zum Lanzenbrechen stark genug bin; und dann dem frechsten Spencer an den Kopf. Recht so, mein Prinz! O süßes Herz, ich gräm mich deines Irrtums und triumphiere in der Hoffnung auf dich. Ach, lieber Sir, selbst an den letzten Saum Europens, an die Küste Tanais, wir wollen mit nach Hennegau – wir wollens. Der Markgraf ist ein edeler Herr; Seine Gnaden, hoffe ich, heißt uns willkommen. Doch wer sind diese? Kent und der jüngere Mortimer kommen. Lang lebe die Königin und glücklicher als Eure Freund in England! Lord Edmund und Lord Mortimer am Leben? Willkommen hier! Die Nachricht kam, Mylord, ihr wäret tot oder sehr nah am Tode. Das letztere, Fürstin, kam der Wahrheit näher: doch Mortimer, für besseres Glück bestimmt, hat abgestreift die Sklaverei des Towers und lebt, mein guter Prinz, für Eure Fahne. Wie meint Ihr? – Und der König lebt, mein Vater! Nein, Mortimer, fürwahr, ich glaub es nicht! Warum nicht, Sohn – ich wollt, es wär nichts Schlimmeres. Doch, edele Lords, freundlos sind wir in Frankreich. Der Herr le Grand, ein edeler Freund von Euch, erzählte uns bei unsrer Ankunft alles: wie hart die Edelen und wie schlimm der König gezeigt sich hätten. Doch Recht schafft Raum sich, wo Waffen fehlen; und wenn auch viele Freunde verloren sind, wie Warwick, Lancaster und andere von unserer Partei, so haben wir in England Freunde noch, die händeklatschend hoch die Kappen würfen, uns dort zu sehen, gewappnet gen die Feinde. Wär alles gut schon, Eduard schon bekehrt zu Englands Friedensruh und Englands Ehre. Nur mit dem Schwert, Mylord, könnt Ihrs erreichen. Von seinen Schmeichlern läßt der König nie. Ihr Lords von England, da der König Frankreichs unfreundlich Waffenhilfe hier verweigert der vielbedrängten Fürstin, seiner Schwester, so geht mit ihr nach Hennegau. Wir finden ohne Zweifel Trost, Geld, Mannen und Freunde, um Englands König bald herauszufordern. Was sagt Ihr, Prinz, und denkt von diesem Wettspiel? Ich denk, der König überrennt uns alle. Nicht doch, mein Sohn, Ihr müßt nicht so die Freunde entmutigen, die so gern Euch helfen. Sir John von Hennegau, verzeiht, ich bitte: der Trost, den Ihr der armen Königin gebt, zwingt uns durch Güte alle zum Gehorsam. Ja, lieber Schwager, und der Gott im Himmel mög Eure gute Regung segnen, Sir. Der edele, kampfbereite Ritter hier ist, wie ich seh, als Anker uns bestimmt. Sir John von Hennegau, es sei dein Ruhm, daß Englands Königin und Lords in Not von dir getröstet und gerettet wurden. Madame, und Ihr, Mylords, mit mir hinweg, daß Englands Peers sehn Hennegaus Empfang. Alle ab. In einem Zimmer des Königspalastes von Westminster. Es treten auf König Eduard, Lord von Arundel, der ältere und der jüngere Spencer und andere Lords. So triumphiert nach grausem Kriegesdrohn mit seinen Freunden Eduard von England. Triumph dem Eduard mit unbesiegten Freunden! Mylord von Gloster, hörtet Ihr das Neuste? Was Neues, Herr? Ei, Mann, es heißt, es gab ein groß Gericht durchs ganze Königreich. Lord Arundel, Ihr habt doch wohl die Liste noch bei Euch? Ja, Herr, vom Gouverneur des Towers. Ich bitte, laßt sie sehn. Er nimmt die Liste. Was gibt es da? Lies, Spencer, du. Er gibt die Liste dem jüngeren Spencer, der die Namen vorliest. höhnisch lächelnd. Vor einem Monat bellten sie noch laut, jetzt, auf mein Leben, bellen und beißen sie nicht. Gibts, Sirs, von Frankreich Neues? Gloster, traun, die Lords von Frankreich lieben Englands Geld so, daß Isabell dort keine Hilfe findet; was bleibt zu tun? Habt Ihr, Mylord, verkündet Belohnung dem, der Mortimer herbeischafft? Ja, Herr, wir habens; ist er noch in England, wird er bald hier sein, daran zweifelt nicht. Wenn, sagst du, Spencer? Sicher wie der Tod, er ist in England. Unsere Hafenmeister sind, wills der König, nicht so nachlässig. Ein Bote kommt. Was gibts? Was bringst du Neues? Woher kommt das? Ein Brief, Herr, ist es mit Nachrichten aus Frankreich an Euch, Mylord von Gloster, von Levune. Der Bote gibt die Briefe dem jüngeren Spencer. Lest. liest. Meinen pflichtschuldigen Gruß zuerst an Euer Gnaden usw. Ich habe gemäß der Instruktion für diesen Auftrag mit des Königs von Frankreich Großen verhandelt und erreicht, daß die Königin ganz unzufrieden und ohne Tröstung fortgegangen ist; wenn Ihr fragt, wohin: mit Sir John von Hennegau, dem Bruder des Markgrafen, nach Flandern. Mit ihnen gingen Lord Edmund und Lord Mortimer, die in ihrem Gefolge verschiedene Leute Eures Vaterlandes und auch andere haben; und es erhält sich das Gerücht, daß sie dem König Eduard eine Schlacht zu liefern beabsichtigen, und zwar schneller, als er sich ihrer versehen kann. Das sind die Neuigkeiten von Belang. Euer Gnaden stets zu Diensten Levune. Ha, Schurken, ist der Mortimer entschlüpft? Mit ihm vereint ist Edmund fortgegangen? Den Reigen führt Sir John von Hennegau. Bei Gott, Madame, mit Eurem Sohn willkommen! England wird euch und eure Rotte grüßen. Spreng vorwärts, lichter Phöbus, durch den Himmel und dunkele Nacht im rostigen Eisenwagen, verkürze deine Zeit, ich bitte dich, daß ich den höchsterwünschten Tag erblicke, an dem im Feld wir die Verräter treffen. Nichts grämt mich so, als daß mein kleiner Sohn verführt ward, ihre Bosheit so zu stützen. Nach Bristow, Freunde, kommt, uns dort zu rüsten: seid, Winde, so gerecht, sie herzubringen, als ihr wart ungerecht, sie fortzutragen. Nähe von Harwich. Königin Isabella, Prinz Eduard, Kent, der jüngere Mortimer und Sir John von Hennegau. Ihr Lords, Landsleute und geliebte Freunde, mit gutem Wind willkommen all in England. Die besten Freunde ließen wir in Belgien, der Heimat Freunde hier zu treffen. Böser Fall, der Kraft mit Kraft verknüpft und Schwert und Degen, in Bürgerzwisten Sipp und Landsmannschaft, sich selbst in andern schlachten läßt und ihre Körper durch eigene Waffen bluten! Doch was hilfts? An allem Graus sind schuld verführte Könige. Vor ihnen allen, Eduard, bist du einer, des Lockerheit dies Land dem Raube preisgab, der den Kanal vom Blut des eigenen Volkes ließ überströmen. Schirmherr solltest du sein, doch du – Nein, Königin, wollt Ihr ein Krieger sein, müßt Ihr mit solcher Leidenschaft nicht reden. Lords, da der Himmel uns hier landen ließ, gewappnet für Rechte dieses Prinzen, schwören wir ihm, um unseres Landes willen Vasallentreue, Lehnspflicht, Kriegsbereitschaft. Und für das offenkundige Unrecht, das Eduard an uns, dem Land, der Königin tat, stehn wir in Waffen, es durchs Schwert zu rächen, daß Englands Königin in Frieden wieder besitze ihre Ehr und Würden; nebenbei vom Könige die Schmeichler fortzuräumen, die Englands Reichtum, seinen Schatz, vergeuden. Trompeten blast; Mylord, wir wollen marschieren. Der König denkt, wir kommen, ihm zu schmeicheln. Ich wollt, ihm wär nie mehr geschmeichelt worden! Alle ab. Die Szene ist in der Nähe von Bristow. König Eduard, Baldock und der jüngere Spencer treten auf. Flieht, Herr, die Königin ist überstark. Es wächst ihr Anhang, und der Eure sinkt. Gehn wir nach Irland, Atem dort zu schöpfen. Wie, ward ich geboren, zu fliehn und fortzulaufen, die Mortimers erobernd hier zu lassen? Bringt mir mein Pferd, ermutigen wir die Truppen, in diesem Ehrenbett mit Ruhm zu sterben. O nein, Mylord, der fürstliche Entschluß paßt diesmal nicht hierher, fort, man verfolgt uns. Alle ab. Kent tritt auf mit Schwert und Schild. Hier floh er hin, ich bin zu spät gekommen. Eduard, hallo! mein Herz erweicht sich dir. Kecker Verräter Mortimer, was hetzt du den angestammten König mit dem Schwert? Ich feiler Schurke! Warum hab ich roh das Schwert erhoben gegen meinen Bruder? Laß Racheschauer regnen auf mein Haupt, du Gott, dem es gerechterweise zusteht, die scheußliche Verräterei zu strafen. Eduard, der Mortimer sinnt dir Verderben. So flieh ihn denn! Doch Edmund, kühl die Wut, verstell dich oder stirb, denn Mortimer und Isabell verschwören sich und küssen; und doch, bei Gott, trägt sie der Liebe Maske. Pfui dieser Brunst, die Tod und Haß gebiert! Fort, Edmund, fort, Bristow zu Longshanks Blut ist falsch; laß nicht Verdacht allein dich finden. Denn Mortimer paßt dir auf alle Schritte. Königin Isabella, Prinz Eduard, der jüngere Mortimer, Sir John von Hennegau treten auf. Erfolg in Schlachten gibt der Gott der Könige dem, der mit Recht ficht, Fürchter seines Zornes. Da wir Erfolg und Sieg davongetragen, sei Dank dem großen Himmels-Herrn und euch; eh wir noch weiter gehen, edle Lords, ernennen wir hier unseren lieben Sohn aus Lieb und Fürsorg für sein fürstlich Leben zum Reichsverweser; und da die Geschicke den Vater sein so höchst unglücklich machten, verfahret, ihr getreuen Lords, hierin, wie euer Weisheit es am besten dünkt. Madame, darf ich ganz harmlos fragen: was Ihr nach dem Fall mit Eduard machen wollt? Sagt, welchen Eduard meint Ihr, lieber Ohm? Den Vater, Neffe, ich darf nicht König sagen. Mylord von Kent, was braucht es dieser Fragen? Es steht bei ihrem Willen nicht, noch unserem, doch was dem Reich und Parlament gefällt, das soll mit Eurem Bruder dann geschehn. – Beiseite zur Königin. Ich liebe nicht diesen weichen Zug an Edmund, man wird guttun, beizeiten aufzupassen. Der Mayor von Bristow kennt ja unsere Absicht. Gewiß, Madame, und die entkommen schwer, die schlachtenflüchtig. Baldock ist mit dem König. Ein feiner Kanzler das, nicht wahr, Mylord? Und auch die beiden Spencers, Sohn und Vater! Dieses, Eduard, ist der Untergang des Reiches. Es treten auf: Rice ap Howell, Ratsherrn der Stadt, Gefolge mit dem gefangenen älteren Spencer. Gott schütz die Königin und ihren Prinzen. Die Bürger und das Oberhaupt von Bristow schenken zum Zeichen ihrer Lieb und Treue durch mich dem Staate diesen Hochverräter. Spencer, den Vater jenes Schalksnarrn Spencer, der – wie in Rom der Meuterer Catilina – in Englands Schatz und Wohlstand schwelgte. Euch allen Dank. Für diese Liebessorge verdient Ihr königliche Gunst und Lohn; doch wo sind Eduard und der andere Spencer? Spencer, der Sohn, ernannter Graf von Gloster, ist mit dem Zungengleisner Baldock fort und schiffte grad nach Irland mit dem König. Ein Wirbelwind ersäufe oder bring sie; ich zweifle nicht, sie kommen bald ums Leben. Wann sehe ich den König, meinen Vater? beiseite. Unseliger Eduard, verjagt aus England! Madame, was wartet Ihr und steht versonnen? Mich schmerzt das Unglück meines Herrn. Doch ach! die Sorge um mein Land trieb mich zum Krieg. Madame tat es mit Sorg und Trauerklagen. Euer König hat das Land und sich geschändet, gutmachen müssen wirs, so gut es geht. Bringt den Rebellen inzwischen auf den Block. Rebell ist der, der gen den Fürsten ficht; so fochten nicht, die Eduards Recht verfochten. Schafft ihn hinaus, er faselt. Gefolge mit dem älteren Spencer ab. Rice ap Howell, Ihr sollt der Königin gute Dienste tun, da Ihr im Lande hier in Ansehen steht, und folgen den rebellischen Flüchtlingen. Madame, wir müssen derweil uns beraten, wie schließlich Baldock, Spencer und Gelichter, bis sie erledigt, zu verfolgen sind. Alle ab. In der Abtei von Neath. Es treten auf der Abt, Mönche und vermummt der König Eduard, der jüngere Spencer und Baldock. Mylord, habt keinen Zweifel, keine Angst: wir wollen so sorgsam, so verschwiegen sein, um Eurer Majestät Person zu sichern, frei von Verdacht und Überfall von denen, die die Majestät verfolgen, Euch selbst und die Ihr zu Gefährten wähltet, wie die Gefahr in diesen Stürmen fordert. Vater, dein Antlitz darf Verrat nicht bergen, o wärest je ein König du gewesen; dein Herz, durchbohrt vom Anblick meines Elends, könnt Mitleid nur mit meinem Zustand fühlen. Stattlich und stolz durch Reichtum und Gefolge, Lebt ich bis jetzt in Pomp und voller Pracht. Doch wo wär der, den Thron und Königswürde im Leben nicht und Tod elend gemacht. Komm, Spencer; Baldock, komm, setz dich zu mir, erprobe nunmehr die Philosophie, die du an Brüsten hochberühmter Schulen von Aristoteles und Plato einsogst. Dies Leben voll Beschaulichkeit ist Himmel; könnt ich ein Leben so voll Ruhe führen! Doch ach, wir sind verfolgt und ihr, Geliebte – sie wollen euer Leben, meine Schande. Ihr edelen Mönche: für Schätze, Gold und Lohn verratet mich und mein Gefolge nicht. Ihr möget sicher sitzen, Euer Gnaden, wenn niemand sonst um Euer Hiersein weiß. Nicht einer! Dennoch war mir recht verdächtig ein düsterer Kerl auf einer Wiese unten: er sah mit langem Blick uns nach, Mylord, und alle Welt ist, weiß ich, unter Waffen, Waffen, die unserem Leben tödlich dräun. Wir waren nach Irland eingeschifft, doch leider von Widerwind und schlimmem Sturm gezwungen, an Land zu gehn und hier in Furcht zu schweben vor Mortimer und seinen Mitverschwornen. Mortimer, wer spricht von Mortimer! Wer kränkt mich mit dem Namen Mortimer? Ein Bluthund das! In deinen Schoß, mein Vater, leg ich dies Haupt, mit Sorgen schwer beladen. O möcht ich diese Augen nie mehr öffnen, nie mehr erheben dieses müde Haupt, nie mehr erheben dies mein sterbend Herz. Blickt auf, Mylord! – Baldock, die Schläfrigkeit besagt nichts Gutes; – da sind wir schon verraten! Rice ap Howell, ein Schnitter und Leicester dringen mit Walliser Streitaxtträgern herein. Bei meinem Leben! Dies sind die Gesuchten! Genug, mein Bursch. Herr, bitte, macht es kurz, ein höherer Wille läßt uns dieses tun. für sich. Der Königin Will, erregt von Mortimer! Was setzte Mortimer bei ihr nicht durch! Sieh, wie der dort sitzt, hoffend, ungesehen entfliehn zu können mörderischen Händen. Zu wahr ist es: »Wen der Morgen machtvoll sieht, den sieht der Abend schon im Niedersturz.« Doch Lester, laß dein Mitgefühl nicht wachsen. Laut. Spencer und Baldock – bei keinen anderen Namen – nehm ich euch hier ob Hochverrates fest. Pocht nicht auf Titel, sondern folgt in Haft. Es ist im Namen Isabells, der Königin. Was sinkt Ihr so zusammen, Herr? O Tag, du letzter meines Erdenglücks, Schwerpunkt des Unglücks, o ihr meine Sterne, was blickt so finster ihr auf einen König? Komm, Lester, denn, im Namen Isabells mein Leben mir, die Freunde mir zu nehmen. Hier, Mann, reiß auf die atemfrohe Brust und nimm mein Herz als Pfand für meine Freunde. Fort mit ihnen! Du wirst wohl noch erlauben, daß wir von seiner Gnaden Abschied nehmen. beiseite. Mir bricht das Herz vor Mitleid, wenn ich sehe, welch Worte und Gebot ein König duldet. Mein lieber Spencer, müssen so wir scheiden! Wir müssen, Herr, so wills der Zorn des Himmels. So wills die Höll und Bosheit Mortimers. Des Himmels Huld hat nichts hiermit zu tun. Herr, nutzlos ist, zu klagen und zu toben. Wir nehmen untertänigst unseren Abschied. Gefallen ist unser Los, ich fürcht, auch deines. Im Himmel sehn wir uns, hier niemals wieder! Und Lester, sag, was wird mit uns geschehn? Nach Killingworth muß Eure Hoheit gehen. Muß! Es ist hart, wenn Könige gehen müssen. Für Euer Gnaden ist die Sänfte da, die auf Euch wartet, und der Tag wird alt. Viel lieber geht, als bleibt, bis daß es Nacht wird. Eine Sänfte hast du? Legt mich auf die Bahre und bringt mich fort von hier zur Höllenpforte, laßt Plutos Glocken meinen Tod ausläuten und Furien ihn an Charons Strand beheulen; denn Freunde hab ich außer diesen nicht, die sterben müssen durch Tyrannenschwert. Mylord, geht nur, habt keine Sorg um diese, wir sehn sie bald um ihre Köpfe kürzer. Gut, – was sein muß, muß sein. Scheiden heißts, lieber Spencer, lieber Baldock, scheiden! Fort, falsches Kleid, nicht falsch ist nur mein Leid. Er reißt die Verkleidung ab. Vater, lebt wohl. Lester, du wartest schon, und ich muß gehn. Lebt, Freunde, wohl, und Leben! Der König mit Leicester ab. O! ist er fort? Der edle Eduard fort? Von hier gegangen? Nie mehr uns zu sehen? Brich, Himmel, ein! Sonne, laß deine Bahn! Erde, zerschmilz! Fort ist mein Lehensherr, fort ist er, fort! Ach! Niemals kommt er wieder! Spencer, ich sehe unsere Seelen fliehn; wir sind beraubt der Sonne unseres Lebens: bereite dich für neues Leben, aufwärts heb Augen, Händ und Herz zum Himmelsthron; zahl der Natur mit frohem Angesicht Tribut. Das ist der ganzen Weisheit letzter Schluß: zu sterben, Lieber, darum leben wir, zu sterben, leben all und steigen, um zu fallen. Kommt, kommt, laßt diese Predigten, bis Ihr am vorgeschriebenen Platze seid. Ihr und euresgleichen habt in England schöne Geschichten angestellt; wollen eure Lordschaften nun endlich fort? Eure Lordschaft, hoff ich, werden sich meiner erinnern. Mich deiner erinnern, Bursche! was sonst wohl? Folge mir zur Stadt. Halle des Schlosses Killingworth. König Eduard, Leicester, Bischof von Winchester und Trussell. Geduld, mein guter Herr, hört auf zu klagen; denkt, Killingworth sei Euer Hof und Ihr wohntet ein Weilchen hier nur zum Vergnügen und nicht aus Zwang und aus Notwendigkeit. Lester, wenn gutes Wort mich trösten könnte, hätte dein Zuspruch längst mein Leid gelindert, denn immer warst du gut und liebevoll. Der Bürger Schmerzen sind gar bald gestillt, doch die der Könige nicht. Der wunde Hirsch rennt um ein Kraut, das seine Wunde schließe; doch klafft das Fleisch dem königlichen Leun, reißt er und rauft es mit der grimmigen Pranke, und außer sich vor Wut, daß niedere Erde sein Blut soll trinken, bäumt er sich gen Himmel; so stehts um mich, des unerschrockenen Sinn der Ehrgeiz Mortimers zu beugen trachtet und dieser Königin Mißart, Isabells der Falschen, die mich so gefangen setzte. Ach, solches Überleid sättigt die Seele, daß ich auf Fittichen des Grolls und Ekels mich oft genug zum Himmel schwingen möchte, um beide vor den Göttern zu verklagen. Bedenk ich dann, daß ich ein König bin, dünkt mir, ich soll mich für die Unbill rächen, die Mortimer und Isabell mir taten. Doch was sind Könige, wenn die Macht dahin? Nur scharfe Schatten eines Sonnentages! Die Lords regieren, und ich heiße König, trage den Reif und bin beherrscht von ihnen, von ihm und meiner ungetreuen Königin, die mir das Ehebett mit Schmach befleckt, dieweil ich diese Gruft des Grams bewohne, wo Sorge mir am Ellenbogen steht und Jammer meinem Herz Gesellschaft leistet, das in mir blutet ob des schnöden Wechsels. Doch sagt mir, muß ich jetzt der Kron entsagen, den Räuber Mortimer zum König machen? Ihr irrt Euch, Herr, wir bitten um die Krone für Englands Heil und Eduards prinzlich Recht. Es ist für Mortimers, nicht Eduards Haupt! Der ist ja nur ein Lamm, umringt von Wölfen, die plötzlich ihm das Leben rauben werden. Doch trägt der eitele Mortimer die Krone, laß, Himmel, sie zu Loh und Feuer werden; laß sie, ein Schlangenband des Tisiphon, die Schläfen des verhaßten Kopfs umwinden, damit nicht Englands Weinstock untergehe und Eduards Name lebt, wenn Eduard stirbt. Mylord, warum vertut Ihr so die Zeit? Die Antwort drängt: legt Ihr die Krone ab? Lester, bedenk, wie schwer ichs tragen muß, so grundlos Reich und Krone zu verlieren und an die Ehrsucht Mortimers mein Recht, der wie ein Berg mein Glück im Sturz begräbt. Wie völlig jetzt ist doch mein Geist vernichtet! Doch was der Himmel will, ich muß gehorchen: hier, nehmt den Reif und Eduards Leben auch. Er nimmt die Krone ab. Zwei Könige Englands kanns zugleich nicht geben. Doch halt – laßt bis zur Nacht mich König sein, daß ich aufs Funkeln dieser Krone starre, mein Auge soll sein letztes Labsal haben, mein Haupt die letzte Ehre, die ihm ziemt, und beide verlieren zugleich ihr gutes Recht. Schein immerzu, du Sonne, hoch am Himmel, laß nie die stille Nacht dies Land besitzen, steht still im Lauf, ihr Uhren dieses Weltalls, ihr, Mond und Jahreszeiten all, bleibt stehn, daß ich noch König bleib des schönen Englands! Doch heller Tagesglanz geht schnell dahin und zwingt mich, meiner Krone zu entsagen. Unmenschliche, genährt mit Tigermilch, was giert ihr nach des Herrschers Untergang, den Kronreif mein' ich und mein schuldlos Leben. Schaut, Bestien, schaut: ich setz ihn wieder auf. Er setzt die Krone auf. Wie, fürchtet ihr nicht eures Königs Wut? Doch, Unglücks-Eduard, dies ist Narrentrug, sie achten deiner Stirne Grimm nicht mehr, sie suchen einen neuerwählten König; drum füllt den Sinn mir wildverzweifelnd Grübeln; dies Grübeln foltert endlos mir die Qualen; und in den Qualen Linderung find ich keine, wenn ich die Krone nicht spür auf meinem Haupt. Drum laßt sie mich noch eine Weile tragen. Herr, das Parlament heischt rasche Nachricht, drum sagt, wollt Ihr verzichten oder nicht? Der König tobt. Das will ich nicht, doch bis zum Tode herrschen! Verräter, fort, mit Mortimer vereint euch; erwählt, setzt ein, verschwört euch, wie ihr wollt; ihr Blut und eures siegele den Verrat. Wir melden Eure Antwort – und lebt wohl. Will abgehen. Ruft sie zurück, Mylord, gebt gute Worte, denn wenn sie gehn, verliert der Prinz sein Recht. Ruf du sie doch, ich hab nicht Kraft zum Schrein. Der König, Lord, ist willens, zu entsagen. Auch wenn er nicht will, laßt ihm freie Wahl. O hätt ich sie! Doch Erd und Himmel haben verschworn sich meiner Not. Empfang den Reif hier. Empfangen! Nein – denn diese Unschuldshände sollen schuldig nicht an solcher Untat sein. Doch er, dens mehr als euch nach meinem Blut verlangt, der Königsmörder heißen will, der nehme sie. Seid ihr bewegt, bedauert mich, dann holt den unerschütterlichen Mortimer und Isabell, die Augen hat von Stahl und eher Feuer sprüht denn Tränen weint. Doch nein! Viel lieber, als die wiedersehn: hier, hier. Er übergibt die Krone. Nun, süßer Gott im Himmel, laß mich verachten diesen flüchtigen Prunk und gib dafür mir einen Thron im Himmel. Dein Finger, Tod, drück meine Augen zu, doch wenn ich leb, laß mich mein selbst vergessen. Mein Herr! Nennt mich nicht Herr; fort, aus den Augen mir! Ach nein, verzeiht! – Der Gram macht mich wie toll. Laßt Mortimer nicht meinen Sohn betreun, denn sicherer lebt sichs noch in Tigers Rachen, als ihm im Arm. Bringt dies der Königin, von Tränen naß, getrocknet dann mit Seufzern. Übergibt ein Taschentuch. Wenn sie bei seinem Anblick nicht bewegt wird, bringt es zurück und taucht es in mein Blut. Empfehlt mich meinem Sohn; er soll herrschen besser denn ich; wenn je ich fehlte, geschah es nur aus übertriebener Milde. Wir nehmen untertänigst unsern Urlaub. Lebt wohl. Der Bischof und Trussell mit der Krone ab. Ich weiß, das nächste, was sie bringen, wird sein – mein Tod. Er soll willkommen sein. Unglücklichen ist Tod Glückseligkeit. Ein anderer Kurier, was bringt er Neues? Berkeley kommt und überreicht einen Brief an Leicester. Was ich erwartete! Komm, Berkeley, komm, sag deine Botschaft mir ins nackte Herz. Herr, glaubet nicht, daß solch verruchte Absicht in einem Mann von Stande wohnen kann. Für Eurer Hoheit Dienst und Aufwartung und Schutz vor Feinden würde Berkeley sterben. Mein Fürst, der Rat der Königin beschließt, daß ich mein Amt verlasse. Und wer bewacht mich nun? Müßt Ihr es, Lord? Ja, lieber gnädiger Herr, so ists verfügt. liest das Schreiben. Von Mortimer, des Name hier geschrieben. Gut, ich zerreiß ihn, der mein Herz zerreißt. Er zerreißt den Brief. Die karge Rache hat mir wohlgetan, so werd sein Leib wie dieses Blatt zerrissen, hör mich, Unsterblicher, und laß es zu. Euer Gnaden müssen gleich mit mir nach Berkeley. Wohin Ihr wollt. Denn jeder Ort ist gleich und jeder Erdenfleck gut zum Begräbnis. Behandelt ihn so gut, als Ihr nur könnt. So geh es meiner Seel, wies ihm bei mir. Mein Feind hat meines Zustands sich erbarmt, das ist der Grund, daß man mich jetzt entfernt. Und glauben Euer Gnaden, Berkeley sei hart? Ich weiß es nicht, doch dessen bin ich sicher: Tod endet alles, und ich sterb nur einmal. Lester, leb wohl. Noch nicht, Mylord, ich bring Euch auf den Weg. Leicester mit Berkeley und dem König ab. Im königlichen Schloß Westminster. Königin Isabella und der jüngere Mortimer. Schön Isabell, erreicht ist es; die brünstigen Verführer der schwachsinnigen Majestät bezeugten ihre Ehrfurcht luftigen Galgen, und er liegt selber in Gefangenschaft. Wenn ich Euch leite, leiten wir das Land. Auf jeden Fall laßt ab von kindischer Furcht. Wir halten einen alten Wolf am Ohr, der, wenn er auskommt, auf uns beide losgeht und fester faßt, da wir ihn selber faßten. Denkt drum, Madame, es kommt viel darauf an, so schnell es angeht, Euren Sohn zu krönen und mich als seinen Vormund zu erklären. Denn unser Handel trägt viel größeren Schwung, wenn eines Königs Name druntersteht. Mein süßer Mortimer, Leben Isabellens, sei überzeugt, ich liebe dich von Herzen, und drum, bleibt nur der Prinz, mein Sohn, mir heil, den wert ich halte wie mein Augenlicht, sinn gegen seinen Vater, was du willst, und ich sag selber gerne ja dazu. Erst möcht ich Botschaft, daß er abgesetzt ist, dann gebt ihn ruhig unter meine Hand. Ein Bote kommt. Ein Brief, woher? Von Killingworth, Mylord. Wie geht es meinem Herrn und König? Er ist gesund, doch macht er sich Gedanken. Die arme Seel, ich wollt, ich könnt ihn trösten. Der Bischof von Winchester kommt mit der Krone. Dank, edeler Winchester. Zu dem Boten. Du, Bursche, fort. Der Bote ab. Der König hat der Krone ohne Zwang entsagt. Welch günstige Post! Ruft meinen Sohn, den Prinzen. Dann: Berkeley kam, eh noch der Brief gesiegelt, so daß er jetzt von Killingworth schon fort ist. Wir hörten dann, daß Edmund komplottiere, den Bruder zu befrein; doch weiter nichts. Der Lord von Berkeley ist so mitleidsvoll wie Lester, dem er vorher anvertraut. Dann schafft ihm einen anderen Wächter an. Laßt mich nur machen. Hier ist das Königssiegel. Der Bischof ab. Wer ist da? Er ruft nach den Dienern. Gurney und Matrevis ruft. Um dieses Dickkopfs, Edmunds, Plan zu stören, wird Berkeley abgesetzt, fort kommt der König, und keiner wisse, außer uns, wohin. Doch, Mortimer, solang er Atem zieht, wie sind wir beide sicher und mein Sohn? Sprecht, soll er gleich erledigt sein und tot? Ich wollt, er wärs, wärs nicht durch meine Schuld. Matrevis und Gurney kommen herein. Genug! Matrevis, schreib sogleich an den Lord Berkeley und in meinem Namen, er soll den König dir und Gurney lassen. Ist das geschehen, so wollen wir unterschreiben. Es soll geschehen. Er schreibt den Brief. Gurney! Ja, Mylord. Willst du durch Mortimer im Ansehen steigen, der jetzt Fortunens Rad nach Willen treibt? Tracht, ihn mit allen Mitteln siech zu machen, gib ihm kein freundlich Wort noch guten Blick. Dafür steh ich Euch gut, Mylord. Und dies noch obendrein. Dieweil wir hören, daß Edmund sucht, ihm Freiheit zu erwirken, schleppt stets ihr ihn von Ort zu Ort bei Nacht, bis ihr zuletzt nach Killingworth gelangt, und dann von dort zurück nach Berkeley wieder. Und unterwegs ihn tödlicher zu kränken, sprecht grob zu ihm und laßt auf keinen Fall ihn jemand trösten, falls er etwa weint, mehrt lieber ihm den Gram mit bitteren Reden. Keine Furcht, Mylord, wir tun, wie Ihr befehlt. Nun fort, bestellt den Brief geschwind dorthin. Wohin geht dies? Zu meinem Herrn und König? Grüßt untertänigst Seine Majestät und sagt ihm, daß umsonst ich mich bemühe, sein Los zu lindern und ihn frei zu machen. Und bringt ihm dies zum Zeugnis meiner Liebe. Gibt ihm einen Ring. Sehr wohl, Madame. Ab mit Gurney. Sehr fein verstellt, nur weiter so, du Süße. Da kommt der junge Prinz mit Graf von Kent. Er flüstert etwas in sein kindlich Ohr. Wenn er so viel Gehör beim Prinzen hat, sind unsre Plän und Anschlag bald vereitelt. Prinz Eduard kommt im Gespräche mit Edmund, Grafen von Kent. Tu Edmund freundlich, als wär alles gut. Wie gehts Euch, ehrenwerter Lord von Kent? Gut, teurer Mortimer. Zu Isabella. Und Euer Gnaden? Auch gut; wenn Euer Bruder nur erst frei wär. Ich höre grad, er hat selbst abgedankt. Um so viel größer ist mein Leid. Und meines. beiseite. Das nenn ich Heuchelei! zum Prinzen. Mein süßer Sohn, komm her, ich muß dich sprechen. Der Prinz geht zu ihr. zu Kent. Da Ihr sein Ohm und Nächstverwandter seid, seht zu, daß Ihr dem Prinzen Vormund werdet. Nicht ich, Mylord; wer soll den Sohn betreun, wenn nicht, die ihn gebar, die Königin! Mutter, nicht überrede mich zur Krone. König sei er. Ich bin zu jung, zu herrschen. Gib dich darein, nach Seiner Hoheit Wunsch. Laßt mich ihn vorher sehn, dann will ichs tun. Gut, Neffe, tu es! Wenns doch unmöglich ist! Warum, ist er denn tot? Davor sei Gott! Ich wollte, dieses Wort käm Euch von Herzen! Unsteter Edmund, willst du ihm jetzt wohl, der du mit Ursach bist an seiner Haft? Mehr Ursach mir, es wieder gutzumachen. leise zu Isabella. Ich sage dir, es ist nicht gut, daß solch ein Heuchler mit einem Prinzen nahen Umgang pflegt. Leise zum Prinzen. Mylord, verraten hat er seinen König und eigenen Bruder, darum traut ihm nicht. Doch er bereut jetzt, macht sich Sorgen drum. Komm, Sohn, und geh mit mir und diesem Edelen. Mit dir geh ich, doch nicht mit Mortimer. Dünkt Mortimer dir so verächtlich, Bürschchen! So trag ich mit Gewalt dich fort von hier. Helft, Oheim Kent, Mortimer will mir wehtun. Bruder, bemüht Euch nicht, wir sind ihm Freunde, und Isabell steht näher ihm als Kent. Prinz Eduard ist mein Mündel, gib ihn frei. Prinz Eduard ist mein Sohn, und er bleibt hier. beiseite. Bezahlen soll mir Mortimer den Schimpf. Zum Schlosse Killingworth eil ich von hier, entsetz Alt-Eduard von seinen Feinden, um mich an Mortimer und dir zu rächen. Die Königin, Mortimer mit dem Prinzen Eduard nach der einen, Kent nach der anderen Seite ab. Nachts in der Nähe von Schloß Killingworth. Matrevis, Gurney, Soldaten treten mit dem gefangenen König Eduard auf. Mylord, blickt nicht so trüb. Wir sind doch Freunde. Uns Menschen ist gesetzt, in Not zu leben. So kommt doch! – Aufschub bringt Gefahr uns allen. Wohin, ihr Freunde, mit mir armem Eduard? Haßvoller Mortimer, gibst du nie Ruh? Muß ich gequält sein wie die Uhl zur Nacht, verhaßten Anblicks all den andern Vögeln. Wann wird die Wut sich seines Sinnes legen und wann mit Blut sein Herz gesättigt sein? Wenns meines tut, stracks weidet aus die Brust und gebt mein Herz an Isabell und ihn; es ist das Vornehmste, worauf sie zielen. Nicht so, mein Lehnsherr. Ein Befehl der Fürstin hieß uns, in Sicherheit Euch, Herr, zu bringen. Doch Euer Schmerz verschlimmert Eure Qual. Nein, eure Art verschlimmert meine Qual, kann ich denn Lebensluft noch länger atmen, wenn jeden Sinn Gestank mir übertäubt? In einem Kerker hält man Englands König, ja, ich verhungere vor Nahrungsnotdurft. Mein täglich Brot sind Seufzer, herzzerbrechend, die mir das Mark des Herzens fast verzehren. So lebt der alte Eduard, und keiner hilft ihm, er stirbt, trotz seiner vielen Weiner. O Freunde, Wasser, meinen Durst zu kühlen und meinem Leib den Unrat wegzuspülen. Hier Spülichtwasser, nach Befehl. Sitzt nieder! Barbiere wollen wir Euren Gnaden sein. Verräter, fort! Wollt ihr mich morden, wie? Mit Pfützenwasser euren Herrn ersticken? Nein, nur Euch waschen, nur den Bart Euch kratzen, damit Euch niemand kennt und Euch befreit. Was sträubt Ihr Euch? 's ist alles doch umsonst! Zaunkönig sträubt sich so gen Leuenkraft, doch ganz umsonst, wie ich umsonst mich sträube und Gnade suche aus Tyrannenhand. Sie waschen und barbieren ihn mit Gossenwasser. Himmlische Mächte, die ihr kennt die Plagen, die meiner armen Leidenseele warten, blickt all hernieder auf dies freche Pack, das seinen Lehnsherrn schindet, Englands König. Mein Gaveston, für dich werd ich geschunden! Du, und ihr Spencer beide, starbt für mich, und so trag ich für euch jetzt tausend Qualen. Der Spencer Geister, wo immer sie verweilen, ersehnen mich, drum still, ich sterb für sie. Die alte Freundschaft mögt Ihr bald erneun. Kommt, kommt jetzt fort; und löscht die Fackeln aus, daß wir nach Killingworth im Dunkeln kommen. Der Graf von Kent tritt auf. Hallo, wer kommt da? Bewacht den König gut, es ist der Graf von Kent. O edeler Bruder, hilf mir und befrei mich. Laßt sie vonander, schließt den König ein. Soldaten, nur ein Wort laßt mich ihm sagen. Nehmt ihn gefangen für den Überfall. Die Waffen nieder, Schurken, gebt ihn frei. Ergib dich selber, oder sei des Todes. Gemeines Pack, was packt ihr mich so an! In Fesseln ihn! Und schafft ihn an den Hof. Wo wäre der Hof als hier, hier ist der König. Ich nehm Audienz. Was steht ihr mir im Weg? Der Hof ist, wo Lord Mortimer sich aufhält. Dorthin soll Euer Gnaden gehn. Fahrt wohl! Mit Gurney und dem König ab. O jammervolles Reich, in dem die Lords Hof halten und in Haft der König liegt. Was zaudern wir, fort, Herr, mit Euch zum Hof. Führt mich, wohin ihr wollt, sogar zum Tode, da ich den Bruder nicht befreien kann. Er wird von Soldaten abgeführt. Zimmer im Königsschloß Westminster. Der jüngere Mortimer. Eduard muß sterben, oder ich geh unter. Die Commons fangen an, ihn zu bedauern. Doch der, der Eduards Tod verschuldet hat, wirds sicher büßen, wenn der Sohn volljährig, und darum will ich es verschlagen tun. Der Brief hier, den ein Freund uns aufgesetzt, heischt seinen Tod und heischt sein Leben schonen: Edwardum occidere nolite timere, bonum est: – Habt keine Furcht ihn abzutun, es ist gut so. Doch lest ihr so, gleich hats den andern Sinn: Edwardum occidere nolite, timere bonum est: Bringt ihn nicht um, man hüte sich davor. Ohne Komma, wie es ist, so soll es abgehn. Sollte dies nach seinem Tod gefunden werden, so sollen Matrevis und die andern büßen, und wir gehn frei aus, die wirs angelegt. Der Bot ist eingesperrt in diesem Zimmer, ders weiter bringen soll und dann vollenden, und laut geheimen Zeichens, das er trägt, wird er ermordet nach getaner Tat. Lightborn, komm raus. Läßt ihn aus dem Nebenzimmer. Bist du noch jetzt entschlossen? Was sonst, Mylord; entschlossener denn je. Und hast du nachgedacht, wies auszuführen? Jawohl. Keiner soll wissen, wie er starb. Doch unter seinem Blick wirst du erweichen. lachend. Erweichen ich? Ich laß mich grad erweichen! So ist es recht, machs brav und sei verschwiegen. Ihr braucht mir keine Instruktion zu geben. Es ist der erste nicht, den ich ermorde. In Neapel lernt ich, Gift in Blumen tun, ein würgend Tüchlein in den Hals zu treiben, Luftröhren mit der Nadelspitz durchbohren, dann, wenn wer schläft, mit einer Feder ihm ein artig Pulver in das Ohr zu blasen, ins offne Maul Quecksilber ihm zu schütten. Und doch weiß ich noch bessere Art als diese. Das wär? Nein, mit Verlaub: für mich sind meine Kniffe. Ich sorg mich nicht ums Wie, wenns nur nicht auskommt. Gibt ihm einen Brief. Dies überbringe Gurney und Matrevis. Alle zehn Meilen nimm ein frisches Pferd. Gibt ihm Geld. Da, nimm, weg, fort; ich will dich nie mehr sehn. Nie? Nie, bringst du mir nicht die Post von Eduards Tod. Die bring ich bald. Lebt wohl, Mylord. Ab. Den Prinzen lenk, die Königin beherrsch ich. Mit tiefstem Bückling bis zur Erde grüßen mich stolze Lords, wenn ich vorübergehe. Ich siegele, annulliere, tu, was ich will. Furcht weck ich, Liebe nicht – solln sie mich fürchten! Runzl ich die Stirn, so soll der Hof erbleichen. Ich blick den Prinzen an wie Aristarchus, des Blick war wie die Rute für die Knaben. Die Reichsverwesung drängten sie mir auf, sie betteln noch um das, was ich begehre, während ich im Kronrat feierlich genug, nicht ungleich einem prüden Puritaner, erst eigene Unzulänglichkeit vorschützte. Und sprach: es sei zu ungeheure Last; bis ich von Freunden unterbrochen ward. Und sag: »Suscepi onus«, wie sies nennen, und kurz und gut: nun bin ich Reichsverweser. Klar ists: die Königin und Mortimer regiern das Reich, den König; keiner uns. Die Feinde plag ich und erhöh die Freunde. Was immer ich befehl: wer redet drein? Zu groß bin ich, daß mir Fortuna schade. Und daß gerade heut der Krönungstag, das ist mein Wunsch und Isabellens Wunsch. Trompetenstöße. Trompetenschall; ich muß auf meinen Platz. König Eduard der Dritte, Königin Isabella, der Erzbischof von Canterbury, ein Turnierritter und Edle. Lang lebe Eduard! Von Gottes Gnaden König von England! Herrscher über Irland! Wagt hier ein Christ, ein Heide, Türke, Jud, zu sagen, Eduard sei mit Unrecht König, und will sein Wort mit seinem Schwert erhärten: Ich bin der Ritter, der ihm stehen will. Niemand tritt vor. Trompeten, blast! Dies ist für dich, mein Kämpe. Er gibt dem Ritter eine Börse. Lord Mortimer, nehmt ihn in Eure Obhut. zu Soldaten, die den gefangenen Grafen von Kent vorführen. Wer ist der Verräter zwischen Piken und Lanzen? Edmund, der Graf von Kent. Was tat er denn? Er wollte mit Gewalt den König rauben, als wir ihn fortgeschafft nach Killingworth. Versuchtet, Edmund, Ihr, ihn zu befrein? Ich tat es, Mortimer; er ist unser König, und du zwingst diesem Kind die Krone auf. Den Kopf herunter ihm! Nach Kriegsrecht! Den Kopf herunter mir? Ich trotz dir, Schurke, Mylord, er ist mein Ohm, und er soll leben. Mylord, er ist Euer Feind, und er soll sterben. zu den Soldaten, die ihn wegbringen wollen. Halt, Pack! Kann ich ihn nicht begnadigen, liebe Mutter, bitt du den Lordprotektor um sein Leben. Sohn, find dich drein, ich darf kein Wörtlein sagen. Noch ich! Doch dünkt es mich, mein wär die Macht. Doch da sies nicht ist, bitte ich für ihn. Mylord, wenn Ihr den Ohm mir leben laßt, vergelt ichs Euch, wann ich volljährig bin. Es ist für Euer und des Reiches Heil. Wie oft muß ich noch sagen: führt ihn weg! Bist König du? Sterb ich auf dein Gebot? Auf unser Gebot! Noch einmal: fort mit ihm. Laßt mich, ich bleib und sprech und gehe nicht. Entweder mein Bruder oder sein Sohn ist König. Und beide dürsten nicht nach meinem Blut. Und drum Soldaten – wohin schleppt ihr mich? Kent wird gewaltsam abgeführt. Welch Los erwartet mich von seiner Hand, wenn solcher Art mein Ohm ermordet wird? Hab keine Angst, Liebling, ich schütze dich. Wenn Edmund lebte, sänn er dir nur Tod. Komm, süßer Sohn, wir wollen im Parke jagen. Und wird der Oheim Edmund mit uns reiten? Er ist ein Verräter. Denk nicht an ihn. Komm! Ab mit dem Prinzen. Im unterirdischen Gewölbe des Schlosses Berkeley. Matrevis und Gurney. Welch Wunder, Gurney, dieser König stirbt nicht und steht in einer Höhle bis zum Knie im Naß, darein sich alle Schloßkloaken ergießen, daraus ein fauler Dunst stets aufsteigt, genug, um zu vergiften jedermann und mehr noch solchen zart verwöhnten König. Das glaub auch ich, Matrevis; als ich gestern die Tür nur auftat und ihm Fleisch vorwarf, wär ich ums Haar erstickt von dem Arom. Sein Körper hält mehr aus, als du und ich ihm antun können, drum laß uns die Feste seines Verstandes wieder mal berennen. Mach auf und laß ihn raus. Ich will ihn ärgern. Lightborn tritt auf. Doch halt! Wer da? Der Lordprotektor grüßt euch! Überreicht ein Schreiben. Was solls? Ich weiß dies nicht zu deuten. Absichtlich, Gurney, blieb ein Komma fort. »Edwardum occidere nolite timere.« So heißts. Kennt ihr dies hier? Ich muß den König haben. Er gibt das Zeichen. Ja, warte noch, gleich hast du Antwort. Leise zu Gurney. Der Schuft kam her, den König abzutun. Ich hab mirs gleich gedacht. Und nach dem Mord? Sieh her, was er als Arbeitslohn bekommt. »Pereat iste.« Laut. Er soll den König haben. Was sonst? Hier ist der Schlüssel, hier das Loch, Tu, was Mylord dir anbefohlen hat. Weiß selber, was zu tun. Geht aus dem Weg. Doch nicht zu weit. Ich brauche eure Hilfe. Auch richtet mir im Nebenraum ein Feuer, holt einen Spieß und hitzt ihn mir glührot. Schon gut. Brauchst du sonst noch etwas? Noch sonst? Ja, einen Tisch, ein Federbett. Matrevis bringt beides aus dem Nebenzimmer. Sonst nichts? Nein! Bringt es herein, wann ich rufe. Hab keine Sorge! Hier ist ein Licht, wenn du das Loch betrittst. Gibt ihm ein Licht, mit Matrevis ab. öffnet die Kerkertür und hält sich die Nase zu. Nun muß ich ans Geschäft! Noch nie ward einer so fein erledigt wie der König hier. Pfui! Das ist ein Lokal! das muß ich sagen. Die Szene zeigt jetzt durch die geöffnete Tür im Hintergrunde den Kerker, in dem König Eduard gefangen gehalten wird; er kommt vor. Wer da? Welch Licht? In welcher Absicht kommst du? Euch trösten, Herr, und frohe Botschaft bringen. Geringen Trost dem armen Eduard zeigt dein Schurkenblick. Ich weiß, du willst mich morden. Ich morden Euch, mein lieber, gnädiger Herr! Fern seis von mir, Euch weh zu tun. Mich schickt die Königin, heißt mich schaun, wie man Euch hält; denn sie erweicht sich dieser Eurer Not. Und wessen Aug könnt sich der Trän enthalten, sieht er in solchem Jammer einen König. Du weinest jetzt schon? Hör mich doch erst an, dann mag dein Herz – und wärs wie Gurney seins oder Matrevis', das vom Kaukasus ein Block – hinschmelzen, eh ich auserzählt. Das Loch, drin sie mich halten, ist die Grub, in die des Schlosses ganzer Unrat fällt. O Schufte! Und hier in Kot und Jauche steh ich schon zehn Tage lang; und will ich schlafen, schlägt man auf eine Trommel immerfort und fort. Man gibt mir Brot und Wasser, mir, dem König, so daß vor Mangel Schlafs und Unterhalts mein Geist zerrüttet wird, mein Fleisch zermürbt. Ich weiß nicht mehr, ob ich noch Glieder habe. Weh! Quölle doch mein Blut aus allen Adern, wie dieses Wasser aus den Fetzen quillt. Ich sah nicht so aus, sagt der Königin, als ich für sie Turnier in Frankreich ritt und Herzog Claremont aus den Sattel stach. O sprecht nicht mehr, mein Fürst, mir bricht das Herz, legt Euch auf dieses Bett und ruht ein wenig. Dein Blick beherbergt Tod. Mein Untergang steht mir geschrieben zwischen deinen Brauen. Halt, zögre noch, zurück die blutige Hand, und laß mich sehn den Streich, eh daß er fällt; denn wenn ich schon mein Leben lassen soll, so soll mein Geist in Gott gefestigt sein. Warum mißtraut mir Eure Hoheit so? Warum verstellst du dich und heuchelst so? Unschuldig Blut hat nie die Hand befleckt, noch wird sie sich mit Königsblut beflecken. Vergib dem Denken, so gedacht zu haben. Ein einzig Kleinod blieb mir; da, nimm dus. Gibt ihm ein Juwel. Noch fürcht ich mich und weiß doch nicht den Grund, doch schlottert jed Gelenk, da ichs dir gebe. O, wenn dein Herz mir Mordgedanken hegt, laß diese Gabe deine Seele retten. Ich bin ein König, denk daran. Dieser Name, weh, weckt mir Höllenpein. Wo blieb mein Kronreif? Hin, hin; und ich bleib hier und lebe noch. Herr, Ihr seid überwacht, liegt hin und ruht. Ich schliefe längst, wenn mich die Pein nicht wach hielt. Zehn Tage standen diese Lider offen, nun ich dies sage, fallen sie mir zu und springen auf aus Furcht. Was sitzt du hier? Wenn Ihr mir mißtraut, geh ich fort, mein Fürst! Nein, nein; denn wenn du vorhast, mich zu morden, so kommst du doch zurück, drum bleibe gleich. Schläft ein. Er schläft. auffahrend. Nicht sterben jetzt. O wartet noch. Was gibts, mein Fürst? Ein Irgendetwas summt mir noch im Ohr und raunt, wenn ich jetzt schlaf, erwach ich nie. Dies ist die Furcht, die mich so zittern macht. Und deshalb sag mir, weshalb bist du hier? packt ihn an. Dich abzutun. – Matrevis kommt! Ich bin zu krank und schwach zum Widerstand. Hilf, lieber Gott, mir und empfang die Seele. Den Tisch da! Schont mich, oder macht es kurz! Matrevis und Gurney stürzen herein. So, stülpt den Tisch auf ihn und stampft darauf. Doch nicht zu hart, daß ihr ihn nicht zerquetscht. Der König ist gemordet. Ich fürchte, dies Geschrei weckt uns die Stadt, drum laß uns Pferde satteln. Auf und fort! Sagt mir, ihr Herrn, war das nicht brav gemacht? Ausnehmend gut. Nimm das für deinen Lohn. Sticht ihn nieder. Komm, schmeiß den Leichnam in den Dreck, des Königs aber zu Lord Mortimer. Hinweg! Ab mit der Leiche. Im königlichen Schloß. Der jüngere Mortimer und Matrevis. Matrevis, ists getan, der Mörder tot? Ach, guter Lord, ich wollt, es wär ungetan. Matrevis, wenn dich jetzt die Reue faßt, will ich dein Beichtiger sein. Du hast die Wahl, entweder wirst du in der Sache schweigen, oder wenn nicht, stirbst du durch Mortimer. Gurney entfloh, Mylord, und wird, ich fürchte, uns zwei verraten, deshalb laßt mich fliehn. Flieh denn zum Teufel! Untertänigst Dank. Ich stehe wie Jovis hoher Eichenbaum, die andern neben mir sind Sträucher kaum. Vor mir erzittern alle; ich fürcht keinen. Laßt sehn, wers wagt, mich seines Tods zu zeihn. Königin Isabella stürzt herein. Ach, Mortimer, mein Sohn, der König, hörte vom Tod des Vaters, und daß wir die Mörder. Und wenn ers hört, der König ist ein Kind noch. Er rauft die Haare sich und ringt die Hände, gelobt, er wolle sich an uns beiden rächen. Er ging ins Kronratszimmer, aufzurufen Beistand und Hilfe aller seiner Edelen. Weh mir! Sieh, wie er kommt und sie mit ihm. Jetzt, Mortimer, naht das Verhängnis uns. König Eduard der Dritte, Lords, Reisige. Habt keine Angst, o Herr, ihr seid ein König. zu Mortimer. Mörder! Herr, was soll das heißen? Glaub nicht, daß deine Worte mich noch schrecken. Mein Vater fiel durch deine Schurkerei. Du stirbst! Es soll auf seiner Trauerbahre dein gottverhaßt-verfluchter Kopf mir liegen, ein Zeugnis aller Welt, daß nur durch dich sein Königsleib zu früh zu Grabe fuhr. O weint nicht, lieber Sohn! Hemmt meine Tränen nicht. Es war mein Vater! Und hättet ihr ihn halb wie ich geliebt, Ihr trüget seinen Tod nicht so gelassen. Doch Ihr, fürcht ich, wart Mortimer verbündet. zu Mortimer. Warum erwidert Ihr dem König nicht? Weil ich verachte, so beschuldigt werden; wo ist der Mann, der sagt, daß ich ihn schlug. Verräter! Aus mir spricht meines Vaters Stimme, und deutlich sagt sie: du hast ihn erschlagen. Habt Ihr nicht andere Beweise, Herr? Gewiß, wenn dies die Handschrift Mortimers. Er zeigt einen Brief herum. leise zu Isabella. Der falsche Gurney hat mich und sich verraten. Ich habs gefürchtet, Mord bleibt nie verborgen. laut. Es ist meine Schrift, was folgert Ihr daraus? Daß du den Mörder dorthin abgesandt. Was, Mörder? Schafft den Mann her, den ich sandte. Ah, Mortimer, du weißt, er ward erschlagen! Und dir gehts gradso! Was ist er noch hier? Schleppt ihn hinaus. Werft ihn auf eine Schleife. Hängt ihn. Steckt seine Viertel auf, und bringt sein Haupt sofort zu mir zurück. O, lieber Sohn, schon ihn um meinetwillen. Madame, nicht flehen! Lieber tot, als betteln vor einem schwachen Knaben um mein Leben. Hinweg mit dem Verräter, mit dem Mörder! Feile Fortuna, ja, an deinem Rad da ist ein Punkt, und wer an den gelangt, den reißts kopfüber. An dem Punkt steh ich, und da ich seh, daß ich nicht höher kann, was gräm ich mich um meinen jähen Fall? – Lebt wohl, schön Isabell. Um Mortimer weint nicht. Gering schätzt er die Welt und geht als Wanderer neue Lande suchen. Was laßt ihr zu, daß der Verräter säumt! Der erste Lord und einige Reisige führen Mortimer hinaus. So wahr ich dir das Leben gab, vergieße mir nicht das Blut des edelen Mortimer. Das zeigt, daß du des Vaters Blut vergossest, sonst bätest du mich nicht für Mortimer. Ich hätte sein Blut vergossen? Nie! Doch Ihr, Madame! Denn so geht das Gerücht. Unwahr ist das Gerücht. Weil sie dich liebt, wards gen die arme Isabell erfunden. Ich kann nicht glauben, daß sie so entmenscht. Herr, ich fürchte, daß sichs als wahr erweist. Ihr, Mutter, seid verdächtig seines Tods, und darum senden wir Euch in den Tower, bis weiteres Verhör die Sache klärt. Und seid Ihr schuldig, bin ich auch Euer Sohn, hofft nicht, mich schwach und mitleidsvoll zu finden Dann fort zum Tod! Zu lang hab ich gelebt, wenn mir mein Sohn die Tage kürzen will. Hinweg mit ihr, ihr Wort erpreßt mir Tränen, und ich begnadige sie, spricht sie noch einmal. Soll ich für meinen lieben Herrn nicht trauern und mit den andern ihn zur Gruft geleiten? Madame, es ist des Königs Will, Ihr geht. indem sie abgeführt wird. Vergessen hat er mich! Halt! Seine Mutter! Es hilft nichts; darum, edele Dame, geht. Komm, süßer Tod, erlöse mich von der Pein. Ab mit dem zweiten Lord und Reisigen. Der erste Lord kommt mit dem abgeschnittenen Kopf Mortimers. Herr, hier ist das Haupt des Mortimer. Rüstet des Vaters Sarg, dort soll es liegen. Bringt mir das Trauerkleid! – Verfluchtes Haupt, hätt ich dich damals so wie jetzt beherrscht, so grausiger Verrat blieb ungebrütet. Hier kommt der Sarg. Helft trauern mir, Mylords. Diener bringen Sarg und Trauergewänder. Der junge König legt den Kopf auf den Sarg und kniet mit allen Anwesenden nieder. Mein Vater, hier, deinem erschlagenen Geist opfer ich des schurkischen Verräters Kopf. Laß diese Zähre, die dem Aug entquillt, dir meine Trauer und meine Unschuld bürgen.